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  • Day 6

    Lindome

    May 29, 2018 in Sweden ⋅ ☀️ 17 °C

    Das erste Geräusch, das ich beim Wachwerden höre, ist das Klatschen dicker Regentropfen auf die harten Steine am Seeufer. Dann hört der Regen abrupt auf. Kurz darauf sind die Kribbelmücken wieder da.
    Hier muss ich weg, die zwickenden Viecher fressen mich sonst auf.
    Gedacht - getan. In Windeseile packe ich zusammen. Das Zelt kommt nass, der Rest klamm in den Rucksack. Mit noch feuchten Socken in feuchte Wanderstiefel zu schlüpfen ist kein Spaß. In dieser Regennacht blieb nichts trocken.
    Zum Abschied sage ich der Wespenkönigin in der Hütte "hej då", dann stapfe ich davon. Der Hallandsleden ist fertig gelaufen und bei mir ist die Luft raus. Es ist nicht mehr weit bis nach Lindome, vielleicht bekomme ich dort frischen Kaffee und belegte Brötchen. Das wäre jetzt das Richtige, um meine Stimmung aufzuhellen.
    Ein gut ausgebauter, breiter Weg führt mich durch parkähnliches Gelände Richtung Ort. Vor mir liegt eine große, weiße Kyrka. Es ist noch sehr früh, aber die frisch restaurierte Kirche ist nicht verschlossen. Also trete ich ein, entzünde erst eine Kerze, setze mich dann in eine Bank und schaue mich um. Hübsch ist sie, wenn man so etwas zu einer Kirche sagen darf. Dann konzentriere ich mich.
    "Was soll ich nun tun?", frage ich mich matt.
    Eigentlich will ich nur noch zurück. Es reicht mir. Vermutlich wird auf dem E1 jetzt Wald auf Wald folgen - und von Wald habe ich gerade die Nase voll. Bestimmt wird der Weg schön sein, aber auch eintönig? Und dann die furchtbaren Krabbler, die Hitze, der Regen, die Schwüle.
    Was mir besonders fehlt, ist ein Kaffee.
    "Nach Hause?", frage ich mich zögerlich, aber laut.
    Bevor ich mich endgültig entscheide, möchte ich in Lindome bei einem Kaffee meine Stimmung genau ergründen. Also lenke ich meine Schritte in den Ort, an dem der E1 aus gutem Grund herum geführt wird, wie sich gleich zeigen wird. Denn Lindome ist nichtssagend, das Einkaufszentrum hässlich und ein Café nirgends zu finden.
    Damit geht meine Stimmung endgültig in den Keller, während am Himmel neue Regenwolken aufziehen. Die Entscheidung ist gefallen:
    Es reicht! Nach Hause. Das war's!
    Ich gehe zum Bahnhof und nehme den nächsten Zug nach Göteborg.
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