Satellite
Show on map
  • Day 220

    Am südlichsten Punkt Afrikas

    April 12, 2019 in South Africa ⋅ ☁️ 19 °C

    Fragt man in Deutschland, was der wohl südlichste Punkt Afrikas ist, werden die meisten vermutlich antworten: Das Kap der Guten Hoffnung natürlich. Die Antwort trifft auch fast zu. Aber eben nur fast. Um an dieser Stelle den alten Mythos aufzulösen, zusammen mit der Frage, an welcher Stelle der Indische Ozean und der Atlantik zusammenfließen, sei gesagt, dass der südlichste Punkt des afrikanischen Kontinents ein kleiner Ort namens Kap Agulhas ist. Dieser liegt fernab von allen großen Städten und bildet den Punkt auf der Landkarte, an dem zwei der Weltmeere zusammen fließen.

    Und genau dort wollten Ben und ich hin. Nachdem wir ausgecheckt und bezahlt hatten, fuhren wir wieder los. Stundenlang ging es die N2 entlang, bis wir auf halber Strecke nach Kapstadt etwa, auf eine schmalere Landstraße abbogen. Dort ging es für gut und gerne weitere zwei Stunden immer gerade aus. Das wir in eine einsamere Gegend fuhren merkte man schnell daran, dass uns nur noch alle drei Minuten ein Auto entgegenkam und die Straße endlos schien. Natürlich war sie das nicht und am frühen Nachmittag etwa erreichten wir Struis Bay, den kleinen Ort vorm Kap Agulhas. Dort kamen wir im Backpacker unter, das sehr gemütlich war und bezogen unser Zimmer.

    Da der Tag noch jung war, entschieden wir, zum Strand zu laufen, der zwei Straßen weiter lag. Dort angekommen zögerte ich jedoch ins Wasser zu gehen, da uns die Dame an der Rezeption vor Stachelrochen gewarnt hatte. Nach einigem hin- und her erklärte ich mich bereit schwimmen zu gehen, sofern wir uns in die Nähe anderer Badegäste begeben würden. Außer uns war jedoch nur eine andere Familie am ganzen Strand. Wir schwammen beide ein paar Minuten im Meer, bevor wir wieder aus dem Wasser herausstiefelten und uns den Hafen anschauten. Dabei handelte es sich im Prinzip nur um ein etwas größeres Becken, in dem ein paar kleine Motorboote und Fischkutter schwammen. Auch hier waren ein paar Touristen, die neugierig ins Wasser starrten. Ich folgte ihrem Blick und tatsächlich – im Hafenbecken schwammen zwei Stachelrochen. Wie dunkle Flecken glitten sie unter den Wellen am Boden entlang. Ab und zu ragte mal eine Flossenspitze aus dem Wasser heraus. Ein Tourist badete mit seinen beiden Kindern direkt neben den Rochen und ein Einwohner streichelte die Tiere sogar. Als Ben das sah, hielt ihn nichts mehr zurück und er sprang mutig zu den Fischen ins Wasser.

    Kurze Information: Der Stachelrochen (Dasyatis pastinaca) gehört zu der Familie der Stechrochen und ist ein Plattenkiemer. Er kann bis zu zweieinhalb Meter lang und drei Meter breit werden. Das Besondere an den Tieren ist wie der Name schon sagt ihr Giftstachel. Dieser ist mit Widerhaken besetzt und kann für Menschen tödlich sein. Prominentestes Beispiel ist wohl der Naturfilmer Steve Irwin, der an dem Stich eines Stachelrochen im Herz starb.

    Nachdem der Leser nun über die Gefahr von Stachelrochen Bescheid weiß, kann er sich sicher vorstellen, wie gestresst ich war, als Ben zu den Tieren ins Wasser sprang. Glücklicherweise passierte ihm nichts, obwohl er eines der Tiere unbeabsichtigt streifte. Ich für meinen Teil blieb vorsichtshalber auf dem Steg stehen. Nach zwei bis drei Minuten kam er wieder aus dem Wasser heraus und wir verabschiedeten uns von den anderen Touristen bevor wir wieder zurück zum Hostel liefen.

    Am späten Nachmittag fuhren wir noch zum kleinen Nationalpark von Kap Agulhas, in welchem der offizielle Treffpunkt der beiden Ozeane und zugleich südlichster Punkt des afrikanischen Kontinents liegt. Markiert wurde dieser Punkt mit einem Sockel, der über einer geraden Linie, die vom Land ins Wasser führte, stand und an dessen Sockel die Namen der beiden Weltmeere eingetragen waren. Ein paar Meter davor war eine große Messingplatte in der Form Afrikas am Boden befestigt worden, welche dreidimensional das Relief des Kontinents abbildete.

    Ben und ich kamen gerade rechtzeitig, um noch ein paar Bilder auf dem Stein zu schießen, bevor eine ganze Busladung Touristen uns erreichten. Danach gingen wir um das Afrika-Modell herum und inspizierten dieses.

    Als es dunkel wurde, gingen wir zum Auto zurück und von dort aus liefen wir in ein kleines Restaurant im Ort, wo es für Ben Rippchen und für mich Burger gab.
    Read more