England

marca 2025
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Wir brechen auf nach England, dem pulsierenden Herzstück des Vereinigten Königreichs und freuen uns darauf, dieses faszinierende Land zu erkunden, das wie ein lebendiges Kaleidoskop aus Geschichte, Kultur und atemberaubender Natur ist. Czytaj więcej
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    14 marca, Szwajcaria ⋅ ☁️ 7 °C

    Abends 8 Uhr!

    Im rasenden Stahlross meines Arbeitgebers sitze ich, auf direktem Kurs Richtung Kerzers, wo Claudia zusteigen wird, und danach gehts weiter weiter nach Bern. Ziel: der Flughafen Zürich. Dort wartet das futuristische Capsule Hotel auf uns, ein Schlafplatz wie aus einem Science-Fiction-Film.
    Der Tag? Ein wilder Tanz zwischen To-Do-Listen und Chaos. Erst Wäscheberge bezwingen, dann die Nägel im Studio auf Hochglanz polieren lassen, Katzenfutter jagen, Koffer packen, dabei schnell etwas essen und die Katzen mit Streicheleinheiten bestechen. Zwischendurch zehnmal panisch kontrollieren, ob der Pass und alle Papiere auch wirklich im Gepäck ist. Krönender Abschluss: den Hausschlüssel aus den Tiefen des Rucksacks fischen – ein Abenteuer für sich.
    Pünktlichkeit? Ein Traum. Karma hatte andere Pläne, und so hetze ich verspätet Richtung Bahnhof. Doch jetzt sitze ich endlich im Zug und freue mich auf Claudia. Alles andere? Schnee von gestern!

    Nach dem Umstieg in Bern gleiten wir mit dem IC Richtung Zürich, der wie ein sanfter Fluss durch die Landschaft zieht. Die Ruhe im Zug ist ansteckend – erst reden wir leise, dann verstummen auch wir. Die Augen fallen uns immer wieder zu, bis nach 1,5 Stunden Fahrt der Zürcher Hauptbahnhof erreicht ist. Doch das Schicksal hat Humor: Unser Anschlusszug ist weg. Also warten wir auf den nächsten und landen 45 Minuten später am Flughafen.
    Dort beginnt das Abenteuer: Das Capsule Hotel spielt Verstecken mit uns. Wegweiser führen uns durch ein Labyrinth aus Etagen und Liften – kreuz und quer, wie in einem Escape Room. Nach zehn Minuten finden wir es endlich und jubeln erleichtert.
    Beim Check-in ins Damenabteil wird es kurios: Mein Zugangscode wird von der Tür wie ein ungebetener Gast abgelehnt – rot, rot, rot! Claudia versucht es, doch auch sie wird ignoriert. Plötzlich, wie durch Zauberei, öffnet sich die Tür. Wir lachen ratlos und erklimmen endlich die Leiter zur Kapsel. Der Code klappt sofort – Halleluja! Jetzt heißt es: Abflug ins Land der Träume!
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  • Ankunft in London

    15–16 mar, Anglia ⋅ 🌙 4 °C

    Ich springe aus meiner Kapsel wie ein Astronaut, der auf einem neuen Planeten landet – nur dass ich im Pyjama bin und der Planet der Flughafen ist. Während ich durch den Gang watschele, starren mich die Leute an, als wäre ich ein seltenes Tier im Zoo. Claudia folgt mir schweigend, wie ein Ninja, der sich durch die Schatten bewegt. Im Duschraum verwandeln wir uns in zwei frisch gebackene Kekse – knusprig außen, weich innen und bereit für den Tag.
    Nach einem Frühstück, das eher einem Notfallpaket für Überlebenskünstler ähnelt, stürmen wir zur Gepäcküberprüfung. Claudia wird wieder einmal gründlich untersucht, als wäre sie ein wertvolles Kunstwerk, das auf Echtheit geprüft wird. Die Passkontrolle ist der nächste Hürdenlauf, den wir mit der Geschwindigkeit von Sprintern meistern. Mit der Metro geht es zum Gate E, das sich am Ende der Welt zu befinden scheint – ein Marathonlauf, bei dem wir uns wie zwei übermüdete Läufer fühlen, die endlich die Ziellinie erreichen.
    Um 8 Uhr sitzen wir in der Abflugshalle, entspannt wie zwei Faultiere in einem Baum. Doch dann entdecke ich das Vakuum am Gate – nur ein Pärchen ist da. Ich witzle, wir fliegen vielleicht in einem Privatjet ab, aber wo zum Teufel ist eigentlich unser Flugzeug? Claudia lacht und offenbart: “Dort hinten, wir sitzen am falschen Gate!” Ich bin perplex – wie ein Flugzeug, das in die falsche Richtung startet und plötzlich feststellt, dass es auf dem falschen Flughafen ist. “Ja und warum sitzen wir dann hier?”, frage ich. “Weil du einfach Platz genommen hast, wie ein Eroberer, der ein neues Land entdeckt hat”, antwortet sie mit einem Lachen.

    Wir sind die Pioniere im Flugzeug, die ersten, die das Land erobern. Wir installieren uns wie zwei Könige auf ihren Thronen und beobachten das Spektakel, während die anderen Passagiere einsteigen. Der Pilot meldet sich über das Mikrofon und spricht von Gepäck, das noch auf der Suche nach seinem Platz im Frachtraum ist. Wir warten, weil die Flugfreigabe noch nicht erteilt wurde, und warten weiter, weil auf der Piste ein Stau herrscht. Endlich, Halleluja, heben wir ab! Huiiii, was für ein atemberaubendes Gefühl!
    Wir verschlafen den Flug und landen eine Stunde später in London. Ab zum Bahnhof – unsere Spezialität. Nach Japan ist uns nichts mehr unheimlich. Wir sind die Meister der Bahnhöfe, die Navigatorn der Gleise. Kein Stau, kein Gedränge kann uns erschüttern. Wir sind die unerschütterlichen Reisenden, die durch nichts zu stoppen sind.

    Ich frage Dr. Google und folge den Schildern wie ein Detektiv auf der Spur. Zielgerichtet erreichen wir den Zug nach St. Pancras International – ein perfekter Coup! Der Billetkauf ist kinderleicht: Revolut-Karte auf die Schranke legen, grün, und durch. Wir fühlen uns wie Helden, die den öffentlichen Nahverkehr erobert haben.
    In St. Pancras steigen wir in den Hochgeschwindigkeitszug ein, fahren eine Station und steigen wieder aus – ein Blitzbesuch, der uns direkt zum Hotel bringt. Unser Zimmer ist ein Apartment mit einer Küche, so groß wie ein Bahnhof-Wartezimmer, und bietet eine atemberaubende Aussicht. Da wir schier verhungern, stürmen wir in die Mall und landen in einem malaysischen Restaurant. Das Essen ist vorzüglich, obwohl es uns fast den Atem raubt – anscheinend haben die Köche eine andere Vorstellung von “nicht scharf”. Aber lecker ist es mmmhhh…

    Müde, aber nicht besiegt, kaufen wir noch schnell Brot, Joghurt, Porridge und Früchte ein und begeben uns zurück ins Hotel. Um 20 Uhr schläft Claudia bereits wie ein Bär, während ich mich in die englische Sprache vertiefe, meinen Blog schreibe und mein Porridge mit Genuss verzehre. Es ist ein friedlicher Abend, bei dem ich mich in die Welt der Wörter zurückziehe, während Claudia in der Welt der Träume verschwindet. Der Tag war lang, aber die Nacht ist still – ein perfekter Abschluss für ein Abenteuer in London. Wir freuen uns auf morgen.
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  • Vom Regent Park und der Madame Tussaud

    16–18 mar, Anglia ⋅ ☁️ 5 °C

    Guten Morgen, UK! Die Sonne schmettert ihr Strahlen-Solo wie ein euphorischer Trompeter, der beschlossen hat, den Tag mit einer Fanfare zu beginnen. Ein Kaffee so kräftig wie ein olympischer Startschuss katapultiert uns aus der Morgenmüdigkeit, während die Dusche das Badezimmer in einen tropischen Monsun verwandelt. Bereit für das Abenteuer, schwingen wir uns in die urbane Strömung aus Bahn, Metro und Bus – echte Kapitäne im Großstadtdschungel. Nach nur 35 Minuten legen wir im Regent’s Park an, wo der Wind uns mit der Strenge eines Taktstocks um die Ohren pfeift. Doch keine Sorge, die Schönheit des Parks breitet sich wie ein samtener Mantel um uns aus und macht jeden Windstoß wett.

    Der Regent’s Park ist ein echtes Kronjuwel Londons – auch wenn die Rosen in Queen Mary’s Gardens noch Winterschlaf halten. Doch wo die Blüten fehlen, blüht unsere Fantasie. Wir stellen uns vor, wie bald über 12.000 Rosen in allen Farben leuchten, wie ein kunstvoll gewebter Teppich der Natur. Die Avenue Gardens beeindrucken trotzdem mit ihrer perfekten Komposition – als hätte ein Maler mit einem Faible für Symmetrie den Pinsel geschwungen. Sportler sprinten, Hunde wedeln, Jogger ziehen ihre Bahnen – und wir? Wir lassen uns einfach treiben, genießen das bunte Treiben und klopfen uns selbst auf die Schulter: Wer so intensiv staunt, betreibt schließlich auch eine Art Ausdauersport!

    Nach so viel visueller Pracht gönnen wir uns ein kulinarisches Highlight. Ob herzhafter Brunch oder süße Verführung – wir verwöhnen uns, als gäbe es kein Morgen. Schließlich brauchen wir Energie für unser nächstes Treffen: Madame Tussaud erwartet uns. Und was könnte besser zu einem Tag voller Fantasie passen als ein Rendezvous mit den Wachsfiguren der Weltgeschichte?

    Da sind wir nun – mitten im Scheinwerferlicht von Madame Tussauds, wo Realität und Illusion verschwimmen wie Zucker in heißem Tee. Unsere Reise durch die Welt der Berühmtheiten beginnt mit einem strahlenden Lächeln von Brad Pitt. Ein kurzer Moment der Bewunderung, dann zieht es uns weiter zu Dwayne "The Rock" Johnson, dessen Muskeln so imposant sind, dass selbst die Wachsfigur Kraft ausstrahlt.

    Und der Winner is… tadaaa – wir selbst! Claudia nutzt die Gelegenheit, hält ihre Dankesrede mit Inbrunst und Leidenschaft, als stünde sie auf der Oscar-Bühne. Das imaginäre Publikum tobt, der Applaus hallt durch die Hallen – ein Gänsehautmoment! Ich hingegen nutze die Chance für einen Schlagabtausch mit The Rock, schließlich will ich wissen, ob er auch in Wachsform schlagfertig ist.

    Weiter geht’s zu Angelina Jolie, mit der wir uns über Weltrettung und gute Posen austauschen, bevor wir Lady Gaga einen stilvollen Luftkuss zuhauchen – natürlich mit einem dramatischen Augenaufschlag. Dann ruft der Rhythmus! Ein Tänzchen darf nicht fehlen, und während wir elegant über den Boden gleiten, scheint uns Rihanna neugierig zu mustern.

    Zum krönenden Abschluss stehen wir vor James Bond – dem Gentleman voller Geheimnisse. Wir lassen uns ein paar Tricks der Majestät zuflüstern, die wir natürlich sofort in unserem eigenen Abenteuer anwenden wollen. Doch das große Highlight wartet: E.T. nach Hause bringen. Claudia ist Feuer und Flamme, ruft: "Ja, ich will dich nach Hause bringen!" Sie schwingt sich auf das Rad und düst los, als würde sie den Mond überholen. Ihre Energie ist so strahlend, dass selbst der Mond neidisch wird. Sie lacht und radelt, die Freiheit in jeder Faser.

    Ich hingegen werde abgelenkt von einem Bollywoodstar, der mit nacktem Oberkörper und einem Blick, der jede Frostbeule zum Schmelzen bringt, an mir vorbeimarschiert. Uhlala! Doch das Interesse ist schnell verflogen, als Claudia von ihrem Radtrip zurückkommt und uns auf die Bühne führt. Es wird gesungen, um die Wette, lautstark, falsch und hemmungslos – das Publikum flippt aus, als ob wir gerade den Eurovision Song Contest gewonnen hätten.

    Nach einer kurzen Erholungspause – naja, eine Pause, die so kurz war wie der Atem eines Sprinter – übe ich mich im Boxkampf. Ergebnis: Ich liege blitzschnell auf dem Boden. Tja, der Kampf "Mann gegen Frau" war ziemlich einseitig. Aber keine Sorge, wir kämpfen tapfer weiter für das Frauenrecht, was die Menge noch mehr anfeuert.

    All das bleibt natürlich nicht unbemerkt, und die königliche Familie ist so beeindruckt, dass sie uns zu Tee und anschließend zur Gala einlädt. Fantastisch! Und als ob der Tag noch nicht magisch genug wäre, treffen wir auf David Bowie und Elton John, mit denen wir ausgelassen herumtoben und das Leben feiern.

    Doch der Spaß hat einen kleinen Dämpfer: Wir werden entführt! Im düsteren Kerker wartet Jack the Ripper auf uns. Aber keine Sorge, mit ein bisschen Mut und ein paar schnellen Moves entkommen wir im letzten Moment – phu, das war knapp! Wir steigen ins Taxi und lassen uns durch die pulsierende Stadt kutschieren. Auf der Fahrt treffen wir Hulk, Spiderman und Co. und kämpfen gemeinsam um die Rettung der Welt.

    Doch dann landen wir, wie könnte es anders sein, als Gefangene bei Jabba the Hutt. Aber keine Panik – Han Solo kommt uns zur Rettung, als wäre er unser persönlicher Held.

    Was für ein Tag! Was für ein Abenteuer! Wir sind erschöpft, aber glücklich, und schon jetzt gespannt auf den nächsten Tag – wer weiß, welche verrückten Erlebnisse uns da erwarten!
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  • Fehlende Zugstickets, Herzbeben und Tee

    17–20 mar, Anglia ⋅ ☁️ 7 °C

    Gestern noch die Meister des ÖV, heute die Könige des Schwarzfahrens. Wir marschierten in Stratford Int. wie in ein Abenteuer, ohne Ticket, aber mit dem Mut der Verzweifelten.

    Alles beginnt in Stratford International: Statt brav ein Ticket zu lösen, spazieren wir einfach durch den Metroeingang, nichtsahnend wie zwei Touristen im Tarifdschungel. Erst unten, bei den Gleisen, platzt Claudia der Geistesblitz: „Ähm … wir sind an keiner Schranke vorbei, oder?“ Stille. Nachdenkliche Blicke. Dann meine gewagte Analyse: „Lass uns einfach einsteigen. Vielleicht gibt’s im Zug ja einen Automaten.“

    Der Zug fährt ein, wir steigen ein – und finden: keinen Automaten, kein Ticketentwerter, aber dafür goldene Logenplätze ganz vorne mit Blick auf die Gleise. Perfekt! Wir lassen alle Sorgen hinter uns, jubeln wie Kinder und tun so, als würden wir den Zug selbst steuern. Wer braucht schon ein Ticket, wenn man den Lokführer mimt?

    In West Ham steigen wir um, diesmal in der Hoffnung auf Schranken – aber auch hier: kein Ticketkauf in Sicht. Na gut, jetzt sind wir schon so weit gekommen, also weiter im Abenteuer. Nächster Halt: Big Ben.

    Doch dann beim Ausgang der Endgegner: die Schranke. Kein Ticket, keine Ausrede, keine Chance – oder doch? Ich greife zum letzten Ass im Ärmel: mein Handy. Kontaktloser Zahlknopf. Ein kurzes Piepen, die Schranke öffnet sich wie von Zauberhand. Ich grinse, drehe mich zu Claudia und zucke mit den Schultern. Man muss nur wissen, wann man modern zahlt … oder einfach ein bisschen Glück haben.

    Kaum treten wir aus der Underground in die Upground, bleibt uns erst mal die Luft weg – und ein ungläubiges „Wow“ hängt in der Luft. Vor uns, in all seiner Pracht, thront der Big Ben.

    Phu, was für ein Monument! Ein britisches Kultsymbol, das seit 1859 über London wacht, als wäre es der offizielle Zeitwächter des Königreichs. Technisch gesehen ist Big Ben ja nur der Name der Glocke – ein 13-Tonnen-Koloss, der im Herzen des Elizabeth Towers schlägt. Aber wen interessieren schon technische Details, wenn man vor diesem neugotischen Meisterwerk steht?

    Und dann die Nachrichten: Erst kürzlich hat ein Mann den Turm erklommen, eine palästinensische Flagge geschwenkt und wurde prompt verhaftet. Tja, einige gehen eben wortwörtlich hoch hinaus, um sich Gehör zu verschaffen.

    Neben Big Ben erhebt sich das Westminster-Gebäude, nicht minder beeindruckend, ein steinernes Zeugnis britischer Macht und Geschichte. Wir spazieren zuerst zur Brücke, zücken unsere Kameras – und stellen fest: Entweder ist Big Ben schief, oder das Nebengebäude. Beides gleichzeitig gerade abzulichten? Unmöglich. Ein Architekturmysterium, das nur unsere Handykameras enthüllen.

    Dann bummeln wir Richtung Westminster Abbey weiter, staunen, starren, lassen uns treiben. Denn manche Wahrzeichen muss man nicht nur sehen – man muss sie erleben.

    Das Lustige an London? Ampeln sind hier reine Deko-Elemente. Eine Art urbane Weihnachtsbeleuchtung, die das Stadtbild schmückt, aber absolut niemanden interessiert.

    Während in anderen Ländern Menschen brav auf Grün warten, spielen die Londoner ihr eigenes Straßenroulette. Links schauen, rechts schauen – und hopp, rüber geht’s! Rot? Orange? Völlig egal. Die Straße gehört dem Mutigsten.

    Selbst Italiener würden hier ehrfürchtig nicken. In Rom gibt es Chaos, ja – aber in London? Hier wirkt es fast so, als hätten die Fußgänger einen geheimen, unsichtbaren Vertrag mit den Autos: „Wir tun so, als wären wir vorsichtig – und ihr tut so, als würdet ihr bremsen.“ Ein System, das auf gegenseitigem Vertrauen (und vielleicht ein bisschen Wahnsinn) basiert.

    Nach unserem Besuch in Westminster zieht es uns weiter zum Buckingham Palace. Doch anstatt den royalen Glanz direkt anzusteuern, wählen wir die malerische Route durch den St. James’s Park. Ein kleiner Spaziergang im Grünen – was soll da schon passieren?

    Kurz vor dem Eingang durchschneidet plötzlich ein Heulen die Luft. Polizeisirenen. Drei Autos rasen heran, quietschende Reifen, Blaulichter zucken. Bevor wir auch nur einen klaren Gedanken fassen können, halten sie direkt vor und neben uns. Ich grinse noch und scherze über unseren vergessenen Billettkauf – bis plötzlich sämtliche Türen aufreißen und eine Horde Polizisten aus den Wagen springt.

    Und sie stürmen direkt auf uns zu.

    „Stop it! Don’t move!“ brüllt einer aus der Ferne. Reflexartig erstarren wir, atmen nicht, bewegen uns nicht – zwei menschliche Salzsäulen inmitten eines britischen Actionfilms. Mein Puls rast. Schweiß bricht aus. Habe ich etwas verbrochen? Oder etwa Claudia? War das Ticket-Dilemma doch ein Staatsvergehen?!

    Doch dann rauscht die ganze Polizeieinheit einfach an uns vorbei. Direkt vor uns wird ein junger Mann zu Boden gerungen, Handschellen klicken. Unser Atem setzt sich langsam wieder in Bewegung, wir werfen uns einen panischen Blick zu – und dann sind wir weg. Ab in den Park. So schnell wie möglich.

    Wer hätte gedacht, dass der Weg zum Buckingham Palace so viel Adrenalin mit sich bringt?

    Kate haben wir tatsächlich gesehen – wenn auch nur aus der Ferne. Ein kurzer Blick, ein elegantes Winken unsererseits, und schon war sie wieder verschwunden. Tja, der Nachmittagstee mit der Prinzessin fällt wohl ins Wasser. Schade eigentlich, wäre bestimmt nett gewesen, aber Geschäfte gehen nun mal vor. Wir nehmen es mit britischer Gelassenheit:

    Also knipsen wir noch ein paar Erinnerungsfotos vom Buckingham Palace und dem Victoria Memorial, bevor wir weiterziehen Richtung Piccadilly Circus.

    Dort angekommen, stehen wir mitten im Londoner Trubel. Neonreklamen blinken, Menschenmassen wuseln durcheinander, und irgendwo dazwischen thront der berühmte Shaftesbury Memorial Fountain – der übrigens gar nicht Eros zeigt, sondern seinen weniger bekannten Bruder Anteros. Ein Detail, das sich hartnäckig in jedem Reiseführer falsch hält.

    Piccadilly Circus ist das Londoner Pendant zum Times Square – nur mit mehr britischer Eleganz und weniger überdimensionalen Hotdog-Werbungen. Umgeben von Theatern, Geschäften und historischen Fassaden, spüren wir die Energie der Stadt.

    Mittag gibt’s im „Happy“ – und der Name ist Programm. Zufrieden und satt schlendern wir später ins L’ETO, wo wir uns gegen 16 Uhr einen edlen Pfirsich-Holunder-Tee und ein himmlisches Beeren-Ricotta-Törtchen gönnen. Ein süßer Abschluss für einen ereignisreichen Tag.

    Mit neuem Energielevel geht’s schließlich zurück ins Hotel – diesmal mit Ticket. Man muss sein Glück ja nicht zweimal herausfordern.
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  • Oxford und die Entenkonferenz

    18–22 mar, Anglia ⋅ 🌙 3 °C

    Bye-bye, London – Oxford, wir kommen! In nur 57 Minuten schleudert uns die GWR-Gesellschaft in eine völlig neue Welt. Die Stadtlandschaft verabschiedet sich leise aus dem Fenster, als würde sie winken, während grüne Wiesen und Reiterhöfe die Bühne betreten. Offensichtlich sind wir in eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung geraten – fehlt nur noch, dass Colin Firth in Reitstiefeln neben dem Zug hergaloppiert.

    Der Zug selbst? Ein blitzsauberer, bequemer Pfeil auf Schienen, der durch die Landschaft schnellt – schneller als unsere Erschöpfung nach drei London-Tagen uns überrollt hat. Wir sitzen da wie zwei Schluck Wasser in der Kurve, starren schweigend aus dem Fenster und lassen uns von der vorbeiziehenden Idylle berieseln. Ein Blick, ein Nicken – einstimmige Entscheidung: Heute wird gechillt.

    Dann, Oxford. Der Zug stoppt, wir schauen aus dem Fenster … und runzeln synchron die Stirn. Das soll der Bahnhof sein? Statt eines imposanten Empfangsgebäudes erwartet uns ein alter Bahnhof, der sich offenbar seit Queen Victorias Zeiten nicht viel Mühe gegeben hat. Claudia und ich tauschen einen ungläubigen Blick – wir hatten uns eher eine Kathedrale aus Stahl und Glas vorgestellt, nicht dieses charmante Überbleibsel aus der Ära "Das-muss-so". Aber gut, Erwartungen sind wie englisches Wetter: Man sollte sich nicht zu sehr auf sie verlassen - doch bekanntlich sind es gerade die Überraschungen, die die besten Geschichten schreiben.

    Erstmal Essen – denn mit leerem Magen lässt sich die Wartezeit auf unsere Unterkunft noch schlechter ertragen. Das nächstbeste Restaurant muss herhalten, und ein Poulet-Wrap mit Salat wird unser Rettungsanker. Lecker und zweckmäßig – genau das, was wir brauchen, um die nächsten eineinhalb Stunden nicht einfach nur ins Leere zu starren.

    Um Viertel vor zwei machen wir uns auf den Weg. 15 Minuten vom Bahnhof zur Unterkunft – klingt machbar. Der Weg führt uns erst an der Straße entlang, dann über die Themse und schließlich auf einen kleinen Pfad, der uns von der Hektik weg und direkt ins Postkartenidyll katapultiert. Wow. Hier wohnen? Sofort. Dieses Quartier ist ein Traum, eingerahmt vom Grandpont Nature Park, der sich mit seiner malerischen Kulisse an die Themse schmiegt, als wäre er einem Reiseführer entsprungen. Kaum zu glauben, dass hier mal ein Gaswerk stand – heute zwitschern Vögel, kleine Säugetiere huschen durch das Grün, und die Luft riecht nach Natur statt nach Industriegeschichte.

    Unsere Unterkunft zu finden, gestaltet sich als kleine Schnitzeljagd – ein bisschen Umherirren, ein paar hilfesuchende Fragen, und schließlich stehen wir vor unserem Ziel: ein schmuckes kleines Zimmer, das uns mit offenen Armen (oder eher: frischer Bettwäsche) empfängt. Müde lassen wir uns aufs Bett fallen – ich entscheide mich für einen kurzen Powernap, während Claudia direkt ins Reich der Träume abtaucht und sich für mindestens drei Stunden von dieser Welt abmeldet. Verdient.

    Während Claudia noch heldenhaft mit Feen, Fabeltieren und epischen Schicksalen ringt, beschließe ich, mein eigenes Abenteuer zu erleben – die Expedition „Park erkunden“. Mit entschlossenem Schritt und einer Prise Neugier tauche ich in diese grüne Fantasiewelt ein.

    Am Ufer treffe ich auf das gefiederte Volk: Enten, Gänse, Schwäne – ein wahres Parlament des Schnabeladels. Es wird geschnattert, diskutiert und gemeckert, als stünde eine Weltkonferenz an. Worum es geht? Keine Ahnung, aber der Ton reicht von geselligem Smalltalk bis hin zu empörtem Gezeter. Zwei Enten haben es offenbar auf mich abgesehen. Sie folgen mir heimlich, doch jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, drehen sie sich demonstrativ weg – als hätten sie nie auch nur an mich gedacht. Ein klassisches Spionage-Manöver.

    Das Schauspiel zieht sich hin, bis ich genug habe und mich hinknie, um den Dialog auf Augenhöhe zu bringen. „Na, ihr zwei, was gibt’s Neues in der Entenwelt?“ Eine lebhafte Diskussion entbrennt. Ich frage mich ernsthaft, wer hier den größeren Vogel hat – der Mensch, der mit Enten redet, oder die Enten, die mir frech widersprechen. Als Beweis für diese absurde Szene zücke ich die Kamera – doch plötzlich herrscht betretenes Schweigen. Beide Enten blicken unschuldig in die Ferne, als wären sie gar nicht da. „Ach, kommt schon! Gerade eben wart ihr noch die großen Redenschwinger!“ Doch meine Beschwerden prallen an ihnen ab wie Wasser an ihrem Gefieder.

    Ich gebe den Befehl zum Weitermarschieren, und siehe da – meine geflügelten Begleiter setzen sich wieder in Bewegung. Doch dann geschieht der Verrat: Eine Frau betritt die Wiese und beginnt, Brot zu verteilen. In Sekundenbruchteilen ist mein Enten-Fanclub Geschichte. Watschelnd und flatternd eilen sie zur neuen, offensichtlich wichtigeren Bekanntschaft. „Na klasse! So viel zu Treue und Loyalität!“ rufe ich ihnen hinterher. Brot schlägt Bindung – ich wurde eiskalt für ein paar Krümel sitzen gelassen.

    Mit gespieltem Groll schnaube ich und ziehe weiter. Der Wind ist kühl, doch die Sonne wärmt mein Gesicht. Wenigstens auf die kann man sich verlassen.

    Kaum zurück im Studio, erwacht Claudia wie ein Phönix aus der Asche – oder besser gesagt, wie ein Turnschuh, der gerade frisch aus der Waschmaschine kommt: sauber, energiegeladen und bereit für neue Abenteuer. Der Magen knurrt lauter als ein hungriger Löwe in der Savanne, also machen wir uns auf in die Stadt, um eine Oase der Kulinarik zu finden.

    Unsere Rettung? Das Restaurant Mowglie – ein indisches Juwel, das nicht einfach nur ein Restaurant ist, sondern ein Erlebnis. Tausende funkelnde Lämpchen begrüßen uns wie ein Sternenhimmel in einer lauen Sommernacht. Die Stühle? Fehlanzeige! Stattdessen schaukeln wir uns gemütlich durch das Essen – wortwörtlich. Ein bisschen wie Tarzan, aber mit mehr Stil und weniger Lianen.

    Das Essen? Ein wahres Feuerwerk der Aromen! Jedes Gericht eine Symphonie aus Gewürzen, die unsere Geschmacksknospen tanzen lässt. Zufrieden, satt und glücklich verlassen wir diesen galaktischen Ort – bereit, ins Bett zu fallen wie ein Stein in einen stillen See.
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  • Oxford - City: Eine Liebeserklärung

    19–24 mar, Anglia ⋅ ☁️ 12 °C

    Oxford City: Eine Liebeserklärung mit britischem Augenzwinkern

    Willkommen in Oxford – der Stadt, die aussieht, als hätte ein Architekt mit einer Vorliebe für Türme, Tradition und theatralische Pracht ein mittelalterliches Märchenbuch in Stein gemeißelt.
    Hier trifft akademische Brillanz auf britische Exzentrik, und das Ganze wird serviert mit einer ordentlichen Portion Kopfsteinpflaster, gotischen Türmen und einer Atmosphäre, in der man sich unweigerlich klüger fühlt – selbst wenn man nur ziellos durch die Gassen schlendert.

    Oxford ist nicht einfach nur eine Stadt. Sie ist eine Kulisse für große Ideen, skurrile Geschichten und gelegentliche Fahrradunfälle. Eine Mischung aus Hogwarts ohne Zauberstäbe, Cambridge mit weniger Arroganz und einer Theaterbühne, auf der sich Generationen von Denkern, Träumern und vergesslichen Touristen verirren.

    Oxford trägt den poetischen Beinamen „City of Dreaming Spires“ – ein Ausdruck, der so romantisch klingt, dass man vermuten könnte, er wurde bei Kerzenschein und einer Überdosis Rotwein ersonnen. Und ja, die Türme träumen hier tatsächlich – oder lassen zumindest jeden Besucher mit offenem Mund staunen. Sie ragen in den Himmel, als wollten sie beweisen, dass Bildung wortwörtlich Höhenflüge ermöglicht.

    Das Stadtbild ist eine Mischung aus gotischer Dramatik, barocker Prahlerei und viktorianischer Verspieltheit. Jedes Gebäude erzählt eine Geschichte, manche mit gravierten Inschriften, andere mit unzähligen Tauben, die ihre ganz eigene Interpretation von Kunst hinterlassen.

    Unser Abenteuer beginnt mit einem Besuch der Bodleian Library, jener ehrwürdigen Bücherkathedrale, in der das Wissen der Jahrhunderte ruht – und mit ihm wahrscheinlich auch einige Studierende nach einer durchzechten Nacht. Leider sind die Tickets ausverkauft, also bleibt uns nur ein ehrfürchtiger Blick von außen. Eine Schande, denn wir hätten zu gerne herausgefunden, ob die Bücher dort wirklich so alt sind, dass sie noch Staub aus dem Mittelalter atmen.

    Leicht enttäuscht, aber mit unerschütterlicher Abenteuerlust, spazieren wir weiter zur Bridge of Sighs. Nein, nicht die venezianische Variante, sondern Oxfords eigene Version. Sie sieht aus wie die perfekte Kulisse für eine romantische Filmszene – in Wahrheit ist sie jedoch hauptsächlich eine praktische Abkürzung für gehetzte Studenten, die sich von einer Vorlesung zur nächsten schleppen. Wenn hier geseufzt wird, dann eher aus Panik vor Prüfungen als aus poetischer Melancholie.

    Ein Besuch in Oxford wäre nicht komplett ohne einen Abstecher ins legendäre Eagle and Child – jenes Pub, in dem J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis ihre Fantasiewelten erschufen. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie sie hier saßen, über sprechende Löwen und abenteuerlustige Hobbits diskutierten und sich vielleicht sogar stritten, ob ein Zauberstab oder ein magischer Ring die bessere Wahl wäre.

    Apropos magische Welten: Oxford ist auch die Heimat von Alice im Wunderland. Genau hier hat Lewis Carroll das berühmte Kaninchenloch erfunden – ein Konzept, das sich vermutlich auch viele Erstsemester wünschen, wenn sie in ihren ersten Prüfungen sitzen.

    Oxford ohne seine Colleges ist wie eine Teekanne ohne heißes Wasser – man kann es versuchen, aber der Zauber fehlt einfach. Die prächtige Christ Church ist dabei nicht nur ein akademisches Schwergewicht, sondern auch eine Pilgerstätte für Harry-Potter-Fans. Hier wurde die berühmte Treppe gefilmt, auf der Professor McGonagall einst ihre frischgebackenen Zauberschüler begrüßte – was zur Folge hat, dass Touristen in ehrfürchtigem Schweigen verharren, in der Hoffnung, dass Dumbledore höchstpersönlich um die Ecke biegt. Spoiler: Er tut es leider nicht.

    Nicht weniger imposant thront das Clarendon Building, das mit seiner majestätischen Architektur so selbstbewusst dasteht, als würde es sich für den Nabel der akademischen Welt halten – was es für viele Gelehrte vermutlich auch ist. Und dann gibt es da noch das Oxford Castle & Prison, das beweist, dass die Stadt nicht nur Genies hervorgebracht hat, sondern auch eine Vergangenheit mit etwas zwielichtigeren Bewohnern hatte. Heute ist das ehemalige Gefängnis ein Hotel, das seinen rustikalen Charme beibehalten hat – Gitterstäbe inklusive. Begeistert rufe ich Claudia zu: „Wir hätten hier eine Zelle reservieren sollen, das wäre doch mal ein Abenteuer!“ Die Begeisterung hält genau so lange, bis wir erfahren, dass eine Nacht hier stolze CHF 200 kostet – eine Summe, die unser Budget schneller sprengen würde als ein unvorsichtiger Alchemist sein Labor.

    Stattdessen entscheiden wir uns für eine alternative Besichtigung und schleichen uns – sagen wir mal inoffiziell – ins Hotel, um einen Blick auf die erhaltene Architektur zu werfen. Während Claudia vorsichtig durch die Flure tapst, als könne sie jederzeit von einem Wärter aus dem 18. Jahrhundert erwischt werden, stürze ich mich voller Begeisterung ins Entdeckerfieber.

    Wieder draußen entdecken wir den hübschen Gefängnisgarten – allerdings abgesperrt und nur gegen Eintritt zugänglich. Empört über diese kapitalistische Dreistigkeit verzichten wir trotzig auf das bezahlte Grün und begnügen uns mit der kostenlosen Aussicht. Wenigstens der Souvenirshop kostet keinen Eintritt – ein kleiner Trost.

    Auf unserem Weg durch Oxford begegnen uns überall Studenten, die entweder in tiefsinnige philosophische Debatten vertieft sind oder verzweifelt versuchen, ihre Fahrräder unfallfrei durch die schmalen Gassen zu steuern – ein Balanceakt, der hier vermutlich als inoffizielle Disziplin der Hochschulaufnahmeprüfung gilt.

    Oxford ist nicht nur eine Stadt, sondern ein Zustand – irgendwo zwischen intellektuellem Höhenflug und leichtem Wahnsinn. Kein Wunder, dass große Geister sie geliebt haben:

    Oscar Wilde sagte einst: „Oxford bleibt das Schönste in England.“ Und wenn jemand wie Wilde das behauptet, der einen Hang zu dramatischen Superlativen hatte, muss etwas dran sein.
    W.B. Yeats nannte Oxford „eine Oper“. Und tatsächlich: Die Stadt fühlt sich manchmal wie ein großes Theaterstück an – mit Professoren als Regisseuren, Studenten als Schauspielern und Touristen als staunendem Publikum.
    Lewis Carroll hätte wahrscheinlich gesagt, dass Oxford eine Art Wunderland ist – und er hätte nicht Unrecht gehabt.

    Oxford ist nicht einfach nur eine Stadt – Oxford ist eine geschichtsträchtige Wundertüte, die irgendwo zwischen akademischer Hochkultur, literarischer Magie und leicht chaotischem Fahrradverkehr balanciert. Eine Bühne, auf der brillante Köpfe philosophieren, während verwirrte Touristen, wie Claudia und ich, verzweifelt versuchen, den richtigen Eingang zu einem der 39 Colleges zu finden. Eine Kulisse, in der sich Jahrhunderte alte Weisheiten mit modernen Missgeschicken mischen – sei es ein Professor, der in seiner Robe würdevoll durch die Straßen schreitet, oder ein Erstsemester, der im selben Moment spektakulär mit seinem Fahrrad an einem Kopfsteinpflasterstein scheitert.

    Ob wir ehrfürchtig vor den ehrwürdigen Bibliotheken standen, in den Fußstapfen großer Denker wandelten oder einfach nur über die Eigenheiten dieser Stadt schmunzelten – Oxford hat uns verzaubert, verwirrt und bestens unterhalten. Kurzum: Wir sind begeistert. Und vielleicht ein kleines bisschen klüger. Oder zumindest überzeugt, dass wir es sind.

    Und wenn wir am Ende doch einmal seufzen, dann liegt das wahrscheinlich nicht an der Bridge of Sighs, sondern an der Tatsache, dass wir Oxford eigentlich gar nicht mehr verlassen möchten.
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  • Bristol ! Charmant-chaotisch

    20–26 mar, Anglia ⋅ ⛅ 19 °C

    Wir verabschieden uns von Oxford, steigen in den Zug und landen in der “Blackbox-Klasse” – ganz hinten, ohne Fenster, mit der Aussicht auf… nichts. Claudia schmunzelt: „Irgendwie fühlt es sich an wie im Flugzeug!“ Ich grinse: „Ja, nur dass wir rückwärts fliegen – vielleicht der erste Flug mit eingebautem Rückspulknopf!“ Wir lachen, während unsere „Blackbox-Klasse“ den Zug in eine etwas verrückte, aber ziemlich lustige Airline verwandelt.
    Während die Welt draußen vorbeizieht, gleiten wir sanft ins Reich der Träume. Die Reise ist weniger eine Fahrt als ein Powernap auf Schienen.
    In Bristol angekommen, begrüßt uns der Bahnhof Temple Meads wie ein alter Herr, der sich trotz seiner ehrwürdigen Geschichte in einem Midlife-Crisis-Umbau befindet. Baustellenzäune säumen den Weg, als hätte der Bahnhof beschlossen, sich selbst neu zu erfinden – allerdings ohne klaren Plan. Die Architektur ist beeindruckend, wenn man sie durch die Zäune erspähen kann, doch die Umgebung wirkt eher wie ein grauer Vorhang vor dem eigentlichen Theaterstück.
    Vor dem Bahnhof holen wir Google Maps als digitalen Pfadfinder hervor. Der Weg zum Hotel Leonardo ist kurz – nur 600 Meter trennen uns von unserer Unterkunft. Als wir ankommen, betreten wir eine andere Welt: Die Hotellerie empfängt uns mit einem Lächeln und einer Überraschung – unser Zimmer ist schon bereit!
    Nach Tagen in winterlicher Kälte überrascht uns Bristol mit einer Sonnenoffensive. Wir schwitzen und tauschen die dicken Pullis gegen leichtere Klamotten. Willkommen im Wechselbad der Gefühle – oder besser gesagt: der Temperaturen!

    Wir machten uns auf den Weg in die Stadt, wie zwei Abenteurer, die in ein unbekanntes Territorium eintauchen. Die Straßen überquerten wir mit der Nonchalance echter Engländer, die Ampeln ignorierend, als wären sie nur Dekoration. Das Gewühl empfängt uns, und wir fragen uns: Donnerstag – hat hier niemand Arbeit? Die Bristoler scheinen kollektiv beschlossen zu haben, die seltene Sonne und Wärme zu feiern. Wer will schon in einem Büro sitzen, wenn die Natur ein Fest veranstaltet?

    Im Castle Park entfaltet sich ein lebendiges Kaleidoskop: Menschen in Bikinis und Shorts wie Strandurlauber, Kinder mit strahlenden Gesichtern, verliebte Paare Hand in Hand und Senioren mit ihren treuen Hunden. Unsere Blicke schweifen über das bunte Treiben – und Baustellen. Sie sind überall wie moderne Kunstwerke der Unvollkommenheit. Ein Stirnrunzeln schleicht sich ein, doch es wird von einem ehrfürchtigen Blick auf die Burgruine geglättet. Ein majestätischer Anblick, der uns kurz in die Vergangenheit entführt.
    Beim Näherkommen zeigt sich jedoch die Realität: Renovierungsarbeiten. Die Burg wirkt wie ein alter Krieger, der seine Rüstung flicken lässt. Mit einem Seufzen zücken wir dennoch die Kamera – ein Tribut an die Geschichte. Bristol Castle war einst eine mächtige Festung, Zeuge von Anarchie und Bürgerkriegen, bevor Oliver Cromwell sie dem Erdboden gleichmachte. Heute sind ihre Überreste ein Denkmal für vergangene Zeiten, eingebettet im Castle Park – ein Ort, an dem Geschichte und Gegenwart miteinander flirten.

    Vor einer Stadt-Karte bleiben wir stehen, als wären wir Archäologen, die ein antikes Artefakt entschlüsseln wollen. Ein älterer Herr nähert sich mit einem wissenden Lächeln und fragt: „Do you need help?“ Wir erklären ihm, dass wir den Weg in die Old Town suchen. Mit einem schelmischen Grinsen beginnt er seine Erklärung: „Alles, was ihr hier seht, liegt direkt vor euch.“ Dann verschwindet er hinter die Karte, wie ein Zauberer hinter seinem Vorhang, und ruft: „Und hier seht ihr die andere Seite der Stadt. Für die Altstadt müsst ihr darunter laufen.“ Beim Verschwinden schauen wir ihm verblüfft nach – Nanu, was ist denn jetzt los?

    Die Karte wird plötzlich zu einem magischen Artefakt, das die Stadt in zwei Ebenen teilt, wie ein Spiegel, der Geheimnisse enthüllt. Wir stehen da, fasziniert, als hätten wir gerade einen Zaubertrick gesehen. Mit einem warmen Lächeln bedanken wir uns bei dem hilfsbereiten bereits verschwundenen Herrn und machen uns zielstrebig auf den Weg. Die Altstadt liegt vor uns wie ein Schatz unter einer dünnen Schicht Staub verborgen – bereit, entdeckt zu werden.

    Jeder Schritt durch diese historischen Straßen ist ein Spaziergang durch die Zeit, voller Begeisterung und Entdeckungen. Der St. Nicholas Market und die malerischen Christmas Steps sind besonders sehenswert. Die Atmosphäre ist elektrisierend, und wir fühlen uns wie in einem lebendigen Kunstwerk, das uns mit jedem Blick mehr von sich preisgibt. Die Altstadt ist ein Kompass, der uns die Richtung zeigt, wenn wir verloren sind – ein Ort, an dem Geschichte und Gegenwart Hand in Hand gehen.

    Die Sonne taucht die Altstadt in warmes Licht, während wir draußen sitzen und unser Mittagessen genießen. Um uns herum das fröhliche Stimmengewirr der Einheimischen, die uns mit einer Herzlichkeit begegnen, die ansteckend ist. Es fühlt sich an, als wären wir keine Fremden, sondern alte Freunde, die nach langer Zeit wieder willkommen geheißen werden. Bristol ist keine Stadt, die einen nur empfängt – sie nimmt einen in den Arm, drückt einen an ihr Herz und sagt: „Schön, dass du da bist.“

    Nach dem Essen machen wir uns auf den Weg ins Zentrum – und landen mitten in einem wilden Ballett aus doppelstöckigen Bussen. Sie drängen sich durch die Straßen, bremsen, beschleunigen, schlängeln sich umeinander wie Tänzer in einem chaotischen, aber perfekt einstudierten Stück. Die Stadt pulsiert, atmet, lebt. Wir huschen über die Straße, als würden wir zwischen Wellen hindurchtauchen, und folgen dem Fluss, der uns wie ein alter, verlässlicher Freund zur Pero’s Bridge führt. Mit ihren markanten Hörnern sieht sie aus wie das Tor zu einer anderen Welt – oder wie eine stählerne Wache, die uns mit erhobenen Ohren neugierig mustert. Claudia ist völlig hin und weg von den unzähligen Schlössern, die verliebte Paare an der Brücke hinterlassen haben – für sie ein Symbol ewiger Liebe, pure Romantik zum Anfassen. Ich hingegen kann nicht anders, als an das stetig wachsende Gewicht zu denken und mir vorzustellen, wie die Brücke eines Tages unter all der Liebe in die Knie geht. Ich lache über ihre rosa Brille und witzle: „Stell dir vor, in ein paar Jahren gibt’s hier statt einer Brücke nur noch einen gigantischen Schlosshaufen! Dann brauchen wir einen Schlüsselbagger, um da wieder durchzukommen.“
    Claudia verdreht die Augen. „Ach, sei doch nicht so ein Statik-Romantiker! Manchmal muss Liebe einfach ein bisschen überladen sein.“
    Wir lachen, während die Stadt uns mit ihrer kreativen Energie umarmt. Vielleicht ist es genau das, was die Liebe braucht – ein bisschen Wahnsinn, ein bisschen Schwerelosigkeit und ganz sicher keine Gewichtsberechnung.

    Auf dem Weg zum Millennium Square begleiten uns Baustellen – als hätte die Stadt beschlossen, sich mitten in unserem Besuch einer Schönheitskur zu unterziehen. Sie sind wie unfertige Kunstwerke, rohe Skizzen einer Zukunft, die gerade Form annimmt. Wir lachen über ihre allgegenwärtige Präsenz – sie folgen uns wie ein unermüdlicher Tanzpartner, manchmal chaotisch, manchmal überraschend elegant, aber immer voller Energie.

    Schließlich stehen wir auf dem Millennium Square, umgeben von moderner Architektur, großen Bildschirmen und quirligem Leben. Die Vergangenheit schimmert in den alten Steinen, während die Zukunft sich in den spiegelnden Glasfassaden bricht. Menschen aus aller Welt beleben den Platz, ihre Stimmen vermischen sich zu einem internationalen Soundtrack, der Bristol so einzigartig macht. Und mitten in diesem aufregenden Durcheinander spüren wir es: diesen Funken, der überspringt, dieses Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Nicht nur Besucher, sondern ein Pinselstrich im lebendigen Gemälde dieser Stadt.

    Am Millennium Square bekommen wir ein kostenloses Kaffeegetränk – und ich muss sagen, der Kaffee schmeckt immer gleich viel besser, wenn er nichts kostet! Wir setzen uns in die Sonne, als wären wir die VIPs des Jahrhunderts, und lassen die Szene an uns vorbeiziehen.

    Vor uns spritzen die Kinder durch die Wasserbecken, als gäbe es kein Morgen – ihr Lachen klingt wie ein fröhliches Plätschern. Wir hingegen stehen etwas abseits, als wären wir die stolzen Wächter der „Team Kuscheldecke“-Fraktion. Die Wassertemperatur? Für uns zu kühl, wir lassen das Abenteuer den Mutigen! Doch dann stoßen wir plötzlich auf wahre Legenden – Gary Grant und William Penn! Naja, zumindest ihre Statuen. Der berühmte Schauspieler, der an diesem Ort in Bronze gegossen wurde, schaut uns mit einem schelmischen Lächeln an, als wollte er sagen: „Kommt schon, Leute, ein bisschen mehr Charme, und ihr würdet das Wasser lieben!

    Die Szene ist wie ein Instagram-Post, den man nicht mal bearbeiten muss: Sonne, Lachen, und der Kaffee in der Hand – fast zu perfekt, um wahr zu sein. Ein Moment, der uns daran erinnert, dass es die kleinen Dinge sind, die das Leben schön machen – wie der Gratis-Kaffee, den wir uns gerade gönnen, die Sonne, die uns brutzelt, und das bunte Treiben um uns herum. Und wer weiß, vielleicht ist unser Kaffee ja sogar von Oatly? In Bristol gibt’s gerade so viele kostenlose Kaffees, wir könnten fast die Kaffeesafari des Jahrhunderts starten!

    Nach einer gefühlten Ewigkeit marschieren wir Richtung Fluss und weiter zum Lloyds Amphitheater. Aber statt einer ruhigen Landschaft erwartet uns der unaufhörliche Tanz der Baustellen. Ehrlich gesagt, ich fange langsam an zu glauben, dass die ganze Stadt einfach in einer riesigen Renovierungswelle steckt – als hätte jemand beschlossen, Bristol in einen gigantischen Bausatz zu verwandeln. Überall wird gewerkelt: Hier wird ein Wohnhaus hochgezogen, dort eine Brücke renoviert, und da drüben? Da bekommt der nächste Kran seine zehnte Aufzugfahrt für den Tag. Es ist, als würde die Stadt sich selbst in einen modernen Turm aus Ziegeln und Stahl verwandeln, und wir sind die neugierigen Bauleiter, die versuchen, irgendwo noch ein Stück freie Sicht zu ergattern!

    Am Amphitheater angekommen, bleiben wir staunend stehen. Hatten wir uns doch ein Relikt aus vergangenem Jahrhundert erträumt, erblicken wir stattdessen ein neuzeitliches... modernes Etwas. Es sieht eher aus wie eine architektonische Mutante aus Stahl und Glas, die irgendwie das Erbe der alten Welt mit einem Schuss futuristischer Ambition vermischt. Ganz ehrlich, ich hätte mit einer antiken Kulisse gerechnet, aber stattdessen fühlen wir uns, als wären wir in einer Architektur-Ausstellung aus dem Jahr 2050 gelandet.

    Das Lloyds Amphitheatre ist ein lebendiger Hotspot direkt am Harbourside – ein gigantischer Magnet für bis zu 10.000 Menschen, der ständig vor Energie sprüht. Hier geht’s richtig rund: Konzerte, Festivals, und kulturelle Highlights wie Grillstock, VegFest und die Bristol Summer Series bieten das ganze Jahr über Unterhaltung. Trotzdem bleibt ein kleines Gefühl der Enttäuschung – irgendwie fehlt die Nostalgie, der Hauch von Geschichte, den wir uns erhofft hatten.

    Unter dem Namen Canons Marsh Amphitheatre ist der Ort besonders für große Veranstaltungen wie das Bristol Sounds Festival bekannt. Egal, ob du ein Musikfan oder Kulturbegeisterter bist, hier ist immer etwas los – mitten im pulsierenden Leben des Hafens.

    Bristol scheint im Wandel zu sein – das Moderne drängt sich in den Vordergrund, während das Alte langsam in den Schatten tritt. Gläserne Neubauten ragen dort in den Himmel, wo einst Backsteinromantik das Stadtbild prägte. Stylische Bars und hippe Restaurants sprießen wie Pilze aus dem Boden und lassen traditionelle Pubs und altehrwürdige Läden verblassen. Es ist, als würde die Stadt einen ständigen Erneuerungsprozess durchlaufen – ein Mix aus Fortschritt und Wehmut, Innovation und Nostalgie. Viele Städte befinden sich im Wandel, doch in Bristol sticht es uns besonders ins Auge. Veränderung ist nichts Ungewöhnliches, aber hier geschieht sie mit beeindruckender Geschwindigkeit.
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  • Bath - Prinzen & Musikern

    21–28 mar, Anglia ⋅ ☁️ 14 °C

    Heute nehmen wir das Leben im Schongang und entscheiden uns für einen gemütlichen Abstecher nach Bath – eine Stadt, die aussieht, als hätte sie ein Architekt mit einem Hang zu Bilderbuch-Romantik entworfen. Am Bahnhof lösen wir ein Ticket, springen in den Zug und kaum haben wir uns hingesetzt, spuckt er uns auch schon in Bath wieder aus. Zehn Minuten Fahrt – schneller als ein Toast, der aus dem Toaster springt.

    Kaum setzen wir unsere ersten Schritte, werden wir von der Kulisse überwältigt. Die georgianischen Häuser reihen sich wie elegante Tänzerinnen aneinander, charmante Cafés und stylische Boutiquen locken uns auf Abwege. Widerstand? Zwecklos! Unser Stadtrundgang beginnt also – wenig überraschend – in den Shoppingläden. Wir probieren Hüte, bewundern schräge Schaufensterdekorationen und lassen uns zu jeder Art von Unsinn hinreißen. Kurz gesagt: Wir haben Spaß.

    Plötzlich stehen wir wie vom Schicksal gelenkt vor der Bath Abbey. Die gewaltige gotische Kirche schaut uns streng an, als wollte sie sagen: „Staunen ist hier Pflicht!“ Und das tun wir auch. Direkt davor spielt ein Violinist ein ergreifendes Solo – sein Bogen tanzt über die Saiten, die Töne schweben durch die Luft, und für einen Moment ist die Welt einfach nur Musik. Wir setzen uns auf eine Bank, atmen tief durch und genießen den Moment.

    Doch dann meldet sich ein anderes, ebenso mächtiges Organ: der Magen. Ohne Plan, aber mit Appetit marschieren wir los und landen prompt vor Baths berühmtestem Wahrzeichen – den Römischen Bädern. Heiße Quellen, antike Ruinen und Geschichte, die aus den Mauern dampft. Beeindruckend!

    Da uns die Atmosphäre ohnehin schon in eine andere Zeit versetzt hat, lassen wir uns in einem Restaurant gegenüber nieder. Während wir genüsslich unser Essen verputzen, sorgt diesmal ein Straßenmusiker mit E-Gitarre für die Hintergrundmusik. Klassik war eben gerade – jetzt ist Rock dran. Wir lehnen uns zurück, schieben den letzten Bissen in den Mund und grinsen zufrieden. Das Leben ist herrlich.

    Nach einem üppigen Mahl lassen wir uns treiben wie Blätter im Wind – ziellos, aber seltsam zufrieden. Unsere Füße tragen uns zur Victoria Art Gallery, wo wir einen kurzen Stopp einlegen. Drinnen stolpern wir über eine Sammlung von Kunstwerken, die irgendwo zwischen „genial“ und „was zur Hölle?“ schwanken. Ein paar Bilder entlocken uns ein unkontrolliertes Kichern, andere lassen uns rätseln, ob der Künstler vielleicht einfach nur sein Pinselwasser verschüttet hat.

    Doch genug der Kunst – weiter geht’s zum Guildhall Market! Schon beim ersten Schritt hinein fühlt es sich weniger nach einem Markt und mehr nach einem lebendigen Basar aus 1001 Nacht an. Überall türmt sich ein schillerndes Sammelsurium aus Krimskrams, von dem man nicht wusste, dass man ihn braucht, aber plötzlich unbedingt haben will. Dieser Markt ist der älteste überdachte in Bath – seit über 800 Jahren gibt es ihn schon. Und ganz ehrlich? Manche Läden hier drinnen könnten tatsächlich noch aus der Gründungszeit stammen. Claudia grinst und murmelt: „Hoffentlich verkaufen die nicht immer noch denselben Kram wie damals.“

    Mit vollen Köpfen schlendern wir weiter zur Pulteney Bridge – ein echter Hingucker und so charmant altmodisch, dass sie locker als britische Cousine der Ponte Vecchio durchgehen könnte. 1774 erbaut, mit kleinen Läden auf beiden Seiten, erinnert sie uns an die berühmten Brücken in Florenz oder Venedig. Klassizistische Architektur, elegante Giebel, schicke Pilaster – fast zu edel, um nur eine schnöde Brücke zu sein. Die winzigen Cafés, die sich hier aneinanderreihen, lassen uns verzückt die Hände ringen. Ein Kaffee mit Blick auf den Fluss?

    Da unser Koffeinbedarf bereits gedeckt ist, lassen wir die charmanten Cafés links liegen und marschieren weiter in den City Parade Garden. Ein „Garten“ ist das allerdings nur dem Namen nach – in Wahrheit erwartet uns ein typisch englischer Park, akkurat gepflegt, mit einladenden Wegen und einer Atmosphäre, die selbst die hektischste Großstadtseele zur Ruhe zwingt.

    Doch von Ruhe keine Spur, denn unser Spaziergang gerät zur wahren Promi-Parade der Vergangenheit. Zuerst begegnen wir dem Angel of Peace, einer Statue, die Claudia völlig aus der Fassung bringt – nicht etwa wegen ihres Friedenssymbols, sondern weil dieser Engel weiblich ist. Offenbar war die himmlische Gleichberechtigung damals schon weiter als so mancher Vorstand heute.

    Weiter geht’s zu Wolfgang Amadeus Mozart, der einen leicht deprimierten Eindruck macht – kein Wunder, ihm fehlt der Bogen, und ohne den kann man schlecht Violine spielen. Vielleicht hat ihn ein besonders ehrgeiziger Souvenirjäger als Andenken mitgenommen?

    Dann stehen wir plötzlich vor Prinz Bladud und seinem Schwein. Äh … ja. Prinz? Klar. Schwein? Warum nicht. Wer auch immer dieser Bladud war – ob er das Schwein als Haustier hielt oder es vielleicht sein Berater war, bleibt uns ein Rätsel. Aber ein Prinz bleibt ein Prinz, ob mit oder ohne royale Sau an seiner Seite.

    Nach so vielen historischen Begegnungen brauchen wir dringend eine Pause. Wir lassen uns auf einer Bank nieder, atmen tief durch und genießen für einen Moment einfach nur die Szenerie – ohne Engel, ohne Prinzen, ohne Musiker. Nur wir, die Natur und die Erkenntnis: Geschichte kann verdammt unterhaltsam sein.

    Nun, das Rätsel um Prinz Bladud ist gelöst – und was für eine Geschichte das ist! Der neunte König der Briten, und bekannt für zwei bemerkenswert unterschiedliche Errungenschaften:
    1. Er und seine Schweine entdeckten die heilenden Thermalquellen von Bath. Offenbar litt der gute Bladud an einer fiesen Hautkrankheit und wurde – ganz klassisch – in die Wildnis verbannt. Dort stellte er fest, dass seine Schweine, die sich begeistert in den warmen Schlammpfützen suhlten, plötzlich die reinste Babypopoglätte entwickelten. Das brachte ihn auf die Idee, es selbst zu versuchen – und siehe da, auch er wurde geheilt.
    2. Er baute sich Flügel und versuchte zu fliegen. Warum? Wer weiß. Vielleicht wollte er einfach noch eine Spur berühmter werden. Leider endete sein Höhenflug abrupt, als er spektakulär abstürzte und sich das Genick brach. Ein wahrhaft königlicher Abgang!

    Fazit: Ein König, der durch Schweineheilung und selbstgebastelte Flugversuche in die Geschichte einging – das ist mal eine Royal Story mit Höhen und Tiefen.

    Auf unserem Weg zum Bahnhof stolpern wir noch über einen echten Methusalem der Botanik – den Giant Plane Tree. Seit 1793 steht er hier, hat Könige, Revolutionen und wahrscheinlich unzählige Tauben überlebt. Seine Äste strecken sich majestätisch gen Himmel, als würde er sagen: „Ihr kommt und geht – ich bleibe.“

    Man kann sich kaum vorstellen, was dieser Baum im Laufe der Jahrhunderte alles gesehen hat. Vielleicht hat er heimlich Liebende unter seinem Blätterdach versteckt, müde Reisende beschattet oder gelangweilt dabei zugesehen, wie wieder ein Tourist ein Foto mit ihm macht. Hätte er eine Stimme, würde er uns vielleicht mit Geschichten über alte Zeiten unterhalten – oder einfach nur müde seufzen und weiter wachsen.

    Egal, ob man Bäume mag oder nicht – dieser hier verdient Respekt. Wir nicken ihm anerkennend und ehrfürchtig zu und setzen unseren Weg fort.

    Fazit: Bath ist wie ein verstecktes Juwel, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Es ist ein Ort, der nicht nur mit seiner Schönheit verzaubert, sondern auch die Seele in einen Zustand der Ruhe versetzt. Wir hatten jede Menge Spaß und sind begeistert von all den Schätzen, die diese Stadt zu bieten hat!
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  • Eine irrwitzige Zugsfahrt

    22–30 mar, Anglia ⋅ ☁️ 13 °C

    6:15 Uhr, und Claudias Wecker reißt uns mit der Feinfühligkeit eines startenden Düsenjets aus dem Schlaf. Was zum…? Das kann doch unmöglich schon 8 Uhr sein! Mit der Eleganz eines verkaterten Faultiers blinzele ich in die Dunkelheit, schiele zur Uhr – 6:05. Hä? Ist die Zeitmaschine kaputt? Ich greife zum Handy – 6:05. Zweites Auge auf. Hirn hochfahren. Erkenntnis trifft mich wie ein nasser Waschlappen: Wir wurden zwei Stunden zu früh aus dem Schlaf geprügelt.

    „Warum um alles in der Welt klingelt dein Wecker um 6:05?!“, knurre ich. Claudia schießt hoch, als hätte jemand eine Maus in ihr Bett geworfen, murmelt eine entschuldigung und stoppt den akustischen Angriff. Was hat sie bitte um diese unchristliche Uhrzeit vor? Geheimverhandlungen mit der UNO? Ein heimliches Rendez-vous mit James Bond oder ein konspiratives Treffen mit der Morgenmuffel-Gewerkschaft? Mir egal – ich verkrieche mich zurück unter mein Duvet, schotte mich von der feindlichen Außenwelt ab…

    …nur um zehn Minuten später wieder von demselben Höllenapparat aus meinen Träumen gerissen zu werden. Diesmal reicht’s. Ich ziehe mir das Kissen über den Kopf und erkläre offiziell: Die Welt kann mich mal. Zumindest noch für ein paar Minuten.

    Aus den großzügig eingeplanten zwei Stunden Schönheitsschlaf wurde eine klägliche Stunde – eindeutig zu wenig, um als halbwegs funktionierendes Mitglied der Gesellschaft durchzugehen. Mit der Eleganz eines schlaftrunkenen Pinguins tapse ich unter die Dusche. Doch siehe da, das warme Wasser wirkt wie ein Reset-Knopf für meine Laune: Erst grummelig wie ein Gewitter, dann langsam aufklarend, bis ich schließlich einsehen muss – was soll’s? Schlaf wird überbewertet. Zur Not penn ich im Zug. Oder halt irgendwann im nächsten Leben.
    Claudia hat inzwischen Kaffee gemacht – ein wahrer Rettungsanker für meine müden Lebensgeister. Ein paar Schlucke später bin ich wieder auf Empfang, die Welt ist nicht mehr ganz so grau, und – Überraschung – ich verwandle mich zurück in den hellsten Sonnenschein.

    Mein Koffer ist gepackt. Naja, fast. Er weigert sich standhaft zu schließen. Mit der Strategie „Draufsitzen, Pressen, Stöhnen und Beten“ schaffe ich es aber, das widerspenstige Ding zu bändigen. Halleluja, ein Triumph der Physik! Bauchtasche umgeschnallt, Rucksack geschultert – und zack, der Packesel ist bereit für den Marsch.

    Etwas zu früh machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof – besser so, denn man weiß ja nie, welche unerwarteten Abenteuer das Reisen bereithält. Unterwegs decken wir uns im Sainsbury’s mit Frühstück ein, damit wir die nächsten Stunden Zugfahrt nicht mit knurrenden Mägen überstehen müssen. Habe ich schon erwähnt das wir quer durchs Land nach Bournemouth fahren wollen?unser nächstes Ziel: das Meer!

    Am Bahnhof marschiert Claudia mutig zum Schalter, bereit, sich in die wilde Welt der englischen Ticketkäufe zu stürzen. Sie gräbt ihr bestes Schulenglisch aus den Tiefen ihres Gedächtnisses hervor und kehrt wenig später strahlend mit einem Ticket in der Hand zurück. Doch dann fällt ein Wort, das meine Stirn in tiefe Sorgenfalten legt: „andere Strecke“. Badabum. Andere Strecke?! Mein inneres Warnsystem schrillt lauter als ihr Wecker heute Morgen. Ich schnappe mir das Ticket, inspiziere es mit Argusaugen – und siehe da: Das ist nicht der Ort, wo wir hinwollen.
    „Doch, doch!“, beharrt Claudia. Sie ist felsenfest überzeugt, das richtige Ticket ergattert zu haben. Ich aber traue lieber Dr. Google als ihrer neuen Berufung als Ticketagentin – und siehe da, die auf ihrem Ticket vermerkten Stationen haben so viel mit unserer Route zu tun wie ein Pinguin mit einer Wüstensafari.
    Also zieht Claudia mit leicht genervtem Gesichtsausdruck erneut zum Schalter, während ich meinen neuen Job als Kofferhüter übernehme. Mit meiner Freifahrkarte sitze ich hier ganz entspannt, bestens gewappnet für die Gepäckbewachung. Am Schalter entbrennt unterdessen eine lebhafte Diskussion – so lebhaft, dass ich kurz vergesse, meine Gepäckhüter-Mission ernst zu nehmen. Worte fliegen hin und her, es wird erklärt, gestikuliert, diskutiert – und schließlich kehrt Claudia mit einem Sparticket triumphierend zurück. Sie ist und bleibt die Heldin des Tages!

    Doch das Schicksal liebt die kleine Dramatik: Unser ursprünglich geplanter Zug wird kurzfristig umdisponiert. Da Claudia nun stolze Besitzerin eines Sparticket ist, nehmen wir also einfach den, der 20 Minuten später fährt.

    Ab zum Bahnsteig 7! Wir stürzen uns ins Getümmel wie zwei Helden in einer epischen Quest. Lift runter, Lift rauf, eine elegante Kurve nach links, geschickt weichen wir Passanten und orientierungslosen Touristen aus, liefern uns ein verbissenes Drängel-Duell mit einem Kinderwagen um den letzten Platz im Aufzug – und schließlich erreichen wir unser Ziel: Bahnsteig 7. Oder zumindest das, was wir dafür halten.
    Erschöpft lassen wir uns auf eine Bank plumpsen, werfen wortlos Blicke in die Menge und genießen den Moment der Stille. Vor uns steht ein Zug nach London, bereit zur Abfahrt. Dann betritt ein Bahnangestellter mit leuchtend gelber Warnweste die Bühne. „Wollt ihr nicht einsteigen?“ fragt er freundlich.
    Synchron schütteln wir den Kopf. „Nein, wir möchten nach Southampton Central.“
    Seine Stirn legt sich in Falten. „Southampton? Dann seid ihr hier falsch.“
    Ich glotze ihn an, dann Claudia, dann das Schild über uns. Mein Blick bleibt an einer großen, unscheinbaren 8 hängen. Zeitgleich mit dem hilfsbereiten Bahnangestellten, der eifrig auf seinem Handy nachgesehen hat, rufe ich aus: „Ja himmel nochmal, wir sitzen ja auf Bahnsteig 8, nicht 7!“
    Er nickt geduldig. „Euer Zug fährt da vorne. Selbe Perron aber von Gleis 7.“
    Aha! Wir Detektive des öffentlichen Verkehrs haben also übersehen, dass dieser Bahnsteig zwei Gleise hat: Gleis 7 vorne, Gleis 8 hinten. Hätte der junge Mann nichts gesagt, würden wir wohl immer noch hier sitzen und auf einen Zug warten, der nie kommt.
    Mit einem peinlich berührten, aber dankbaren Lächeln schultern wir unser Gepäck und ziehen um zu Gleis 7 – diesmal wirklich. Hoffentlich.

    Da sitzen wir also wieder, geduldig wie zwei Steinstatuen, und warten auf unseren Zug. Die Zeit vergeht quälend langsam, bis mein Blick zufällig auf die vorbeifahrenden Züge fällt. Irgendwas stimmt hier nicht. Moment mal – die haben ja gar keinen Stromabnehmer!

    Sofort mache ich Claudia auf meine weltbewegende Entdeckung aufmerksam. Sie runzelt die Stirn, betrachtet die Züge genauer und stellt überrascht fest: „Stimmt! Die fahren ja ohne Bügel!“ Das Rätselraten beginnt. Wenn nicht mit Strom, womit dann? Kerosin wie Flugzeuge? Eher unwahrscheinlich – ein Zug mit Turbinenantrieb wäre wohl eher was für einen Science-Fiction-Film. Bleibt also nur Diesel. Oder Magie.

    Doch das reicht uns nicht. Wir müssen es wissen! Also konsultieren wir erst den allwissenden Dr. Google, der uns aber mit irrelevanten Artikeln zuspammt, statt eine klare Antwort zu liefern. In unserer Not wenden wir uns an das ultimative Orakel: ChatGPT. Und siehe da, endlich erhalten wir eine plausible Erklärung:

    England hat eine ganz eigene Philosophie, wenn es um Züge geht: Während in anderen Ländern alles fein säuberlich unter Strom steht, rollen hier vielerorts (10%) noch echte Dieseldinos durch die Landschaft. Besonders auf Strecken, die noch nicht mit schicken Oberleitungen gesegnet wurden, setzt man auf robuste Dieseltriebwagen (Diesel Multiple Units, DMUs) oder clevere Zwitterwesen, die sowohl mit Strom als auch mit Diesel fahren können – die sogenannten Bi-Mode-Züge. Die Spritvernichter der britischen Schienenwelt:
    Klassische Dieseltriebwagen (DMUs) – die Unermüdlichen
    Diese verlässlichen Arbeitstiere tuckern vor allem durch ländliche Gegenden und auf Strecken, die bisher vom großen Elektrifizierungs-Segen verschont blieben.
    Beispiele: Class 150, Class 156, Class 170 (Turbostar) – klingt wie ein Kampfroboter, ist aber nur ein Zug. Da viele britische Strecken – besonders im wilden Südwesten und im nordischen Nirgendwo – immer noch nicht elektrifiziert sind, brummen diese Dieselmaschinen weiterhin munter durchs Land. Aber keine Sorge: Man hat erkannt, dass die Zukunft grüner sein sollte und plant fleißig mit Alternativen wie Wasserstoff- oder Batteriezügen.

    Falls ihr also einen Zug ohne Stromabnehmer erspäht, keine Panik! Der fährt nicht mit Magie oder Muskelkraft, sondern schlicht mit gutem alten Diesel – oder ist ein Bi-Mode-Zug, der gerade inkognito unterwegs ist.

    Während wir noch über unser frisch erworbenes Bahn-Wissen philosophieren, füllt sich der Bahnsteig allmählich. Ich werfe einen Blick auf die Anzeigetafel – und runzle die Stirn. Der Zug hat… nur zwei Waggons? Wirklich? Das muss ein Tippfehler sein.
    Doch um 10:20 Uhr fährt er tatsächlich ein. Ein Minizug. Zwei Waggons. Ich blinzele ungläubig. Claudia auch. Gut, dann eben Kuschel-Express statt Schnellzug. Hauptsache, er bringt uns ans Ziel!

    Wir quetschen uns in den Kuschelexpress – und mit uns gefühlt die halbe Bevölkerung Südenglands. Ein wilder Kampf um die begehrten Sitzplätze entbrennt, Ellenbogen werden gezückt, Koffer strategisch platziert. Doch wir sind Profis im öffentlichen Nahverkehr und sichern uns erfolgreich zwei Plätze nebeneinander – ein Triumph, der fast nach einer Siegesfanfare verlangt.
    Kaum sitzend, mustere ich den Zug und fühle mich in eine andere Zeit katapultiert. Die Aufteilung erinnert mich verdächtig an die „Nina“ in der Schweiz: rechts sechs Sitze, links vier, dazu eng gestuhlt, als hätte man versucht, möglichst viele Sardinen in eine Dose zu quetschen. Beinfreiheit? Ein seltenes Luxusgut.
    Der Zug – oder besser gesagt, die zwei Waggons, die sich hier als vollwertiger Zug ausgeben – ist bis zum Bersten gefüllt. Es ist ein skurriles Gefühl: eine Mischung aus Nostalgie und Moderne. Die Türen schließen, ein sanftes Ruckeln geht durch die Wagen, dann setzt sich unser Mini-Zug in Bewegung.
    Und dann dieser Geruch – Diesel. Ein unverkennbares Aroma, das sofort klarmacht: Hier fährt keine schicke Elektroflunder, sondern ein echter Oldie. Und das zu Recht, denn dieser Dieseltriebwagen stammt aus den Jahren 1989 und 1992. Eine Zeit, in der Schlaghosen noch nicht wieder in Mode waren und Handys noch Antennen hatten.

    Während wir so durch die Landschaft tuckern, kann ich mir das Bild nicht verkneifen: Es fühlt sich an, als würden zwei Waggons ganz allein durch die Gegend spazieren – ein kleiner, aber tapferer Zug auf großer Mission. Charmant? Absolut. Effizient? Naja. Aber hey, Hauptsache, wir kommen an!

    Im Zug entfaltet sich ein wahres Schauspiel britischer Eigenarten. Die Engländer, besonders die älteren Damen und Herren, sind wahre Meister der Unterhaltung – unbeabsichtigt, versteht sich. Gegenüber von uns sitzt eine Dame, die ausstrahlt, als wäre sie kürzlich aus einem Filmset der „Teatime Dynasty“ entsprungen. Ihre Kleidung ist modern, aber ihr Blick, dieser stolze, würdige Blick, könnte direkt aus der viktorianischen Ära stammen. In aller Ruhe schaut sie sich die Welt an, während sie, fast majestätisch, ab und zu ihre Nägel feilt – als ob sie dabei das Schicksal des britischen Empire neu schmiedet.

    Neben ihr ein älterer Herr, der in seiner Melone, mit Schirm und charmantem Lächeln, völlig unbeeindruckt von allem um ihn herum die Zeitung liest. Ganz der Inbegriff des englischen Understatements. Dahinter? Ein junger Mann, der sich in ein Gespräch mit seiner Freundin vertieft, als ob sie die einzige Person auf der Welt wären.

    Doch das wahre Drama entfaltet sich weiter hinten im Zug. Ein tapferer, vielleicht sogar ein bisschen verbitterter, Herr kämpft gegen ein klappriges Fenster, das sich einfach nicht entscheiden kann, ob es offen oder zu bleiben soll. Es ist ein Duell der Extraklasse – Fenster zu, Fenster auf, Fenster zu, Fenster auf – und das über 30 Minuten! Es ist eine unglaubliche Show von Geduld und Hartnäckigkeit. Das ganze Abteil ist inzwischen in den Kampf involviert und feiert jeden Sieg des Fensters mit einem kollektiven Schmunzeln. Ein großes Gelächter entbrennt, als der tapfere Herr einen letzten, siegreichen Ruck an der Kurbel macht und das Fenster endlich bezwingt.

    Inmitten dieser Szene aus britischer Lebenskunst wird weiter getrunken, gelesen, die Haare gebürstet – was von den älteren Generationen mit einem erzieherischen Stirnrunzeln beobachtet wird. I love it. Wir sind im Wagon des englischen Lebens angekommen – eine wunderbare Mischung aus Komik, Charme und purer Geduld.

    Die Zugsfahrt ist alles andere als ein langweiliger Spaziergang durch die Lande. Entweder sind wir völlig fasziniert von der wilden, grünen Schönheit der britischen Landschaft oder wir schmunzeln über die Eigenheiten unserer Mitreisenden – oder auch beides. So vergeht die Zeit wie im Flug, und plötzlich sind wir schon schneller in Southampton, als wir „Full English Breakfast“ sagen können.

    Nun heißt es umsteigen – die Devise lautet „Schneller, weiter, besser“, also nichts wie ab nach Bournemouth. Unsere Wahl fällt auf die schnellere Verbindung, und zack – sind wir nun nicht mehr im schicken GWR (Great Western Railway), sondern im SWR (South Western Railway). Dieser Zug ist ein echter Trendsetter: modern, fast leer und geräumig. Perfekt, um die Füße zu strecken und uns mit einem australischen Paar zu unterhalten, das uns beim Plaudern glatt die halbe Strecke verkürzt.

    Tatsächlich kommen wir schneller an als erwartet – fast zu schnell, als dass wir uns richtig in den modernen Komfort des SWR-Zuges eingefunden haben. Aber was soll's, das Abenteuer geht weiter!

    Juhuu, wir sind am Meer angekommen! Die Wellen rauschen, der Duft der salzigen Luft liegt in der Nase, und wir freuen uns riesig auf ein paar entspannte Tage hier!
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  • Bournemount - Ausbruchsplan e. Pipmatz

    23–31 mar, Anglia ⋅ ☁️ 14 °C

    Seit gestern sind wir in Bournemouth, und die Stadt begrüßt uns mit Meeresluft, Möwengekreische und einem Hauch von viktorianischer Eleganz. Goldene Sandstrände, beeindruckende Architektur und eine lebendige Kulturszene – all das soll Bournemouth bieten. Klingt traumhaft, oder? Wir wollen das selbst herausfinden. Vor allem wollen wir uns ein paar Tage lang dem süßen Nichtstun am Meer hingeben, Füße im Sand, Gedanken im Wind.

    Doch bevor wir uns aufmachen, um Bournemouths Schönheiten zu erkunden, müssen wir eine kleine Hürde meistern: den Safe in unserem Hotelzimmer. Er und wir – eine Beziehung voller Missverständnisse.

    Unser Hotel hat Charakter, das muss man ihm lassen. Ein gewisses britisches Understatement, das irgendwo zwischen „charmant altmodisch“ und „hat schon bessere Tage gesehen“ pendelt. Der Safe? Nun, nennen wir ihn ein Relikt aus einer Zeit, als Technik noch Geduld verlangte. Während moderne Safes mit Codes und Fingerabdrücken arbeiten, scheint unserer eher auf spirituelle Eingebung zu warten. Egal, welchen Knopf wir drücken oder welche Zahlen wir eingeben – er bleibt stur wie ein britischer Gentleman, der sich bei Regen keinen Schirm aufspannt.
    Nach mehreren gescheiterten Versuchen und einem ernsthaften Gespräch mit dem Metallkasten, das uns beiden nicht weiterhalf, geben wir auf.

    Ich greife zum Telefon, drücke die 0 und warte auf den erlösenden Piepston. Nichts. Keine Reaktion. Keine Verbindung. Nur bedrückende Stille, als hätte das Telefon beschlossen, heute einfach nicht zu arbeiten.
    Vielleicht war ich zu vorsichtig. Ich drücke erneut. Immer noch nichts. Ich hämmere auf die Tasten, mit der Entschlossenheit eines Detektivromans, in dem der Protagonist kurz davor ist, eine Verschwörung aufzudecken. Doch das Telefon bleibt stumm wie ein Zeuge, der vor Gericht plötzlich nichts mehr weiß.
    Vielleicht ist es ja ein Bluetooth-Gerät, das sich heimlich und magisch mit der Rezeption verbindet? Vielleicht braucht es Telepathie? Ich versuche es mit purem Willen, starre das Ding an, als könnte ich es allein durch Gedanken zur Kooperation zwingen. Aber tot bleibt tot.
    Schließlich gebe ich auf. Vielleicht ist es kein Telefon, sondern eine nostalgische Deko, die hier einfach nur herumsteht, um den historischen Charme des Hotels zu unterstreichen. Ich lege den Hörer zurück und beschließe, die klassische Methode zu wählen: Laufen.

    Claudia grinst, nickt mir zu und übernimmt die Mission „Rezeption“. Vier Stockwerke runter, fünf Minuten später vier wieder rauf. Sie betritt das Zimmer mit der Entschlossenheit eines Feldkommandanten und verkündet: „Er kommt in fünf Minuten.“

    Wir warten.
    Fünf Minuten vergehen. Niemand klopft.

    Nach weiteren fünf Minuten verschränkt Claudia die Arme, hebt eine Augenbraue und erklärt mit der Bestimmtheit eines Generals, der den Sturmangriff befiehlt: „Ich hole ihn!“ Wieder marschiert sie los. Vier Stockwerke runter. Und siehe da – drei Minuten später kehrt sie zurück, diesmal mit dem Rezeptionisten im Schlepptau.
    Er beugt sich über den Safe, drückt Knöpfe, murmelt etwas, das entweder eine technische Analyse oder ein stilles Gebet sein könnte. Mit viel gutem Zureden und vermutlich einer Prise Magie geht das Ding endlich zu. Ob wir es jemals wieder aufkriegen? Nun, das wird die Zukunft – oder besser gesagt, unser Abreisetag in drei Tagen – zeigen.

    Dann kommt das Telefon zur Sprache. Der Rezeptionist sieht mich an, als hätte ich ihm gerade erzählt, dass der Fernseher nur Schwarz-Weiß zeigt, weil er beleidigt ist. „Oh“, sagt er, gefolgt von einem schnellen, „Da kümmert sich nachmittags jemand drum.“
    Nachmittag kommt. Nachmittag geht. Wir kehren ins Zimmer zurück – und das Telefon? Tot wie eh und je. Keine Überraschung mehr. Mit einem kurzen Schulterzucken verfrachten wir es endgültig in die Schublade. Soll es dort seine wohlverdiente Ruhe genießen. Es hat seinen Frieden, wir haben unseren.

    Jetzt aber wirklich: Bournemouth wartet! Die Sonne scheint, als hätte sie einen Vertrag mit dem Tourismusbüro von Bournemouth, und wir wollen das Beste daraus machen.

    Unser Weg führt uns in die Lower Gardens, eine kleine grüne Oase mitten in der Stadt. Ein Park, wie aus dem Bilderbuch: Blumen, gepflegte Wege und diese entspannte Stimmung, als hätte ganz Bournemouth beschlossen, heute einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Wir schlendern vorbei am Pavilion Dance, wo Kultur und Bewegung sich treffen, und landen schließlich im Rescue Aviary von Cooper Thompson – einer kleinen Vogelrettungsstation, die ihren gefiederten Bewohnern eine zweite Chance gibt.

    Dort beobachten wir fasziniert einen Halsbandsittich, der offensichtlich seinen großen Ausbruchsplan verfolgt. Mit voller Hingabe scharrt er ein Loch in den Boden, hebt immer wieder den Kopf und mustert sein Werk kritisch – ganz so, als würde er berechnen, wie viele Zentimeter ihn noch von der Freiheit trennen. Seine Zielstrebigkeit ist beeindruckend. Ein Vogel mit Visionen!
    Während er unermüdlich weitergräbt, schauen wir uns fragend an. Sollten wir ihm eine Schaufel besorgen? Vielleicht einen kleinen Helm und eine Bauleuchte? Oder belassen wir es dabei, ihm leise viel Erfolg zu wünschen? Wir entscheiden uns für Letzteres – schließlich soll man wilde Träume nicht zähmen, sondern bewundern.

    Nach unserem kleinen Abenteuer im Vogelknast von Bournemouth – wo ein rebellischer Sittich gerade seinen großen Gefängnisausbruch plante – setzen wir unseren Weg fort und landen in der Shopping Arcade.

    Der Name klingt erst mal nach einer riesigen Konsumkathedrale, doch die Realität ist etwas bescheidener. Einkaufszentrum? Nun ja, sagen wir eher: eine charmante, überdachte Gasse mit rund zehn Läden, die sich in einem Mix aus großen Namen und kleinen, unabhängigen Geschäften präsentieren. Ein bisschen wie eine Pralinenschachtel – du weißt nie genau, was du bekommst, aber irgendwie ist alles nett anzusehen.
    Die viktorianische Architektur ist definitiv das Highlight der Arkade, und man kann sich gut vorstellen, wie hier einst elegante Damen in langen Röcken flanierten, während Herren mit Zylinder über den neuesten Teegeschmack fachsimpelten. Heutzutage hat sich der Glanz allerdings etwas gelegt. Die Zeit hat an der Arkade genagt – ein bisschen wie ein Teenager an einem Kaugummi, der langsam seinen Geschmack verliert. Noch immer schön, aber mit einem Hauch von Patina und dem leichten Gefühl, dass ein paar Pinselstriche hier und da nicht schaden würden.

    Trotzdem hat der Ort Charme – alt, ein bisschen müde, aber voller Geschichten. Und wenn man genau hinsieht, kann man zwischen den Schaufenstern noch einen Hauch des alten Glanzes entdecken.

    Der Buchladen zieht uns magisch an – wie ein Sog aus Papier, Geschichten und diesem ganz speziellen Geruch nach gedrucktem Wissen. Kaum betreten wir ihn, sind wir mittendrin in der Welt der Buchstaben, umgeben von Romanen, Sachbüchern und einer stillen Ehrfurcht, die selbst die lautesten Touristen für einen Moment verstummen lässt.
    Wir stöbern, blättern, verlieren uns zwischen den Seiten. Die Zeit? Unwichtig. Bücherläden haben dieses seltsame Phänomen, dass sie Minuten verschlucken, ohne dass man es merkt.
    Nach einer Weile fällt meine Wahl auf ein Sachbuch: „Common Errors in English“ – ein Wink des Schicksals oder einfach nur eine freundliche Erinnerung, dass auch die englische Sprache ihre Tücken hat. Claudia hingegen hat höhere Ziele. Sie greift sich ein Buch über König Charles und seine Geheimnisse. Die Monarchie aus nächster Nähe – wer kann da schon widerstehen?
    Mit unseren neuen Errungenschaften unter dem Arm verlassen wir den Laden, lachend über unsere äußerst unterschiedlichen Interessen. Ich lerne die richtigen Worte, Claudia kommt dem König näher – ein fairer Deal. Wir tauchen wieder in die Gassen ein, bereit für das nächste kleine Abenteuer.

    Wir schlendern also weiter und kommen an der St. Peters Church vorbei, eine dieser ehrwürdigen Kirchen, die einem fast ein bisschen ehrfürchtig machen. Dann biegen wir in eine Straße ein, die uns sofort den Eindruck vermittelt, als hätte jemand das „Who’s Who der Fastfood-Welt“ eingeladen. Ein Fastfoodladen reiht sich an den nächsten, wie Perlen auf einer Kette – und zwar aus allen Ecken der Welt: Amerikanisch, mexikanisch, indisch, chinesisch, koreanisch, kanadisch, italienisch – hier gibt’s wirklich alles, was der Geschmack so hergibt. Und wir? Wir staunen wie zwei Kinder vor einem Süßigkeitenladen, weil wir sowas noch nie gesehen haben. Es ist ein kulinarisches Weltreise-Tasting, das einem Fastfood-Fan die Tränen in die Augen treiben würde. Doch wir laufen weiter.

    Am Lansdowne Roundabout entscheiden wir uns dann, weiter Richtung „Meer zu gehen. Der Poole College wird gerade von einem Baugerüst eingehüllt – keine Panik, es wird saniert! Dafür gibt’s dann das Roundhouse Hotel zu bestaunen, das sich stolz inmitten der Straßen wölbt wie ein stiller Riese, der so tut, als ob er es nie anders gewollt hätte.

    In kürzester Zeit erreichen wir den East Cliff Railway, und – warum nicht? – steigen in den East Cliff Zig-Zag. Ein grande Abstieg zum Meer, der uns wie ein gut gewählter Wein mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Hier wird jeder Schritt zum Genuss, jeder Blick ein bisschen besser, bis wir schließlich die großartige Aussicht auf das weite Meer und den Küstenstreifen genießen können.

    Am Meer angekommen, gönnen wir uns ein leckeres Mittagessen auf einer Terrasse mit so viel Meeresblick, dass man fast das Gefühl hat, das Meer würde uns direkt ins Glas gießen. 15 Uhr? Pfft, wer sagt denn, dass es für ein Mittagessen eine festgelegte Zeit gibt? Wir sind schließlich in Urlaub, da darf die Zeit mal ein bisschen aus dem Takt geraten.

    Nachdem wir unseren kulinarischen Gaumenschmaus genossen haben, schlendern wir noch ein Stück am Strand entlang, als wären wir die Protagonisten eines Gedichts, das vom Wind in den Wellen geschrieben wird. Wir lassen uns von der sanften Umarmung der Wellen beruhigen, die uns wie eine persönliche Wellnessbehandlung in flüssiger Form entspannen.

    Doch die Idylle wird plötzlich gestört – ein Unwetter zieht auf wie der unangekündigte Gast auf einer Party, der alle Lichter ausschaltet. Die Sonne zieht sich zurück, die Wolken sind wie ein aufgebrachter Streitschlichter, der alles verdunkelt. Es wird dunkel, und plötzlich geht alles ganz schnell – wir eilen zurück ins Hotel, als würden wir das einzige Boot auf dem wütenden Ozean erreichen wollen.

    Trotz des plötzlich aufziehenden Sturms können wir sagen: Es war ein toller Tag. Die Sonne, das Meer, der Strand – all das hat uns einfach gutgetan. Am Abend lassen wir den Tag gemütlich ausklingen, bei einem leichten Abendessen und ein paar letzten Blicken auf das Meer, das nun in der Ferne leise rauscht. Die Wellen sind zwar nicht mehr da, aber die Ruhe, die dieser Tag uns gebracht hat, bleibt.
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