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  • Day 3

    Kotor

    May 27, 2022 in Montenegro ⋅ ☀️ 29 °C

    „Weltkulturerbe!“, schallt es von allen Sei­ten, wenn von Kotor die Rede ist. Tat­sächlich wurde die von gewaltigen Fes­tungsmauern umfriedete Stadt am­ Ende der Bucht 1979 nach dem ver­hee­renden Erd­beben von der Unesco als­ einziges Kulturdenkmal (Durmitor und die Boka werden als Naturdenk­mä­ler ge­führt) in die einschlägige Liste au­f­ge­nommen.

    Auf diesen Status sind die Ein­woh­ner Kotors natürlich mächtig stolz - und nicht nur­ die: In ganz Montenegro gilt Kotor ziemlich unangefochten als die schönste Stadt des kleinen Landes. Wer nun eine eilig wieder hoch­ge­päp­pel­te Kulissenstadt ver­mutet, kann sich be­ru­higt in einem der zahlreichen Ca­fés auf den vielen kleinen Plät­zen der unglaublich winkligen Altstadt zurück­leh­nen, schließlich sind für die Re­kon­struk­tion beinahe aus­schließlich ori­gi­na­le Steine aus der ursprünglichen Bau­sub­stanz verwendet wor­den. Auch die ansonsten in Ex-Jugoslawien un­heil­voll aus­gelebte Lust an der Mo­der­ni­sierung mittels Wasch- und Sichtbe­ton konnte sehr ge­bremst werden.

    In den manchmal nur schul­ter­brei­ten Gassen herrscht dichter Verkehr - al­lerdings nur zu Fuß, für motorisierte Fahr­zeuge ist die Altstadt gesperrt, nur das Elektro­fahrzeug der Müll­abfuhr rum­pelt gelegentlich in hals­brecheri­schem Tempo über das von Millionen Tou­ris­ten­schuhen glatt­ ge­lau­fene Pflas­ter. Ge­radezu an früh­ere römische Ver­hält­nisse erin­nern die Bataillone her­ren­loser, leicht bos­haft aussehen­der Stra­ßenkatzen, die jeden Müll­eimer wahr­schein­lich mit Nachdruck zu verteidi­gen bereit sind. Ihre bel­len­den Schick­salsge­nos­sen ver­lassen sich eher auf die Almo­sen, die sie von Tou­ris­ten mit her­zi­gem Au­gen­aufschlag erbetteln kön­nen.

    Unsere Reiseleiterin Rosanda, zeigte uns viel von ihrer Heimatstadt und so durfte natürlich auch ein Blick in die Geschichte Kotors nicht fehlen...

    Am Anfang steht - natürlich - eine Le­gen­de. Die Nymphe Alkimi, außer­halb Ko­tors nur als Mutter Jasons be­kannt, führte die ersten Siedler aus den Ber­gen hinab in die Bucht. Nur hier fände sich Wasser zum Tränken des Viehs (bei der Gelegen­heit entsprang die Gru­dić dem Fels) und Zugang zum Meer, Grund­lage des Wohl­stands kom­men­der Zeiten. Das überzeugte, und die Sied­ler gründeten die Stadt.

    Die Quellenlage deutet indes, weit pro­saischer, auf ganz andere Motive für die Sess­haft­werdung an dieser Stelle hin: Die vor Stürmen und Gezeiten he­raus­ra­gend gut ge­schützte Lage am En­de einer auch von großen Schiffen gut be­fahrba­ren Bucht war schon für die Grie­chen ein schlagendes Ar­gu­ment, den Ort als Anlaufpunkt für ih­re Kriegs- und Handelsmarine zu nutzen. Wenn­gleich ein präzises Datum für die Stadt­gründung nicht auszumachen ist, weiß man mit Sicherheit von einer hel­len­is­ti­schen Kolonie namens Akurion im 3. Jh. v. Chr. am Ende des langen Fjords. Un­ter den­ Römern, die als nächs­te me­di­ter­rane Hegemonialmacht die Vor­züge des Stand­orts­ ebenfalls zu schät­zen wussten, bildete sich dann der Orts­name Catharum her­aus,­ der schon auf das heutige Kotor vorausweist. Ers­te Wahl unter den Städten der Bo­ka Ko­tor­s­ka war Kotor damals allerdings noch nicht - dieser Rang gebührte dem heu­te eher verschlafenen Risan, das des­halb auch mit den besse­ren kunst­his­to­ri­schen Zeugnissen aus römischer Zeit aufwarten kann.
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