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  • Day 48

    Zum Vistytis See nach Litauen

    June 23, 2022 in Lithuania ⋅ ☀️ 21 °C

    Ein feuchter, etwas nebliger Morgen mit zunehmend starker Sonne, die den Nebel vertreibt und dann hervorragende Seesicht gewährt. Auf der neben dem Zelt stehenden Bank-Tisch Kombination frühstücke ich. Dann Sachen gepackt ,zuvor mein Bargeld gezählt. Zuvor hatte ich mir schon Storys überlegt, wie ich eventuell fehlende 1, 2 oder 3 Zlotys argumentiere. Der Zeltplatz kostet 25, etwa 8€. Alle Sanitäranlagen sind da, funktionieren, aber wie Einrichtung halt in einem Sportzentrum, was es ja auch ist. Dafür ist der Preis ok. Meine Zählung ergibt aber 25,…. Sloty. Also brauche ich die kommunikative, freundliche Nachbarin nicht zu involvieren, meine extra noch aufgesparte Bierdose nicht zu versetzen. Alle Storys werden nicht wahr, irgendwie entspannt, aber irgendwie auch schade, wo ich mir jetzt so viele Gedanken gemacht habe. Jedenfalls schenke ich das überflüssige polnische Kleingeld der netten Nachbarin. Dann gehts auf. Die ersten Meter fühlen sich etwas schwer an. Ich habe die Tagesstrecke wieder nicht hinreichend überarbeitet. So gerate ich wieder auf die GreenVelo mit Sandpiste. Landschaftlich natürlich sehr schön, aber mir einfach zu anstrengend im Fortkommen. Deshalb folge ich ihr nicht, als sie abzweigt - einen Bahndamm hoch durch lose Sandpassagen. Ich folge der 651, die als Bundesstraße in unmittelbarer Grenznähe nicht mehr Verkehr als jede herkömmliche Landstraße auch hat. Unterwegs komme ich dann doch noch mal an einem Kleb , einem Supermarkt vorbei, in dem ich mit Karte bezahlen kann und ich mache einen Verpflegungsstop mit Banane, Kefir und Keksen und - in weiser Voraussicht auch für heute Abend Spaghetti und Blognesesoße. Weiter fahre ich dem 3-Ländereck entgegen. Die Hügel werden immer höher. Bisher waren sie immer bis 170m Höhe, dann ging’s wieder 10-20m runter. Jetzt gehts schon mal auf über 200m, ja sogar 230m hoch und auch wieder auf 170m runter. Dann ist es auch schon da, das 3-Länder-Eck. Es ist ursprünglich mal ein Gemeinschaftsprojekt gewesen und wird durch einen Granit-Obelisken dort markiert, der ursprünglich auch mal frei stand. Polnisch heißt das Trojstyk Granic. Bis hier hin war der Weg überwiegend asphaltiert gewesen, ab da hat Komoot Waldwege für ca. 3 km geplant und zwar der wirklich üblen Art: schmal, so dass ich mit meinem Gepäck gerade auf einer Spur lang kam, 2-3 mal durch Matschstellen durch, wo alles gut gehen mußte und es glücklicherweise auch tat. Als der Weg wieder breiter wurde, dafür nur echt steil hoch und runter, ist es an einer Matschstelle dann passiert, das Hinterrad war nicht zu halten, rutschte nach rechts weg, und ich kippte nach links und landete im Matsch ganz weich und innerhalb von 10 Sekunden sickerte das Wasser durch die Kleidung. Was tun? Die Idee: Sattel mit Regenschutz abdecken und einfach weiter fahren. Es war warm und ich würde ohne Probleme trocknen. Ich rappelte mich auf, steckte die Handschuhe hinter die Spannriemen, hängte den Helm an den Lenker und legte meine Sonnenbrille einfach noch auf mein Gepäck und fuhr weiter. DER KLASSIKER. Natürlich verlor ich sie ziemlich schnell, merkte das aber erst einige 100m später, kurz bevor mir gerade ein Auto entgegen kam - auf diesem abgelegeneren Waldweg! Ich hatte das Motorgeräusch vorher gehört, das Rad einfach stehen gelassen und hastete jetzt zurück, fand die Sonnenbrille jedoch nicht. Als das Auto passiert hatte und ich alle Hoffnung fahren gelassen hatte, fand ich die Brille auf dem Rückweg von der „Unfall“-stelle unversehrt in der Mitte des Weges liegen. Das Auto hatte sie genau zwischen die Reifen bekommen. Es waren noch 600m bis zur nächsten gelben, d.h. größeren Straße. Auf der Straße angekommen, stand ich immer noch unter Schock und konnte auf Anhieb die Richtung, die ich diese Straße nun fahren muss, rechts oder links, nicht entscheiden.Man kann sagen, dass mich Litauen auf eine ganz spezielle Art begrüßt hat, um dann am Campingplatz ist es ins volle Gegenteil umzuschlagen. Dort wurde ich erst mal entgegenkommend von einer jungen Frau auf englisch begrüßt, was mir seid einigen Wochen nicht mehr passiert ist, freundlich (!) begrüßt zu werden. Sie knöpfte mir auch 16€ für die Nacht ab, war immerhin freundlich. Der Campingplatz war von der Lage her eine Wucht. Ich kam mit einem litauischen Reiseradler ins Gespräch, er kannte den Platz und half mir einen guten Stellplatz zu finden: “with an exciting view of the sunset”, im Schatten der Kiefernbäume und noch dazu vorausschauend, heute, einen Tag später, ist es sehr warm und die Sonne knallt nur so. Kleiner Haken: kein Warmwasser zum Waschen und Spülen. Duschschlüssel kostet 1€ extra. Jetzt, wo ich aber öfter im See bade, brauche ich den nicht mehr und am See sind “kalte” Duschen sowieso. Dazu kam gestern Abend noch ein großes Fest, ein großes Feuer wurde abgebrannt. Das Holz dafür war schon 2-3 m hoch geschichtet und abends wurden die OBJEKTE, allesamt kleine oder große technische Installationen, die hier so rum stehen, allesamt illuminiert. Dazu der wirklich schöne Sonnenuntergang. Ein wirklich gelungener Abend Empfang auf dem Campingplatz “Puzzle”.Read more