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- May 27, 2022, 2:39pm
- ☀️ 29 °C
- Altitude: 8 m
- MontenegroKotorŠkurda42°25’30” N 18°46’12” E
Kotor
May 27, 2022 in Montenegro ⋅ ☀️ 29 °C
„Weltkulturerbe!“, schallt es von allen Seiten, wenn von Kotor die Rede ist. Tatsächlich wurde die von gewaltigen Festungsmauern umfriedete Stadt am Ende der Bucht 1979 nach dem verheerenden Erdbeben von der Unesco als einziges Kulturdenkmal (Durmitor und die Boka werden als Naturdenkmäler geführt) in die einschlägige Liste aufgenommen.
Auf diesen Status sind die Einwohner Kotors natürlich mächtig stolz - und nicht nur die: In ganz Montenegro gilt Kotor ziemlich unangefochten als die schönste Stadt des kleinen Landes. Wer nun eine eilig wieder hochgepäppelte Kulissenstadt vermutet, kann sich beruhigt in einem der zahlreichen Cafés auf den vielen kleinen Plätzen der unglaublich winkligen Altstadt zurücklehnen, schließlich sind für die Rekonstruktion beinahe ausschließlich originale Steine aus der ursprünglichen Bausubstanz verwendet worden. Auch die ansonsten in Ex-Jugoslawien unheilvoll ausgelebte Lust an der Modernisierung mittels Wasch- und Sichtbeton konnte sehr gebremst werden.
In den manchmal nur schulterbreiten Gassen herrscht dichter Verkehr - allerdings nur zu Fuß, für motorisierte Fahrzeuge ist die Altstadt gesperrt, nur das Elektrofahrzeug der Müllabfuhr rumpelt gelegentlich in halsbrecherischem Tempo über das von Millionen Touristenschuhen glatt gelaufene Pflaster. Geradezu an frühere römische Verhältnisse erinnern die Bataillone herrenloser, leicht boshaft aussehender Straßenkatzen, die jeden Mülleimer wahrscheinlich mit Nachdruck zu verteidigen bereit sind. Ihre bellenden Schicksalsgenossen verlassen sich eher auf die Almosen, die sie von Touristen mit herzigem Augenaufschlag erbetteln können.
Unsere Reiseleiterin Rosanda, zeigte uns viel von ihrer Heimatstadt und so durfte natürlich auch ein Blick in die Geschichte Kotors nicht fehlen...
Am Anfang steht - natürlich - eine Legende. Die Nymphe Alkimi, außerhalb Kotors nur als Mutter Jasons bekannt, führte die ersten Siedler aus den Bergen hinab in die Bucht. Nur hier fände sich Wasser zum Tränken des Viehs (bei der Gelegenheit entsprang die Grudić dem Fels) und Zugang zum Meer, Grundlage des Wohlstands kommender Zeiten. Das überzeugte, und die Siedler gründeten die Stadt.
Die Quellenlage deutet indes, weit prosaischer, auf ganz andere Motive für die Sesshaftwerdung an dieser Stelle hin: Die vor Stürmen und Gezeiten herausragend gut geschützte Lage am Ende einer auch von großen Schiffen gut befahrbaren Bucht war schon für die Griechen ein schlagendes Argument, den Ort als Anlaufpunkt für ihre Kriegs- und Handelsmarine zu nutzen. Wenngleich ein präzises Datum für die Stadtgründung nicht auszumachen ist, weiß man mit Sicherheit von einer hellenistischen Kolonie namens Akurion im 3. Jh. v. Chr. am Ende des langen Fjords. Unter den Römern, die als nächste mediterrane Hegemonialmacht die Vorzüge des Standorts ebenfalls zu schätzen wussten, bildete sich dann der Ortsname Catharum heraus, der schon auf das heutige Kotor vorausweist. Erste Wahl unter den Städten der Boka Kotorska war Kotor damals allerdings noch nicht - dieser Rang gebührte dem heute eher verschlafenen Risan, das deshalb auch mit den besseren kunsthistorischen Zeugnissen aus römischer Zeit aufwarten kann.Read more