• Unser Gepäck hat sich vergrößertZürich Flughafen - wir sind todmüde

    Tag 15 - Rückreise nach Tokyo & Schweiz

    30 nov.–15 dic. 2024, Japón ⋅ ⛅ 15 °C

    Wir reisen zurück nach Tokio, während unsere Ferien wie ein leckeres Eis in der Sonne dahinschmelzen. Um 8 Uhr morgens hüpfen wir aus den Federn, denn um 12 Uhr schnurrt unser Zug los. Gemütlich frühstücken wir noch, ohne uns in den Stresskessel zu werfen. Mit einem Hauch Melancholie schlendern wir um 11 Uhr Richtung Shinkansen, denn dieser Bahnhof ist ein Labyrinth, das selbst den besten Pfadfinder herausfordert. Wir wissen nun, dass es dreimal länger dauert als in der Schweiz, und so machen wir uns auf den Weg zu Gleis 10.

    Es ist Samstag, und der Kyoto Bahnhof scheint heute Ausgang zu haben. Menschen mit Koffern wuseln umher wie Ameisen auf Zuckersuche. Uns fällt auf, dass es viel mehr sind als unter der Woche. Während die Japaner gelassen und rücksichtsvoll durch die Menge gleiten, sind die ausländischen Besucher das pure Gegenteil: Hier wird gerempelt und geschubst, als gäbe es eine Goldmedaille für den Schnellsten. Die Stressigkeit der Ausländer im Kyoto Bahnhof im Vergleich zu den Japanern lässt sich wohl durch kulturelle Unterschiede erklären. Während Japaner oft gelassen und rücksichtsvoll agieren, scheinen viele Ausländer in der Hektik des Reisens gefangen zu sein. Sie drängen sich vor, als wäre jeder Zug der letzte Zug der Welt. Japaner hingegen sind an die langsame, respektvolle Art des Reisens gewöhnt und erwarten von Ausländern oft, dass sie die kulturellen Gepflogenheiten nicht kennen, was zu einem gewissen Nachsehen führt. Diese Unterschiede führen zu einem chaotischen Bild, wenn internationale Touristen auf die ruhigen Einheimischen treffen.

    Wir bahnen uns mit unserem Gepäck den Weg durch die Gänge, als wären wir auf einer Abenteuerreise, rauf auf die Rolltreppe, runter mit dem Lift. Endlich stehen wir auf dem Bahnsteig, wo die Shinkansen im Takt eines Herzschlags alle 6-7 Minuten vorbeirauschen. Ein unglaubliches Tempo für den öffentlichen Verkehr, und alles läuft wie am Schnürchen. Keine Verspätungen, alles pünktlich – wir sind beeindruckt! Mit ihrem System sind Schwarzfahrer so selten wie ein Schneemann in der Wüste. Schwarzfahrer sind bei den Shinkansen-Zügen in Japan selten, weil das System strikte Kontrollen durchführt. Jeder Bahnhof ist mit “Kaisatsu” Schranken ausgestattet, die nur mit einem gültigen Ticket passiert werden können. Sensoren in den Schranken erkennen, ob jemand ohne Ticket hindurchgehen will, und lösen Alarm aus. Zudem sind die Bahnhöfe gut überwacht, was das Schwarzfahren zusätzlich erschwert. Die Effizienz und Disziplin des Systems tragen dazu bei, dass Schwarzfahren nahezu unmöglich ist. Ich liebe dieses System.

    Für alle, die noch nie in Japan waren: Es ist ratsam, die Tickets am Schalter zu lösen, denn online sind sie so teuer wie ein goldener Sushi-Roll – ganze 20 CHF mehr! Wir Schlaumeier haben das natürlich erst später herausgefunden. Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk steigen wir ein und sitzen diesmal nebeneinander. Anders als in der Schweiz herrscht im Zug eine stille Harmonie: Lautes Essen, Telefonieren oder Trinken sowie das Putzen der Nase im Zug sind verpönt. Es wird Wert auf eine ruhige Atmosphäre gelegt, um andere Passagiere nicht zu stören Hier genießt man die Fahrt in Ruhe, als ob man in einem fahrenden Zen-Garten sitzt.

    Die Fahrt dauert einen Wimpernschlag von 2¼ Stunden. Claudia sinkt in Träumen wie in einer Wattewolke, während ich bei der Swiss einchecke und mich dann ebenfalls ins Reich der Fantasie verabschiede. Wie im Flug gleiten wir nach Tokyo, dieser pulsierenden Metropole der tausend Gesichter. Wer diese Stadt noch nie erlebt hat, dem entgeht mehr als nur eine Reise - es ist, als hätte man ein ganzes Universum übersehen! Tokyo ist kein Ort, den man besucht - Tokyo ist eine Erfahrung, die man verschlingt, atmet und in sich aufnimmt.

    Obwohl ich normalerweise alles finde, komme ich beim Tokyo Bahnhof ins Schwitzen – das ist wie ein Fitnessstudio für Orientierungssinn! Dieser Bahnhof ist eine Herausforderung für sich, ein Irrgarten hoch drei, wo selbst Minotauren die Orientierung verlieren würden. Mit seinen unzähligen Gleisen und Gängen fühlt man sich wie in einem riesigen Schachspiel, bei dem man ständig die Figuren neu anordnen muss. Die Tokyo Station ist das Disneyland für Reisende – aufregend, überwältigend und man weiß nie, wo man landet!

    Wir sind auf der Suche nach unserem Zug, dem Narita Airport Express, und durchforsten die Anzeigen wie zwei Schatzsucher in einem chaotischen Antiquitätengeschäft. Nach einer gefühlten Ewigkeit entdecken wir ihn schließlich – klein und unauffällig, wie ein Ninja, der sich im Schatten versteckt. Mühselig kämpfen wir uns durch die Menschenmenge, die am Samstag wie ein Schwarm hungriger Reise-Monster auf Tokyo zustürmt.
    Es dauert 25 Minuten, bis wir zum Gleis gelangen und uns wohlweislich daran erinnern, dass wir die Tickets besser in der Haupthalle hätten besorgen sollen. Oh je, unser Gedächtnis ist wie ein Sieb! Denn ohne Ticket kommste da nicht rein. Also lasse ich Claudia und das Gepäck stehen und mache mich auf zur Ticketmaschine, die eine Halle höher und ganz hinten hinter einer geheimnisvollen Wand verborgen ist. Man braucht schon einen Kompass, um den zu finden! Aber ich hab ihn gefunden, Harry Potter lässt grüßen!
    Ich tippe zuerst auf Englisch und merke schnell, dass wieder nur die Hälfte übersetzt ist – Japan geht offenbar davon aus, dass jeder ein Sprachgenie ist. Schließlich löse ich zwei Narita-Tickets ohne Sitzplatzreservierung und mache mich auf den Rückweg zu Claudia. Unten angekommen, zeigt die Anzeige: “Narita Express keine freien Plätze mehr – voll!” Das gleiche Spiel beim nächsten Zug. Also steigen wir in den Rapidzug ein – der braucht zwar länger, hat aber das gleiche Ziel: den Flughafen!

    Langsam aber sicher überkommt uns die Müdigkeit – wir sind jetzt seit 5 Stunden unterwegs und freuen uns darauf, bald unser Hotel zu erreichen. Die Metro ist anfangs so voll, dass wir fast wie Sardinen in der Dose kleben, aber je näher wir dem Flughafen kommen, wird es allmählich luftiger. Endlich sind wir da!

    Als wir schließlich am Terminal 3 ankommen, geben wir unser mobiles WLAN-Gerät (einen treuen Begleiter in den letzten Wochen – ohne ihn wären wir wie Piraten ohne Schatzkarte gewesen) am Schalter wieder ab! Der kleine Snack in der Flughafen-Kantine ist unser Energie-Booster für die nächste Etappe, auch wenn der Charme des Ortes eher an eine Schulcafeteria erinnert.
    Nach dem Essen, entscheiden wir uns für das Taxi – denn nach all den Abenteuern sind wir bereit für eine kleine Auszeit im Komfort. Die Fahrt ist wie eine gemütliche Bootsfahrt auf einem ruhigen Fluss, und für nur CHF 10 bekommen wir das Gefühl, dass wir gerade einen kleinen Schatz gefunden haben. Jede Etappe dieser Reise ist ein neues Kapitel voller Überraschungen und unvergesslicher Erlebnisse!

    Als wir das Tokyo Inn betreten, erwartet uns eine Empfangstheke mit vier Eincheck-Monitoren – ein bisschen wie in einem futuristischen Raumschiff, nur ohne die coolen Aliens. Die Dame hinter dem Tresen begrüßt uns auf Japanisch und zeigt auf die Monitore. Wie nett! Einchecken im japanischen Stil – die Freundlichkeit ist so überwältigend, dass sie uns fast zu tränen rührt.

    Die Anweisungen für das Einchecken am Monitor sind wie eine komplizierte Rezeptur für ein Gericht, das selbst ein Sternekoch ins Schwitzen bringen würde. Zuerst steht auf der Liste: „Wählen Sie Ihre Sprache.“ Das ist wie der erste Schritt in einem Rezept, wo man sich fragt, ob man jetzt die süße oder die salzige Variante machen möchte.
    Dann kommt der nächste Schritt: „Geben Sie Ihre Buchungsnummer ein.“ Hier fühlt man sich wie ein Chemiker, der die perfekte Mischung aus Zutaten abmessen muss – nur dass ich keine Ahnung habe, ob ich das richtige Maß gefunden habe oder ob ich gleich eine Explosion auslösen werde!
    Die Anweisungen sind so klar formuliert wie die Anleitung für einen IKEA-Schrank – man muss schon ein bisschen herumprobieren, um herauszufinden, welche Schraube wohin gehört. Nach gefühlten Ewigkeiten und dem ständigen Wechseln zwischen den Bildoberfläche fühle ich mich wie ein verzweifelter Koch, der versucht, ein soufflé zum Aufgehen zu bringen, während es einfach nicht klappen will.
    Und schließlich, nach einem nervenaufreibenden Prozess voller „Klicken Sie hier“ und „Bestätigen Sie dort“, erhalte ich die Quittung – das letzte Puzzlestück in dieser kulinarischen Herausforderung. Ich frage mich nur, ob ich dafür auch einen Michelin-Stern bekomme!

    Wir finden unser Zimmer beinahe am Ende des langen Gangs und treten ein. Halleluja! Es ist mindestens zwei Schuhschachteln größer als das im APA-Hotel. Allerdings gibt es auch hier keinen Schrank – es ist auch spartanischer eingerichtet. Und das Badezimmer? Immer noch mit dem altbekannten Womo-Charme, der einem das Gefühl gibt, man sei auf einem Campingausflug. Aber egal, Hauptsache ein Bett!. UND für lockere CHF56 (für 2 Personen) darf man nicht meckern.

    Am nächsten Morgen quälen wir uns mit einem Stöhnen aus dem Bett. Die Matratze ist so hart, dass sie als neue Trainingsbank im Fitnessstudio durchgehen könnte! Von himmlischem Schlaf kann also keine Rede sein – eher von einem nächtlichen Sparring mit einem Betonklotz! Aber hey, wir müssen sowieso zum Flughafen – also schnappen wir uns unsere sieben Sachen und machen uns auf zur nächsten Etappe.

    Unser Heimflug zieht sich über 14¼ Stunden – ein echter Luft-Marathon! Aber, es ist ein ruhiger Flug. Die Fensterläden sind ab dem Abflug heruntergezogen, sodass wir uns fühlen, als würden wir in einem gemütlichen Keller sitzen, der von einem besonders kreativen Innenarchitekten entworfen wurde. Wir heben um 12:00 Uhr ab, reisen durch die Zeit um 8 Stunden zurück und landen um 19:00 Uhr in Zürich – Zeitreisen leicht gemacht!
    Beim Aussteigen verläuft alles noch diszipliniert, selbst beim Anstehen für die Skymetro ins andere Terminal. Doch kaum sind wir draußen, bricht das Chaos aus! Wo ist die Rücksichtnahme geblieben? Ach, wie schön war es in Japan, wo Wertschätzung und respektvoller Umgang wie ein heiliges Gebot gelten – hier hingegen scheint es, als hätten alle ihre Manieren im Handgepäck vergessen!

    Unser Gepäck lässt auf sich warten und wir stehen da wie zwei Statisten in einem schlechten Drama. Typisch Schweiz – alles läuft hier so langsam, dass man denken könnte, die Koffer machen gerade eine Kaffeepause! Nach einer gefühlten Ewigkeit von ½ Stunde kommt unser Gepäck endlich an. Leider verpassen wir dadurch unseren Zug und müssen nun 45 Minuten auf den nächsten warten. Und wie könnte es anders sein? Der kommt mit 10 Minuten Verspätung – herzlich willkommen in der Schweiz, wo die Uhren zwar präzise ticken, aber die Züge sich gerne mal eine Auszeit gönnen!
    Als wir schließlich in Bern ankommen, müssen wir sprinten, um unseren Anschlusszug zu erwischen. In letzter Sekunde springen wir auf den Zug auf – ein wahrer Olympiasieg! Völlig übermüdet freuen wir uns auf unser Zuhause. In Kerzers verabschieden wir uns, ich werde von meinem Sohn abgeholt und sie macht sich auf den Heimweg. Es waren geniale, supertolle Ferien! Danke, Claudia, für die wirklich tolle Zeit – beste Freundinnen sind Gold wert!
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