• Madrid & Torrejon - Ausflug f. ein Paket

    February 26 in Spain ⋅ ⛅ 12 °C

    Was in La Spezia so schlecht begonnen hat – der (leider nicht vollständig geschlossene) Reißverschluß meines Rucksacks hatte sich unter dem Gewicht der Kamera selbständig geöffnet, die Kamera war herausgefallen und das gute Zoom-Objektiv war kaputt – ist gestern zu einem guten Abschluß gekommen. Von Palencia bin ich mit dem Zug nach Madrid gefahren und habe dort das Objektiv, das von Italien nach Berlin und von dort zur Foto-Werkstatt, zurück nach Berlin und jetzt nach Spanien unterwegs war, abgeholt. Schon ein kleines Wunder, was alles so ght, wenn man liebe Helfer hat. Eine Zugfahrkarte zu kaufen war ein kleines Abenteuer. Ich wußte nicht, dass in Spanien bei Fernzügen eine Reservierung unter Vorlage eines Ausweises/Reisepasses verpflichtend ist. Und nat‼rlich war mein Wunschzug ausgebucht. Aber mit Übersetzungs-App und etwas Geduld klappt auch das. Nur dass ich dadurch später in Madrid sein werde – eine Stadtrundfahrt (vor allem die Variante, die Stadt geführt per Fahrrad zu erkunden) kann ich mir abschminken. Es wird dann sogar noch später, denn mein Zug hat rund 50min Verspätung. Aber die Fahrt war angenehm – endlich kann ich die Landschaft in ruhe betrachten und ein paar Fotos machen.
    Die Station Madrid-Chamartin ist einer der beiden zentralen Bahnhöfe – und zur Zeit eine einzige, große Baustelle. „Stuttgart21“ ist ein Kindergarten-Sandkasten dagegen… Ich brauche fast 20min, um mich durch die ganzen Umleitungen, Unterführungen, Treppen usw. durchzuwühlen. Mal gut, dass ich die Rückfahrkarte noch nicht gekauft habe – die 10min Umsteigezeit vom Zug aus Torrejon hätten nie gereicht. Ich kaufe die Karte aber jetzt – wer weiß, ob ich abends eine Reservierung bekomme…. Und richtig: mein Wunschzug ist wieder ausgebucht (vermutlich nicht wirklich, weil kurzfristige Stornierungen nicht in Echtzeit berücksichtigt werden, aber das nutzt mir nichts), aber ich bekomme eine Karte für den Spätzug. Gut – dann ist der LT ca. 2 Stunden ohne Strom, denn auf dem Stellplatz in Palencia kann man immer nur für 12 Stunden Strom freischalten. Aber bei den Außentemperaturen ist das kein Problem.
    Endlich bin ich, mit der Sicherheit der gebuchten Rückfahrt, aus dem Bahnhof raus und kann mich in das „Abenteuer Madrid“ stürzen. Da es bereits fast Mittag ist, entscheide ich mich, zum (überall als Highlight beworbenen) Park im Zentrum zu laufen und von dort aus sehen, wie ich weiter nach Torrejon de Ardoz zu Raul’s Eltern komme. Das Wetter ist gut (13ºC, windstill, sonnig) und es interessant, auch mal „normale“ Wohngebiete anzusehen. Wobei...ganz „normal“ ist es hier nicht – schon eher gutsituiert und in einigen Gebäuden sind Honorarkonsulate unterbracht. Fotografieren wird dementsprechend nicht gerne gesehen. Nach gut 6km komme ich in richtung Zentrum. Der Verkehr nimmt zu; die Geschäfte werden etwas „glitzernder“. In einem Soutarrain hat ein „authentischer, spanischer Sandwich-Laden“ seine Räumlichkeiten, ich verproviantiere mich und setze mich zum Essen auf einen Platz mit Springbrunnen. Die Skulpturen und die ganze Gestaltung des Platzes wirkt etwas „zusammengewürfelt“, ist aber interessant. Weite geht’s. Der „Parque de El Retiro“ ist wirklich schö, auch wenn um diese Zeit natürlich noch nicht alles grün ist. Aber er ist eine ruhige Oase in einer ansonsten hektischen, vollen und lauten Stadt.
    Von der Station „Avenida de America“ komme ich mit dem Bus in 45min und für 2,50€ nach Torrejon de Ardoz. Oberirdisch wirkt die Station recht klein, aber das täuscht: 3 Etagen unterirdisch bilden einen riesigen Knotenpunkt von Metro, (Überland-)Bussen, und Schnellzügen.
    Das Paket abholen ist problemlos: während der Zeit bin ich mit Raul in Kontakt, der seinerseits seine Eltern instruiert. Der Vater erwartet mich vor der Tür und drückt mir das Paket in die Hand. Er spricht nur spanisch; ich praktisch gar nicht – wir lächeln uns an und mit einem „muchas gracias“ bin ich wieder auf dem Weg zum Bahnhof. In Torrejon de Ardoz geht alles glatt – nun habe ich 1,5Std. Aufenthalt in Madrid-Chamartin. Durch die Baustellen-Situation gibt es keine einigermaßen netten Aufenthalts-Möglichkeiten, aber das werde ich schon überstehen. Was ich dann sehe, gefällt mir aber gar nicht: am Zugang zu den Fern-Bahnsteigen gibt es (wie auf einem Flughafen) Anlagen zum Durchleuchten des Gepäcks und der Jacken. Dazu lange Listen, was man alles nicht mitnehmen darf… klar – Waffen, aber auch Messer oder Scheren. Na toll. Per Zug nach Madrid hineinbringen darf man das alles, nur nicht wieder hinaus?!? Was macht das denn für einen Sinn? Und noch etwas ist widersprüchlich: das Gepäck wird kontrolliert – Personenkontrollen gibt’s nicht. Da ich also nicht durch so einen Scanner durchlaufen muß, stecke ich mein kleines Besteck und das Multitool schnell noch in die Hosentaschen. So „organisiert“ komme ich problemlos durch die Kontrolle. Ich habe einen Platz im „Comfort“-Abteil und so lehne ich mich müde eine Stunde lang zurück bis ich (diesmal pünktlich) in Palencia wieder ankomme. Noch kurz den Strom-Automaten „füttern“ und dann ab ins Bett. 16 Stunden auf den Beinen und ebenso viele Kilometer auf Asphalt laufen hinterlassen Spuren.
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