• Moore, Wasser, Weite und Grenzen

    27. oktober 2024, Tyskland ⋅ 🌙 13 °C

    Als Mensch, der Wald und Höhenmeter vor der Haustür hat, wollte ich mal wieder Flachland erwandern, denn der freie Blick ist für mich etwas, was ich sehr mag. Und so erreichte ich Samstag Mittag die niederländische Grenze Nähe Gronau. Für die große Moorrunde war es zu spät, also folgte die kleine Variante mit 15 km. Ich schlief im Auto, weil ich Sonntag morgen früh los wollte, und dort wild campieren ist ähnlich wie im Siebengebirge. Der Münsterländer hat einige Stärken, neigt aber dazu, eine Meldemuschi zu sein🤣Also parkte ich mein Auto auf einem Wanderparkplatz im Nirgendwo. Mitten in der Nacht war ich zum Pinkeln draußen und wurde mit einem fantastischen Sternenhimmel überrascht, da hier wenig Lichtverschmutzung ist. Das nahegelegene Moor trug die Rufe der Wildgänse zu mir herüber, die sich hier in Massen sammeln. Eine ganz feine Stimmung, die ich noch ein bisschen auskostete. Morgens nach Kaffee und Müsli ging es dann an die große Moorrunde (27km), die ich Anfang 2021 schon mal gelaufen bin. Das hin&her über die unsichtbare Grenze zu den Niederlanden sorgte für circa 30 SMS, mit der Aufforderung, mich bei Einreise testen zu lassen 🤣Also heute ohne Handyterror,. Los ging es um halb acht mit dichtem Nebel durchs Gildehauser Venn. Nach der Sonne gestern Nachmittag war das ein Kontrastprogramm. Aber Hand aufs Herz - Moor+Nebel= Mystik pur. Das Venn hat sich in den 3,5 Jahren sehr verändert, es ist nasser geworden, ebenso wie alle umliegenden Wälder. Die Renaturierungsmaßnahmen wirken und das ist schön zu sehen. Heute morgen war es dann auch sehr verlassen, und so ging es durch Moor und über Felder und Wiesen nach Gildehaus. Das Dörfchen liegt auf einem Höhenrücken, der ein letzter Ausläufer des Teutoburger Waldes ist und fällt in dieser platten Gegend schon auf. Apropos platt - hier wird tatsächlich noch platt gesprochen. Oben auf dem "Berg" stehen noch 2 Windmühlen - beide aus dem frühen 18. Jahrhundert. Vom Berg hinab führt ein sehr alter Handelsweg, was man an dem Pflaster und den imposanten Bäumen unschwer erkennen kann. Außerdem eine Trinkwasser -Zapfsäule. Leider immer noch sehr selten in Deutschland. Im weiteren Verlauf treffen wir alte Bekannte - den Töddenweg, der mit dem E11 gemeinsam bis Deventer führt und - wie könnte es auch anders sein - komplett asphaltiert ist 😦. Irgendwann gehen alle Wege durch einen schönen, alten Wald, durch den auch hier wieder das antike Pflaster führt, wenn man unter die Laubmassen schaut. Der Wald soll wohl Windrädern weichen, wo man sich gegen die Stirn haut, denn freie Fläche gibt's satt und überall....Weiter geht's durch eine hübsche Seenlandschaft wieder hinein in die Niederlande, wo ein Cafe mit Kuchen lockte. Hier wird eine Katze namens "Diggaa" vermisst. Ich denke, die macht gerade bei "7 vs wild"in Neuseeland mit. Zumindest wird sie häufig erwähnt 🤣Da mittlerweile die Sonne schien, suchte ich mir auf der Terrasse ein feines Plätzchen. Danach ging's am Kloster Bardel vorbei, wo ein Missionsgymnasium mitten im Nichts betrieben wird. Riesengroß. Danach folgten unspektakuläre, jedoch erholsame Wege über Sand und Geestboden, durch kleine Wäldchen mit vielen Reitwegen. Im Sonnenschein waren die Farben des Laubes die Stars des Tages und ich war dankbar, dass der Asphalt erledigt war. Wieder in Deutschland landete ich am Dreiländer See, der von Kanada -Wildgänsen lautstark bevölkert wird. Diesen umrundet landete ich in einem verwunschenem Moorwald, wo ich dankbar für meine Lekis war, denn dadurch wurden meine Füße nur leicht nass. Alles in allem ein erfrischend vielseitiger Weg, der sich an meinen Füßen jedoch aufgrund des Asphalts länger als 27 km anfühlte. 😅 Ich traf unterwegs auf ein Pärchen mit großen Rucksäcken, die den Töddenweg in Deventer gestartet sind und sehr genervt vom Asphalt waren. Ich konnte ihnen leider nicht sagen, dass es bis Osnabrück besser wird.... Dafür haben die Radfahrer den Töddenweg/E11 eingenommen und fahren zu dritt nebeneinander wie ein Bollwerk und klingeln, als gäb's kein Morgen mehr😜. Münsterland eben - wenn mehr als 3 Radfahrer einen Weg fahren, dann folgt unmittelbar die Planierraupe samt Teerwagen🤣. Aber das Moor..... Sehr sehr schön und dafür hat es sich gelohnt, die letzten goldenen Tage zu nutzen ✨Læs mere