• Ein beinahe chilliger Tag, Oder?

    25. juli 2024, Tyskland ⋅ ☁️ 22 °C

    🌍Kołobrzeg/Kolberg - (train) - Szczecin/Stettin (PL) - Mescherin (DE) - Schwedt - (bush)
    📈85km, 260Hm
    🗒️Heute piepst der Wecker bereits um 0600. Ist allerdings nicht unserer, sondern der des Zeltnachbarn. & da dessen Schlaf offenbar noch viel tiefer ist als unserer (Steffi hat zB gestern Abend nix mitgekriegt, als Markus erst später ins Zelt gekrochen kam) piepst dieser fast durchgehend bis zu unserem eigenen Wecker um 0630.
    Nachdem uns das zweite 'O' unserer Reise ('Ostsee') viel weniger begeisterte als erwartet, wenden wir uns spontan dem dritten 'O' zu, der Oder.
    (paar Hintergründe dazu: Ursprünglich war unsere Idee, die Strecke Prag-Danzig-Anklam mit dem Velo zurückzulegen & von Anklam (Norddeutschland, Nähe polnische Grenze) aus mit dem Zug zurückzufahren. Also nur 'OO', Osten & Ostsee. Allerdings konnten wir nur noch die Strecke Dresden-Zürich voraus buchen, für Anklam-Dresden gab es keine buchbaren Plätze mehr für die Velos. Somit stand von Anfang an fest, dass wir diesen Teil mit Regio-Zügen absolvieren oder eben schon vorher mal eine Teilstrecke mit öV statt Velo absolvieren)
    So steigen wir also um 0755 in den Zug, der uns in rund 2h 30min nach Szczecin/Stettin bringen soll. Einstieg ist eine Haltestelle vor Kolberg Hauptbahnhof, so erhoffen wir uns einen guten Veloplatz. Der Plan scheint aufzugehen, die drei weiteren sich bereits im Zug befindlichen Velos machen sich am Hauptbahnhof alle ans Aussteigen, ebenso alle weiteren Passagiere. Wir freuen uns auf die komfortable Fahrt mit grosszügigen Platzverhältnissen! Der letzte ausstehende Passagier zerstört allerdings unsere Hoffnung, indem er uns netterweise erklärt, dass dieser Zugteil nicht weiterfährt & wir den Zug wechseln müssen🙈. Somit steigen wir als Letzte in den nächsten Zug ein, mit Velos Nummer 4 & 5, dies bei 2 offiziellen Veloplätzen🤔. Die Zugbegleiter sowie alle anderen Passagiere sind zum Glück locker drauf & keiner scheint sich ab den im Weg stehenden Velos zu stören.
    Die 2.5 Stunden Zugfahrt verfliegen schnell, Picknick-Frühstück, bisschen Planen, bisschen zum Fenster raus schauen & pünktlich treffen wir um 1030 in Stettin ein. In einer Bäckerei/Cafe verprassen wir unsere letzten Polnischen Złoty (eigentlich kamen wir bargeldlos durch Polen, haben alles mit Karte bezahlt. Einzige explizite Ausnahme: Die Fähre von Gdynia nach Hel erlaubte nur Bargeldzahlung - das soll mal einer verstehen. & weil wir deswegen Geld abheben mussten, haben wir da bisschen mehr abgehoben).
    Um 13 Uhr starten wir unsere kleine Stadtrundfahrt. Auf dem lokalen Markt hätten wir gerne einen Käse gekauft, aber diesen (zweite Ausnahme) hätte es nur gegen cash gegeben. Knapp zu spät. Das Flair von Szczecin/Stettin spricht uns irgendwie an: alles wirkt recht entspannt, wir sehen mehrere hübsche Cafés, teils schöne Parkanlagen; aber auch ältere, weniger restaurierte Bauten.
    Um ca. 14 Uhr beginnt unser Velotag dann doch noch richtig 😊. Die ersten 20km wenig attraktiv aber grösstenteils auf Radwegen durch Wohn- & Industriegebiet raus aus der Stadt. Danach wird's ländlicher, wir passieren die polnisch-deutsche Grenze & befinden uns ab jetzt auf dem Oder-Radweg. Dieser ist in einem super Zustand, grösstenteils sehr guter Asphalt & mit attraktiver Linienführung: Oft direkt neben oder zumindest in Sichtdistanz zur Oder bzw. einem Seitenarm derselben. Leicht coupiert, aber insgesamt doch recht flach. Sehr ruhig, ausser einigen Touren- bzw. Tagesradlern sehr einsam, hin & wieder durch eine kleine Ansammlung von Häusern. Gefällt uns sehr gut & bestätigt uns in unserem Entscheid, die als sehr touristisch & konsumorientiert empfundene Ostsee zu verlassen.
    An einem von zahlreichen Rastplätzen (einfache Holzbänke & -tische) Picknicken wir & in Schwedt geht's für Strom, Milkshake & fliessend Wasser zum Mc Donald's (die Eisdiele schloss leider als sie uns gesehen haben - könnte aber auch an der Uhrzeit gelegen haben🤔). Danach geht's voller Elan weiter, die Sonne steht tief, die Farben leuchten im Abendlicht & wir begegnen unterwegs Hasen, Rehen & Schwärmen von Vögeln bzw. Gänsen.
    Obwohl wir noch Lust auf mehr haben, stoppen wir & richten unser Heim direkt neben dem Radweg auf dem Damm ein. Markus geht in die Küche & Steffi richtet das Schlafzimmer ein. So ist vieles erledigt, bis 45 Minuten nach unserer Ankunft die Sonne untergeht. Zum Essen gibt's Kartoffelstock mit Poulet & Pilzen an Jägersauce, zum Dessert den Mohnkuchen Makowiec, der uns letztes Jahr schon als polnische Spezialität (aus dem Biedronka-Supermarkt) positiv aufgefallen ist. Wir sitzen bis etwa 2230 draussen, der Abend ist angenehm warm & das Abendprogramm attraktiv: Ganze Schwärme von Gänsen starten vom nahen Acker & verschieben im Formationsflug zu ihrem Nachtlager irgendwo.
    War ein schöner Tag! Der Entscheid, die Ostseeküste zu verlassen & dafür noch einen Teil der Oder mitzunehmen, war für uns richtig, wir fühlen uns hier definitiv wohler.
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