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- Day 11
- Wednesday, January 18, 2023
- ⛅ 12 °C
- Altitude: 584 m
New ZealandMangateitei39°25’7” S 175°23’59” E
Nervenkitzel um 1h Nachts

Erdbeben, Vulkane und Tsunamis gehören hier zum Alltag. Die meisten Orte, an denen wir übernachtet haben, verfügen über einen Aushang mit Hinweisen, was zu tun ist, wenn eines dieser Phänomene eintritt.
Tatsache ist, dass sich in Neuseeland jedes Jahr 15 000 Erdbeben ereignen, und jeder ist gut darauf vorbereitet, wie er reagieren muss. Antje und ich haben ein paar grundlegende Regeln gelernt; Lege dich unter einen Tisch, gehe nicht auf die Straße oder in die Nähe hoher Gebäude, gehe in die Höhe, wenn du draußen bist.
Und doch fühlt sich Neuseeland so sehr nach Heimat an, dass man als Schweizer auf der Durchreise die Bedrohung nicht wirklich spürt. Nachdem ich die sichere Schweiz verlassen habe, fühle ich mich hier dennoch sorglos und frei.
Ein paar Schreckensmomente mitten in der Nacht auf unserem Roadtrip auf der Nordinsel - wenn auch ein Fehlalarm - erinnert uns daran, dass es nirgendwo sicher ist.
Nach einem aktiven Wandertag mit Fotostopps im Tongarino Nationalpark, sind wir doch recht müde und gehen schlafen.
Wenige Minuten vor 1 Uhr morgens, werde ich abrupt von einer langen und sehr lauten Sirene geweckt. Man denke nur an den tiefen, langsamen anhaltenden Ton, der einem sofort an Krieg denken lässt. Ich springe aus dem Bett und wecke Antje.
"Was zum Teufel ist das, Erdbeben, der Vulkan?", flüstert Antje und erstarrt dann auf der Stelle, als die Sirene weiter heult.
Panisch beginnt sie sich anzuziehen und sammelt ihre Wertsachen ein. Ich ziehe mir, viel ruhiger als sie, was über und versuche über den Fernseher an Infos heranzukommen. Erfolglos.
Ich trete auf die Terrasse um mir einen Überblick zu verschaffen. Mir fällt auf, um das B&B herum scheint es keine Unruhe zu geben. Alles schläft weiter zudem ist nirgends Rauch zu sehen, die Erde bebt nicht und riechen tue ich auch nichts . Wenigstens sind wir so offen wie möglich, falls doch ein Erdbeben im Gange ist, aber was, wenn... um uns stehen 3 aktive Vulkane…
Ich will Antje meine Beobachtungen mitteilen und dreh mich zu ihr um. Doch wo ist Antje? Erstaunt registriere ich dass sie aus Panik wohl weggerannt ist. Shit! Nun beginne ich mich um sie zu sorgen und überlege wo sie sein kann. Da gibt es nur eine logische Antwort; zum Auto. Tatsächlich steht sie ängstlich davor und wartet auf mich. Nun gilt es Ruhe zu bewahren und sie davon zu überzeugen, dass keine Gefahr droht. Leute die in Panik sind, reagieren vielfach irrational. Es hilf auch, dass die Sirene verstummt ist, kein Rauch, kein Beben und keine Asche ist zu sehen, zu spüren oder zu riechen.
Es ist ruhig und friedlich wie immer. Das hilft und sie beruhigt sich etwas. Wir gehen zurück und versuchen wieder einzuschlafen. Antje verbringt eine schlaflose Nacht, ich schlafe wenige Minuten später wieder ein.
Wenn wir weniger als 24 Stunden später auf das Szenario zurückblicken, erscheint uns dieser Gedankengang ein wenig übertrieben und unlogisch. Ein Erdbeben würde weder eine Sirene noch einen anderen Alarm erfordern, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wir befanden uns zwar innerhalb der Gefahrenzonen in den Bergen, und wir waren viel zu hoch über dem Meeresspiegel, um einem Tsunami-Risiko ausgesetzt zu sein. Und ein Vulkanausbruch würde man wohl rechtzeitig erkennen. Aber in diesem Moment, mitten in der Nacht, wenn die Kriegssirenen heulen, verhält man sich nicht unbedingt vernünftig.
Natürlich gibt es dafür eine einfache Erklärung. "Damit wird die örtliche Feuerwehr bei einem Notfall alarmiert",
Tatsächlich hörte die Sirene nach ein paar Minuten auf, aber es dauerte noch gut zwanzig Minuten, bis wir uns beruhigt hatten und sicher waren, dass keine Gefahr mehr bestand. Ich habe heute morgen ein wenig gegoogelt und herausgefunden das so die Feuerwehr informiert wird. Da es in den abgelegenen Kleinstädten und Dörfern nicht möglich ist, hauptamtliche Feuerwehr- und Rettungsdienste zu beschäftigen, werden lokale Freiwillige ausgebildet. Da die Kommunikationsmöglichkeiten begrenzt sind, ist der effektivste Weg, um sie schnell an den Ort des Geschehens zu bringen, eine laute Sirene - mit dem unglücklichen Nebeneffekt, dass alle anderen in der Umgebung geweckt werden. Zumindest sollte man das meinen...
Wir gehen also in die lange Liste der Touristen ein, die von den Feuerwehrsirenen zu Tode erschreckt wurden. Na ja... zumindest wissen wir das für das nächste Mal! Aber auch wenn es ein falscher Alarm war, hat uns dieser Moment der Panik die realen Gefahren des Reisens in Neuseeland vor Augen geführt. Aber all die Sehenswürdigkeiten erinnern uns daran, dass es das absolut wert ist.Read more