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  • Day 6

    Latino-Parties und noch mehr Bürokratie

    May 28, 2022 in Dominican Republic ⋅ ⛅ 30 °C

    Bei der Abreise von der Isla Catalina geht es wieder los mit der Bürokratie. Petra ist wieder fit und übernimmt die Formalitäten, die wie üblich ewig dauern, obwohl ja eigentlich nur die Schiffs- und Crewdaten, das Abreisedatum und der nächste Anlaufpunkt von einem Armada Beamten in ein Formular eingetragen werden müssen.
    An das Warten auf dieses sogenannte "Despacho Nacional" haben wir uns mittlerweile gewöhnt... Und ehrlich gesagt, fällt das Warten an einem solchen Ort auch nicht wirklich schwer. Über den Grund, dass es dieses Mal sogar noch länger als üblich dauert, können wir auch noch schmunzeln... Aus Mangel an Formular Vordrucken wird dieses umständlich von Hand geschrieben, inkl Einzeichnen von Hilfslinien und Neuanfertigung beim obligatorischen Schreibfehler.

    Wir beschließen daher, dass wir so schnell wie möglich die Dominikanische Republik verlassen wollen, in der Hoffnung, dass Jamaika und Belize wieder seglerfreundlicher werden. Also steuern wir die Marina von Boca Chica an, da man dort auch die finalen Ausreiseformalitäten aus der Dominikanischen Republik erledigen kann.

    Wir fahren zum ersten Mal unter Segel, der Spinnaker zieht uns mit lockeren 5 Knoten zügig voran. Wellen und Wind von hinten, dass Sonnensegel an Deck kann aufgespannt bleiben, an Bord gibt es reichlich Platz zum Essen, Chillen, Lesen, Dösen... so segelt es sich extrem entspannt und komfortabel.

    Was wir während der Fahrt nicht ahnen ist, dass es in Boca Chica noch einmal richtig dicke kommen soll!
    Als wir in die Lagune einlaufen und vor der Marina im Flachwasser vor Anker gehen herrscht um uns herum schon das reinste Chaos auf dem Wasser. Etliche Boote liegen vor Anker, auf jedem von ihnen Party pur, teils mit Lautsprechern, die für ein Open Air Festival reichen würden. Jedes Boot versucht dabei die Lautstärke der anderen möglichst zu übertrumpfen. 2 Speedboote und mind. 20 Jetskis rasen nicht nur kreuz und quer um die Boote herum sondern teilweise auch nur haarscharf an badenden Leuten vorbei. Das vorherrschende Bild: Typen mit Plauze und/oder aufgepumpten und tätowierten Oberkörpern umkreisen mit laut aufheulenden Motoren die Boote mit tanzenden, selfiemachenden Ladies! Ab und zu zeigt dieses etwas proletenhafte Balzverhalten sogar tatsächlich Erfolg und die ein oder andere Lady darf sich vor oder hinter den Jetski Macho setzen. Eine von diesen wird etwas übermütig, dreht zu fest am Gas und schmeisst ihren Casanova direkt vor unseren Augen hinten vom Pferd... pardon, Jetski. Wir kommen aus dem Staunen und Lachen nicht heraus.

    Gut dass wir uns hier nur kurz anmelden und die Ausreise am nächsten Tag vorbereiten wollen. Unser Ankerplatz soll weiter hinten in der Bucht liegen eines ruhiger zugeht.

    Das Lachen über die Partymeile auf See vergeht uns aber als wir von der Marina und der Armada erfahren, dass wir nicht Ankern dürfen, sondern verpflichtet werden in der sauteuren Marina anzulegen. Echt jetzt, hier in diesem Lärm und im Dreckwasser des Hafens sollen wir übernachten?? Nichts mit schwimmen am Abend und am Morgen? Und um uns dort anzumelden sind 6 Beamte notwendig?!

    Wir beschliessen dem Chaos zumindest kurz zu entfliehen und den Ort zu Fuß zu erkunden und die Gelegenheit für einen Einkauf zu nutzen. Berti der arme Kapitän muss an Bord bleiben und den Lärm allein ertragen.
    Als wir bei der Rückkehr erfahren, das morgen der día de la madre, der lokale Muttertag ist, schwindet unsere letzte Hoffnung, dass zumindest die Nacht ruhig wird. Die Party geht bis morgens um 7 Uhr. Selbst Ohropax hilft nicht gegen Reggaeton, Salsa, Techno auf See in voller Lautstärke. Warum wir nicht in der Lagune ankern und übernachten dürfen, während es für die 20 Partyboote kein Problem ist, bleibt uns ein Rätsel... Genauso bleibt es uns ein Rätsel, warum Berti schon um 9 Uhr morgens mit lautem Metal-Gitarren-Sound aus unserer Boombox nach nur zwei ruhigen Stunden seine persönliche Rache ausübt... Und damit natürlich auch uns wieder unsanft aus den Federn schmeisst. Wahrscheinlich eines der Privilegien eines Kapitäns ;)

    Die Crew ist trotz Alkoholabstinenz verkatert, übermüdet, genervt und will nur noch weg. Es dauert aber noch bis um 4 Uhr am Nachmittag, bis alle Papiere in Ordnung, sämtliche Pässe 4x kopiert sind und die Largyalo nochmal inspiziert ist.

    Die erzwungene Zeit im Hafen nutzen wir immerhin, um Wäsche zu waschen, Wasser aufzufüllen, Müll abzuladen und das Deck zu schrubben...

    Bis die Wartezeit in plötzliche Hektik umschlägt. Die Tinte der Ausreisestempel in unseren Pässen ist noch nicht trocken, da werden wir angewiesen SOFORT den Hafen zu verlassen. Es stehen mehrere Bedienstete der Armada sowie der Marina am Schiff und passen auf, dass niemand dieses mehr verlässt und warten bis wir ablegen.

    Was haben sie hier in der Dominikanischen Republik nur gegen Segler?!
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