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  • Day 29

    Cabo de la Vela

    February 26, 2023 ⋅ 🌬 27 °C

    Heute starten wir unsere 3-tägige Tour durch La Guajira, eine Wüstenlandschaft im Nordosten Kolumbiens. Gegen 8:30 Uhr werden wir am Hostel abgeholt. Wir sind eine Gruppe von 8 Personen. Eine Kolumbianerin, ein Venezolaner, ein Italiener, ein Schweizer, eine Französin, wir beide und unser Fahrer. Unser erster Stopp ist ein Supermarkt, um Kekse und Kaffee zu kaufen. Beides werden wir später als Wegezoll benötigen. Zudem kleine abgepackte Beutel mit Trinkwasser. Danach geht es weiter zu den Salinas de Manaure. Hier wird Meeressalz gewonnen, welches dann vorrangig in den umliegenden Regionen, aber auch in ganz Kolumbien verkauft wird. Wir bekommen einen kleinen Rundgang und eine kurze Erklärung. Anschließend fahren wir auch schon weiter zum Ort Cabo de la Vela, ein kleines Mekka für Kitesurfer. Hier werden wir heute übernachten, aber zunächst gibt es Mittagessen. Danach steuern wir den Playa Arcoiris an, aber nur als kurzen Fotostopp, um anschließend etwas weiterzufahren zum Pilón de Azúcar und dem Playa Dorada. Der Pilón de Azúcar ist ein kleiner Fels, der als Aussichtspunkt über die Küste dient. Wir klettern hinauf und sind ziemlich erstaunt, wie windig es da oben ist. Danach haben wir ein wenig Zeit um in den Wellen zu baden. Leider ist der Strand recht vermüllt. Der nächste Stopp ist am Playa Ojo de Agua und Mirador La Tortuga, ein kleiner Hügel, der ins Meer hineinragt und ein wenig die Form eines Schildkrötenpanzers hat. Sowohl der Strand, als auch der Aussichtspunkt sind aber eher enttäuschend. Wir fahren also ein wenig desilusioniert weiter zu unserem letzten Stopp, der Faro de Cabo de Vela. Das ist der Leuchtturm des Ortes, von welchem man gut den Sonnenuntergang beobachten kann. Als Leuchtturm kann man diesen kleinen Turm kaum bezeichnen, aber der Sonnenuntergang ist wirklich schön. Vorher probieren wir noch einen Chirinchi, eine Art Whiskey aus Zuckerrohr, welcher typisch für die Region ist.
    Zurück in der Unterkunft, genießen wir eine Dusche. Am Abend besuchen wir dann noch eine Ranchería der Wayuu, der größte indigene Stamm Kolumbiens, der hauptsächlich in der Region La Guajira lebt.
    Eine Ranchería ist wie eine Gemeinde, in der mehrere Familien leben. Die Familien nennen sie Clans oder auch Kasten und sie unterscheiden sich durch ihre Nachnamen. Insgesamt gibt es 16 verschiedene Nachnamen im Wayuu Stamm. Dieser wird immer durch die Frau weitergeben. Auch ist es die älteste Frau einer Familie, die als Oberhaupt angesehen wird. Während die Männer arbeiten (Fischerei, Tourismus, Restaurants), kümmern sich die Frauen um Haus, Hof und Kinder und widmen sich dem Kunsthandwerk. Wenn ein Mädchen zur Frau wird, dann wird dieses in einen Raum eingesperrt und darf nur das Oberhaupt ihrer Familie sehen, also ihre Mutter oder Großmutter. Früher wurden Mädchen ein komplettes Jahr eingesperrt, heute deutlich kürzer. Während dieser Zeit wird ihnen durch ihre Mutter/Großmutter alles über die Familienhistorie, das Frauwerden, Rituale und medizinische Pflanzen beigebracht. Zum Abschluss des Einschließens muss jedes Mädchen 3 Tage ohne jegliches Essen verbringen. Dafür wird ihre Hängematte einfach so hochgehangen, dass sie nicht eigenständig raus kann. Während dieser Zeit bekommt sie nur ein paar medizinische Pflanzendrinks. Nach den 3 Tagen darf sie das Zimmer verlassen, allerdings keine Gegenstände aus ihrer Zeit als Mädchen mehr benutzen. Danach feiern die Wayuu ein großes Fest, bei welchem die nun junge Frau den traditionellen Tanz Yonna vor der versammelten Mannschaft tanzen muss. Der Tanz ist aber ein Paartanz und diente vor allem früher dazu, eine Frau zu umwerben und als Ehefrau zu gewinnen. Es erinnert also ein wenig an einen Balztanz. Inzwischen haben die Wayuu aber die Freiheit, ihre Ehepartner selbstständig zu wählen. Sie kennen allerdings das Konzept einer Partnerschaft nicht. Entweder sie sind verheiratet oder eben nicht.
    Wenn sie heiraten wollen, dann muss der Mann zum Haus der Frau gehen, gemeinsam mit einem Palabrero, den man wohl mit einem Standesbeamten vergleichen kann. Die Hochzeit wird über das Wort, was man einander gibt, geschlossen. Ähnlich wie bei uns, nur dass für die Wayuu das gesprochene Wort sehr wichtig ist und man deshalb seine Worte sehr gut wählen sollte. Zudem muss der Mann aber auch zahlen, um eine Frau heiraten zu können. Das gängige Zahlungsmittel sind Ziegen. Wer viele Ziegen hat, wird als reich angesehen.
    In der Ranchería, die wir besuchen, leben insgesamt 80 Menschen auf ziemlich kleinen Raum. Es gibt keine Toilette, man geht einfach in die Natur. Wasser ist enorm knapp und Elektrizität gibt es erst seit 4 Monaten. Aber sie waren glücklich ohne Strom und Licht. Die Wayuu schlafen auch nicht in Betten, sondern in Chinchorros (breite Hängematten).
    Wenn ein Wayuu erkrankt, wird er zunächst immer erst zu Hause von den Frauen der Familie mit Heilpflanzen gepflegt. Hilft das nicht, dann gehen sie zu einer traditionellen Medizinerin ihres Stammes. Erst wenn diese auch nicht mehr helfen kann, würden sie einen regulären Arzt aufsuchen, wie wir ihn kennen. Allerdings nur nach Zustimmung aller Familienmitglieder. Diese Entscheidung darf niemand alleine treffen.
    Wenn eine Person stirbt, dann trauern die Wayuu 3 Tage im Haus, bevor sie die Person beerdigen. Danach bleiben sie 9 Tage lang am Grab der Person, schlafen und essen da. Über diese 9 Tage lassen sie die ganze Zeit ein Feuer brennen, welches den Verstorbenen auf seiner langen Reise zu einem Ort des Friedens und der Ruhe beschützen soll.

    Während wir die Ranchería besuchen, bekommen wir die traditionelle Kleidung angezogen, dürfen ein typisches Abendessen genießen (gegrilltes Ziegenfleisch mit Arepa) und versuchen den traditionellen Tanz nachzutanzen.
    Anschließend geht es zurück in unsere Unterkunft. Während Josi noch ein Bier mit Davide trinkt, legt sich Anne bereits schlafen. Wir machen es den Wayuu gleich und verbringen die Nacht in einer Hängematte.
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