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- Day 14
- Tuesday, May 14, 2024 at 10:57 PM
- ⛅ 10 °C
- Altitude: 264 m
SpainMosteiro de San Martiño Pinario42°52’57” N 8°32’42” W
Santiago de Compostela | 10 km

Die Nacht war sehr gut, im besten Hostel des gesamten Weges (echt eine 10/10). Nur zwei mal wach gewesen, um Mitternacht und morgens um 6 Uhr, weil da irgendwie Krach war mit Bad, Geräusche und Rumgeschlurfe. Aber das ist kein Problem, bin auf ausreichend Stunden Schlaf gekommen. Hatte mir den Wecker auf 7:20 Uhr gestellt und bin dann hoch, ab ins Bad, frisch gemacht, die Kleidungsstücke aus dem Wäscheraum geholt. Bis auf den Sport-BH und die Socken war alles trocken. Immerhin. Dann einmal raus und die Schuhe reingeholt, die waren leider klitschnass. Naja, es hat die ganze Nacht geregnet, da bringt das Dach über den Schuhen auch nichts, weil zu hohe Luftfeuchtigkeit. Die Einlagen hatte ich ja rausgenommen, die waren trocken und so musste ich gefühlt in nur “halb-nasse” Schuhe einsteigen. Trotzdem kein gutes Gefühl. Augen zu und durch.
Die letzten 10 Kilometer lagen vor mir und die riss ich unter 2 Stunden ab. Nun war auch gut, ich wollte ankommen, daher ließ ich die Handbremse direkt im Hostel, als ich die Tür hinter mir schloss. Es lief einfach. Auch mal wieder teilweise von oben, da der Regen sich immer wieder zeigte, vor allem auf den letzten 20 Minuten. Aber egal, nun war ich ja schon sowas von kurz vor da - da hat mich das Wasser nun gar nicht mehr gestört.
Auf den letzten 4 Kilometern legte sich noch eine Niederländerin vor mir nieder. Herrje, so kurz vorm Ziel, aber es ging ihr gut. Das war so eine Sache: Man schaute sich in der Gegend um, war einmal etwas unaufmerksam und zack stolpert man oder knickt über eine Unebenheit. Ich bin auf dem Weg auch zweimal umgeknickt, aber so, dass es nicht wirklich weh tat, sondern dass ich mich erschreckte und ich danach umso aufmerksamer war. Ich habe leider einige offene Wunden und blutige Knie gesehen, das ist echt unnötig, wenn das passiert, geht aber schneller als man denkt.
Am Eingang der Stadt musste ich etwas schmunzeln, denn da war eine Tattoo Werbung für die Pilger, dass der ultimativen Stempel (denn die sammelt man ja täglich in einem Heft, um am Ende die Compostela, also die Urkunde, zu bekommen) ein Leben lang bleibt. Ja so eine Jakobsmuschel hat sicher noch keiner. Najaaa. In den Tattoostudios ist ordentlich Andrang nach einigen Stunden nach dem Einlauf in Santiago. Muss man selbst wissen. Ich bin da raus. Und wenn ich noch einmal “Buen Camino” (was sich auch einige tätowieren lassen) höre, kriegt ich einen Tinnitus.
Kurz vor 10 stand ich dann - mal wieder - vor der Kathedrale in Santiago de Compostela. Macht immer noch was mit einem. Auf eine ruhige Art, aber ja, man ist demütig und hat einige Gefühle die hochkommen. Das spannende ist: Tages-Touristen sind auf dem großen Platz vor der Kathedrale viel lauter und auffälliger, als die Pilger.
Mich riss eine Asiatin aus den Gedanken und fragte, ob ich Fotos von ihr machen kann. Klar. Das muss festgehalten werden. Und das Gleiche tat sie auch für mich. Sogar mit ganzer Kathedrale und Füße drauf. Profis unter sich.
Kurz darauf kam Daniela, um mich zu begrüßen. Das war sehr schön, ein bekanntes Gesicht vom Camino und sich einfach mal zu drücken.
Ich holte mir meine Compostela, also meine Urkunde, für den Weg. Der Ablauf ist krass durchgetaktet mit Nummer ziehen und mehrerer Counter, wo die eigene Nummer aufblinkt. Kurzer Check, Stempel hier, Stempel da und Bitteschön. Hm, das war gar nicht so nett wie letztes Jahr, aber ok, ist halt auch eine Masse die da abgefertigt werden muss. Um kurz nach 10 hatten sich einfach schon 205 Personen an dem Tag registriert vor Ort. Als ich raus war 20 weitere. Ich nahm meine Urkunden und bezahlte. Dabei fiel mir auf, dass meine Strecke länger war als gedacht: 215 Kilometer, doch nicht 208. Naja die Paar extra merkt man dann auch nicht.
Ich traf mich mit Daniela und Anni und wir setzten uns in ein Café. Erst einmal Frühstück für mich und für die beiden etwas zu trinken.
Um 12 Uhr ging es für mich zur heiligen Messe. Die Kathedrale war sehr voll und die Menschen standen schon a den Rändern der Sitzbänke, um einen Blick nach vorne erhaschen zu können. Die Messe war sehr schön, größtenteils auf spanisch. Ich murmelte ein bisschen mit, gab den umliegenden die Hand, als es gewünscht war und holte mir am Ende beim Priester die Oblate ab. Das ging alles so fix da vorne, dass ich mir nicht abgucken konnte in welcher Reihenfolge da was genau gemacht werden muss. Ich bekam meine Oblate in die Hand gelegt, dann kreuzigte ich mich und wollte weggehen, erst danach wollte ich mir die Oblate in den Mund schieben. Dann fasste mich der Priester am Arm an und machte ein Geräusch. Da schob ich mir das Ding schnell in den Mund und verneigte mich. Er musste grinsen. Ich denke das war nicht ganz richtig, aber so wird man von den Heiligen mal angefasst, auch gut.
Die Messe ging eine gute 3/4 Stunde. Ich zündete eine Kerze an und verließ diesen doch sehr pompösen Ort.
Ich traf mich wieder mit Daniela und Anni und dieses Mal gab es Heißgetränke und Kuchen. Mein Frühstück war ja auch schon 2 Stunden her. Danach gingen Anni und ich noch etwas durch die Stadt, schlenderten umher, gucken uns Souvenirshops an und quatschten ganz viel. Wir hatten bei einigen Dingen die selben Ansichten und haben beide festgestellt, dass wir gerne noch mehr Zeit miteinander verbracht hätten. Aber Anni ist nicht aus der Welt, sie lebt im schönen Wien.
Nach viel Lauferei wollten wir eine Weile die Beine hochlegen und gingen in die Herberge. Naja es ist eher ein altes Kloster, in dem noch von früher kleine Nonnenzimmer sind, die nun an Pilger vermietet werden. Es ist sehr einfach, hat aber alles was es braucht: Bett, Schreibtisch + Stuhl, Fenster und ein kleines eigenes Bad direkt dran. Als ich auf dem Bett lag und an die Decke starrte, überlegte ich, wie sich wohl die Nonne damals gefühlt hat, die hier gelebt hat. Ich hatte einige Ideen, habe aber keine Ahnung, ob es stimmt. Ist jedoch spannend dies mal zu erleben.
Nach Entspannungspause und Dusche trafen sich Daniela, Anni und ich wieder und gingen gemeinsam in eine spanische Bar. Dort gab es für mich Muscheln und Weißwein. Es schmeckte alles sehr lecker und wir hatten einen schönen gemeinsamen Abend mit viel Plauderei. Danach verabschiedeten wir uns von Anni, da sie morgen ganz früh abgeholt und nach Hause fliegen wird. Daniela ist in einem Hotel, da ab morgen ihr Freund da ist und sie gerne etwas netteres als ein Hostel haben wollten (verständlich), Anni und ich in den Nonnenzimmern.
Morgen haben Daniela und ich noch einen weiteren Tag in Santiago, ihr Freund kommt erst abends. Bis dahin machen wir uns sicher noch eine entspannte Zeit.
Während ich das hier schreibe, kriege ich mit, wie hellhörig es auf den Fluren und Nebenzimmern ist. Na mal schauen wie lang die Nacht wird.Read more
TravelerDas kann ich sehr gut nachvollziehen, dass die Stadt zu viel ist. Geht mir auch jedesmal so nach einem Naturerlebnis. 🌳 Ich wünsche dir gute Wieder-Eingewöhnung! 🫶
Traveler
Hahahhahahha 🙈🙉🙈 ich komme erst jetzt dazu alle deine Blogs zu lesen und dann stolpere ich über dieses Foto ♥️🫶 Love it ♥️🫶