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  • Day 275

    EBC Trek 9: Von Gorakshek nach Kathmandu

    November 8, 2022 in Nepal ⋅ ⛅ 22 °C

    Nach dem wir die Nacht irgendwie hinter uns gebracht haben, komme ich kaum aus dem Bett und würde am liebsten für immer hier liegen bleiben, nur gerne 3.000 m weiter unten. Daher bleibt uns nichts anderes übrig, als unserer Sachen zu packen und erst einmal frühstücken zu gehen. Der Speisesaal ist noch eisig kalt, es sitzen schon einige andere Wanderer beim Frühstücken, alle in ihren dicken Jacken und überall vernehmen wir die gleichen „Beschwerden“ über schlaflose Nächte.
    Wir müssen nun erst einmal entscheiden, ob wir noch, wie geplant zum Gipfel Kala Patthar wandern, der von hier in 2 h zu erreichen ist und noch einmal eine tolle Aussicht auf die Bergkette bieten soll.
    Er ist eigentlich ein Vorgipfel des Pumori und die Bezeichnung Kala Patthar bedeutet „Schwarzer Stein“. Da er lediglich 5675 m hoch ist, zählt er in Nepal offiziell nicht zu den Bergen 😅🙈.
    Es dauert allerdings nicht lange bis wir uns eingestehen müssen, dass ich heute dazu nicht in der Lage sein werde. Neben der Erschöpfung durch den fehlenden Schlaf, fällt uns das Atmen jetzt schon schwer, wenn wir nur die Schuhe anziehen und mein mittlerweile sehr trockener Husten schmerzt ziemlich in der Lunge.
    Es macht also keinen Sinn, die ausschließlich steil bergauf gehende Strecke mit etwas Kletterei
    am Ende in dem Zustand auch nur zu versuchen und wir haben die umliegenden Gipfel ja auch schon gesehen 😅🙈.
    Als die Sonne über die Gipfel scheint, machen wir uns also auf den Weg hinunter und wollen heute einige Kilometer und Höhenmeter zurück schaffen.
    Nach gut 5 km sind wir in Lobuche angekommen und ich brauche dringend eine Pause. Der Weg ging zwar weitestgehend bergab oder war flach, ich fühle mich aber dennoch kaum besser, als auf dem Hinweg 🥵 und mir fällt jeder Schritt unglaublich schwer. Wir setzten uns in ein Café und sind erst ein bisschen ratlos.
    Der weitere Weg zurück hat immer wieder einige steile Stellen bergauf, bei denen wir uns sicher sind, dass ich sie im momentanen Zustand inkl. Gepäck nicht schaffen werde. Eine weitere Nacht hier oben bleiben, ist aber auch keine Option, da wir hier immer noch auf über 4.400 m sind und an erholsamen Schlaf dann sowieso nicht zu denken ist.

    Es gibt von vielen der kleinen Örtchen auf dem Weg Helikopterflüge nach Lukla oder Kathmandu, allerdings kosten die ein kleines Vermögen. Praktisch in jedem Laden oder Teehaus kann man danach fragen. In dem Café, in dem wir sitzen, wird ein Flug nach Lukla für uns beide für 1200 $ angeboten 🫣😳, dann käme aber noch der Flug nach Kathmandu dazu 🙈😢.
    Wir suchen daher erst noch ein bisschen im Internet weiter, finden mal mehr mal weniger günstigere Angebote, schreiben eine Seite auch einmal an, allerdings werden wir hier auf eine Antwort sicher länger warten müssen. Und dann gibt es da noch eine Seite, die neben Ausflugsflügen auch Rettungsflüge und eine WhatsApp Number anbietet. Also schreibe ich dort kurzerhand hin und chatte direkt mit einem netten Mann, dem ich kurz meine und unsere Situation erkläre. Er fragt nach meiner Auslandskrankenversicherung, ich schicke ihm die Unterlagen und meinen Reisepass zu und schon ist ein Helikopter auf dem Weg zu uns 😳😅🤩. Er wird die Kostenübernahme direkt mit meiner Versicherung abklären, wir müssen also nicht mal in Vorleistung gehen und Manu darf natürlich auch mitfliegen (nur diesen Teil sollen wir der Versicherung nicht mitteilen 🤣).
    Und tatsächlich landet 30 Minuten später ein Helikopter in Lobuche und wir bekommen einen ersten kostenlosen Flug über das Khumbu Tal bis nach Lukla. Die Aussicht ist wirklich traumhaft schön, und wir erkennen den erlaufenen Weg wieder. In Lukla müssen wir einmal aussteigen und auf einen anderen Helikopter warten, der uns dann direkt nach Kathmandu fliegt. Heute scheint viel los zu sein, unser Pilot muss direkt zu einem kritischen Rettungseinsatz wieder zurück in die Berge und wir daher knapp zwei Stunden warten. Das ist aber alles halb so schlimm, hier auf nur noch knapp 2.500 m geht es mit schon etwas besser, der Husten ist lockerer und schmerzt nicht mehr ganz so sehr in der Lunge und das Atmen an sich fällt leichter.
    Und dann können wir auch schon wieder in den Helikopter einsteigen und lassen uns von dem jungen, bayerischen Piloten Philipp aus Oberstdorf in knapp 40 Minuten nach Kathmandu fliegen. Das Wetter ist witziger Weise heute das erste mal auch nicht sonderlich gut und sehr bewölkt, was die Folgetage auch so bleiben soll, so dass es uns nicht ganz so schmerzt, den Rückweg nicht mehr zurückwandern zu können. Dafür ist der insgesamt fast 90 minütige Helikopterflug eine neue Erfahrung und den Umständen entsprechend auch richtig schön.

    Als wir in Kathmandu am Flughafen landen, wartet schon ein Rettungswagen auf mich (so langsam wird es mir etwas unangenehm), der uns in das nahe gelegene Swacon International Hospital, ein privates und auf Reise- und Bergmedizin spezialisiertes Krankenhaus bringt. Dort werde ich erst einmal durchgecheckt, es wird Blut abgenommen, die Lunge geröntgt, ein EKG gemacht und ich bekomme eine Infusion, etwas gegen die Kopfschmerzen und den Husten. Zu guter Letzt wird natürlich noch ein Coronatest gemacht. Die Nachbarkabinen sind ebenfalls mit Wanderunfällen und Höhenkrankheiten gefüllt und wir alle werden die Nacht hier im Krankenhaus verbringen müssen, bis die Ergebnisse am nächsten Tag da sind. Zwar versuche ich noch, das zu verhindern, aber die Versicherung würde anscheinend sonst auch nicht zahlen und die Schwester bleibt hart. Meine Befürchtung, nun in einem Vierbettkrankenzimmer die Nacht zu verbringen, bewahrheitet sich zum Glück nicht, stattdessen werden Manu und ich in ein Zimmer mit Doppelbett, Toilette und Dusche geführt und Manu darf natürlich auch bleiben. Ok, so schlimm ist es dann doch nicht 🤩🙈. Ein Pfleger nimmt noch unsere Bestellung für das Abendessen und Frühstück auf und dann können wir auch endlich wieder duschen. Die Untersuchung war mir schon leicht unangenehm, hatten wir doch immerhin seit 4 Tagen keine Dusche mehr gesehen 😬😷🤧.
    Nach dem Abendessen kommt der Arzt noch einmal vorbei und die Schwester bringt mir noch ein paar Medikamente gegen den wieder schlimmer werdenden Husten und dann dauert es auch nicht mehr lange, bis ich eingeschlafen bin und die erste Nacht seit einer gefühlten Ewigkeit durchschlafe.

    Am nächsten Morgen um halb sechs kommt die Schwester wieder, misst Fieber, Blutdruck und Sauerstoffsättigung und soweit ist alles in Ordnung. Auch die ganzen Testergebnisse und Werte sind laut dem Doktor in Ordnung und nach dem Frühstück dürfen wir dann am späten Vormittag gehen. Auch wenn ich wegen des Hustens auch noch eine Nacht länger dort bleiben hätte dürfen, freuen wir uns auf unser Hotel und etwas mehr Ruhe 😅🙈.
    Jetzt müssen wir erst mal schauen, dass ich schnell wieder richtig fit werde und ob uns dann noch Zeit für etwas Sightseeing außerhalb Kathmandus bleibt.
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