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  • Day 10

    Von dem Trubel in die Einsamkeit

    November 10, 2019 in the United States ⋅ 🌙 21 °C

    Zwei wundervolle und vor allem spaßige aber auch anstrengende Tage sind wieder viel zu schnell vorbei gegangen und somit verabschieden wir uns heute von Key West und damit auch so langsam von den absolut empfehlenswerten Florida Keys. Am Ende der heutigen Etappe erreichen wir das Kontrastprogramm zu den letzten beiden Tagen voller Highlife, Trubel und Party: die Everglades bzw. deren Ausläufer – das Big Cypress National Preserve, welches sich am nördlichen Rand der Everglades befindet und einen fließenden Übergang darstellt. Aber bis dahin steht uns ja noch fast ein kompletter Tag auf den fantastischen Keys bevor.

    Nach einem kurzen Frühstück ging es somit wieder mit einem vollen Tagesprogramm auf die Route 1 über die vielen Brücken zurück Richtung Festland. Nach den ersten paar Meilen, noch vor Erreichen der 7-Mile-Bridge erreichten wir unser erstes Zwischenziel: den Bahia-Honda-Nationalpark.
    Hierbei handelt es sich – wie so oft rund um Florida – um einen Nationalpark mit einem der schönsten Strände der USA. Wirklich berühmt ist der Park allerdings durch ein Fotomotiv geworden. So befindet sich neben der alten und nicht mehr funktionstüchtigen Eisenbahnbrücke, welche die Besiedlung der Keys erst so richtig vorantrieb, eine einsame Palme am Strand. In der Kombination mit dem herrlichen Wasser ging das Foto um die Welt.
    Da auf Grund der Hurricane-Schäden leider immer noch der überwiegende Teil des Parkes geschlossen ist, stand für uns lediglich die Besichtigung der Brücke sowie nach einem Fotoshooting ein wenig Schnorcheln im Wasser auf der Programmliste. Aufgrund der heutigen Strömung war die Sicht leider eher mäßig – oder sagen wir mal, man konnte am Atlantikstrand die Hand vor Augen nicht erkennen ☹. Da dies absolut nichts für Chris ist (man weiß ja nie, welche Biester sich einem so unbekannt im Wasser nähern), entschloss er sich kurzerhand zu einem kleinen sonnenverwöhnten Nickerchen am Strand und Niclas versuchte es auf der anderen Seite der kleinen Insel – also nicht mehr im Atlantik – erneut. Nach ca. 90 Sekunden Fußweg war dann die Seite der Florida Bay erreicht. Die Sichtverhältnisse hier waren ungefähr vergleichbar mit denen im Fühlinger See. So gute 3 Meter waren dann schon drin. Aber schöne Fische wollten sich dennoch nicht vor die Taucherbrille wagen. Also noch einen letzten Versuch – zurück an die Atlantikseite und am Strand entlang in den abgesperrten Teil der Insel. Von Weitem konnte man hier schon das türkise Wasser sehen. Nach 15 Minuten Fußweg, vorbei an diversen Rentnern und einem Kiter, wurde es dann wieder Nass. Hier war die Sicht auch deutlich besser und der Schwimmausflug ging hinweg über diverse Seegrasfelder. Immer noch kein Vergleich mit dem roten Meer, aber zumindest ein paar Fische und eine große Qualle zeigten sich.
    Auch hier verging die Zeit wieder wie im Flug und ratz fatz waren 2 Stunden rum und wir mussten weiter…

    Als nächsten Zwischenstopp auf den Keys steuerten wir den Curry Hammock State Park an. Laut Reiseführer soll sich hier ein schöner Wanderweg 2 km durch die Flora und Fauna der Keys winden in dessen Mitte man auf einer Aussichtsplattform einen tollen Blick haben soll.
    Am Eintrittstor gab man uns eine Übersichtskarte des Trails, welcher außerhalb des eigentlichen Parks beginnt – so sparten wir uns sogar noch den Eintritt – perfekt. Nach einer Meile zurück in Richtung Key West erreichten wir den Parkplatz und machten uns Moskitofertig. 300 Yards später bog der Trail dann vom Radweg ab und es ging in den Wald hinein – zumindest für 20 Meter. Entweder herrschte gerade Flut in den Keys oder aber die heftigen Regenschauer der letzten Tage haben den Weg so geflutet, dass ein Durchkommen mit normalem Schuhwerk nicht möglich sein sollte. Dies stellte auch ein wenige Minuten vor uns losgegangenes Paar fest, welches uns bereits an der Einbiegung wieder entgegen kam. Naja – nicht zu ändern. Also weiter ging die Fahrt.

    Wenig später – es war bereits kurz nach 12 – erreichten wir unseren nächsten Halt. Die Fähre zum Arbeitercamp der 7-Mile-Bridge. Aber irgendwie schien es Nici nicht gegönnt zu sein dieses Camp zu Besuchen. Während es im letzten Jahr das defekte Boot war, so war es dieses Jahr das Zeitmanagement. Die Fähre fuhr quasi mit erreichen des Parkplatzes los. Die Abfahrtszeiten waren leider in keinem der Reiseführer vermerkt. Die Nächste sollte erst um 14 Uhr wieder fahren. Das passte dann nicht mehr in unseren Zeitplan und so wurde der Tagesordnungspunkt - mal wieder - gecancelt.
    Eine knappe halbe Stunde später erreichten wir unseren letzten Stopp auf den Keys: den Windley Key Fossil Reef Geologiecal State Site. Der Name und die damit verbundenen Empfehlungen klangen absolut vielversprechend! Bereits bei dem für hiesige Verhältnisse lachhaftem Eintrittspreis von 2,50 Dollar p.P. hätte man schon stutzig werden können. Es handelte sich, wie wir vor Ort erfuhren, um 5 kleine – ineinander verwundene – Wanderrouten, bei denen die Längste gerademal ca. 800 Meter betrug. Also eher etwas für einen kurzen Lückenfüller als für einen schönen Nachmittag.
    Nichts desto trotz konnte man hier eine große Vielzahl von unterschiedlichen Bäumen und Fossilien sehen. Vom Parkranger erhielten wir zu Beginn noch ein dickes Buch in welchem die jeweiligen POI der Wanderwege markiert waren. Zu 95% waren dies Erklärungen zu der dort jeweils befindlichen Baumart. Nach dem 20ten Baum wurde dies dann doch etwas langweilig und so wurden die Beschreibungen zu den nächsten 60 anderen Baumarten mehr überflogen als gelesen.
    Immer wieder zwischendurch stieß man dann aber doch auf den Namensgeber dieses Parkes – die Fossilien. Dem Tourguide war zu entnehmen, dass vor 125.000 Jahren der Wasserspiegel noch gute 10 Meter höher stand und die Keys es in der heutigen Form so noch nicht gab. Durch die letzte Eiszeit sank der Meeresspiegel dann und die früher vorhandenen Korallenriffe wurden trocken – und im wahrsten Sinne des Wortes – auf Eis gelegt.
    Im Laufe der Zeit haben sich dann aus den alten Riffen die heutigen Keys gebildet. Während dem Bau der Eisenbahn – wann auch sonst 😊 – wurden dann große Steinblöcke aus den Keys geschlagen um den Untergrund an anderen Stellen zu befestigen. Hierbei entdeckte man dann die Vielzahl an fossilen Korallen. Ein Teil der Blöcke und der Wände aus denen sie herausgeschlagen wurden befinden sich gut sichtbar am Rande der Wanderwege. Vielleicht können in nochmal 125.000 Jahren die Touristen ja dann die Überreste der heutigen Keys in ähnlicher Weise bestaunen- zumindest wenn der Anstieg der Meere weiter so forciert wird.
    Zum Abschluss der Route gab es dann noch die letzten nicht ganz verrosteten Überreste eines Baggers zu sehen und fertig war die 2,5 Dollar-Tour 😊.

    Die darauffolgende Zeit verbrachten wir heute dann meist auf der Straße, da es wieder hieß: Kilometer machen! Einen kleinen Snack gönnten wir uns – nach der anstrengenden Wanderung – noch im Arbey‘s 😉

    Auf dem Weg zum nächsten Campground lag „zufällig“ noch ein Indianerkasino, welches wir natürlich nicht auslassen konnten – schließlich war Chris noch nie in einem gewesen😊. Das mit geschätzten 1000 Spielautomaten aller Altersgenerationen bestückte Glücksspielparadies war rappelvoll mit alten Menschen (alle ca. 70+) – hauptsächlich Mexikaner. Wir suchten uns die Klassiker der Automaten raus und gaben den einarmigen Banditen mehrfach die Hand - die Urlaubskasse wollte schließlich aufgebessert werden😉 .
    Mit einem guten Gewinn von 30% und einem Lächeln im Gesicht verließen wir dann nach ca. einer Stunde das Kasino wieder und fuhren weiter. Zwar sind wir nicht reich geworden, aber immerhin konnten die Kosten für den heutigen Stellplatz wieder reingeholt werden - unsere Familien und Freunde wird es freuen - denn sonst wären wir vielleicht auch für längere Zeit nicht zurück gekommen.

    Nach 35 Minuten war der letzte Streckenabschnitt für heute auch erledigt und wir erreicht genau um 20:00 Uhr den nicht reservierten Campground – da bis zuletzt nicht feststand, wie weit wir heute kommen bzw. ob wir noch einen Abstecher in die Everglades selbst machen wollten.

    Aber zumindest in der hiesigen Region sind genug Campgrounds vorhanden, so dass das Reservieren nicht zwingend nötig war. Mal schauen, ob das in den folgenden Tagen auch so bleibt. Die nächste Reservierung haben wir nämlich erst wieder an unserem oberen Ende der Golfküste – in der Nähe von Tampa für Mittwochabend.

    Der heutige Campground ist richtig schön und ruhig gelegen. Genau in der Mitte befindet sich ein ovaler Teich mit (wer hätte es gedacht?!) Alligatoren. Diese scheinen sich von den Campern überhaupt nicht gestört zu fühlen und können hier überall rumliegen. Zumindest erinnert alle 5 Meter ein Schild an die süßen Tierchen – gesehen haben wir allerdings zumindest heute Abend selber keines. Dennoch sollte man hier nicht vergessen seine mitgebrachten Haustiere an die Leine zu nehmen – andernfalls würde man wohl nur einen kurzen „Habs“ hören und könnte anschließend nicht benutze Leine im nächsten Mülleimer entsorgen.
    Auf Grund der kleinen Stechviecher musste dann auch heute wieder das Abendessen in den Camper verlegt werden – sind wir mal gespannt ob wir das gekaufte Feuerholz noch nutzen können in diesem Urlaub 😊.
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