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  • Day 52

    Die Panamericana bis Máncora

    March 30, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 28 °C

    Am 28.03 hieß es Abschied nehmen aus Lima. Gleich am Morgen fahren wir zum Flughafen und holen unseren kleinen Mietwagen ab. Nachdem eine völlig überforderte, aber sehr nette Mitarbeiterin ca. eine Stunde wild in ihre Tasten hämmert, unsere Papiere kopiert, abfotografiert, verlegt und während der ganzen Wartezeit so gut wie kein Wort mit uns wechselt, kramt sie irgendwann dann doch einen Autoschlüssel heraus und ein kleiner Hyundai steht vor der Tür. Als wir glücklich im Auto sitzen und endlich los wollen, macht uns ein vorbeikommender Passant darauf aufmerksam, dass die Reifen etwas mehr Luft vertragen können und damit auch völlig Recht. Nach dem ganzen Warten und dann noch die Karosserie nach möglichen Macken absuchend, haben wir das gar nicht gemerkt. Wir sprechen nochmal mit der netten Dame, die meint, es genüge, die Reifen an der nächsten Tankstelle aufzupumpen, vertrauen darauf, füllen alle Reifen auf und fahren endlich los.
    Wir fahren noch ohne konkretes Ziel auf der berühmten Panamericana in Richtung Norden und sind schon nach wenigen Kilometern völlig überrascht und teils schockiert. Einmal aus der Großstadt Lima draußen, wird uns erst richtig klar, dass wir in der Wüste sind und vor uns liegen unfassbar große „informelle Siedlungen“. Zwar sind die Behausungen zumeist kleine Steinhäuschen, allerdings erkennt man doch deutlich, dass hier alles eben nur mit dem Vorhandenen irgendwie zusammengeschustert ist. Die Wege zwischen den Häusern sind reiner Wüstensand, Wasserleitungen gibt es nur vereinzelt und auch sonst ist die Armut nicht zu übersehen.
    Andererseits sieht man, wie Menschen mit Wasserschläuchen den staubigen Boden bewässern bzw. irgendwo hin Wasser vergießen, wo es zumindest für uns überhaupt keinen Sinn macht.
    Nach einiger Zeit hören dann auch dieses Siedlungen auf und vor uns erstreckt sich die einsame und wirklich wahnsinnig schöne Panamericana mitten durch die Wüste und immer wieder mit dem Blick auf den Pazifik. Zugleich ist die Wüste aber auch immer wieder von massenweise Müll verschmutzt, teils in völlig einsamen Gegenden, teils vor bzw. nach und in den kleinen Ortschaften, durch die wir kommen 😕. Das ist richtig traurig zu sehen, zugleich denken wir, dass gerade in diesen ärmlichen Orten die Menschen sicherlich andere Probleme als den Naturschutz haben, zu dem auch einfach keine funktionierende Infrastruktur besteht. Der Anblick, wie die Menschen ihre Plastikflaschen in aller Öffentlichkeit und selbstverständlich aus dem Autofenster werfen, ist für uns wahnsinnig ungewohnt, wann haben wir zu Hause so etwas das letzte Mal gesehen?

    Die Straße der Panamericana hingegen ist hervorragend ausgebaut, dafür bezahlt man auch alle 50-80 km eine Maut von ungefähr 2,50 € und so kommen wir an unserem ersten Tag bis in das ca. 450 km entfernte Chimbote, wo wir eine Nacht in einer super günstigen, aber schönen (und sehr pinken) Unterkunft übernachten, bevor es weiter in das knapp 600 Kilometer entfernte Piura geht. Wir wollen nun doch erst mal für einige Tage an die schönen Strände ganz im Norden Perus, bevor wir uns wieder auf Sightseeing-Tour begeben.
    Am nächsten Morgen werden wir aber erst einmal
    mit einem platten Hinterreifen überrascht 😡🤯. Hätten wir vielleicht doch auf ein anderes Auto bestehen sollen? Wir pumpen den Reifen (und zur Sicherheit auch die anderen drei) erstmal wieder auf und wollen sehen, wie weit wir damit kommen und schaffen es dann auch mit einer Zwischenbefüllung bis nach Piura, wo wir erstmal Kontakt zur Autovermietung aufnehmen und hoffen auf eine Lösung. Die ganze Zeit mit einem Reifen, der zwar langsam aber stetig Luft verliert, wollen wir dann doch nicht fahren.

    Am Mittwochmorgen geht es dann nach dem erneuten Aufpumpen des Reifens auf die letzten 200 km bis nach Máncora und unsere Erwartungen werden nicht enttäuscht.
    Bei knapp 30 Grad, die sich wie 40 anfühlen, kommen wir in unserer kleinen, einfachen Unterkunft direkt am wundervoll einsamen Strand an und springen sofort in die Wellen. Die Sonne hier, fast am Äquator, ist ungewohnt stark und wir müssen höllisch aufpassen, dass wir (noch) weiße Kartoffeln (die Kartoffel kommt übrigens ursprünglich aus Peru 💡) uns nicht innerhalb kurzer Zeit total verbrennen. Aber wir sind so richtig glücklich, hier angekommen zu sein, sitzen nach dem erfrischenden Bad auf der Terrasse am Meer, schauen den Gezeiten und den aus dem Meer hüpfenden Fischen zu, quatschen über die ganzen Eindrücke auf der Fahrt hierher und recherchieren ein bisschen über das Leben in Peru.

    Am Freitag, nachdem wir mit unserer Mietwagenfirma schon einige Male hin und her geschrieben haben, sie uns aber nur gebeten haben, selbst eine Werkstatt irgendwo aufzusuchen, steht dann plötzlich ein „Mechaniker“ vor unserer Unterkunft und will unseren Reifen wechseln 🤣. Ok, das ist schonmal super, hätten wir aber auch selber geschafft. Dann fahren wir ab jetzt eben erstmal mit dem Ersatzreifen und versuchen den kaputten Reifen noch irgendwo flicken zu lassen 😬🤷🏻‍♀️.

    Die restlichen Tage hier machen wir nicht viel, geniessen die Ruhe, die Sonne und das Meer, leben so in die Tage hinein, gehen morgens am Strand joggen, haben wie kleine Kinder Spass mit unseren kleinen Surfbrettern und den Wellen, lassen die Drohne fliegen, schlemmen uns durch das frische Obst vom Markt und testen ein paar der zahlreichen Restaurants in der Umgebung.

    Der Besitzer des Hostels freut sich über uns und wie wir den Aufenthalt hier genießen. Robert ist ein super netter und lustiger Australier Anfang 50, der seit 11 Jahren in Peru lebt. Erst hat er in seinen 30ern Asien und in seinen 40ern Südamerika bereist, will nun das Hostel hier und seine Wohnung in Lima verkaufen (ist das ein Wink mit dem Zaunpfahl?? 🤩😉), um seine 50er in Europa zu verbringen.
    Das klingt doch nach einem tollen Plan!!

    Am Dienstag geht es dann weiter ins Inland, denn es stehen nun ein paar Natur-Highlights an und wir sind schon ganz gespannt darauf 😍🤩.
    Erst mal müssen wir aber schauen, wie weit wir überhaupt kommen, denn in Peru finden gerade überall Streiks aufgrund der gestiegenen Benzin- und Lebensmittelpreise statt und es werden auf den Straßen immer wieder Barrikaden aufgebaut und angezündet, teilweise gab es ein paar gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sind hier also auch schon ankommen und machen es mit den Folgen der Pandemie für viele noch schlimmer.
    Wir werden sehen, was uns erwartet…
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