• Tag 9 - Higashiyama

    26 nov.–5 dic. 2024, Japón ⋅ 🌧 15 °C

    Nach dem Fotoshooting sind wir jetzt unterwegs und erklimmen den Kiyomizu-dera Tempel, der wie ein Märchenberg vor uns aufragt. Der Aufstieg ist zwar schweißtreibend, aber die Aussicht belohnt jede Anstrengung.
    In Gion schlängelt sich Hanamikoji durch die Gegenwart, als wäre sie ein Band aus Geschichte. Touristen tanzen zwischen den traditionellen Holzhäusern und den überfüllten Souvenirshops. Die Straßen sind so eng wie ein Kimono und voller Leben. Leider bleibt uns oft der volle Blick auf diese Schönheit verwehrt, ähnlich dem von uns besuchten Bambuswald.

    Wir kämpfen uns durch das menschliche Labyrinth, schlängeln uns wie Ninja durch die Touristenmassen und ignorieren die Läden - zumindest versuchen wir es mit heroischer Selbstdisziplin. Jeder Schritt ist ein kleiner Eroberungszug, bei dem wir die Versuchungen rechts und links gekonnt ausblenden.
    Nach einem Ringkampf mit Schwerkraft, Menschenmengen und unseren eigenen Erschöpfungsgrenzen erreichen wir endlich unser Ziel. Und dann: BAM! Das Tor des Kiyomizu-dera Tempels erschlägt uns mit seiner majestätischen Präsenz.
    Ein kollektives “Wow!” entweicht unseren Mündern - dieses Tor ist nicht einfach nur ein Eingang, es ist eine Pforte in eine andere Dimension. Der Kampf war nicht umsonst, wir haben gewonnen! Unsere Beine mögen zittern, unsere Lungen nach Luft ringen, aber unsere Seelen jubeln.
    Die Belohnung? Ein Ausblick, der jede Muskelzelle und jeden Schweißtropfen wert ist.

    Wir stürzen uns in den Wettkampf der Fotografie und knipsen drauflos, als gäbe es kein Morgen. Dabei jonglieren wir mit der Herausforderung, möglichst wenig Menschen vor der Linse zu haben. Habt ihr schon mal versucht, Tetris mit Ivanov, Petrov und Sidorov zu spielen? Es ist, als würde man versuchen, Spaghetti ohne Gabel zu essen – chaotisch und frustrierend! Jeder dieser menschlichen Tetris-Steine bewegt sich unberechenbar, während ich verzweifelt versuche, das perfekte Foto zu schießen.
    Es ist ein Spiel der Geduld und Geschicklichkeit, bei dem man ständig kurz vor dem Verzweifeln steht. Der Wunsch nach dem besten Foto wird zum wahren Drahtseilakt, bei dem jeder Klick ein Balanceakt zwischen Hoffnung und Resignation ist.

    Nun gut, wir nehmen, was wir kriegen können – schließlich sind wir keine Zauberer, die die Menschenmassen einfach weghexen können. Es ist wie in einem riesigen Aquarium, einem Teich voller bunter Fische, die alle ihre eigene Show abziehen.
    Da schwimmen traditionsbewusste in Kimonos elegant vorbei, gefolgt von Möchtegern-Geishas, die sich in Pose werfen. Modebanausen flanieren mit ihrem ganz eigenen Stil, während blauäugiger Entdecker wie verwirrte Goldfische umherschwimmen. Ein wahrhaft lebendiges Spektakel!

    In der Haupthalle thront die berühmte Terrasse von Kiyomizudera, das Kronjuwel des Tempels, wie ein schwebender Zaubertrick aus Holz, der ohne einen einzigen Nagel auskommt. Sie schwebt 13 Meter über dem Boden, als hätte sie Höhenangst nie gekannt. Wir stellen uns auf diese luftige Bühne, die vollgepackt ist mit Besuchern – ein wahrer Menschenstau, der sich lohnt! Mit einem Klick fangen wir die Stadt Kyoto im Hintergrund ein. Einfach fantastisch! Ein Schnappschuss, der mehr wert ist als ein ganzes Album voller Selfies!
    Anschließend schlendern wir zum Otowa-Wasserfall, der am Fuße der Haupthalle wie ein magischer Quell des Lebens plätschert. Das Wasser fließt durch eine kleine, geheimnisvolle Grotte und teilt sich dann in drei sprudelnde Bäche. Besucher jonglieren mit langen Kellen, um einen Schluck aus diesen verheißungsvollen Strömen zu ergattern.
    Wir hingegen tauchen nur unsere Hände ins Wasser – wer weiß, vielleicht reicht das schon aus, um die angeblichen Wunderkräfte zu spüren. Schließlich verspricht das Wasser Gesundheit, Langlebigkeit und Erfolg im Studium. Ein bisschen Wellness für die Hände kann ja nie schaden!

    Auf dem Gelände entdecken wir den Jishu-jinja-Schrein, wo ein Gebet angeblich den perfekten Liebespartner herbeizaubert. Hier kann man die Liebessuchenden beobachten, die mit geschlossenen Augen zwischen zwei markanten Steinen hindurchtapsen – eine Art romantisches Slalomfahren! Wenn sie den Weg allein meistern, gilt das als Zeichen, dass die Liebe auf sie wartet. Wer jedoch beim Überqueren Hilfe braucht, der muss sich einen „Liebesvermittler“ suchen – vielleicht einen Dating-Coach im Shinto-Stil?
    Claudia und ich lassen diesen ganzen Liebesquatsch mal aus, denn wer glaubt schon an solche Märchen? Wir sind eher für die „Liebes-Streichelzoo“-Variante – einfach mal die Hände ins Wasser tauchen und hoffen, dass das Wasser uns mit etwas Glück beschenkt! Schließlich könnte ein bisschen „Wassertherapie“ ja auch nicht schaden!

    Der Tempel zieht Besucher wie ein Magnet an und hat eine fröhliche Festivalatmosphäre, die zum Feiern einlädt. Überall tummeln sich Verkäufer, die Talismane, Räucherstäbchen und „omikuji“ (Glückspapiere) anbieten – das ist wie ein Markt für Glücksbringer!
    Ernsthafte Pilger beten mit der Hingabe von Zen-Meistern, während junge Leute auf der Suche nach der großen Liebe zwischen den Ständen umherstreifen. Die Sehenswürdigkeiten sind wie ein riesiges Schaufenster, das alle in den Bann des zeitlosen Tempels von Kyoto zieht. Hier wird jeder zum Teil eines lebendigen Spektakels, bei dem man nicht nur die Augen, sondern auch das Herz öffnet!
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