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mayo 2024

Camino Francés (ab Ponferrada)

Die letzten 208 Kilometer des französischen Jakobsweges von Ponferrada nach Santiago de Compostela. Leer más
  • Inicio del viaje
    1 de mayo de 2024

    Hamburg Airport

    1 de mayo de 2024, Alemania ⋅ ☀️ 24 °C

    Und es geht erneut auf einen Jakobsweg! Dieses Mal auf den Camino Francés. Dieser startet eigentlich in Südfrankreich und ist 800km lang, aber dafür braucht man ca. 5-6 Wochen, dann wäre mein ganzer Jahresurlaub weg. Daher geht es ab Ponferrada in Spaniens Inland los und ich werde ca. 208km reine Wanderstrecke vor mir haben.

    David hat mich eben durch das sehr warme Hamburg (24 Grad) zum Flughafen gebracht und wir haben uns wie Teenager noch mindestens 58 mal vor dem Security Check geknutscht. Liebe ist was Schönes!

    Mein Flug ab Hamburg geht nach Madrid. Die Stadt werde ich mir morgen in Ruhe anschauen und am Folgetag mit dem Bus in ca. 4 Stunden bis Ponferrada fahren für den Start der Wanderstrecke.

    Der Rucksack ist gepackt, es ist ein Vaude Brenta 30, nicht komplett gefüllt und 4,95 Kilo schwer. Tschaka. Ich wollte unter 5 Kilo schaffen und es hat gerade so geklappt. Ist gar nicht so einfach wenn man für 17 Tage Dinge braucht, aber ich habe gut vom Camino letztes Jahr gelernt und konnte 2-3 Sachen weglassen. Wie beispielsweise den Ebook Reader plus Ladekabel (hatte ich nur 1x auf dem Hinflug genutzt), eine Tupperdose und einen Göffel (habe ich gar nicht gebraucht, weil ich immer alles aufgegessen hatte 😄) sowie ein drittes Paar Socken (man trägt ja eh nur eines und das andere ist dann sauber im Rucksack oder trocknet gerade draußen am Rucksack).

    Für die Packnerds hier einmal meine Liste, was genau in den 4,95 Kilo enthalten ist:

    Kleidung:
    3 leichte Shirts
    2 Wanderhosen (kurz und lang)
    2 Sport BHs
    3 Slips
    2 Paar Wandersocken
    Patagonia Zipper
    Patagonia Fleecepullover
    Regenjacke
    Outdoorkleid (beispielsweise zum Schlafen oder wenn alles andere gerade gewaschen wird)
    Wanderschuhe
    Flip Flops
    Hut
    Halstuch
    Sonnenbrille

    Kosmetik:
    Gesichtscreme
    Sonnencreme
    Lippenpflege
    Shampoo
    Conditioner
    Duschgel
    Kulturtasche
    Haarbürste
    Zopfband + 2 Bobby-pins
    Rasierer
    Knipser
    Pinzette
    Feile
    Zahnbürste
    Zahnpastakonzentrat
    Waschmittel
    Desinfektionsmittel
    Tampons
    Q-Tips

    Apotheke:
    Schmerztabletten
    Halsspray
    Nasal-Inhaler
    Kohletabletten
    Magnesium
    Bärentraubenblätter
    2 Pflaster

    Sonstiges:
    Cocoon Schlafsack
    2 Microfaserhandtücher
    Kleines Portemonnaie
    AirTag
    Bauchtasche
    Ohropax
    Handy + Ladegerät
    Kopfhörer

    Personalausweis
    Pilgerausweis
    Krankenkassenkarte
    Visa Karte

    Trinkflasche 1L
    Kleiderbeutel
    Stoffbeutel (für abends oder zum einkaufen)
    Taschentücher

    Snacks:
    Cashewkerne
    Energieriegel
    Banane
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  • Madrid | Generator Hostel

    1 de mayo de 2024, España ⋅ ⛅ 9 °C

    Typisch für Spanien wurde ich mit… 12 Grad und Regen (?!) am Flughafen begrüßt - Moment mal, seit wann ist denn in Hamburg besseres Wetter als hier? Sobald ich jedoch in den Express Bus vom Airport in die Stadt eingestiegen bin, ging es der Sonne entgegen und der Regen mit den grauen Wolken verschwand. Innerhalb von 35 Minuten Busfahrt war ich dann auch schon mitten im Geschehen (Station Cibeles) und dann ging es noch 18 Minuten zu Fuß in Schlangenlinien über überfüllte Gehwege zu meinem Hostel: das Generator Madrid Hostel. Von außen unscheinbar, von innen ziemlich stylisch und anscheinen echt groß, denn da war richtig was los, bei mir im Zimmer im 5. Stock war jedoch totale Ruhe. Und die Roof Top Bar auf dem Dach hört man auch nicht. Ich bin in einem gemischten 8er Zimmer mit Doppelstockbetten. Ist noch ziemlich neu und so schick, wie es für ein Hostel sein kann.

    Auf dem Weg hier her habe ich schon einige schöne Ecken gesehen, tolle Gebäude und ich weiß nicht wie viele hunderte Menschen. Nach einem Snack draußen um die Ecke beim Restaurant zur goldenen Möwe um 20:50 Uhr bin ich dann auch schnell wieder zurück ins Zimmer. Ist mir gerade etwas viel und zu laut. Daher jetzt bettfertig machen und Ruhe einkehren lassen, morgen ist auch noch ein Tag.
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  • Madrid | Sightseeing

    2 de mayo de 2024, España ⋅ ⛅ 14 °C

    Puh was für eine Nacht. Es war eher Schlaf in Etappen. Wenn um Mitternacht noch jemand eincheckt und erstmal das große Licht im Zimmer an macht und sich so benimmt als sei sie alleine. Naja umdrehen und hinnehmen, so ist das manchmal. Wenn dann zwischen 2-3 Uhr Partypeople zurück kommen, die die Tür ins Schloss fallen lassen, da sie nicht gelernt haben wofür eine Türklinke da ist - hm naja, der Schreck hat mich schon ziemlich wach werden lassen. Wenn dann der kräftige Mann im Doppelstockbett über einem eine neue Symphonie des Schnarchens erfindet, dann fragt man sich schon, warum man in einem Hostel schläft. Ab um 6 Uhr klingelte der Wecker alle 5 Minuten von dem Schlafbachbarn gegenüber. Den machte er dann nach neunmaligem Klingeln (also 6:45 Uhr) aus. Warum tut man sich (und seiner Umgebung sowas an?!). Räuspern und genervtes aufstöhnen bringt da übrigens nicht viel. Ich habe es hier mit resistenten Hostel-Kreaturen zu tun, die allesamt jünger sind als ich. Andere Generation, andere Länder, andere Sitten.

    Ich lag also viel wach, konnte vermutlich maximal 2 Stunden am Stück schlafen, aber interessanter Weise war die beste Zeit von 7-9 Uhr. Keiner, der früh aufstehen wollte (das wird sich definitiv auf dem Jakobsweg ändern) und sich in irgendeiner Weise vom
    Check-out um 10 Uhr hat stressen lassen. Ich bin kurz nach 9 hoch, Toilettengang und Dusche (beides ist mit im Zimmer nur mit jeweils einer Tür vom Rest abgeschottet und verschließbar), Waschbecken ist offen im Raum. Ich mich leise bewegt, leise Zähne geputzt, leise meine Sachen zusammen gepackt und um halb 10 aus dem Zimmer. Immer noch keiner wach und aufgestanden. Naja, soll ja nicht mein Problem sein. Also auf in den Tag! Draußen blauer Himmel, 8 Grad, Höchsttemperatur heute 15.

    Beim kleinen Supermarkt um die Ecke 2 Bananen und einen Apfel gekauft und damit in nur wenigen Gehminuten zum königlichen Garten von Madrid mit Sonne im Gesicht. Dort ein Plätzchen gesucht und das Obstfrühstück vertilgt. Herrlich morgens so im Grünen zu sitzen, es war noch nicht viel los und entsprechend ruhig. Herrlich. Dadurch startete mein Tag mit einer ganz anderen Selbstsicherheit für das Stadt-Sightseeing. Ich war ready für die Massen und die öffentlichen Plätze.

    Massen ist ein gutes Stichwort, denn heute habe ich rausgefunden, dass gestern UND heute Feiertage in Madrid sind, entsprechend logisch, dass so viel auf den Straßen los ist. Heute ist sogar „Dia de la Comunidad de Madrid“ also DER Feiertag von Madrid. Wie schön, dass ich vorher nicht alles im Detail google, sondern mich auch mal überraschen lasse. Die Madrilenen selbst sind eher an den großen touristischen Plätzen, daher frühstücke ich schnell Plätze wie den Plaza Mayor ab und gehe nicht in die großen Kirchen und Kathedralen. Durch die Tipps von meinem Arbeitskollegen Philipp (Danke nochmal an der Stelle!) komme ich in richtig schöne Gegenden, die eher alternativer und ruhiger sind. Genau mein Ding. Grüne Parkanlagen, die eher weitläufig sind, sind auch schön leer. Mag ich ja sowieso. Zu Fuß bin ich heute also von A nach B unterwegs und genieße es, die Sonne im Gesicht zu haben und so wechsle ich immer mal wieder die Straßenseite, um so viel Sonne wie möglich zu tanken.

    Zur Mittagszeit auf der Ecke „Plaza del Dos de Mayo“ (spätestens da wusste ich, dass der Tag hier wirklich wichtig ist, da er nach dem heutigen Datum benannt wurde (zur Erinnerung an die Rebellion von 1808)) fand ich eine kleine Bar (Ojalá Beach Bar), die richtig nett aussah und coole Brunch Menüs anbot. Ich also rein da und habe „Villano“ gewählt, eine Platte mit 2 Tapas mit einer Art Chorizo Geschnetzeltem, drauf Spiegeleier und eingelegte Zwiebeln, dazu ein kleiner Salat aus Avocado, Tomaten, Gurke und Süsskartoffel Chips, einem Obstsalat, einem frischgepressten O-Saft und einem grünen Tee. Dazu hatte ich mir noch eine hausgemachte Limonade bestellt. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie das geschmeckt hat! Da kriegt man die Tür nicht zu. Ich saß dort mit einem breiten Grinsen und habe alles weggeputzt. Das hat einfach nur glücklich gemacht.

    Mit bestmöglich gefülltem Magen ging die Entdeckungstour weiter. Es ging durch kleine Gassen, mit süßen kleinen Balkonen, an spielenden Kindern vorbei, Yogamachenden Menschen und an hübschen Läden, wie auch dem Schinken Museum (sowas hat auch nur in Spanien Style) vorbei. Auf einmal kam ich an einem Thai Massage Laden vorbei, die Fussmassagen für 30 min anboten - also warum nicht die Großstadt-Möglichkeiten ausnutzen so lange es möglich ist? Ich bekam vorweg einige Minuten Nacken und Rücken massiert und eingerenkt (da dachte ich nur: Hoffentlich war das gerade eine gute Idee, sonst wird das Wandern in den nächsten Tagen schwierig), währenddessen die Füße in einem Fußbad mit einem Teebeutel drin. Einrenken war super, hat ordentlich gescheppert, aber fühlt sich auch Stunden später noch sehr gut an. Für die Fussmassage bekam ich eine Einmal-Schlafmaske für bestmögliche Entspannung. Es war herrlich. Meine sehr aufmerksame Thai Dame machte einen top Job. Ich ging glücklich und mit sehr entspannten Füßen raus und dachte mir, dass sie es verdient haben, da sie die kommenden Tage ja wieder ordentlich was zu tun bekommen.

    Danach machte ich mich auf den Weg zurück zum Hostel, ging duschen und dann in ein chinesisches Restaurant um die Ecke mit sehr guten Bewertungen „CHI-LA“. Ich wurde etwas von den anderen Gästen beäugt, da ich die einzige nicht-asiatische Person war und zudem auch die einzige, die alleine war. Das störte mich aber nicht. Es gab ein leckeres Jasmin-Honig Getränk, dazu eine große Portion Pak-Choi und Dumplings. Es war lecker. Als ich danach vor die Restaurant Tür trat schien die Sonne noch so schön und ich fragte mich, wo ich am meisten davon noch einfangen kann, da die Gebäude so lange Schatten warfen. Ach, es gibt ja eine Rooftop Bar auf meinem Hostel, die ich mir schon einmal kurz angeschaut hatte. Nun war der perfekte Moment. Und wo ich das gerade schreibe sitze ich in einem bequemen Stuhl auf dem Dach meines Hostels und genieße die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Das Leben ist schön. Jedoch fällt mir bei all den schönen Dingen, die mich erfreuen, immer wieder auf, dass es noch schöner ist, wenn man es teilen kann. Daher ist es schön, dass ihr dies gerade lest.
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  • Von Madrid nach Ponferrada

    3 de mayo de 2024, España ⋅ ⛅ 10 °C

    Woran merkt man, dass man alt wird? Wenn man sich bettfertig macht und der Rest des Zimmers für die Party. Ich musste etwas schmunzeln, da merkt man den mindestens 10 Jahre Altersunterschied schnell. Ich lag also auf einmal alleine im Zimmer und die sieben Anderen kamen nach und nach zwischen 11 bis 4 Uhr wieder dazu. Entsprechend war bis dahin nicht wirklich viel Schlaf möglich. Immer dann, wenn ich gerade eingeschlafen bin, kam die nächste Person rein, Licht an, Licht aus, Rollcontainer unterm Bett rausziehen und Sachen rausholen, Toilette, Waschbecken. Naja man kann es sich vorstellen. Der Herr über mir war einer der Ersten der zurück kam und war wieder nur am Schnarchen. Wenn es zu unerträglich wurde, habe ich einfach von unten gegen seine Liegefläche kurz dreimal gedrückt, dann hat er sich meist beruhigt. Hat aber nicht viel gebracht, der Kerl hatte sich vorgenommen einen ganzen Urwald abzusägen. Als dieser dann ohne Vorwarnung um halb 5 aus dem Bett sprang, naja es war eher ein Gleiten mit fast Runterfallen, war er einfach in voller Montur, komplett angezogen - mit Schuhen! Der hat dort einfach komplett in seinen Draußensachen geschlafen. Wer macht denn sowas? Da frage ich mich direkt, wie das bei denen zu Hause läuft. Ich war wieder schlagartig wach und guckte interessiert ins Dunkle. Dann zog er sich eine Jacke über, nahm seinen Rollkoffer und ging. Was ein Auftritt. Applaus habe ich mir trotzdem gespart.

    Mein erster Gedanke: na dann kann ich doch jetzt bestimmt noch gute 3 Stunden schlafen! Super. Als hätte das der Bettnachbar von gegenüber gehört, fing der an zu schnarchen. Na Prostmahlzeit. Das ging zum Glück aber nur eine halbe Stunde, dann war Ruhe. Um kurz nach 6 musste dann eines der Mädels los, Klapper Klapper Raschel, um kurz vor sieben einer der Jungs auf Klo (ganz klar Stehpinkler, hat man gehört) und um 8 Uhr habe ich es dann auch aufgegeben mit den Schlafversuchen. Bruchrechnung war eh noch nie so meins, also rechne ich mal nicht zusammen, wie viel Schlaf bei mir zusammen gekommen ist.

    Ich machte mich also fertig, checkte aus und ging raus. Nach einem Videocall mit David beim Spazieren, saß ich beim “Arco de Moncloa” einem großen Steintorbogen und wartete auf meinen Bus nach Ponferrada. War viel zu früh dran.

    Dort werde ich sicher mehr Gleichgesinnte treffen als hier - also Eine oder Einer wäre schon “mehr”. Ich habe die letzten 2 Tage einfach kaum mit Menschen geredet, weil es sich nicht ergeben hat. Und wenn man sich nichts zu sagen hat, kann man auch einfach mal schweigen.

    Ich wunderte mich wo der Eingang war und fand einen kleinen Aufzug, wo ich mit einem alten Ehepaar einstieg. Neben den Knöpfen die Beschriftungen wo man was findet. Völlig überfordert. Ich wählte -2, da mir das zum Thema Fernfahrten am plausibelsten erschien. Es wurde ziemlich dunkel im Fahrstuhl und ich hatte das Gefühl, dass ich gleich im Zaubereiministerium rauskommen würde. Die Fahrstuhltür ging auf - und ja, dort war eine ganz neue Welt. Der Busbahnhof entpuppte sich als riesiges Untergrund Netzwerk. Ein Gewusel, Geschäfte mit allerlei Essen, Unmengen an bunten Schildern. Wie viele Meter sind wir unter der Erde und was ist das hier für eine neue Stadt? Wahnsinn. Ich ging erst einmal nach Gefühl los. Schnell fand ich raus, dass auf meiner Ebene die Metro fuhr. Also weiter und gucken wo ich eine Info-Tafel finde. Da war etwas: Groß, bunt, mit viel zu vielen Möglichkeiten. Aber nichts das nach meiner Busgesellschaft klang oder nach Ponferrada ging. Hm. Also weiter gehen und suchen. Gut, dass ich so viel früher da war. Zack fand ich eine Information. Ich dort hin. Auf spanisch fragte ich wo ich die Linie finde nach Ponferrada und zeigte mein Ticket auf dem Handy. Die schnelle spanische Antwort musste sie erneut wiederholen, da ich es erst nicht verstanden hatte. Also hier links, dann rechts, Treppe hoch und dann zu Ausgang 7. Ok, das hätte ich nie zufällig finden können. Dort angelangt, fand ich dann auch eine Anzeige mit meinem Bus und der passenden Zeit und Richtung. Geht doch. Und direkt 2 junge Frauen, die nach Pilgerinnen aussahen. Ich also zu denen hin und gefragt, ob sie wissen, wie man zur Plattform 9 3/4 kommt - nein Spaß. Wie das hier genau läuft, wollte ich wissen. Die beiden wussten schon voll Bescheid und sind vorher auch durch den ganzen Untergrund geirrt. Verbündete gefunden! Die beiden sind aus Italien und haben den ersten Jakobsweg vor sich. Sie wollten Tipps von mir, wie ich es letztes Jahr gemacht habe und was ich empfehle. Die beiden waren aber schon gut vorbereitet. Um kurz nach 11 ging die elektronische Tür auf, wo Bus Nummer 4 mit Endziel Santiago stand. Es gab etwas Gehassel, da ich meinen Rucksack nicht mit rein nehmen durfte, meine Snacks und mein Wasser rauskramen musste, weil meine Sitzplatznummer nicht existierte und der Busfahrer meinte ich sei im falschen Bus. Das konnten wir dann aber zügig klären und ich hatte meinen Fensterplatz bekommen. Neben einer eher unfreundlichen jungen Frau, aber weiß Gott was die nun hatte. 11:10 Uhr ging die große Fahrt los (also relativ pünktlich für spanische Verhältnisse, wie ich finde). Geplante Ankunftszeit: 15:45 Uhr.

    Also nun erst einmal aus dem Fenster schauen und dann schauen wir mal was wird! Was wird!

    Vamos a ver!
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  • Ponferrada | El Templarin Hostel

    3 de mayo de 2024, España ⋅ ☁️ 13 °C

    Ich bin länger schon nicht mehr 5 Stunden Bus gefahren, aber ich muss sagen: das war ganz nett. Gerade zu Beginn und am Ende gabs richtig was zu gucken, da hat sich der Fensterplatz gelohnt. Der Busfahrer ist sehr gut und zügig gefahren. Ankunft war 16 Uhr. Dann zum Hostel 20 Minuten gegangen und direkt einen gelben Pfeil entdeckt. Ich weiß also bereits, wo es morgen lang gehen soll. Ich bin an einem schönen Flusslauf entlang zu meiner kleinen Herberge. Und stand vor verschlossener Tür. Hatte einen Code per Email bekommen, der mich reinließ, aber die Rezeption war nicht besetzt, weil ist ja noch Siesta. Herrje, daran muss ich echt denken, dass ich nicht zu den “falschen Zeiten” irgendwo aufschlage. Naja dann erstmal hingesetzt und Handy a die Steckdose. Das erste Gespräch mit drei Niederländerinnen verlief eher nicht so prickelnd. Die wollten mir nicht so recht helfen und sind dann weggegangen. Ok. Dann kam irgendwann die junge Frau von der Rezeption und ich wollte einchecken. Ein Asiate sprang davor und wollte zuerst dran sein, da er ja vor mir da war. Na klar, kein Problem, ich warte einfach. Der Herr hatte dann natürlich noch Sonderwünsche in welchem Bett er genau schlafen will. Ich bekam Bett 8 in einem Zwölfer Zimmer und hatte eine nette Unterhaltung mit der jungen Frau. Erst einmal die ganze Wäsche in die vorhandene Waschmaschine. Denn die ersten 3 Sets (und damit die einzigen drei) wurden mit dem heutigen Tag aufgebraucht. Damit ich so viel wie möglich waschen konnte, hatte ich am Ende einfach nur noch einen Pullover und eine Hose an, dass ich nichts drunter hatte merkte ja niemand. Folgt mir für mehr Profi Tipps! 😄

    Auf meinem Bett lag keine Decke (meist werden Wolldecken ausgegeben, da die meisten Pilger nur dünne Schlafsäcke dabei haben, so wie ich). Ich also nachgefragt und es waren schon alle weg. Die letzte ging gerade vor 10 Sekunden in die Hände eines anderen Pilgers. Dabei war die Unterkunft nur zu 2/3 belegt. Hat wohl keiner mit den Temperaturen gerechnet (aktuell 12 Grad und Regen). Also bin ich in dem Hostel auf die Suche gegangen und habe in einer Sitzecke auf einem Sofa eine kleine dünne Decke gefunden. Die in Kombination mit meinen Handtüchern sollte es dann richten. Es geht sich immer irgendwie aus, aber auf frieren habe ich keine Lust. Und meine ganzen anderen Sachen sind ja noch nass von der Wäsche. We will see!

    Darauf doch erst einmal eine kleine Sightseeingtour durch Ponferrada im Regen. Ist ganz schnuckelig hier und die Berge im Hintergrund ergeben schon ein schönes Panorama. Ponferrada hat tolle alte Gemäuer, einen hübschen Uhrenturm, einen großzügigen Dorfplatz mit kleiner Bücherausstellung, eine schöne Basilika und eine pompöse mittelalterliche Festung. Diese ist wohl das bekannteste Wahrzeichen von der Kleinstadt.

    Die meisten Restaurants machen erst 20 Uhr auf, aber ich fand einen Kebabladen, der eine 4,8 auf Google hatte, und bereits um 19 Uhr öffnete. Also los, der Hunger hing mir in den Knochen, also gab es einen Dönerteller mit etwas Salat und ein paar Pommes. War gar nicht mal so geil. Aber die scharfe Salsa hat’s etwas aufgepeppt und der Hunger trieb es rein. Dazu einen Eistee. Speicher wieder aufgefüllt. Ich wollte dann noch etwas spazieren, entschied mich dann jedoch zügig wieder auf den Heimweg zu machen, da es doch ganz schön kalt war.

    Gleich noch duschen, gewaschene Sachen checken und langsam bettfertig machen.

    Übrigens: die junge Frau vom Empfang kam gerade zu mir und hat mir eine halbe Decke besorgt. Warum es nur noch die Hälfte war, weiß ich nicht genau, sie meinte es gab einen Unfall mit einem Italiener - ok. Was auch immer das bedeutete und wie es dem Herren heute geht: ich habe eine wärmere halbe Decke! Das ist doch schon mal um die Hälfte besser als zuvor!
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  • Villafranca del Bierzo | 24 km

    4 de mayo de 2024, España ⋅ ☁️ 14 °C

    Schlechte Nachricht? Die letzte Nacht war die schlimmste Nacht. Gute Nachricht? Die letzte Nacht war die schlimmste Nacht - es kann also nur noch besser werden! Ich habe die Geschehnisse heute beim Wandern bereits verarbeitet und bin wieder gut drauf, daher nur in Kürze: In meinem Zimmer, im Bett neben mir, lag ein Mann, der Geräusche gemacht hat, die ich so noch nicht gehört habe. Er war eine Mischung aus Schnarchen, Grunzen, Stöhnen, Rasseln und Atemaussetzern. Zwischenzeitlich dachte ich, er sei verstorben, dann, dass er einen Anfall hat. Seine Frau lag neben ihm und hat nicht eingegriffen oder sich ungewöhnlich verhalten. Erst am nächsten Morgen erfuhr ich, dass er eine Krankheit hat und in Behandlung ist. Die Geräusche waren schlimmer als ein wellenartiges Schnarchen, es hat mich echt nicht zur Ruhe kommen lassen. Trotz Ohropax und Finger drauf pressen. Entsprechend habe ich kaum geschlafen. Die dritte Nacht in Folge. Was mich dazu gebracht hat, dass ich heute ein Einzelzimmer genommen habe, um einfach mal schlafen zu können.

    Der erste Wandertag war gut, es lief rund, erster Anstieg kam ziemlich zeitig und brachte den Kreislauf in Schwung. Es ging durch viel Grün, an einigen Feldern, Weinanbaugebieten und kleinen Orten vorbei. Durch den Regen der letzten Tage (und auch heute) war es teilweise ganz schön matschig und es ging dann nur mit kleinen Schritten voran. Die Schuhe sahen aus wie Sau.

    Relativ früh am Tag, so gegen 11 Uhr lernte ich Kilian kennen bzw. habe ihn wieder erkannt, denn ich hatte ihn bereits am Vorabend bei dem Kebab Laden gesehen, wo er sich 2 Dürum reingefahren hatte. Laut seiner Apple Watch verbraucht er einfach mal 5000 Kalorien am Tag, die müssen ja ansatzweise auch wieder rein.

    Vom Aussehen her hatte ich bei ihm auf England oder Irland getippt, aber nein, er kommt aus Potsdam. Wir entschieden uns zusammen weiter zu gehen und plauderten über Gott und die Welt. Kilian ist 22 und ist bereits 600 Kilometer auf dem Weg gegangen, da er am Ursprung des Camino Francés in Saint-Jean-Pied-de-Port (Frankreich) losgegangen ist. Ein starkes Stück. An seinem ersten Tag ging es einfach nur 25 Kilometer bergauf, da es durch die Pyrenäen ging. Also das Schlimmste ist für ihn schon überstanden, würde ich sagen.

    Wir kamen an einer Menge Obst- und Nussbäume entlang und ich war mal wieder voll begeistert davon wie weit teilweise die Früchte schon waren. Er sagte er kenne sich nicht so gut mit solchen Sachen aus. Da sah ich am Wegesrand büschelweise Minze und riss ein Blatt ab, gab es ihm und meinte: Reib mal dran und riech, das kennst du.
    Er: “Petersilie?”
    Ich schaute ihn an und dachte es sei ein Scherz, aber sein Blick blieb gleich. Also verriet ich ihm, dass es sich um Minze handelt. “Ah ok, ja ich kenne mich mit sowas nicht so gut aus.”
    Jeder der mich kennt, kann sich vorstellen was dann in mir abging. Naja, jeder was er kann. Also bekam er an dem Tag die volle Schulung von mir und ich erklärte ihm was was ist.

    Während der Mittagspause sagte er, dass er mittlerweile die Unterkünfte immer 1-2 Tage im Voraus bucht, da es voller wird auf den Wegen und mehr Leute hier unterwegs sind. Klar, es machen nicht alle die ganzen 800 km sondern vielleicht die Hälfte oder wie ich das letzte Viertel. Also buchte ich ebenfalls die nächsten Unterkünfte vor. Sicher ist sicher. Es ist ja auch der beliebteste Weg, entsprechend sind hier mehr Menschen als auf allen anderen Caminos unterwegs, was sich jedoch aktuell noch ganz gut verläuft. Ich denke auf den letzten 100 km wird’s dann voller. Heute gab es mal eine Traube von Pilgern und dann auch lange mal niemanden. Das war sehr angenehm. Wir hatte ein angenehmes Tempo drauf und waren vor 3 mit 24 km und einer ausgiebigen Mittagspause auf dem Tacho in der Gemeinde Villafranca del Bierzo. Ein schöner kleiner Ort, mit viel zu engen Straßen und tollen alten Gemäuern.

    Erst einmal Füße hoch und dann um 18 Uhr zum Abendessen getroffen. Wir fanden ein Restaurant, das bereits offen hatte und in dem nur Pilger saßen zum Essen. Die Spanier essen ja immer erst später. Bei mir gab es eine Galizische Suppe (mit Grünkohl, weißen Bohnen und Kartoffeln) und Scampis in Knoblauch und Öl. Es war gut. Danach dann noch einen Verdauungsspaziergang durch den Ort, an der Kirche vorbei und am Fluss “Río Burbia” entlang. Ab 21 Uhr ab aufs Zimmer.

    Heute dann mal ganz alleine in einem Zimmer mit eigenem Bad! Das ist nach so wenigen Tagen schon echter Luxus für mich. Ich freue mich schon aufs Schlummern!
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  • Las Herrerías | 20 km

    5 de mayo de 2024, España ⋅ ☁️ 14 °C

    9 Stunden Schlaf. Halleluja! Vermutlich so viel wie in den letzten 3 Nächten zusammen. So macht Schlafen Spaß. Ich hatte eine sehr angenehme Nacht, es war zwar sehr hellhörig in dem Bed & Breakfast, aber von 22:15 bis 7:30 Uhr war Ruhe im Karton! Entsprechend sind die Strapazen der Nächte davor vergessen. Dafür gab es heute eine andere Challenge: den ganzen Tag Regen. Mal starker Regen, mal leichter Regen, aber ganze Zeit nur Regen. Meine Regenjacke hat in den Jackenfalten kleine Seen gebildet. Ich war also heute die Mecklenburgische Seenplatte. Teilweise war das ganz schön unangenehm, da die Schuhe und die Hose zeitweise mal durch waren, aber es hat mich nicht so sehr genervt, wie ich dachte.

    Der Weg ging heute viel an einer Schnellstraße vorbei und es war durchgehend Asphalt. Das fand ich erst richtig doof und dann dachte ich irgendwann: Ok, bei dem Regen heute wären alle anderen Wege echt Mist. Beispielsweise diese Sand-Lehm-Kombi von gestern, das wäre gar nicht gegangen. Daher war Asphalt doch der beste Untergrund für das heutige Wetter. Als ich mittags in einer Raststätte Unterschlupf fand, merkte ich erst, wie nass ich war. Meine Jacke war einfach maximal nass und mein T-Shirt dadrunter auch schon vorne und hinten etwas nass. Meine Regenjacke ist an ihre Grenzen gekommen. Liebes The North Face, da ist noch Luft nach oben.

    Zum Mittag gab es galizischen Seehecht und Pommes. Der Fisch war ganz gut. Ich machte eine Stunde Pause und habe mich etwas geziert wieder in dieses Schietwetter rauszugehen. Aber was muss das muss. Also auf in die letzten Kilometer.

    Heute habe ich viele Flüsse gesehen, die durch den Regen sehr voll waren und ordentlich Strömung hatten. An einer Stelle ist es sogar auf ein Feld übergetreten. Kleine manuell drehbare Schleusen waren entweder komplett auf oder wurden überspült. Morgen gibt es nur noch eine sehr geringe Regenwahrscheinlichkeit und ab Dienstag ist hier das typische spanische Wetter, willkommen Sommer! Ich freue mich drauf.

    In der Unterkunft angekommen, habe ich meine Sachen auseinander genommen und es ist tatsächlich nichts nass geworden. Es gab nur eine klamme Stelle, also der Regenschutz von Vaude hat heute top abgeliefert. Danke dafür!
    Frisch geduscht mit einer lecker Sangria in der Hand sitze ich nun in einem Sessel im Aufenthaltsraum und schaue durch das Fenster dem Regen zu. Ha! Da muss ich heute nicht mehr raus. Super Gefühl! Prost!
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  • Fonfría | 19 km + 1.000 Hm

    6 de mayo de 2024, España ⋅ 🌙 7 °C

    Da ich um die Anstiege heute wusste, wählte ich “nur” eine Distanz von 19 km. Und das war gut so. Es ging mehr als 1.000 Höhenmeter hoch, diese auch stückweise wieder runter und dann wieder hoch. Meine Herberge liegt auf 1.247 Metern. Die Pumpe hatte gut zu tun gehabt, daher mussten auch mal kleine Stops eingelegt werden. Während der Stops gabs dann mal einen frischgepressten O-Saft, eine Tortilla, ein kaltes Fußbad in einem Brunnen oder einfach nur einen Schluck Wasser mit Aussicht.

    Durch den Regen der letzten Tage, vor allem von gestern, war der Boden an einigen Stellen richtig matschig. Also die Schuhe sehen zeitweise echt wild aus.
    Oben auf dem Berg mit den ganzen Höhenmetern war’s heute ganz schön kalt. 5-6 Grad und ordentlich Wind. Entsprechender Zwiebellook am Start.

    Ansonsten war es streckenweise anstrengend, gar nicht mal unbedingt körperlich, sondern von der Stimmung. Der dritte Tag mal wieder. Ich war genervt von meinen Gedanken und hatte keine Lust über irgendwas nachzudenken oder mit Menschen sonderlich viel zu interagieren.

    Als ich dann endlich nachmittags bei meiner Herberge ankam, war auch etwas die Luft raus für den Tag. Es gab nur noch Betten oben, bei den Doppelstockbetten. Ich schlafe lieber unten, aber dafür bin ich in einer Ecke und nicht mitten in der Mitte. Übrigens sind in meinem Raum 34 (!) Betten. Und es gibt noch mehr Räume und auch Einzel- und Doppelzimmer. Hier sind eine Menge Menschen.

    Apropos eine Menge Menschen: Der Jakobsweg wird immer voller, man merkt, dass viele nur einen Teil des letzten Abschnitts machen wollen. Man müsste tatsächlich nur die letzten 100 km gehen um die Compostela (die schriftliche Bestätigung/Urkunde) zu bekommen. Das merkt man auch, wenn man nach der nächsten Unterkunft sucht. Bis Santiago wird es nun mittlerweile eng, es ist nicht mehr viel da und ich musste deswegen meine Route anpassen, damit ich dann auch eine Übernachtung in den Orten habe, wo ich am Nachmittag des Tages vorbei komme. Also nicht mehr flexibel was die Übernachtungen angeht. Naja. Aber tagsüber kann ich es mir einteilen, wie ich es möchte.

    Bei der heutigen Unterkunft habe ich endlich mal zwei sehr nette Pilgerinnen kennen gelernt. Daniela und Anni. Beide aus Süddeutschland und seit Anfang an auf dem Weg dabei, also seit Südfrankreich. Wir kamen beim Essen ins Gespräch und so kam es, dass wir den Abend gemeinsam verbrachten und viel quatschten. Das war super nett. Anni möchte gerne fix in Santiago sein, um einen früheren Flug zu bekommen, daher hat sie eine höheres Pensum für die nächsten Tage, als Daniela und ich. Daniela und ich haben uns für die nächsten Tage gemeinsam Unterkünfte rausgesucht und wollen auch streckenweise zusammen gehen. Klingt nach einem Plan!
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  • Samos | 20 km

    7 de mayo de 2024, España ⋅ ☁️ 19 °C

    Für diese riesen Schlafsäle werd ich echt zu alt. 34 Leute die so ihre Eigenheiten haben und alle irgendwie zur Ruhe kommen möchten. Das ist nicht einfach. Einschlafen war solala, durchschlafen war natürlich nichts. Aber das war mir schon klar, man muss die Dinge ja auch manchmal so annehmen wie sie sind. Als dann aber um kurz vor sieben so eine ganz witzige alte Dame das große Licht für den ganzen Raum anmachte und laut “Good Morning” sagte, dachte ich, ich spring der gleich ins Gesicht von meinem Doppelstockbett. Manche Menschen will ich einfach von mir fernhalten. Unangenehm.

    Ich wollte wieder den großen Strom abwarten und lies die aufgeregten Damen und Herren, und alle dazwischen und außerhalb, ziehen. Ich machte mich fertig und ging um kurz vor 8 aus der Tür, raus in den 4 Grad frischen Morgen. Eine herrliche Luft und ein blauer Himmel begrüßten mich. So konnte der Tag beginnen. Dadurch, dass ich auf über 1.200m gestartet bin, waren die Wolken zu Beginn unter mir. Das sieht immer etwas verrückt aus, ist aber einfach schön. Ich hatte also schöne Aussichten.

    Mit Daniela bin ich so verblieben, dass sie mir ihren Standort schickt, wenn sie ihre Frühstückspause macht, da sich dann ihrer und Anni’s Weg trennen, da Anni schneller in Santiago sein möchte und die Tage nochmal ordentlich Kilometer schrubben will. Da die beiden aber schon 6:45 Uhr los wollten, sagte ich, dass ich erst später dazu stoße. Das ist mir doch etwas früh, denn ich habe ja keinen Zeitdruck. Übrigens habe ich nun alle Unterkünfte durchgebucht, da es nun richtig voll wird und die Leute, die die letzten 100 km machen wollen, anscheinend nun auch alle buchen und am Ende sonst nichts mehr übrig ist, wo ich nächtigen kann. Das nimmt die Flexibilität, die ich so gerne haben wollte, aber daran kann ich nun nichts ändern.

    Daniela und ich trafen uns in einem kleinen schnuckeligen Ort in einem rustikalen Restaurant und ich bestellte mir auch ein kleines Frühstück mit Tee und Orangensaft. Gestärkt gingen wir gemeinsam weiter und plauderten eine Menge. Daniela ist 41, kommt aus Bayern, hat 2 Kinder (11 und 17) und ist geschieden. Sie hat ein sehr spannendes Leben und schon sehr viel erlebt. Manche persönliche Geschichten, die man hier so hört gehen einem echt nahe. Schon spannend wer welches Päckchen, neben seinem Rucksack noch so zu tragen hat.

    Die Route war heute sehr schön, grün, waldig, grasig. Genau nach meinem Geschmack. Das Wandern ging heute super leicht von der Hand. Ich hatte heute einen besonders schönen Tag und die Ankunft in Samos war dann das i-Tüpfelchen: Ein kleiner Ort mit unglaublich viel Grün, einem super schönen Kloster und einem üppigen Fluss. Darauf erst einmal ein Sieger-Radler und noch einen frischgepressten O-Saft. Hier zu sitzen und dem Treiben zuzusehen, das Rauschen des Flusses zu hören und ins Grüne blicken zu können ist eine Wohltat. Zudem ist unser privates Doppelzimmer heute auch super gemütlich und schön. Wir fühlen uns pudelwohl!

    Frisch geduscht geht es nun gleich zum Abendessen. Der Hunger ruft. Es geht mit Flip Flops raus in den sonnigen Abend, bei 19 Grad. Übrigens: ich habe heute die erste kleine Blase am Fuß entdeckt. Naja, ganz ohne geht wohl doch nicht. Ist nicht schlimm.

    Es ist wunderschön hier! Samos, du machst uns gerade glücklich und bist heute genau das Richtige! Danke!
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  • Barbadelo | 18 km

    8 de mayo de 2024, España ⋅ ⛅ 23 °C

    Daniela und ich haben super in unserem Einzelzimmer geschlafen. Es war ruhig und kuschelig. Daniela war etwas kalt und sie hatte eine dichte Nase, aber ihr ging es gut. Ich denke ich hatte auf jeden Fall wieder 8 Stunden Schlaf. Herrlich.

    Gemeinsam ging es nach einem kurzen Plausch mit zwei anderen deutschen Damen, die in der selben Unterkunft waren um 8:10 Uhr los. Es war etwas diesig bis zur Mittagszeit. Der Boden war in den Wäldern an einigen Stellen immer noch sehr feucht und teilweise matschig. Es war eine gute Menge an Höhenmetern, die wir gar nicht so auf dem Schirm hatten und so hatte die Pumpe wieder gut was tun.

    Es war eine schöne grüne Strecke und wir nahmen uns vor in Sarria, der etwas größeren Stadt, durch die wir heute durchgehen, Gemüse mitzunehmen, da unser Essen gestern Abend einfach nicht doll war und wir besser essen wollen.
    Kurz vor Sarria machten wir unseren Frühstücks-/Mittagsstop. Es gab Tortilla (Omelett aus Eiern, Zwiebeln und Eiern, wird kalt serviert), eingelegte grüne Oliven (super lecker, leicht pikant) und frisch gepressten Orangensaft. Zünftig!

    Dann ging es gut gestärkt direkt rein nach Sarria. Es war gar nicht mal so schön, doll zugebaut mit viel Beton und gar nicht typisch spanisch, nur die alte Altstadt, ein kleiner Teil bei einer Kapelle. Naja kann ja nicht alles so “typisch” aussehen. Wir fanden einen Supermercado (klassischer Supermarkt) und kauften Tomaten, Gurke, grüne Paprika, Thunfisch, Schokodessert und Getränke mit Geschmack (Eistee und Infused Water). Daniela hatte sich noch ein Baguette, Käse und eine Banane eingepackt. Bei einigen Preisen mussten wir schlucken, herrje, eine einzelne Banane für 1,45 Euro? Naja. Trotzdem wird uns der Einkauf zusammen günstiger kommen als ein Pilgermenü - und vor allem viel gesünder sein. Also eingepackt und weiter ging’s.

    Die letzten paar Kilometer zogen sich etwas. Wenn man extra Gepäck, wie den Einkauf, im Rucksack hat, dann merkt man das doch schnell, gerade bergauf. Aber wir zogen durch. Haben gepumpt wie die Maikäfer! Und dazu brannte die Sonne mittlerweile doll. Der Himmel war auf einmal komplett blau, kein Dunst mehr und der spanische Sommer küsste uns etwas übermütig, da kamen wir gut ins schwitzen.

    Und da war’s endlich, ein kleiner Ort, schnuckelig sah er aus. Und direkt vornean unser heutiges Hostel. Es lag einfach schön im Grünen, man konnte weit gucken und es gefiel uns auf Anhieb. Wir bekamen Betten oben in einem Zimmer mit 4 Doppelstockbetten, also 8 Personen. In dem Zimmer waren mit jeweils eigener Tür abgetrennt 2 Duschen und eine Toilette. Ich war relativ zügig duschen und dann wurde das erste mal die kurze Hose eingeweiht. Nun sitzen wir auf der Terrasse, jeder ein großes Radler in der Hand, 50er Sonnencreme und ein Lächeln im Gesicht. Wir haben’s gut!
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  • Portomarín | 19 km

    9 de mayo de 2024, España ⋅ ☁️ 22 °C

    Die verrückten Nächte hören nicht auf. Diese Nacht gab es wieder etwas Neues: Der eine Herr war 4x die Nacht auf dem Klo und nur am scheissen, der andere Herr war 3x die Nacht pinkeln und nur am furzen. Dazu ein zeitweises schnarchen. Bienvenido al camino!

    Entsprechend ging es wieder mit wenig Schlaf in den neuen Tag und wir standen um 7:40 Uhr auf den Weg. Daniela und ich mussten uns erstmal etwas über die verrückten Zimmergenossen auslassen und sprachen über die Toilettenschüssel und die Italienerin, die seit 45 Minuten ihren Rucksack packte. Menschen sind schon spannend. Draußen war es angenehm frisch und die Nebelschwaden hingen in den Bergen.

    Es ging durchs Grüne und wir plauderten eine Runde, gingen aber auch mal schweigend nebeneinander her. Man sieht nun mehr Pilger als sonst auf den Wegen. Man merkt, dass die letzten 100 km bevorstehen und damit viele neue Pilger für den letzten Teil dazu kommen.

    Wir hatten einen kleinen Snack und dann gab es um 9:30 Uhr eine Pause mit frischgepresstem Orangensaft und einem Nusskuchen mit Schokolade.

    Es wurden Hunde gestreichelt (also von mir), die 100er Marke geknackt (von uns) und das Grüne bestaunt (ich hoffe von allen). Wenn die Kilometeranzahl unter 100 geht ist das schon ein komisches Gefühl. Egal wie lange man dabei ist. Auf einmal nur noch zweistellige Zahlen und Santiago ist nicht mehr fern. Zur Mittagszeit um 12:30 Uhr standen wir auf der Brücke, über dem Rio Miño, die uns zur kleinen Stadt Portomarín führte.

    Um in die Stadt zu kommen, mussten wir noch einmal mit Hilfe einer Treppe ein paar Höhenmeter reißen. Oben angekommen war dort ein Markt, es gab frisches Obst und Gemüse, Stände mit Kleidung und auch überdachte Bereiche wo gekocht und gegrillt wurde. Es gab gegrillte Rippchen, Würste und gekochten Tintenfisch. Naja wenn man sowas Authentisches hier schon mal hat, dann muss man auch probieren. Wir uns also zu den Locals dazu gesetzt und mit Radler den Spaß probiert. Es war sehr lecker, aber auch viel zu teuer. Wir glauben, dass wir übers Ohr gehauen wurden und mehr bezahlt haben, als die Einheimischen. Dafür gab es dann relativ günstiges Gemüse (im Vergleich zum gestrigen Einkauf in Sarria) vom Markt.

    Dort stieß Millie dazu, eine Engländerin, 40 Jahre, wohnhaft in London, die wir am Vorabend kennen gelernt hatten, die bei uns mit im Zimmer geschlafen hatte. Wir hatten uns schon gestern super verstanden und unser Essen am Abend geteilt und so wollten wir auch heute wieder einen leckeren großen Salat zaubern und gemeinsam ein paar Stunden verbringen.

    Wir waren zu dritt unten am Wasser und haben unsere Füße in den erfrischenden Fluss gehalten, sind umher spaziert, haben fehlende Sachen gemeinsam im Supermarkt gekauft und als Daniela etwas Ruhe wollte, sind Millie und ich in eine Bar und haben einen Krug Sangria im Schatten getrunken und gute 2 Stunden gequatscht. Um 18 Uhr haben wir uns wieder zusammen gesetzt und den famosen Salat des Abends zubereitet. Gegessen wurde draußen vor der Herberge in der Sonne mit Blick auf den Fluss und das Grüne. Was für ein cooler Spot!
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  • Palas de Rei | 25 km

    10 de mayo de 2024, España ⋅ ⛅ 18 °C

    Na, was fehlte noch bei den nächtlichen Vorkommnissen? Genau! Die Asiaten! Die wollten sich auch noch im Blog verewigen. Um bei “die Asiaten” konkret zu werden: Chinesen. Mit den Landsleuten habe ich ja schon so einige spannende Erfahrungen sammeln dürfen. Nicht nur beim Reisen, auch beim Zusammenleben während meines Auslandssemesters.

    Letzte Nacht hatten Daniela und ich ein 6er Zimmer, wovon 50% der Besatzung Chinesen waren. Tatsächlich ist es sehr spannend wie viele Chinesen hier auf dem Weg sind. Echt eine hohe Anzahl. Dabei fragt man sich: Wie kann es sein, dass Chinesen, die sonst innerhalb von 4 Tagen “Neuseeland machen” wollen und immer in Eile sind beim Reisen, da sie so wenig Urlaub haben, hier den ganzen Weg über mehrere Wochen durchziehen? Das passt doch nicht zusammen. Also wurde etwas nachgeforscht und tadaa, ich habe eine Antwort bekommen: Es ist ein neuer Trend bei Chinesen, um ihre Bewerbungen aufzuhübschen. Damit wollen sie ihren Arbeitgebern zeigen, wie belastbar sie sind, dass sie täglich an ihre Grenzen gehen können und nicht viel Schlaf brauchen. Ach cool, bei den Arbeitsbedingungen in China sich auf solch eine Art beweisen zu wollen. Als ich das hörte, wusste ich gar nicht was ich sagen sollte. Meiner Meinung nach ist das Missbrauch am Jakobsweg und mich macht es traurig, da es den eigentlichen Wert und Gedanken dieses Weges nicht gerecht wird.

    Ok, zurück zu den 3 Chinesen, ohne Kontrabass, in unserem Schlafsaal letzte Nacht. Ein Kontrabass hätte wirklich noch gefehlt - der hätte mich auch nicht mehr geschockt nach den letzten Nächten. Also 2 von denen waren einfach nur am Ersticken interessiert, denn sie schlossen alle Fenster so gut es ging, machten es komplett dunkel und dann die Tür zu. Als ich fragte, ob wir ein Fenster aufmachen könnten, da wir sonst zu wenig Sauerstoff im Raum haben für die Nacht, wurde dies mit einem Lächeln direkt umgesetzt. Einsicht ist doch gut. So dachte ich. Als ich kurz auf der Toilette war, um mich bettfertig zu machen und wieder kam, war das Fenster wieder zu. Daniela vom Hochbett oben, hat natürlich mitbekommen, was während meiner Abwesenheit passiert ist. Also ging ich zum Fenster und öffnete es wieder und blieb einen Moment dort stehen. Wollen wir mal schauen wer länger durchhält - also ich konnte in dem
    Moment schon sagen, wer gewinnt und setzte gedanklich alles auf mich. Und so war es auch. Da haben sie sich die Falsche ausgesucht, denn: Bei Erstickungsgefahr keine Kompromisse!
    So ließ es sich gut schlafen. Dann ging um 5:30 Uhr ein Wecker und ich dachte mein Schwein pfeift. Die dritte Asiatin im Bunde hatte nun ihren Auftritt. Es wurde 45 Minuten lang rumgeraschelt. Sie packte ihre Sachen. Naja, sie sie packte etwas, um es dann doch wieder auseinander zu nehmen. Und das in Plastikbeuteln! Regel Nummer 2 (nach: “Gutes Schuhwerk ist das Wichtigste”): Keine Plastikbeutel benutzen, da diese zu sehr knistern und alle anderen stören, wenn man flink am Morgen oder Abend packt. Also flink war es schon mal nicht, sondern eher Konkurrenz zu der Italienerin vom Vortag und nur nervig wegen der Geräusche und ihrem Handylicht. Ich hörte Daniela von oben säufzen. Ich dachte jeden Moment: “Naja, gleich hat sie’s, dann ist sie fertig und geht.” Diese Frau hatte eine Ausdauer bei ihrem Packspiel, das war nicht normal. Also sagte ich ihr an der Tür auf Englisch, dass sie viel zu lange beim Packen braucht und es nicht höflich den anderen Personen im Zimmer gegenüber ist, wenn sie so viele Plastikbeutel nutzt. Sie verstand anscheinend nur “Plastic” und hielt mir ihre Wasserflasche hin. Ich winkte ab und drehte mich um. Um die frühe Zeit hatte ich nun wirklich keine Lust auf weitere Diskussionen.

    Da Daniela und ich nun eh wach waren, nahmen wir unsere Sachen, gingen leise aus dem Zimmer und packten im Flur. Reine Könner.

    Es ging im Nebel, noch vor dem Sonnenaufgang, um kurz vor 7 los. Heute hatten wir eine längere Etappe vor uns, mit über 500 Höhenmetern, daher wollten wir vor der Mittagszeit einiges schaffen. Auch aufgrund des Wetters: Es sollten 27 Grad werden. Spoiler: Es wurden 27 Grad.
    Wir hatten einen guten Schritt drauf und kamen zügig voran. Der Nebel und die Wolken verzogen sich nach und nach und es wurde schon vor 12 Uhr sehr sonnig und muggelig warm. Zum Glück gab es immer wieder einen leichten Wind, dadurch war es erträglicher als gedacht.
    Es ging an einigen (gemähten) Feldern vorbei, auch mal an Schnellstraßen, durch kleine Dörfer und heute viel Nadelwald. Immer wieder interessant, wie sich die Vegetation über ein paar Kilometer so verändern kann. Es roch auf jeden Fall lecker nach Tannennadeln und gemähtem Gras.

    Heute gab es auch wieder Hunde zu sehen. Beispielsweise sehr entspannte Schäferhunde, die bei dem warmen Wetter im Schatten lagen und ihrem Dienst als Wachhund weniger nachkamen, einen schwarzen Labradorwelpen, der sich von mir am Bauch hat kraulen lassen und einen älteren kleinen Pudel, der kaum noch laufen konnte und daher von seinem Besitzer im Rucksack getragen wurde. Das war schon sehr süß und der Hund happy (siehe Foto).

    Daniela und ich zogen stark durch und waren 14:20 Uhr am Hostel, das etwas weiter weg vom Weg lag. Bei der Kilometeranzahl sind ein paar hundert Meter dann auch egal. Nach dem Einchecken gab es erst einmal ein leckeres Pilger-Menü bei “Danny Café Bar”. Das bisher beste Menü mit tollem Service für 14 Euro. Wir hatten dort eine super Zeit und wirklich gutes Essen - endlich mal wieder. Das vermisse ich hier doch etwas auf dem Weg. Bei den Angeboten für Pilger geht es oft nur darum, diese “irgendwie” schnell und günstig satt zu kriegen. Und das war bisher meist nicht schmackhaft. Daher hatten wir heute ein umso schöneres Erlebnis bei diesem kleinen Restaurant.

    Danach wurde erst einmal geduscht in viel zu kleinen Duschen mit viel zu heißem Wasser (was nicht verstellbar war). Das hatte ich auch noch nicht. Und ich dusche ja schon gerne relativ warm, aber das war einfach nur unangenehm. Danach nochmals raus, ab zum Supermarkt, um Obst und Getränke mit Geschmack einzukaufen. Zurück im Hostel plauderten Daniela und ich eine Weile und machten uns später am Abend einen kleinen Obstsalat.

    Nun liege ich mit eingecremten Füßen in meiner Koje, der Erste schnarcht schon in unserem Zimmer mit 29 Betten und ich habe die Ohropax griffbereit. In dem Sinne: Guten und erholsamen Schlaf allerseits!
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  • Boente | 21 km

    11 de mayo de 2024, España ⋅ ☀️ 23 °C

    Eigentlich dachte ich, dass ich nachts nun wirklich alles erlebt habe auf diesem Weg. Aber da habe ich die Rechnung nicht mit dem verrückten Italiener gemacht. Der kam erst relativ spät, führte aber ab da an sehr aufgeregte Selbstgespräche. Also stellt euch vor, dass ein Eichhörnchen sprechen könnte. So ungefähr. Er war wild am packen, suchte ständig etwas, sprang immer wieder aus seinem Hochbett, um dann kurz danach wieder raufzuklettern. Er wurde irgendwann von einigen Personen beobachtet, aber das merkte er nicht mal. Ganz spannend. Aber auf Dauer auch echt nervig. Irgendwann gab auch er Ruhe, fing aber morgens relativ früh wieder damit an. In der Nacht dann die Klassiker: lautes Furzen, Schnarchen, Badtüren auf und zu, schlurfende Schritte, man kennt es. Darüber hinweg konnte ich in der Nacht gut einschlafen. Also der Schlaf war besser als gedacht. Es waren dieses Mal auch eher kleine Kojen mit Vorhängen, dadurch etwas mehr Privatsphäre und auch nicht so hellhörig.

    Es ging um 7:10 Uhr los. Daniela und ich legten wieder gut vor und es ging natürlich direkt bergauf. Gefühlt ist dies immer so am Morgen. Wer auch immer sich das ausgedacht hat. Vermutlich die bergige spanische Landschaft. Ein Auf und Ab.

    Nach 2 Stunden gab es Frühstück an einem netten kleinen Ort mit Aussicht ins Grüne, einem frischgepressten Orangensaft und Tortilla. Das ist zu meinem Klassiker zur Vormittagszeit geworden. Ist lecker, macht auf gesunde Art satt und ich bin nicht völlig im Fresskoma.

    Gemeinsam ging es durch nette kleine Dörfer und angenehm frische Wälder. In einer Kleinstadt hatte die Idylle dann kurz eine Unterbrechung. Die Häuser waren nicht sonderlich schön, es war viel betoniert und ganz schön wuselig. Stadt können wir nicht mehr so gut, wie wir merkten. Wir kamen an einem Café vorbei, was mit Eis warb und wir schauten was sie haben. Daniela zeigte oben auf die Preise und wir gingen rückwärts wieder raus: 3,80 Euro für eine Kugel Eis in der Waffel. Was ist denn nun los? Leider sind die Preise sprunghaft gestiegen auf den letzten 100 km des Jakobweges. Sowas ist aktuell keine Seltenheit. Sehr schade, dass es so läuft, aber klar, die Läden machen die Preise und wissen, dass die Pilger auf Essen, Trinken und Schlafen angewiesen sind. Für uns gab es in dem Fall kein Eis und wir gingen zügigen Schrittes aus dem
    Ort - zumindest so zügig es uns denn möglich war, denn teilweise wurden wir mit den Pfeilen im Kreis geführt, damit wir nochmal an kleinen Läden mit Mitbringseln und Nippes vorbei kamen. Damit kriegt man uns nicht. Ich habe aber schon auf dem Weg eine Frau gesehen, die eine Tasche in der Hand hatte, worin sich nur Mitbringsel befanden mit den typischen Erkennungszeichen des Weges. Das bekommt man natürlich auch alles in Santiago und muss es nicht die ganze Zeit mitschleppen - aber sicher ist sicher.

    Übrigens trafen wir heute Johannes wieder. Er war in der selben Unterkunft letzte Nacht wie wir und war entsprechend heute auch mit uns auf dem Weg. Johannes ist Deutscher und sitzt im Rollstuhl. Er kommt super voran. Bergauf ist er natürlich nicht so schnell, aber bergab lässt er uns alle stehen, da er die Fortbewegung mit seinem Unterbau echt gut raus hat, wie er damit sicher voran kommt, lenken kann und so lange wie möglich rollt ohne mit den Armen aktiv zu werden. Wir fragten ihn, ob wir ihn eine Runde schieben sollen, aber er wollte gerne etwas alleine fahren und so gingen wir ohne ihn weiter.

    Weil wir mal wieder so zackig unterwegs waren, kamen wir bereits 12:39 Uhr an meiner Unterkunft in Boente an. Ich habe den Weg ja bereits durchgebucht, Daniela
    lässt es sich die Tage offen und schaut, wie weit sie gehen kann und fragt dann in der nächstgelegenen Unterkunft nach einem Bett. So auch heute. Nachdem wir in meiner Unterkunft einen Salat gegessen hatten, verabschiedeten wir uns und sie ging weiter. Übrigens: Daniela traf Johannes auf ihrem letzten Abschnitt wieder und da war er schon ziemlich fertig und hat sich dankend von ihr einen Anstieg hoch schieben lassen. So konnte eine von uns also doch nochmal helfen. Auf jeden Fall großen Respekt von uns, dass er diesen Weg mit seinem Handicap auf sich nimmt und so positiv ist.

    Ich hatte nun sehr viel Zeit, ging erst einmal duschen und zog mir dann meine Regenjacke und meine kurze Hose an, damit ich einmal alles andere waschen konnte. Waschmaschine und Trockner hat 2 Stunden gedauert, dann konnte ich wieder aus der Regenjacke bei der Wärme raus. Ging aber echt klar, war nicht zu warm, hatte ja nichts darunter.

    Ich legte mich in den Garten in den Schatten, etwas abseits der Anderen die laut am Pool schnatterten. Der Pool war arschkalt, aber Füße reinhalten geht natürlich immer. Ich machte mir einen Podcast an und dazu aktivierte ich mein noise cancelling auf den Kopfhörern. So lag ich eine Weile dort und vertrieb mir die Zeit bis zum Abendessen um 18 Uhr. Es gab eine Gemüsesuppe, dazu Käse und Serrano-Schinken und etwas Brot. Sehr lecker.

    Danach saß ich einfach eine Weile vor dem Hostel auf einem Stuhl auf dem Bürgersteig, hielt das Gesicht in die Sonne und grüßte vorbeigehende Menschen, die alle ein Lächeln auf dem Gesicht hatten.
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  • A Salceda | 20 km

    12 de mayo de 2024, España ⋅ ☁️ 20 °C

    Das war wohl eine der besten Nächte in einem Mehrbettzimmer, um genau zu sein in einem 20-Personen-Schlafsaal, die ich auf dieser Reise hatte. Es kam nichts Neues oder Unbekanntes dazu. Die Klassiker wie immer und manchmal sieht man dann noch Dinge, wenn Menschen sich unbeobachtet fühlen oder sich vorbeugen, die man nicht sehen will, aber dann darf man halt auch nicht hingucken. Ich hatte einen Moment, wo ich einfach zur falschen Zeit hochgeschaut habe und ein männliches Gehänge in einer sehr anpassungsfähigen Boxershorts gesehen habe. Ich musste es einfach fotografieren - aber aus Respekt zu diesem Blog, lade ich es nicht hoch. Ich kann es bei Bedarf aber zeigen, ist einfach zu herrlich. Sorry Wolfgang - oder wie auch immer du heißen magst.

    Als gestern Abend bereits die Lichter im Schlafsaal aus waren und der Erste schon vor 22 Uhr unverschämt anfing zu schnarchen, bin ich einfach aufgestanden, habe seinen Knöchel angefasst und gerüttelt und zack war Ruhe im Karton. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie abrupt das Schnarchen aufhörte und der Herr kerzengerade im Bett saß. Ich war selbst überrascht. Aber ich hatte wirklich keinen Bock deswegen noch 2 Stunden wach zu liegen. Ich bin mittlerweile über einer Grenze, die mich genau solche Dinge tun lässt. Das war zwar nicht die feine englische Art, bescherte mir aber 7 Stunden Schlaf! Und der Herr hatte vermutlich den Schreck seines Lebens. Sorry, not sorry.

    Ich ließ mir Zeit mit dem Aufstehen, da es sonst zu trubelig im Bad wäre und bin dadurch erst um 7:45 Uhr draußen gewesen. Heute war es erst einmal stark bewölkt, nebelig und teilweise etwas nieselig. Wetter war nicht so doll, dafür war die Strecke richtig schön. Es ging viel durch grüne Wälder, das gefällt mir ja am besten. Ich war heute mal wieder ganz alleine unterwegs und habe schnatternde Gruppen überholt oder ziehen lassen genauso wie mitteilungsbedürftige alte Herren. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass auf diesem Weg überproportional ältere Menschen sind? Vermutlich wegen des Wetters, ab Juni wird es einfach zu warm. Wäre mir mit Mitte dreißig aber auch zu anstrengend. Dann gehöre ich wohl mit zu den Alten. Aber im Vergleich zum letzten Jahr zum dem portugiesischen Jakobsweg sind hier viel mehr alte Menschen.

    Als ich heute um 12:20 Uhr unter die 30 Kilometer Marke kam, dachte ich so: ok wenn ich wollen würde, könnte ich jetzt auch einfach noch bis Santiago durchgehen. Ich bin jedoch eh schon schneller als geplant und will nicht so viel Zeit in der Stadt verbringen. Ich war letztes Jahr schon da und habe mit meiner diesjährigen entspannten Planung immer noch fast 2 ganze Tage dort. Das reicht vollkommen. Daher muss ich mich selbst ausbremsen und zögere die Ankunft hinaus. Entsprechend war ich schon 12:50 Uhr an meiner heutigen Unterkunft. Also alles ganz tranquilo für den Rest des Tages. Der Check-in hat länger als sonst gedauert, aber kein Problem, denn ich habe ja Zeit. Die Chinesen hinter mir wurden jedoch nervös. Ich war dann die Erste in den Duschen, wusch mein T-Shirt vom Tag und zog mir frische Kleidung an. Dann in Flip Flops zum kleinen Restaurant um die Ecke (hier ist wirklich nichts, 3 Herbergen und 2 Restaurants und 10 Wohnhäuser, das war’s). Entscheidung fiel leicht, denn nur das eine Restaurant hatte offen. Ich saß draußen und bekam direkt Besuch von 2 Katzen, die hofften, dass bei mir was vom Tintenfisch runterfällt. Es war lecker, aber ich merkte immer mehr auf dem Weg, dass ich weniger gerne Fleisch und Tintenfisch essen mag. Gegrillter Fisch tatsächlich ausgenommen. Mag vielleicht daran liegen, dass ich hier schon mal an dem einen oder anderen Schlachthaus vorbei gekommen bin und die Schreie der Kühe und Schweine gehört habe. Das war fürchterlich. Den Konsum sollte ich weiter überdenken. Ich brauche es eigentlich nicht.

    Am Nachmittag unterhielt ich mich etwas mit einer netten Australierin, die pensionierte Anwältin ist, und saß im sonnigen Garten. Da David einen Grossteil davon im Zug saß, haben wir uns unterhalten und die Zeit ging schnell rum.

    Ich kann noch gar nicht glauben, dass es nur noch 26 Kilometer bis Santiago sind. Es ging dieses Jahr viel schneller als letztes Jahr, obwohl es gerade mal 70 km Unterschied in der Länge waren.
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  • Lavacolla | 18 km

    13 de mayo de 2024, España ⋅ ☁️ 13 °C

    Bei dem Ortsnamen haben wir schon einige Späßchen gemacht, von wegen: “Mal sehen, ob wir da schon einen Lagerkoller haben.” Lavakolla, ein kleiner Ort, nicht mal mehr 10 km vor Santiago gelegen.

    Hier anzuhalten war wirklich mit durchgezogener Handbremse. Mich hat’s echt gejuckt durchzugehen. Aber sich in Geduld zu üben, ist auch mal gut. Es muss nicht alles immer direkt umgesetzt werden, das fällt mir manchmal schwer.
    Das Wetter ist leider schlechter geworden und bleibt voraussichtlich die Tage so. Ich bin also wieder bei Regen und 13 Grad, wie zu Beginn der Reise. Regenjacke und Rucksack-Cover sind somit ab dem ersten Meter heute wieder in Benutzung. Dass es heute der nasseste Tag wird und ich komplett durch sein werde bei der Ankunft, war mir heute Morgen beim fröhlichen Losstapfen noch nicht bewusst. Vielleicht ganz gut.

    Ich machte nach etwas über 1,5 Stunden wandern Frühstückspause in einem kleinen Restaurant. Die Kellnerin war unfreundlich, aber das Essen ganz gut. Es gab ein halbes getoastetes Baguette, Rührei, länger gereiften Käse auf einem separaten Teller, einen O-Saft und den hier sehr beliebten Kakao namens “ColaCao”. Da bekommt man heiße, aufgeschäumte Milch mit einem Beutel Kakaopulver und kann sich so entscheiden, wie viel Pulver man reinkippen möchte. Ich haute einfach alles rein. Bei Kakao ist mehr mehr.
    Beim Essen entdeckte ich eine Wand im Restaurant, wo kleine Kupfer Centstücke reingelehnt waren. Da die Steine etwas uneben aus der Wand schauten, ging das ganz gut. Ich dachte a das völlig ramponierte 1-Cent Stück, dass ich am Anfang des Weges auf der Straße fand und als Glücksbringer mitgenommen hatte. Das passt hier doch gut her. Auf dem Foto ist es ganz rechts zu sehen. Sieht eher aus wie eine Scheibe angebratene Kabanossi, ich weiß. Aber wie hat meine Oma immer so schön gesagt: “Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.” Also kommen solche Gumpen auch mit ins Portemonnaie.

    Heute auf dem Weg ist etwas lustiges passiert. Erst einmal habe ich Young kennen gelernt. Er sagt selbst “Forever Young”, weil man es sich so besser merken kann. Lustige Idee. Er ist ein Koreaner, 40 Jahre alt, der bereits lange Zeit in Kanada lebt. Ein netter Kerl mit spannenden Gedanken und gutem Herz. Wir haben uns 2,5 Stunden unterhalten und sind gemeinsam gewandert, nachdem er mich bat im Wald Fotos von ihm zu machen. Das gemeinsame Wandern passte heute ganz gut, weil so der Regen erträglicher war und wir beide Ablenkung hatten.
    Wir beide gingen davon aus, dass wir durch eine Kleinstadt mit Supermarkt kommen und fachsimpelten schon über unsere Einkäufe. Irgendwann schritt die Zeit jedoch so weit voran, dass wir mal Google Maps befragten, wann wir in der Stadt ankommen. Tja, wir waren schon längst vorbei! Wie konnte das passieren? Der Weg führte nicht durch die Stadt, sondern durch Wälder daran vorbei. Davon sind wir beide nicht ausgegangen. Naja, durchs Grüne ist immer schöner, als durch Städte, aber wenn man davon ausgeht, dass man sich etwas zu Essen kaufen kann, ist man etwas enttäuscht.

    Naja, Young und ich gingen dann weiter nach Lavacolla, es war nun nicht mehr weit (45 Minuten). Wir fanden jedoch kurz bevor wir uns trennten einen kleinen Supermercado mit so ein paar grundlegenden Dingen, sowie auch etwas Gemüse. Ich war danach um eine Gurke, eine große Tomate, einer Paprika und Kiechererbsen im Glas sowie einem Tonic Water reicher. Young nahm nichts mit, ich hatte das Gefühl, dass ihm der Laden nicht gefiel und zu unordentlich war. Was ich nachvollziehen konnte. Aber wenn es der einzige Laden ist und in dem Dörfchen, wo wir übernachten, nur ein Restaurant gibt, das ab 19 Uhr öffnet, dann nutze ich die Möglichkeit, um mal wieder günstig und gesund und zu einer mir passenden Zeit essen zu können.

    Wir verabschiedeten uns nach dem Einkauf, da Young nur um eine Ecke zu seiner Unterkunft musste. Für mich ging es noch eine Viertelstunde weiter. Kleiner Ort aber alles weit auseinander. Und dann regnete es nochmal richtig stark und es ging bergauf. Ich dachte echt ich brech im Strahl. Warum ist dieses Wetter so? Die letzten 4 Tage waren echt gut, aber zu Beginn und zum Ende so ein nasser Mist. Ich musste ein, zwei Mal das Handy rausholen, um zu schauen, wo genau meine Unterkunft ist. Dafür stand ich dann unter Bäumen, damit das Handy nicht zu nass wird. War schwierig. Aber es klappte.

    Kurz vor der Ankunft war ich schon echt genervt, da es mir überall nur noch runter lief und meine Schuhe komplett nass und dreckig waren. Ich wollte einfach nur aus meinen Sachen raus. Als ich dann endlich bei meiner Unterkunft war, war ich zu früh, sie machte erst um 14 Uhr auf und so stand ich unter einem Dach und mir wurde zu der Nässe auch noch kalt, da ich mich nicht mehr bewegte. Was ein Mist. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so nass war. Dagegen war der Regentag vom Anfang noch eine “angenehmere” Vorstufe, denn da war nicht alles nass. Als ich in das Hostel durfte, sagte sie mir, dass die Schuhe draußen in einen Unterstand müssen. Das machen tatsächlich die meisten Hostels so, damit man die dreckigen und riechenden Wanderschuhe nicht im Schlafsaal hat. Also zog ich die Schuhe aus und die komplett nassen Socken, die ich auswringen konnte, zog die Flip Flops an und ging wieder raus in den Regen. Nasser konnte ich ja eh nicht mehr werden. Mal sehen, ob die irgendwie trocknen können bei der Luftfeuchtigkeit, denn es regnet durchgängig. Die Einlagen habe ich einfach mal mit rein genommen. Vielleicht bringt es ja was. Wir werden sehen. Vamos a ver!

    By the way: Dies ist das schönste und bestausgerüstete Hostel in dem ich auf diesem Weg war. Total neu, hammer Küche, schöner Schlafsaal mit Privatsphäre durch Kojen und Vorhänge und sehr sauber. Es gefällt mir hier sehr gut!

    Natürlich gab es dann erst einmal eine warme Dusche und neue Kleidung. Die Kleidung, die ich beim Wandern anhatte wusch ich danach komplett und hing sie im Wäscheraum auf, neben meiner Regenjacke und dem Rucksack-Regencover. Leider ist im Rucksack auch ein bisschen was nass bzw. feucht geworden, unteranderem mein dünner Schlafsack, der trocknet zum Glück schnell. Also alles andere rausgeholt und aufgehangen. Ich habe ja nicht Vieles dabei, aber wenn fast alles nicht so richtig trocken ist, ist das sehr unangenehm. Sowas kennt man ja gar nicht mehr aus dem Alltag, weil immer etwas sicher und trocken zu Hause lagert. Mal wieder eine spannende Erfahrung. Ich hoffe einfach, dass das Nötigste bis morgen trocken wird.

    In meinem heutigen Hostel ist nichts los: 3 von 20 Betten belegt, das gab es auch noch nicht. Ich vermute ein großer Schwung ist gestern (also Sonntag) in Santiago angekommen und der nächste kommt erst noch wieder. Aktuell sind wir zu zweit, die dritte Person kommt noch. Der ältere Herr der hier ist, ist sehr laut, ständig am telefonieren und hat über eine Stunde mit der Rezeption diskutiert. Ich weiß nicht genau warum, hatte irgendwas mit Geld zu tun, aber kein Plan, was genau los war. Er hat eine sehr durchdringende Stimme und redet schnell. Ich fand es anstrengend den Herren immer als Dauerrauschen im Hintergrund zu hören. Beim Essen machen, beim Essen selbst, beim Tierdoku schauen, wie auch jetzt beim Schreiben. Man bin ich froh, wenn ich diese speziellen Menschen nicht mehr in meiner Nähe habe. Ich habe nun wirklich genug davon. Meine Geduld wird hier sehr auf die Probe gestellt, mein Körper nicht so sehr. Wer hätte das gedacht?

    Fun Fact: Der alte Mann, der mit mir heute das Hostel teilt, ist gerade in T-Shirt und Windel an mir vorbei gegangen und hat bei offener Tür gepinkelt - ohne Händewaschen danach. Herrje, das kann ja wieder heiter werden, und das bei so schmaler Besetzung hier.
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  • Santiago de Compostela | 10 km

    14 de mayo de 2024, España ⋅ ⛅ 10 °C

    Die Nacht war sehr gut, im besten Hostel des gesamten Weges (echt eine 10/10). Nur zwei mal wach gewesen, um Mitternacht und morgens um 6 Uhr, weil da irgendwie Krach war mit Bad, Geräusche und Rumgeschlurfe. Aber das ist kein Problem, bin auf ausreichend Stunden Schlaf gekommen. Hatte mir den Wecker auf 7:20 Uhr gestellt und bin dann hoch, ab ins Bad, frisch gemacht, die Kleidungsstücke aus dem Wäscheraum geholt. Bis auf den Sport-BH und die Socken war alles trocken. Immerhin. Dann einmal raus und die Schuhe reingeholt, die waren leider klitschnass. Naja, es hat die ganze Nacht geregnet, da bringt das Dach über den Schuhen auch nichts, weil zu hohe Luftfeuchtigkeit. Die Einlagen hatte ich ja rausgenommen, die waren trocken und so musste ich gefühlt in nur “halb-nasse” Schuhe einsteigen. Trotzdem kein gutes Gefühl. Augen zu und durch.

    Die letzten 10 Kilometer lagen vor mir und die riss ich unter 2 Stunden ab. Nun war auch gut, ich wollte ankommen, daher ließ ich die Handbremse direkt im Hostel, als ich die Tür hinter mir schloss. Es lief einfach. Auch mal wieder teilweise von oben, da der Regen sich immer wieder zeigte, vor allem auf den letzten 20 Minuten. Aber egal, nun war ich ja schon sowas von kurz vor da - da hat mich das Wasser nun gar nicht mehr gestört.

    Auf den letzten 4 Kilometern legte sich noch eine Niederländerin vor mir nieder. Herrje, so kurz vorm Ziel, aber es ging ihr gut. Das war so eine Sache: Man schaute sich in der Gegend um, war einmal etwas unaufmerksam und zack stolpert man oder knickt über eine Unebenheit. Ich bin auf dem Weg auch zweimal umgeknickt, aber so, dass es nicht wirklich weh tat, sondern dass ich mich erschreckte und ich danach umso aufmerksamer war. Ich habe leider einige offene Wunden und blutige Knie gesehen, das ist echt unnötig, wenn das passiert, geht aber schneller als man denkt.

    Am Eingang der Stadt musste ich etwas schmunzeln, denn da war eine Tattoo Werbung für die Pilger, dass der ultimativen Stempel (denn die sammelt man ja täglich in einem Heft, um am Ende die Compostela, also die Urkunde, zu bekommen) ein Leben lang bleibt. Ja so eine Jakobsmuschel hat sicher noch keiner. Najaaa. In den Tattoostudios ist ordentlich Andrang nach einigen Stunden nach dem Einlauf in Santiago. Muss man selbst wissen. Ich bin da raus. Und wenn ich noch einmal “Buen Camino” (was sich auch einige tätowieren lassen) höre, kriegt ich einen Tinnitus.
    Kurz vor 10 stand ich dann - mal wieder - vor der Kathedrale in Santiago de Compostela. Macht immer noch was mit einem. Auf eine ruhige Art, aber ja, man ist demütig und hat einige Gefühle die hochkommen. Das spannende ist: Tages-Touristen sind auf dem großen Platz vor der Kathedrale viel lauter und auffälliger, als die Pilger.

    Mich riss eine Asiatin aus den Gedanken und fragte, ob ich Fotos von ihr machen kann. Klar. Das muss festgehalten werden. Und das Gleiche tat sie auch für mich. Sogar mit ganzer Kathedrale und Füße drauf. Profis unter sich.
    Kurz darauf kam Daniela, um mich zu begrüßen. Das war sehr schön, ein bekanntes Gesicht vom Camino und sich einfach mal zu drücken.

    Ich holte mir meine Compostela, also meine Urkunde, für den Weg. Der Ablauf ist krass durchgetaktet mit Nummer ziehen und mehrerer Counter, wo die eigene Nummer aufblinkt. Kurzer Check, Stempel hier, Stempel da und Bitteschön. Hm, das war gar nicht so nett wie letztes Jahr, aber ok, ist halt auch eine Masse die da abgefertigt werden muss. Um kurz nach 10 hatten sich einfach schon 205 Personen an dem Tag registriert vor Ort. Als ich raus war 20 weitere. Ich nahm meine Urkunden und bezahlte. Dabei fiel mir auf, dass meine Strecke länger war als gedacht: 215 Kilometer, doch nicht 208. Naja die Paar extra merkt man dann auch nicht.

    Ich traf mich mit Daniela und Anni und wir setzten uns in ein Café. Erst einmal Frühstück für mich und für die beiden etwas zu trinken.
    Um 12 Uhr ging es für mich zur heiligen Messe. Die Kathedrale war sehr voll und die Menschen standen schon a den Rändern der Sitzbänke, um einen Blick nach vorne erhaschen zu können. Die Messe war sehr schön, größtenteils auf spanisch. Ich murmelte ein bisschen mit, gab den umliegenden die Hand, als es gewünscht war und holte mir am Ende beim Priester die Oblate ab. Das ging alles so fix da vorne, dass ich mir nicht abgucken konnte in welcher Reihenfolge da was genau gemacht werden muss. Ich bekam meine Oblate in die Hand gelegt, dann kreuzigte ich mich und wollte weggehen, erst danach wollte ich mir die Oblate in den Mund schieben. Dann fasste mich der Priester am Arm an und machte ein Geräusch. Da schob ich mir das Ding schnell in den Mund und verneigte mich. Er musste grinsen. Ich denke das war nicht ganz richtig, aber so wird man von den Heiligen mal angefasst, auch gut.

    Die Messe ging eine gute 3/4 Stunde. Ich zündete eine Kerze an und verließ diesen doch sehr pompösen Ort.
    Ich traf mich wieder mit Daniela und Anni und dieses Mal gab es Heißgetränke und Kuchen. Mein Frühstück war ja auch schon 2 Stunden her. Danach gingen Anni und ich noch etwas durch die Stadt, schlenderten umher, gucken uns Souvenirshops an und quatschten ganz viel. Wir hatten bei einigen Dingen die selben Ansichten und haben beide festgestellt, dass wir gerne noch mehr Zeit miteinander verbracht hätten. Aber Anni ist nicht aus der Welt, sie lebt im schönen Wien.
    Nach viel Lauferei wollten wir eine Weile die Beine hochlegen und gingen in die Herberge. Naja es ist eher ein altes Kloster, in dem noch von früher kleine Nonnenzimmer sind, die nun an Pilger vermietet werden. Es ist sehr einfach, hat aber alles was es braucht: Bett, Schreibtisch + Stuhl, Fenster und ein kleines eigenes Bad direkt dran. Als ich auf dem Bett lag und an die Decke starrte, überlegte ich, wie sich wohl die Nonne damals gefühlt hat, die hier gelebt hat. Ich hatte einige Ideen, habe aber keine Ahnung, ob es stimmt. Ist jedoch spannend dies mal zu erleben.

    Nach Entspannungspause und Dusche trafen sich Daniela, Anni und ich wieder und gingen gemeinsam in eine spanische Bar. Dort gab es für mich Muscheln und Weißwein. Es schmeckte alles sehr lecker und wir hatten einen schönen gemeinsamen Abend mit viel Plauderei. Danach verabschiedeten wir uns von Anni, da sie morgen ganz früh abgeholt und nach Hause fliegen wird. Daniela ist in einem Hotel, da ab morgen ihr Freund da ist und sie gerne etwas netteres als ein Hostel haben wollten (verständlich), Anni und ich in den Nonnenzimmern.

    Morgen haben Daniela und ich noch einen weiteren Tag in Santiago, ihr Freund kommt erst abends. Bis dahin machen wir uns sicher noch eine entspannte Zeit.

    Während ich das hier schreibe, kriege ich mit, wie hellhörig es auf den Fluren und Nebenzimmern ist. Na mal schauen wie lang die Nacht wird.
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  • Santiago | Sightseeing

    15 de mayo de 2024, España ⋅ ☁️ 10 °C

    Selbstverschuldet bin ich letzte Nacht erst spät (ca. gegen Mitternacht) eingeschlafen. Ich schrieb eine Weile an meinem Tageseintrag hier im Blog und telefonierte danach per FaceTime mit David, der aktuell in Amerika ist. Wir haben uns eine Menge zu erzählen und kommen ja doch nicht dazu alles zu besprechen. Das wird ab Freitag nachgeholt.

    Da ich jedoch erst um 7 Uhr durch Geräusche auf dem Flur wach wurde, hatte ich trotzdem ausreichend Schlaf. Ich machte entspannt, da ich heute ja nicht loswandern musste. Schon witzig, wie es einem in den Füßen juckt nach 10 Tagen beständigem Wandern und einem gewissen Tagesablauf, genau so weiter machen zu wollen. Ich ging irgendwann, als mir danach war, zum Frühstück und saß unten in einem Gewölbe des Klosters und es gab mal wieder Weißbrot (ich kann es nicht mehr sehen!) und dazu eine Sorte Käse, eine Sorte Schinken, abgepackte Marmelade, den klassischen Tomatenaufstrich (das ist sowas wie passierte Tomaten, aber mit frischen Tomaten und dem entsprechenden Wasseranteil, aber ungewürzt) und Olivenöl. Joghurt, Cornflakes und Heißgetränke sowie Orangensaftkonzentrat aus dem Automaten. So ein richtiges “Verbrauchsessen” wie ich es gerne nenne. Das ist nur zum Sattmachen, nichts für die kulinarischen Knospen oder das Auge. Aber es ist ok, es ist absehbar. Umso mehr Vorfreude habe ich auf gutes und selbstgekochtes Essen zu Hause.

    Danach traf ich mich mit Daniela bei einem Massagesalon. Den hatte sie für uns rausgesucht. Ein Salon der damit wirbt, die passenden Massagen für Pilger zu haben. Es war etwas außerhalb von dem klassischen Stadtkern, in einem Mini-Einkaufszentrum, das jedoch zu 80% ausgestorben war. So fangen doch bescheidene Horrorfilme an. Wir irrten etwas im Kreis und auf verschiedenen Ebenen bis wir verstanden, dass der Massagesalon in einem anderen Massageladen integriert war. Dort war die einzige Angestellte gerade in einer Behandlung und meinte wir sollen ihr per WhatsApp schreiben, nun hat sie erstmal keine Zeit. Hm ok, das war also nichts. Durch Google Maps fanden wir weitere Salons in der Umgebung und wollten dort unser Glück probieren. Kurzum: entweder gab es den Salon nicht, wir fanden ihn nicht oder es gab keine freien Termine. Nach dem 5 Laden gaben wir auf. Am Vortag hieß es noch man kann am Vormittag einfach vorbei kommen, da ist immer etwas frei. Galt anscheinend nur nicht für heute.

    Wir tranken dann erst einmal einen Tee in einem sehr netten kleinen Café, das endlich mal richtig guten Service anbot und total freundliches Personal hatte. Das war ansonsten bisher in Santiago eine Fehlanzeige. Als Pilger ist man nicht so gern gesehen und wird teilweise nicht bedient, wenn Einheimische neben einem sind, die haben immer Vorrang. Sehr unnötig, wenn man bedenkt worauf diese Stadt aufbaut: Tourismus.

    Am Nachmittag ging es zu einem völlig verrückten Outlet-Komplex, der alles andere als schön oder modern war. Wir konnten gar nicht begreifen, dass dort noch so viele Läden drin waren, obwohl dort nichts los war und es gab einfach nichts Ansprechendes. Das ist natürlich immer Geschmacksache, aber wir fanden dort keinen einzigen Laden, der uns einlud zu stöbern. Ganz komisch, habe ich so auch noch nicht gesehen. Die “Kunst” die von oben in den Raum zwischen den Läden ragte, war ein Hingucker: Plastiktrichter, Plastikgießkannen, Salatschleudern und Schwimmnudeln. Wir blieben teilweise stehen und mussten einfach nur lachen. Wo sind wir hier gelandet? Dabei wollte Dani einfach nur für ihre Kinder nette Mitbringsel finden. Fehlanzeige. Dafür fanden wir dort eine neue Art von Entertainment.

    Um uns von diesem Erlebnis zu erholen, ging es viel zu Fuß durch die Stadt, durch kleine Gassen und für Dani eine Runde durch Zara, wo sie auch etwas für sich fand. Dann einen kleinen Snack in einem
    Restaurant, wo Daniela mit ihrem Essen und Trinken bereits durch war, bevor ich meins bekam. Das ist auch ein Ding, was wir nicht verstanden. Hier bekommt jeder immer zu unterschiedlichen Zeiten sein Essen, aber mit solchen Zeitunterschieden, dass man oft nicht gemeinsam nett essen kann. So sitzt immer einer da und schaut dem Anderen zu. Muss man denke ich nicht verstehen. Trotzdem sonderbar.

    Danach verabschiedeten wir uns, denn Daniela wollte sich noch frisch machen, da ihr Freund heute kommt und ein paar Tage mit ihr hier in Spanien verbringen wird und ich tingelte zurück zu meinem Zimmer, machte eine Runde Pause und war dann um 17 Uhr bei einer Massage bei mir um die Ecke, die ich mittags online gebucht hatte, nachdem wir so spontan ja kein Glück hatten. Massage war gut, aber nichts Besonderes.

    Über den Nachmittag hinweg und am Abend merkte ich, dass ich bereits genug hatte von der Stadt. Das war auch der Grund warum ich nicht so früh hier ankommen wollte und entsprechend nicht “durchgegangen” bin. Ich hatte es bereits im Gefühl und ich kannte die Stadt ja auch schon vom letzten Jahr. Nach so einer 10-tägigen Wandertour muss ich mich auch erst einmal in Ruhe wieder an das Stadtleben und die Geräusche gewöhnen. Kein weites Gucken mehr ins Grüne, viel Beton und Asphalt, weniger Tiere, andere Gerüche. Das ist doch viel für den Körper. Daher beließ ich es dabei, ging zügigen Schrittes an einer Menge Touris und einem Dudelsack-Spieler vorbei und in mein kleines Nonnenzimmer. Morgen früh geht’s nach Porto, mal schauen wie ich mich dort fühlen werde.
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  • Porto (Portugal) | Sightseeing

    16 de mayo de 2024, Portugal ⋅ ☁️ 16 °C

    Nach 2 Tagen in Santiago geht es heute nach Porto in Portugal. Dies geht flott innerhalb von 3,5 Stunden per Bus über die Autobahn. Denn aus Porto gibt es für mich einen Direktflug nach Hamburg, der dazu auch noch preislich echt gut ist. Aus Santiago gäbe es nur den Flug über London und der war letztes Jahr echt zum Abgewöhnen, weil stressig, unkoodiniert, zu eng getaktet und dafür auch noch mehr als doppelt so teuer.

    Der Weg nach Porto mit dem Bus verlief eher solala. Es gab schon Startschwierigkeiten, da es 3 Busse mit den selben Stops und dem gleichen Ziel gab. Entsprechend musste bei jedem Passagier das Ticket eingescannt werden, damit man seinen ausgewiesenen Platz bekommt und der Rucksack im richtigen Kofferraum ist. Man kann sich das Chaos vorstellen. Ich wartete einfach geduldig, bis ich dran war. Ein paar Ältere um mich herum wurden sehr nervös und machten ihrem Ärger Luft. Bringt dann auch nichts. Die Busse fuhren natürlich erst ab, als jeder auf seinem Platz saß. Ich saß neben Paul, einem Belgier, 70 Jahre alt. Er ist schon viele Jakobswege gegangen und bietet daheim geführte Wanderungen an. Wir kamen entsprechend gut ins Gespräch und so verging die Zeit schnell. Dann noch einen Podcast auf den Ohren und wir waren da. Die Fahrkünste waren teilweise etwas wild und die Kurven gefühlt eng, daher war mir nach der wilden Sause etwas mulmig im Magen. Deswegen marschierte ich erstmal ein gutes Stück vom Busbahnhof hin zum Wasser und dann in die Altstadt. Das Wetter war nicht so doll, bewölkt und vermutlich so 12 Grad. Es nieselte immer wieder und ab 15 Uhr sollte es durchgehend regnen. Bis dahin kostete ich die Zeit so gut es ging aus.

    Porto habe ich bereits letztes Jahr in mein Herz geschlossen. Eine wirklich schnuckelige Stadt, freundliche Menschen, trotz der Trubeligkeit nicht so laut, leckeres Essen und sehr leckeren Portwein. Die letzten zwei Punkte habe ich natürlich entsprechend ausgekostet und war in meinem Lieblingsrestaurant “Taberninha do Manel”, ist auf der Gaia Seite mit Blick auf Porto. Wer mal in Porto sein wird, sollte sich dort ein leckeres Gericht mit Fisch gönnen und dann nebenan bei Calem den 10-jährigen roten Portwein als Nachtisch einverleiben (oder direkt ein ganzes Portwein-Tasting mitnehmen).

    Ich bin dann am Nachmittag ein gutes Stück zu einer großen Metro-Station gegangen, wo alle Bahnen fuhren und damit dem Regen entflohen. Mit der Bahn waren es dann noch ca. 30 Minuten bis zum Flughafen. Neben diesen hatte ich mein letztes Hostel für diese Reise. Dass die Nacht nochmal so anstrengend wird, hatte ich nicht erwartet. Sehr wenig Schlaf, da sehr hellhörig, zu hell, jemand der sehr laut geschnarcht hat (ich bin dann einfach hin und habe an seinem Fuß geruckelt und ihm gesagt, dass er viel zu laut schnarcht, zack war Ruhe). Ich glaube man muss die Schnarcher auch mal drauf aufmerksam machen, denn nur dann können sie sich ja anders hinlegen und Mund zu machen. Werde ich mir jetzt so beibehalten.

    Ich traf im Hostel drei Mädels, die den portugiesischen Jakobsweg noch vor sich hatten und sie stellten mir einige Fragen, da es ihr erster Camino war. Ich gab ihnen meine Ibu-Menthol-Salbe mit. Mir half sie gut für die Schultern und Fußgelenke. Aber nun brauche ich sie ja nicht mehr und sie läuft Ende des Jahres ab. Sie freuten sich und waren dankbar für die Tipps. Das war eine nette kleine Runde.
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    Fin del viaje
    17 de mayo de 2024