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  • Day 107

    Unterwegs mit Siegfried und Hagen

    September 15, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 29 °C

    Jonas schreibt...

    Nach einem kurzen aber intensiven Besuch auf dem Healing Rainbow Gathering nahe Bad Salzungen, mit wunderbaren Abenden voller Musik, netten Gesprächen und viel Aufstellungsarbeit, treffe ich am Dienstag Nachmittag auf Caro, die ursprünglich mit der Gruppe "Esel" unterwegs gewesen ist.
    Wir kennen uns bereits vom Hof der Germanistik Professorin an den mecklenburgischen Seenplatten und hatten damals beschlossen, dass sie vor Ende der Wanderunizeit auch einmal unsere Gruppe besuchen darf. Aus der Gruppe bin schliesslich nur noch ich geblieben. Trotzdem ist es voll schön und fühlt sich für mich sehr stimmig an, dieses Versprechen nun auf diese Art und Weise einzulösen.

    Wir planen für vier Tage auf dem Niebelungensteig unterwegs zu sein und dem bekannten deutschen Epos auf seinen Spuren durch den Odenwald zu folgen. Die Landschaft im Odenwald geprägt von kleinen urigen Dörfern mit viel Fachwerk, offenen hügeligen Wiesen und schönem Mischwald. Gefühlt alle paar hundert Meter kommen und gehen hier Wanderweg ab, die unseren Weg kreuzen und zeigen uns auf, dass sich hier eine der schönsten und beliebtesten Wanderlandschaften Deutschlands befindet. Die Gegend hat für Caro aber noch eine ganz eigen Bedeutung, hat sie doch ganz in der Nähe für eine gewisse Zeit gelebt. Sie will nun nachholen, was damals nur im kleinen Rahmen möglich war: Den Ort für einmal ausgiebig zu Fuss entdecken.

    Der erste Tag beginnt mit einer richtig happigen Steigung, die wir dem zu verdanken haben, dass wir zu Beginn eine Abzweigung falsch nehmen.
    Es scheint der Weg zu sein, der uns ein alter Mann als "Eselweg" erklärt hatte. Den hier ansässigen Truppen wurden damals mit Eseln ihr Essen gebracht und zwar ganz ohne Begleitung auf den Eselwegen.
    Ziemlich verschwitzt erreichen wir schliesslich, den Melibokus und geniessen eine kleine Zwischenmalzeit. Wir beschliessen schon bald auf den Alemannensteig auszuweichen, der etwas weniger Höhenmeter macht.
    Schliesslich finden wir frisches Quellwasser und ein schönes flaches Schlafplätzchen für unser Tarp auf einer Hügelkuppe mit toller Aussicht auf die kleinen grünen Täler.

    Auf unserem Weg schenkt uns die Natur täglich Äpfel, Birnen und Brombeeren. Wir reden viel über unsere Erfahrungen bei der Wanderuni und wo wir beide gerade im Leben stehen und wie es nach dieser Zeit weitergehen soll.
    Fragen, die mich derzeit auch des Öfteren beschäftigen. Wir besichtigen das Felsenmeer und finden Erfrischung an einem kleinen Dorfbrunnen. Die Nacht verbringen wir unter freiem Himmel und mit einem kalten, starken Wind, der uns irgendwie fortan durch den ganzen Odenwald folgt.

    Die letzten zwei Tage gestalten sich ähnlich wie die vorigen. Wir geniessen noch einmal die weite, den Herbst einläutende Landschaft, die sich in immer neuer und doch schon bekannter Form vor uns eröffnet, die Äpfel und Birnen und die kleinen malerischen Dörfer. Am Freitag Morgen erreichen wir als krönender Abschluss die frühere Residenz des Grossherzogs und bewundern einen grossen Park und die vielen Gebäude, die hier früher in seinem Namen bewirtschaftet wurden.

    Nach einem leckeren Eis und einem ausgiebigen Mittagessen im Bensheimer Stadtpark bricht Caro schliesslich auf um eine gute Freundin und ehemalige Vermieterin hier im Odenwald zu besuchen und sich auf ihren Kurzurlaub mit ihrem Bruder im Pfälzer-Wald vorzubereiten. Der Abschied wird nicht lange währen, treffen wir uns in spätestens einer Woche beim Ankommensfest in Hatzgerode wieder.
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