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  • Jour 3

    Albergue S. Tiago | Labruge | 24 km

    4 mai 2023, Portugal ⋅ ⛅ 20 °C

    Die erste Etappe ist geschafft. 24 km von Porto nach Labruge. Der letzte Kilometer hat sich wie Kaugummi gezogen. Irgendwann tat der Rücken vom Rucksack weh und die Füße vom Laufen. Aber der erste und zweite Tag werden sicher beide anstrengend und dann läuft der Lachs.

    Ich dachte, dass ich mir eh keinen Wecker für morgens stellen musste, da immer irgendjemand früh los will. Doch heute morgen wache ich auf und gucke auf die Uhr: 7:45 Uhr. Was? Wie kann das sein? Alle haben geschlafen, keiner wollte früh raus. Das gibt es doch nicht. Und ich dachte mir: Mist, eigentlich wollte ich schon bereit sein fürs Frühstück. Aber dann habe ich kurz überlegt und dachte: Was soll’s. Einfach jetzt fertig machen und dann gehts los. Es wartet ja niemand auf mich und warum der Stress. Also duschen, Frühstück, Sachen packen und mich von Heike und Floris verabschieden.

    Punkt 9 Uhr stand ich mit meinem Rucksack geschultert vor dem Hostel und stapfte los. Ich freute mich richtig, dass es nun wirklich los ging und hatte einen zügigen Schritt drauf. Das Wetter war toll, nicht zu heiss, aber im T-Shirt laufen reichte vollkommen aus. Angeblich waren es 15 Grad, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Fühlte sich nicht so kalt an.

    Es ging am Ufer vom Douro entlang raus aus der Stadt. Vorbei an Brücken und Anglern. Eine wirklich schöne Einfahrt auf dem Wasserweg nach Porto, die hinter mir lag, zu der ich mich noch ein paar mal umdrehte.

    Und da sah ich sie: Die ersten Pilger. Erkennbar an Outdoorkleidung, Rucksack und der typischen Muschel oder einem Aufnäher. Es war eine Gruppe von 3 älteren und einem jüngeren Herren. Ich kam ihnen näher, weil sie sehr gemütlich unterwegs waren und hörte, dass sie Deutsch sprachen. Auf ihrer Höhe angekommen sagte ich „Moin Moin“, und dann lächelten mich 4 Gesichter an. So einfach kommt man ins Gespräch. Da die Herrschaften jedoch etwas zu langsam für mich waren, verabschiedete ich mich nach kurzem Wortwechsel. Der jüngere Herr sollte heute jedoch noch eine Rolle spielen, da auch er sich irgendwann absetzte.

    Ich ging ca. 1-1,5 Stunden alleine. Dann lief ich mit dem jungen Herren (eben erwähnt) zusammen. Theo aus Leipzig, 26 Jahre. Wir kamen direkt ins Gespräch und erzählten über alles Mögliche. Dadurch war der Weg echt kurzweilig. Wir wanderten auf dem Holzsteg am Meer entlang, das ordentlich Wellen schlug. Wir liefen durch Regen und mussten uns wetterfest anziehen, machten einen kurzen Stop für einen Toilettengang und zuckerhaltige Erfrischungsgetränke. Wir gingen den letzten Kilometer eher schweigend nebeneinander her, da wir keinen Bock mehr hatten. Angekommen bei der Unterkunft „Albergue São Tiago de Labruge“ nahmen wir erstmal die Rucksäcke ab und setzten uns. Wie außer Gefecht gesetzt saßen wir einfach erstmal nur da. Puh, das war anstrengend.

    Wir hatten Hunger und leider nicht bedacht, dass zwischen 15-19 Uhr Siesta ist und die meisten Restaurants zu haben. Mist. Also gab es eher einen Kompromiss: Fleisch im Brot, wie ich es gerne nenne. Und das war es tatsächlich. Ein cooles Brötchen aber mit einem Steak in der Mitte eingebettet in Schinken von oben und unten. Herrje. Sehr unbefriedigend, aber irgendwas musste rein.

    Dabei den Blick aufs Meer gerichtet, sodass wir entschieden, mal auszutesten wie kalt es ist. Mit den Füßen rein reichte vollkommen aus um zu sagen: Arschkalt!
    Darauf erstmal ein Eis.

    Das Wetter war prächtig, kein Regen mehr in Sicht, blauer Himmel mit wenigen Wolken.

    Wir lernten in der Herberge weitere nette Leute kennen. Holten uns zum Abendbrot frische Tomaten und Gurke vom Supermarkt um die Ecke. Bisschen was Gescheites heute mit Vitaminchen. Der Körper dankt.

    Alter, der eine hier im Schlafsaal schnarcht so hart laut, dass ich mich kaum aufs Schreiben konzentrieren kann. Bei dem Konzert werd ich kein Auge zu machen können. Es ist gerade 22:03 Uhr. Schlafsäle sind anscheinend schon mal nicht so meins. Zumindest nicht mit alten Knackern die eine Symphonie rausballern. Werd gleich mal die Ohropax reinmachen und gucken was passiert. Wir lachen hier schon, weil da Geräusche rauskommen, die nicht normal sind.

    Auf den Fotos zu sehen:
    Die Kathedrale von Porto (offizieller Start in Porto), der erste Wegweiser neben der Kathedrale für den Jakobsweg, ich am Wandern im Schnellschritt, Aufnahmen auf dem Küstenweg, der Schlafsaal mit Wegbegleiter Theo (ganz hinten sitzend) und der Strand hier mit arschkaltem Atlantischen Ozean.
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