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  • Day 12

    Reise durch die West Bank und Shabbat

    April 27, 2018 in Palestine ⋅ ⛅ 19 °C

    Heute ging in die West Bank. Nachdem wir schon für halb verrückt gehalten wurden, dass wir in diesen Teil der Welt reisen, wollten wir jetzt aber auch nach Palästina. Und es war anders als man erwarten kann. Die Leute sind freundlich, die Atmosphäre ist friedlich und wir haben uns zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Daneben gibt es auch hier viele interessante Orte, die man sehen sollte. Wir fuhren gleich am Morgen zunächst zum Fluss Jordan und zwar an die Stelle, an der Johannes der Täufer Jesus getauft haben soll. Aufgrund des vielen Regens in den letzten Tagen war der Stand des Wassers aber ziemlich hoch und nur wenige Meter weiter war auch schon die Grenze nach Jordanien. Hier finden sich auch viele christliche Pilger, die die Taufe nachspielten. Es gibt nur eine kleine Stelle, um an den Jordan zu kommen. Hintergrund ist, dass der Zufahrtsweg umzäunt ist, denn außerhalb der Straße und der Zäune befinden sich noch immer vereinzelt Landminen. Aber auch hier wurden wagenweise Touristen und Pilger herangefahren. Weiter ging es nach Jericho, was vor allem archäologisch sehr interessant ist, da es die tiefgelegenste Stadt und zugleich die (bislang wohl) älteste Stadt der Welt ist. Siedlungsspuren reichen bis in die Steinzeit vor über 10.000 Jahren zurück. Und der Wachturm der Stadt ist beinahe 8.000 Jahre alt. Während also woanders noch fleißig Mammuts gejagt wurden, baute man hier also schon Siedlungen. Bis in die Eisenzeit bis ca. 1.200 Jahre vor Christus gab es 23 verschiedene Besiedlungen des Standortes. Leider wurden die spannendsten Funde von den Briten mitgenommen. Aber die alten Siedlungsreste und der (schätzungsweise) 11 Meter hohe Wachturm sind sehr beeindruckend. Auch biblisch ist Jericho für Juden und Christen von grosser Bedeutung. Dies insbesondere im Hinblick auf die Landnahme von Kanaan, der Eroberung der Stadt und der Weihung der dortigen Quelle. Die Archäologen haben jedoch festgestellt, dass die Geschichten des alten Testaments sich zeitlich nicht mit den Funden decken. Seitdem werden noch weitere Grabungen im gesamten Tal unternommen (derzeit durch die Universität Rom), um ggf. weitere (jüngere) Siedlungen zu entdecken. Danach ging es nach Ramallah, welches nach Jerusalem die wichtigste Stadt für die Palästinenser ist. Die Stadt ist nicht wirklich groß, bot jedoch einen Einblick in die Alltagswelt der dortigen Menschen, die - welch Überraschung - sich kaum von anderen unterscheidet. Es wird auf dem Markt eingekauft, in Cafes Kaffee getrunken und Shisha geraucht sowie auf Laptops und Handys rumgedaddelt. Auch die Stadt war in keinem schlechten Zustand. Wir besuchten noch kurz das Mausoleum von Arafat und fuhren dann weiter in Richtung Betlehem. Dort nahmen wir dann Mittag zu uns und schauten uns eines der berühmten Graffiti von Banksy an (der Protestierende, der einen Blumenstrauß wirft). Danach ging es dann in die Geburtskirche, welche an dem Ort errichtet wurde an dem Jesus geboren sein soll. Auch dort befinden sich drei getrennte Bereiche für Katholiken, griechisch Orthodoxe und armenisch Orthodoxe. Für den Geburtsstein muss man üblicherweise bis zu 5 Stunden anstehen. Unser Guide schmuggelte uns jedoch irgendwie durch den Ausgang rein und wir waren nach knapp 10 Minuten auch schon wieder fertig. Wir hörten uns noch ein paar Geschichten an und erfuhren, dass der Ort für Christen und Muslime von großer Bedeutung ist (Jesus ist im Islam ein Prophet, aber nicht der Sohn Gottes und wird im Koran mit 26 Erwähnungen häufiger genannt als Mohammed mit 6 Erwähnungen). Nach der Geburtskirche ging die Reise weiter zu weiteren Graffitis und an der Mauer entlang, die Betlehem von Israel trennt. Hier haben in den letzten 15 Jahren verschiedene lokale und internationale Künstler ihren Protest ausgedrückt. Direkt an der Mauer befindet sich auch das Hotel mit dem schlechtesten Ausblick der Welt. Denn hier sind die Zimmern direkt auf die Mauer zugewandt. Dies natürlich mit voller Absicht. Das Hotel wird von den Leuten vor Ort betrieben und wurde von Banksy und anderen Künstlern von innen ausgestattet und gestaltet. Demzufolge findet man auch eine Galerie und ein Museum über den Konflikt im Hotel. Mittlerweile hat sich das Hotel auch zu einer Touristenattraktion gewandelt, da es internationale Bekanntheit erlangte. Die Mauer hinterließ jedoch das erste Mal an diesem Tage ein mulmiges Gefühl. So mehr wir über den Konflikt von beiden Seiten erfahren, so mehr wird auch bewusst wie kompliziert die Lage für alle Beteiligten ist. Wir fuhren dann anschließend wieder nach Jerusalem. Am Abend nahmen wir an einem Shabbat Teil und unterhielten uns noch lange mit anderen Reisenden. Erst spät ging es dann ins Bett.Read more