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  • Day 93

    Von Hartola nach Ruuhimäki

    August 7, 2022 in Finland ⋅ ⛅ 16 °C

    Heute ging es wunschgemäß weiter Richtung Norden. Ich hatte eine Tour ausgeguckt, die mich in die Nähe von Jyvaskyla, einer mittelfinnischen Universitätsstadt bringen sollte. Als ich die Wegeart bei Komoot kontrollierte, waren das 10 km Bundesstraße ziemlich zu Beginn. Es gibt hier sicherlich weniger Autos, da es nur 1/15 der Einwohner Deutschlands bei vergleichbarer Fläche gibt. Ich dachte, wenn es Bundesstraße denn sein sollte, da es keine Ausweichmöglichkeit gibt, dann zu Anfang. Und es war wie erwartet, infernalisch. Aber die meisten Finnen fahren entspannt und halten bei Radfahrern Abstand. Ich denke, das liegt daran, dass viele Finnen radfahren. Die meisten, denen ich begegne, haben Räder mit Rennlenkern oder Randoneurform. Auf der Bundesstraße bin ich aber weit und breit der Einzige, was auch besser so ist, jedes andere Fahrzeug erhöht den Stress. Glücklicherweise sind 8 von den 10km Baustelle und die Autos dürfen an vielen Stellen selber nur 60 km/h fahren. Und irgendwann, an einem Rastplatz, war es unverhofft vorbei. Ich wollte schon von meinem Radweg aus lauter Gewohnheit zurück auf die Bundesstraße, da sagte Kommot “Du hast die Tour verlassen, wirf einen Blick auf die Karte“. Ich stoppe auf dem schmalen Seitenstreifen sofort, war aber schon 10m gefahren. Jetzt ist "zurück" mit Friederike und dem Gepäck auch nicht so einfach. Ich stehe am Seitenstreifen mit beiden Füßen auf der Erde und gehe ganz langsam schrittweise zurück zur Einmündung des Radweges.
    Von da an wird (fast) alles besser. Zunächst für wenige km ein Radweg neben der Straße. An dieser Nebenstraße immer noch in Hörweite der Bundesstraße steht eine Bank. Danke! die kommt wie gerufen. Zuerst esse ich ein wenig, es ist schon 12 Uhr, dann lege ich mich auf die Bank und schließe meine Augen. Bisweilen Sonnenschein - egal!. Bisweilen ein Auto - egal! Ich habe das Stück wohlbehalten geschafft. Danach bin ich gestärkt und ausgeruht und dieses Hochgefühl hält die restlichen 80 km an. Zunächst 5 km Gravelroad - egal! Es gibt dafür wundervolle Ruhe und es begegnen mir auf diesem Stück nur 2 Autos. Dann wenige Kilometer separater Radweg, dann auf eine Straße mit 4-stelliger Nummer. Je mehr Stellen sie hat, umso unwichtiger ist sie und meistens dann auch mit weniger Autos. Heute ist Sonntag, für Finnland das Urlaubsrückreise-Wochenende. Am 11.8. beginnt die Schule wieder. Daher sind viele Wohnmobile oder Caravans dabei. Auf dieser Nebenstraße begegnen mir 1-2 Autos pro Minute, im Vergleich zu einem pro Sekunde in jeder Richtung eine absolute Verbesserung. Ich genieße es. Ich tauche in sehr bewaldete Gegenden ein, wo es um 18 Uhr schon dämmerig und kalt wird, obwohl blauer Himmel zu sehen ist. Durch die Bäume kommt einfach um die Jahres- und Tageszeit nur schwer ein Lichtstrahl bis zum Boden. Dann an einem Parkplatz schaue ich auf ein kleines Tal, und das erinnert mich sehr an die Landschaft im bayrischen Wald. Die Steigungen übrigens auch, sind aber nicht so langdauernd und „bissig“, eher smarter und erträglicher. Jedenfalls komme ich auf meinem Zielcampingplatz an. 20€, das ist hier wohl der Standard, unter dem geht nichts. Dafür mit Küche mit Aufenthaltsraum, wo ich mich abends relativ im Warmen und mückensicher aufhalten kann und mein Essen wärmen kann, Wasser am Morgen kochen kann, und die Küche fast allein für mich habe, da die Wohnmobilisten sich höchstens zum Spülen oder Kaffeewasser kochen hier rein verirren. So habe ich einen hier auch schönen holzfarbenen Aufenthaltsraum und damit ist es das dann schon Wert. So bleibe ich auch einen Tag länger zum Blog-Schreiben, zum Überlegen meiner weiteren Tour, grober Zeitplanung, Wäsche waschen usw.
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