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- Day 5–9
- March 18, 2025 at 10:23 PM - March 22, 2025
- 4 nights
- 🌙 3 °C
- Altitude: 49 m
EnglandOxford51°44’51” N 1°15’49” W
Oxford und die Entenkonferenz

Bye-bye, London – Oxford, wir kommen! In nur 57 Minuten schleudert uns die GWR-Gesellschaft in eine völlig neue Welt. Die Stadtlandschaft verabschiedet sich leise aus dem Fenster, als würde sie winken, während grüne Wiesen und Reiterhöfe die Bühne betreten. Offensichtlich sind wir in eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung geraten – fehlt nur noch, dass Colin Firth in Reitstiefeln neben dem Zug hergaloppiert.
Der Zug selbst? Ein blitzsauberer, bequemer Pfeil auf Schienen, der durch die Landschaft schnellt – schneller als unsere Erschöpfung nach drei London-Tagen uns überrollt hat. Wir sitzen da wie zwei Schluck Wasser in der Kurve, starren schweigend aus dem Fenster und lassen uns von der vorbeiziehenden Idylle berieseln. Ein Blick, ein Nicken – einstimmige Entscheidung: Heute wird gechillt.
Dann, Oxford. Der Zug stoppt, wir schauen aus dem Fenster … und runzeln synchron die Stirn. Das soll der Bahnhof sein? Statt eines imposanten Empfangsgebäudes erwartet uns ein alter Bahnhof, der sich offenbar seit Queen Victorias Zeiten nicht viel Mühe gegeben hat. Claudia und ich tauschen einen ungläubigen Blick – wir hatten uns eher eine Kathedrale aus Stahl und Glas vorgestellt, nicht dieses charmante Überbleibsel aus der Ära "Das-muss-so". Aber gut, Erwartungen sind wie englisches Wetter: Man sollte sich nicht zu sehr auf sie verlassen - doch bekanntlich sind es gerade die Überraschungen, die die besten Geschichten schreiben.
Erstmal Essen – denn mit leerem Magen lässt sich die Wartezeit auf unsere Unterkunft noch schlechter ertragen. Das nächstbeste Restaurant muss herhalten, und ein Poulet-Wrap mit Salat wird unser Rettungsanker. Lecker und zweckmäßig – genau das, was wir brauchen, um die nächsten eineinhalb Stunden nicht einfach nur ins Leere zu starren.
Um Viertel vor zwei machen wir uns auf den Weg. 15 Minuten vom Bahnhof zur Unterkunft – klingt machbar. Der Weg führt uns erst an der Straße entlang, dann über die Themse und schließlich auf einen kleinen Pfad, der uns von der Hektik weg und direkt ins Postkartenidyll katapultiert. Wow. Hier wohnen? Sofort. Dieses Quartier ist ein Traum, eingerahmt vom Grandpont Nature Park, der sich mit seiner malerischen Kulisse an die Themse schmiegt, als wäre er einem Reiseführer entsprungen. Kaum zu glauben, dass hier mal ein Gaswerk stand – heute zwitschern Vögel, kleine Säugetiere huschen durch das Grün, und die Luft riecht nach Natur statt nach Industriegeschichte.
Unsere Unterkunft zu finden, gestaltet sich als kleine Schnitzeljagd – ein bisschen Umherirren, ein paar hilfesuchende Fragen, und schließlich stehen wir vor unserem Ziel: ein schmuckes kleines Zimmer, das uns mit offenen Armen (oder eher: frischer Bettwäsche) empfängt. Müde lassen wir uns aufs Bett fallen – ich entscheide mich für einen kurzen Powernap, während Claudia direkt ins Reich der Träume abtaucht und sich für mindestens drei Stunden von dieser Welt abmeldet. Verdient.
Während Claudia noch heldenhaft mit Feen, Fabeltieren und epischen Schicksalen ringt, beschließe ich, mein eigenes Abenteuer zu erleben – die Expedition „Park erkunden“. Mit entschlossenem Schritt und einer Prise Neugier tauche ich in diese grüne Fantasiewelt ein.
Am Ufer treffe ich auf das gefiederte Volk: Enten, Gänse, Schwäne – ein wahres Parlament des Schnabeladels. Es wird geschnattert, diskutiert und gemeckert, als stünde eine Weltkonferenz an. Worum es geht? Keine Ahnung, aber der Ton reicht von geselligem Smalltalk bis hin zu empörtem Gezeter. Zwei Enten haben es offenbar auf mich abgesehen. Sie folgen mir heimlich, doch jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, drehen sie sich demonstrativ weg – als hätten sie nie auch nur an mich gedacht. Ein klassisches Spionage-Manöver.
Das Schauspiel zieht sich hin, bis ich genug habe und mich hinknie, um den Dialog auf Augenhöhe zu bringen. „Na, ihr zwei, was gibt’s Neues in der Entenwelt?“ Eine lebhafte Diskussion entbrennt. Ich frage mich ernsthaft, wer hier den größeren Vogel hat – der Mensch, der mit Enten redet, oder die Enten, die mir frech widersprechen. Als Beweis für diese absurde Szene zücke ich die Kamera – doch plötzlich herrscht betretenes Schweigen. Beide Enten blicken unschuldig in die Ferne, als wären sie gar nicht da. „Ach, kommt schon! Gerade eben wart ihr noch die großen Redenschwinger!“ Doch meine Beschwerden prallen an ihnen ab wie Wasser an ihrem Gefieder.
Ich gebe den Befehl zum Weitermarschieren, und siehe da – meine geflügelten Begleiter setzen sich wieder in Bewegung. Doch dann geschieht der Verrat: Eine Frau betritt die Wiese und beginnt, Brot zu verteilen. In Sekundenbruchteilen ist mein Enten-Fanclub Geschichte. Watschelnd und flatternd eilen sie zur neuen, offensichtlich wichtigeren Bekanntschaft. „Na klasse! So viel zu Treue und Loyalität!“ rufe ich ihnen hinterher. Brot schlägt Bindung – ich wurde eiskalt für ein paar Krümel sitzen gelassen.
Mit gespieltem Groll schnaube ich und ziehe weiter. Der Wind ist kühl, doch die Sonne wärmt mein Gesicht. Wenigstens auf die kann man sich verlassen.
Kaum zurück im Studio, erwacht Claudia wie ein Phönix aus der Asche – oder besser gesagt, wie ein Turnschuh, der gerade frisch aus der Waschmaschine kommt: sauber, energiegeladen und bereit für neue Abenteuer. Der Magen knurrt lauter als ein hungriger Löwe in der Savanne, also machen wir uns auf in die Stadt, um eine Oase der Kulinarik zu finden.
Unsere Rettung? Das Restaurant Mowglie – ein indisches Juwel, das nicht einfach nur ein Restaurant ist, sondern ein Erlebnis. Tausende funkelnde Lämpchen begrüßen uns wie ein Sternenhimmel in einer lauen Sommernacht. Die Stühle? Fehlanzeige! Stattdessen schaukeln wir uns gemütlich durch das Essen – wortwörtlich. Ein bisschen wie Tarzan, aber mit mehr Stil und weniger Lianen.
Das Essen? Ein wahres Feuerwerk der Aromen! Jedes Gericht eine Symphonie aus Gewürzen, die unsere Geschmacksknospen tanzen lässt. Zufrieden, satt und glücklich verlassen wir diesen galaktischen Ort – bereit, ins Bett zu fallen wie ein Stein in einen stillen See.Read more