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  • Day 12

    Kennedy Space Center

    November 15, 2018 in the United States ⋅ 🌧 21 °C

    Um 7 Uhr sollte der Wecker gehen. Um halb 7 reisten die „illegal“ am Seitenrand stehenden Camper mit ihrem Anhänger ab und weckten mich mit dem Abbau. Das war aber halb so schlimm, denn schließlich ging gerade schon die Sonne auf. Also schnell unter die Dusche und schon waren wir um 07:10 Uhr fertig. Hmm… was machen wir mit der gewonnen Zeit? Erstmal in aller Ruhe Frühstücken. Noch schnell ein paar Fotos machen von dem wirklich schönen Stellplatz und mal einen ersten Eindruck gewinnen, wie das Ganze hier denn hier bei Licht so aussieht.
    Von dem Plan meinen Kopf mal schnell in den Atlantik zu stürzen, musste ich mich dann aber doch leider verabschieden. Der, am Rande gestern in den Nachrichten gehörte, Temperatursturz hatte uns dann tatsächlich erreicht. Gefühlt waren es vielleicht „nur“ noch 15 Grad. Das W-Lan am Campground war jedoch so schlecht, dass sich selbst die WetterApp nicht aktualisierte. Also wirklich verifizieren kann ich die gefühlte Temperatur nicht. Da es sich dann aber auch sehr schnell zuzog und sogar einige Tropfen vom Himmel fielen brachen wir die Zelte ab und fuhren zu unserem heutigen Tagespunkt – das Kennedy Space Center. Das W-Lan dort zeigte übrigens nur 11 Grad an. Immerhin sollte es aber noch bis 22 Grad klettern heute. Eindeutig zu wenig für mein Empfinden 😉
    Dem aufmerksamen Leser mag nicht entgangen sein, dass wir heute keinen „normalen“ Tag im Space Center erwarten durften. Heute war der Start einer Rakete. Wie wir im weiteren Verlauf erfahren durften – zumindest, wenn wir das mit unseren zarten Englischkenntnissen richtig verstanden haben – der erste seit 6 Monaten, welcher tagsüber, und somit mit Publikum, stattfand.

    Bereits kurz nach dem Parken erwartete uns der erste Stand mit der großen Aufschrift: „Launch Information“. Puh… also scheint das gelesene wirklich keine Ente zu sein. Schnell zum Stand geeilt vergewisserten wir uns noch, ob trotz des schwarzen Himmels der Start weiterhin geplant war. Man war sehr freundlich und unterhielt sich bestimmt 10 Minuten mit uns. Da wir eh zu früh dran waren, war uns das nur recht 😊
    Alles was wir erfahren konnten waren aber doch eher allgemeingültige Floskeln. Es kann viel dazwischenkommen. So eine Rakete besteht aus ca. 2 Millionen Einzelteilen. Alles muss zusammenpassen und so weiter. Naja… irgendwie nett aber nicht befriedigend. Aber wir sagten uns, dass wenn sie es jetzt schon wüssten, dass der Start nicht möglich sei, würden sie uns das wohl schon sagen. Und Wetterdaten wird die NASA – bzw. SpaceX (das Unternehmen von Elon Musk) wohl besser erheben können als das, was der schnöde Deutsche in der Tagesschau mitbekommt.
    Ein Gutes hatte das Gespräch aber definitiv für uns. Man gab uns den Tipp, den Abschuss am „Saturn V“ Center anzuschauen. Ein Komplex, welcher ca. 10 Meilen entfernt des Visitor Komplexes liegt und mit eigenen Tour-Bussen angefahren wird. Von da aus hätte man die beste Sicht.

    So gingen wir guten Mutes die Tickets kaufen. Den deutschen Audioguide bestellten wir gleich mit… voll für’n Ars… ähh die Tonne. Unsere beiden ersten Guides funktionierten nicht richtig. Wir bekamen natürlich Neue gebracht. Die liefen auch – zumindest die ersten zwei Stunden. Aber das, was sie einem mitteilten, konnte man auch mit wenigen Englischkenntnissen durchaus in der Landessprache verstehen. Wieder einer Erfahrung schlauer. Aber bei 9 Dollar pro Person kein besonders teures Lehrgeld – für hiesige Verhältnisse.

    Unmittelbar bevor das Space Center dann seine Pforten um 9 Uhr öffnete lief erstmal die Nationalhymne. Die Kopfbedeckungen fielen reihenweise und selbst der schludrigste Besucher stand für kurze Zeit gerade und still – immer wieder erstaunlich und beeindruckend.

    Im Anschluss ging es dann hinein ins Vergnügen. Zuerst wollten wir uns die Halle der Heroes & Legends anschauen – schließlich wurde sie uns beim Kauf der Tickets wärmstens empfohlen. Diese war jedoch bei unserem Eintreffen noch geschlossen. Da unser Zeitfenster recht begrenzt war, bis wir mit dem Bus rüberfahren wollten – schließlich sagte man uns, dass es durchaus sein kann, dass man um 11 Uhr nicht mehr zum Aussichtspunkt kommt – besuchten wir im Hauptkomplex „nur“ noch Atlantis. Ein paar beeindruckende Filmszenen in unterschiedlichen Räumen bei jeweils aufwendigen und guten Aufmachungen später kamen wir dann im Hauptraum an. Das originale Space-Shuttle Atlantis war hier schräg unter der Decke über mehrere Etagen aufgehangen und ausgestellt. Es sah tatsächlich aus, als wenn es ein Nachbau aus Plastik oder eher noch Pappmachés sei. Aber man versicherte uns, dass das nicht der Fall sei. Daneben hingen noch diverse Exponate in Schaukästen wie z.B. Weltraumnahrung. Ebenfalls gab es kleinere Ausstellungen in dem Raum, welche den Aufenthalt kurzweilig machten. An dieser Stelle sei unter anderem die Nachbildung des Cockpits oder die Möglichkeit eine Passage des Rauschiffes entlang zu kriechen genannt. Sehr nett aufgemacht.
    In der unteren Etage befand sich dann noch eine Art Startsimulation, welche doch stark an das Galaxy im Fantasialand erinnerte. Zuletzt genannte gewinnt das Rennen jedoch um Meilen 😉 Aber für tolle Attraktionen hat die Umgebung um Orlando ja auch deutlich bekannter Anlaufstellen zu bieten.

    Dann war es auch schon kurz vor 11 Uhr und wir begaben uns in Richtung der Bustour. Diese dauerte – dank einer engagierten Fahrerin – anstatt der angegebenen 40 Minuten ca. 60 Minuten. Sie beinhaltete mehrere – ich glaube normalerweise nicht vorgesehen – Stopps, vorbei an der Produktionshalle des neuen NASA-Flagschiffes, welches ab 2022 wieder den Weltraum erkunden soll. Es ist das Gebäude, welches weltweit das Größte – nicht durch Mauern getrennte – Volumen aufweist. Zumindest wenn ich das richtig verstanden habe 😊 Ebenfalls fuhren wir an der Startrampe 39 A „vorbei“. Diese sollte im weiteren Verlauf heute den Mittelpunkt der Veranstaltung geben. So nah kamen wir der dort aufgebauten Rakete – der Falkon 9 – auf jeden Fall nicht nochmal. Geschätzt waren es aber immer noch mindestens 2 Kilometer Entfernung. Verständlicherweise gab es einen riesen Sicherheitsbereich, welcher durch starke Polizeipräsenz auch verdeutlicht wurde.

    Nach der Ankunft im Saturn V Center war es dann auch schon fast Mittag – oder wie man hier sagt: „Noon“. Also nur noch 3:46 Stunden bis zum Start. Knappe 2 Stunden nahmen wir uns noch Zeit für die Erkundung der dortigen Ausstellung. Die Rakete Saturn V in ihrer vollen Größe und Länge einschließlich einem Stück Mondstein und den damaligen Raumanzügen waren dort die Highlights.

    Nach einem mehr oder weniger leckeren Mittagessen – das kann KFC deutlich besser – begaben wir uns dann in die „Banana Creek Launch Viewing“ – Area. Aufgebaute Tribünen für ca. 5.000 Personen inklusive Großbildleinwand für die Übertragung aus nächster Nähe. Wir selbst befanden uns 3,9 Meilen von der Rampe entfernt – mit freiem Blick über das Wasser. Die nächste Möglichkeit das Spektakle zu beobachten – im Eintrittspreis mit inbegriffen.

    Früher war diese Örtlichkeit der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Sie war, wie wir im Verlauf der Veranstaltung erfuhren, ursprünglich nur der absoluten Prominenz wie Staatsgästen oder der First Lady zugänglich. Das hat sich zum Glück mittlerweile geändert und so fieberten wir bei einem Unterhaltungsprogramm mit allen nützlichen Informationen über den Launch eben diesem für die letzten 90 Minuten entgegen.

    Mittlerweile war uns auch der Wettergott holt und schob ein großes Wolkenloch über die Abschussrampe, welche absolut pünktlich durch die Zündung der Triebwerke in Rauch gehüllt wurde. Die atemberaubenden Geräusche und das Grollen im Magen kamen mit wenigen Sekunden Verzögerung dann auch bei uns an. Für die Entfernung von ca. 7 km echt immer noch erstaunlich laut.
    Nach wenigen Sekunden war die Falkon 9 dann aber doch in den letzten verbleibenden Wolken verschwunden und ich konnte meiner To-Do-Liste im Leben gleich einen Punkt hinzufügen und wieder streichen. Denn den Start einer echten Weltraumrakete mitzubekommen stand bis dato dort noch nicht drauf. Aber er sollte auch tatsächlich darauf nicht mehr fehlen.

    Eigentlich war der Tag damit für uns gedanklich auch beendet. Die Rückfahrt dauerte mit Anstehen dann schließlich auch nochmal eine gute Stunde, so dass wir gegen 17 Uhr wieder am Visitor-Center waren. Dieses schließt offiziell um 18 Uhr und natürlich gäbe es auch noch gaaaanz viel anderes zu sehen. Das musste dann aber leider tatsächlich für dieses einmalige Spektakel weichen. Den Rest kann ich mir ja schließlich auch bei einem nächsten Besuch in Florida mal angucken. Für einen Tag reicht das mögliche Restprogramm auf jeden Fall noch aus.

    Leider kann ich hier keine Videos hochladen. Wer Interesse an dem Video von dem Start hat, soll sich einfach melden. Der bekommt es per WhattsApp zugeschickt. Der (anonyme) Rest muss mit den Ablichtungen leben 😉

    Am Ende fuhren wir dann – leicht durchgefroren und zum ersten Mal mit einem Pulli in diesem Urlaub – noch die letzten 60 Meile zu unserer heutigen Übernachtung. Dem Sebastian Inlet State Park. Hier machten wir noch den Gill an und schmissen ein wenig Fleisch auf den Grill. Durchaus spät schrieb ich den heutigen Reisebericht, welcher gedanklich im Vorfeld der Kürzeste werden sollte und stattdessen im bis dato Längstem endete. Aus diesem Grunde wurde die Feinplanung für den morgigen Tag dann auch erstmal verschoben.
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