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  • Day 111

    Harzig in den Harz

    September 19, 2020 in Germany ⋅ 🌙 12 °C

    Jonas schreibt...

    Ich gönne mir für einmal sogar den Eintritt in ein richtiges Seeschwimmbad um etwas zu entspannen, meine Kleider zu waschen und mich wieder einmal der unglaubliche Annehmlichkeit einer warmen Dusche hinzugeben. All diese Dinge sind, so wie ich denke auch ganz förderlich für mein nächstes Vorhaben. Ich bin nun für gut und gerne drei Tage auf mich alleine gestellt und beschliesse die Gunst der Stunde nutzen und mich im Trampen zu versuchen. Meine letzte Erfahrung liegt allerdings schon etwas weiter zurück, zumal ich damals mit weiblicher Begleitung zusammen unterwegs war.

    Ich scheine viel verlernt zu haben, stehe ich doch am frühen Samstag Morgen geschlagene drei Stunden in der prallen Sonne ohne, dass auch nur jemand abbremst oder von mir Notiz zu nehmen scheint. Etwas frustriert überprüfe ich meine anderen Möglichkeiten und entdecke, dass an diesem Nachmittag eine Fahrt von Lorsch nach Seesen angeboten wird. Ich hadere ein bisschen mit meinem Stolz, meinen Plan aufzugeben und buche die Fahrt dann trotzdem auf Blablacar. Es ist meine allererste.

    Um 15:40 fährt ein weisser, sportlicher Tesla vor und Ulrich, leger gekleidet und barfuss begrüsst mich. Ohne Frage ist er einer der bemerkenswertesten Menschen, die ich während meiner Reise kennen lernen durfte. Eine Mischung aus Wildnisspädagoge und erfolgreichen Bankercoach, der schon viel zu Fuss in der Welt unterwegs war und nun die feine Welt der Teppichetagen mit der wilden Natur zu verbinden versucht. So vergehen vier spannende Stunden aus denen ich sowohl Wissen über das Outdoor-Leben wie auch viele Möglichkeiten für Steueroptimierung zur Hand gereicht bekomme für die wohl manch anderer teuer bezahlt hätte. Eine Erfahrung und Wissen von dem ich mir am Morgen nie im Leben ausgemalt hätte, das ich sie an diesem Tag erhalten würde.

    Um 21:45 Uhr in Seesen angekommen dämmert mir, dass am Sonntag alle Lebensmittelgeschäfte geschlossen haben und ich decke mich notgedrungen bei Penny mit etwas Brot, Gemüse und einer Dose Linseneintopf ein. Die Nacht auf der Plane ist gefühlt sehr kalt aber bietet, wie ich feststellen darf zumindest einen Vorteil: Gefrorener Hundekot klebt nicht am Schuh, wenn man morgens aus versehen darauf tritt...

    Der nächste Tag startet ähnlich. Ich stehe wiederum an einer Strassenkreuzung und erhoffe mir eine baldige Mitfahrgelegenheit.
    Nach etwa einer Stunde hält tatsächlich ein Wagen an und zwei Männer, einer kann nur englisch, der zweite spricht keine mir verständliche Sprache, halten an.
    Die Fahrt ist ungemütlich, von Zigerettenrauch geprägt und gipfelt damit, dass wir, während der Beifahrer das Auto-Lenkrad festhält, der eigentliche Fahrer in der einen Hand sein Handy ans Ohr drückt und mit der anderen Hand eine Whiskeyflasche herumschwenkt, lautstark telefonierend eine Polizeistreife kreuzen. Nach einer etwas aggressiven und zermürbenden Diskussion werden mir 10 Euro Spritgeld abgeknöpft (anfangs wollten sie 40 Euro) und ich nur wenige Kilometer weiter in Goslar strande,

    Hier versuche ich an zwei Strassen mein Glück für längere Zeit, verirrte mich in einem Friedhof, den ich eigentlich nur passieren wollte und werde auf der dritten Strasse schliesslich nach 10 Minuten von einer super netten Familie mitgenommen. Sie fahren mich sogar eine Ausfahrt weiter, direkt zu jenem Ort hin, zu dem ich wollte: Quedlinburg
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