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  • Day 54

    42. Etappe (2.)-Rignano-Montemignaio

    August 23, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 18 °C

    Meine Nacht in dem kleinen Holzhäuschen war ganz gut. Schon komisch, dass es dort drinnen den ganzen Tag heiß wie in einer Sauna war, deswegen hatte ich alle Fenster aufgemacht, und bis um drei Uhr nachts hatte ich fast alle Fenster wieder geschlossen, da es richtig kühl war. Und ich wollte nicht alles zu machen, da ich sonst am nächsten Morgen als geräucherter Schinken durch die Gegend laufen würde. Ich hatte ja neben das Bett die Räucherspirale gegen die Mücken hingestellt, und als dann wieder die Mücken zum Angriff ansetzten, wusste ich, es ist ausgegangen und ich musste es neu entzünden.
    Mein Frühstück bestand aus einem halben kleinen Glas Joghurt mit Nüssen. Kein Kaffee...
    Es ging über den Fluss gleich bergauf und wieder herunter, um die viel befahrene Straße zu umgehen. Schon hier wurde ich von Fliegen, Bremsen und Mücken belästigt. Später ging es bergauf durch den Wald und da platzte mir der Kragen, die Fliegen setzten sich auf den Kopf und zogen wie kleine Dämonen an meinen Haaren, setzten sich auf mein Gesicht, flogen in die Ohren und saugten meinen Schweiß gierig auf, die Bremsen stachen und wehe ich blieb kurz stehen, da massakrierten mich die Mücken. Ich rannte den Berg hinauf und schnaufte wie ein wilder Stier, dann ein Wutschrei! Und noch einer! Endlich setzte ich meine Cappy auf, sprühte mich mit Antimoskito-Mittel ein und tatsächlich war es dann besser. Wieso hatte ich das nicht schon vorher gemacht?!
    Ich wusste, es kam erst noch der richtige Anstieg und ich ging konsequent hoch, setzte mir, wie man es bei kleinen Kindern tut, die nächsten Ziele (der Baum mit Moos, der schräge Ast am Boden etc), bloß nicht gucken, wie steil es ist und wie lange noch.
    Ich wollte dann doch kurz gucken, wann denn die flache Stelle kommt, die ich mir gemerkt hatte. Und dann sah ich, dass ich hätte vorher abbiegen sollen! Ich geh sicher nicht 200hm runter, um die dann extra nochmal hoch zu laufen! Ich lief einen anderen Weg, der später auf den richtigen anschloss. So wie es immer ist mit den alternativen Wegen, sind diese meistens zugewachsen, komplizierter und immer dauert es länger. Am Anfang ging das gut, später war es aber so zugewachsen, dass ich einen anderen Weg suchen musste, ich wollte außerdem nicht von Wildschweinen oder Rehen erschreckt werden, in den Brombeeren stolpern und hinfallen. Ein bisschen Abenteuer hatte ich schon länger nicht mehr, aber es gibt Grenzen, vor allem, wenn man alleine ist. Also über und unter Baumstämme, durch Geäst und durch Büsche. Was ich ohne Bedenken tue: durch Farne, Gräser, Sträucher laufen. Bei uns unmöglich, da ich nach spätestens 50 Metern 20 Zecken hätte! Den ganzen Weg in Italien keine einzige Zecke, nichts!!
    Nach einer Stunde war ich wieder auf dem richtigen Weg ohne viel Höhenmeter extra machen zu müssen.
    In Vallombrosa konnte ich zu Mittag essen, ließ mir aber die Hälfte einpacken, nicht, dass ich wieder nichts zu essen bekomme heute Abend. Nach einem kurzen und steilen Aufstieg an Wegkapellen vorbei, lief der Weg langsam aufsteigend auf der Straße im Wald. Mir waren heute diese asphaltierten Straßen wirklich am liebsten, da es hier keine nervigen Insekten gab. Und ich konnte in Frieden entlang schlendern und ein bisschen in Gedanken gehen.
    An was denke ich eigentlich? Tatsächlich stelle ich mir oft den Weg betreffende Fragen wie zum Beispiel: wie wird eigentlich Reis angebaut (als ich durch die Reisfelder lief) oder wo hört die Toskana auf meinem Weg auf? Oder ich denke darüber nach, an was ich glaube und warum oder ob es nur das Gute geben kann, wenn das Böse existiert und anders herum. Warum fällt es mir leichter an den Teufel zu glauben aber so schwer an Gott? Weil die Welt so schlecht ist oder die Menschen egoistischer werden? Warum laufe ich diesen Weg? Eins ist mir klar geworden: der Weg ist ein sehr gutes Training für die Intuition, für das Unterbewusstsein, das immer die Wahrheit weiß und das Gute ist. Wenn ich in diesem Gefühl bin, geschehen gute Dinge, ich treffe gute Entscheidungen, ich weiß, es kommt gleich eine Quelle, ein Platz zum Ausruhen, oder ein guter Mensch, der mir hilft. In dieser Intuition ist das Licht, das wir im Alltag nicht finden können, da wir zu sehr abgelenkt sind von der Arbeit, der Verpflichtungen, von dem Konsum. Kein Wunder, dass die ganzen meditierenden Buddhisten am ehesten zur Erleuchtung gelangen. So ein bisschen Licht im Herzen ist also ein großes Gut, das erstrebenswert ist, für mich jedenfalls. Und ich hoffe ich finde oder werde von einem Mann gefunden, der mein Licht sieht und ich das Seine. So, Schluss jetzt mit den Gedankengut.
    Am Ende war es nochmal anstrengend, da es Berg runter ging.
    In meinem Übernachtungsort gibt es keine Dusche, aber Katzenwäsche geht ja trotzdem (ich habe mich komplett im Waschbecken gewaschen). Ich konnte hier meinen ersten, nein, meine ersten zwei Kaffee trinken, wunderbar. Auch diese Unterkunft ist einfach, aber sehr sympathisch. Und ich weiß, woran das liegt. Nicht an der Unterkunft, sondern an den lieben Menschen, die sich für die Pilger einsetzen und so wunderbar sind.
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