- Mostra viaggio
- Aggiungi alla lista dei desideriRimuovi dalla lista dei desideri
- Condividi
- Giorno 7–13
- 20 marzo 2025 12:57 - 26 marzo 2025
- 6 notti
- ⛅ 19 °C
- Altitudine: 17 m
InghilterraBristol Castle51°27’20” N 2°35’15” W
Bristol ! Charmant-chaotisch

Wir verabschieden uns von Oxford, steigen in den Zug und landen in der “Blackbox-Klasse” – ganz hinten, ohne Fenster, mit der Aussicht auf… nichts. Claudia schmunzelt: „Irgendwie fühlt es sich an wie im Flugzeug!“ Ich grinse: „Ja, nur dass wir rückwärts fliegen – vielleicht der erste Flug mit eingebautem Rückspulknopf!“ Wir lachen, während unsere „Blackbox-Klasse“ den Zug in eine etwas verrückte, aber ziemlich lustige Airline verwandelt.
Während die Welt draußen vorbeizieht, gleiten wir sanft ins Reich der Träume. Die Reise ist weniger eine Fahrt als ein Powernap auf Schienen.
In Bristol angekommen, begrüßt uns der Bahnhof Temple Meads wie ein alter Herr, der sich trotz seiner ehrwürdigen Geschichte in einem Midlife-Crisis-Umbau befindet. Baustellenzäune säumen den Weg, als hätte der Bahnhof beschlossen, sich selbst neu zu erfinden – allerdings ohne klaren Plan. Die Architektur ist beeindruckend, wenn man sie durch die Zäune erspähen kann, doch die Umgebung wirkt eher wie ein grauer Vorhang vor dem eigentlichen Theaterstück.
Vor dem Bahnhof holen wir Google Maps als digitalen Pfadfinder hervor. Der Weg zum Hotel Leonardo ist kurz – nur 600 Meter trennen uns von unserer Unterkunft. Als wir ankommen, betreten wir eine andere Welt: Die Hotellerie empfängt uns mit einem Lächeln und einer Überraschung – unser Zimmer ist schon bereit!
Nach Tagen in winterlicher Kälte überrascht uns Bristol mit einer Sonnenoffensive. Wir schwitzen und tauschen die dicken Pullis gegen leichtere Klamotten. Willkommen im Wechselbad der Gefühle – oder besser gesagt: der Temperaturen!
Wir machten uns auf den Weg in die Stadt, wie zwei Abenteurer, die in ein unbekanntes Territorium eintauchen. Die Straßen überquerten wir mit der Nonchalance echter Engländer, die Ampeln ignorierend, als wären sie nur Dekoration. Das Gewühl empfängt uns, und wir fragen uns: Donnerstag – hat hier niemand Arbeit? Die Bristoler scheinen kollektiv beschlossen zu haben, die seltene Sonne und Wärme zu feiern. Wer will schon in einem Büro sitzen, wenn die Natur ein Fest veranstaltet?
Im Castle Park entfaltet sich ein lebendiges Kaleidoskop: Menschen in Bikinis und Shorts wie Strandurlauber, Kinder mit strahlenden Gesichtern, verliebte Paare Hand in Hand und Senioren mit ihren treuen Hunden. Unsere Blicke schweifen über das bunte Treiben – und Baustellen. Sie sind überall wie moderne Kunstwerke der Unvollkommenheit. Ein Stirnrunzeln schleicht sich ein, doch es wird von einem ehrfürchtigen Blick auf die Burgruine geglättet. Ein majestätischer Anblick, der uns kurz in die Vergangenheit entführt.
Beim Näherkommen zeigt sich jedoch die Realität: Renovierungsarbeiten. Die Burg wirkt wie ein alter Krieger, der seine Rüstung flicken lässt. Mit einem Seufzen zücken wir dennoch die Kamera – ein Tribut an die Geschichte. Bristol Castle war einst eine mächtige Festung, Zeuge von Anarchie und Bürgerkriegen, bevor Oliver Cromwell sie dem Erdboden gleichmachte. Heute sind ihre Überreste ein Denkmal für vergangene Zeiten, eingebettet im Castle Park – ein Ort, an dem Geschichte und Gegenwart miteinander flirten.
Vor einer Stadt-Karte bleiben wir stehen, als wären wir Archäologen, die ein antikes Artefakt entschlüsseln wollen. Ein älterer Herr nähert sich mit einem wissenden Lächeln und fragt: „Do you need help?“ Wir erklären ihm, dass wir den Weg in die Old Town suchen. Mit einem schelmischen Grinsen beginnt er seine Erklärung: „Alles, was ihr hier seht, liegt direkt vor euch.“ Dann verschwindet er hinter die Karte, wie ein Zauberer hinter seinem Vorhang, und ruft: „Und hier seht ihr die andere Seite der Stadt. Für die Altstadt müsst ihr darunter laufen.“ Beim Verschwinden schauen wir ihm verblüfft nach – Nanu, was ist denn jetzt los?
Die Karte wird plötzlich zu einem magischen Artefakt, das die Stadt in zwei Ebenen teilt, wie ein Spiegel, der Geheimnisse enthüllt. Wir stehen da, fasziniert, als hätten wir gerade einen Zaubertrick gesehen. Mit einem warmen Lächeln bedanken wir uns bei dem hilfsbereiten bereits verschwundenen Herrn und machen uns zielstrebig auf den Weg. Die Altstadt liegt vor uns wie ein Schatz unter einer dünnen Schicht Staub verborgen – bereit, entdeckt zu werden.
Jeder Schritt durch diese historischen Straßen ist ein Spaziergang durch die Zeit, voller Begeisterung und Entdeckungen. Der St. Nicholas Market und die malerischen Christmas Steps sind besonders sehenswert. Die Atmosphäre ist elektrisierend, und wir fühlen uns wie in einem lebendigen Kunstwerk, das uns mit jedem Blick mehr von sich preisgibt. Die Altstadt ist ein Kompass, der uns die Richtung zeigt, wenn wir verloren sind – ein Ort, an dem Geschichte und Gegenwart Hand in Hand gehen.
Die Sonne taucht die Altstadt in warmes Licht, während wir draußen sitzen und unser Mittagessen genießen. Um uns herum das fröhliche Stimmengewirr der Einheimischen, die uns mit einer Herzlichkeit begegnen, die ansteckend ist. Es fühlt sich an, als wären wir keine Fremden, sondern alte Freunde, die nach langer Zeit wieder willkommen geheißen werden. Bristol ist keine Stadt, die einen nur empfängt – sie nimmt einen in den Arm, drückt einen an ihr Herz und sagt: „Schön, dass du da bist.“
Nach dem Essen machen wir uns auf den Weg ins Zentrum – und landen mitten in einem wilden Ballett aus doppelstöckigen Bussen. Sie drängen sich durch die Straßen, bremsen, beschleunigen, schlängeln sich umeinander wie Tänzer in einem chaotischen, aber perfekt einstudierten Stück. Die Stadt pulsiert, atmet, lebt. Wir huschen über die Straße, als würden wir zwischen Wellen hindurchtauchen, und folgen dem Fluss, der uns wie ein alter, verlässlicher Freund zur Pero’s Bridge führt. Mit ihren markanten Hörnern sieht sie aus wie das Tor zu einer anderen Welt – oder wie eine stählerne Wache, die uns mit erhobenen Ohren neugierig mustert. Claudia ist völlig hin und weg von den unzähligen Schlössern, die verliebte Paare an der Brücke hinterlassen haben – für sie ein Symbol ewiger Liebe, pure Romantik zum Anfassen. Ich hingegen kann nicht anders, als an das stetig wachsende Gewicht zu denken und mir vorzustellen, wie die Brücke eines Tages unter all der Liebe in die Knie geht. Ich lache über ihre rosa Brille und witzle: „Stell dir vor, in ein paar Jahren gibt’s hier statt einer Brücke nur noch einen gigantischen Schlosshaufen! Dann brauchen wir einen Schlüsselbagger, um da wieder durchzukommen.“
Claudia verdreht die Augen. „Ach, sei doch nicht so ein Statik-Romantiker! Manchmal muss Liebe einfach ein bisschen überladen sein.“
Wir lachen, während die Stadt uns mit ihrer kreativen Energie umarmt. Vielleicht ist es genau das, was die Liebe braucht – ein bisschen Wahnsinn, ein bisschen Schwerelosigkeit und ganz sicher keine Gewichtsberechnung.
Auf dem Weg zum Millennium Square begleiten uns Baustellen – als hätte die Stadt beschlossen, sich mitten in unserem Besuch einer Schönheitskur zu unterziehen. Sie sind wie unfertige Kunstwerke, rohe Skizzen einer Zukunft, die gerade Form annimmt. Wir lachen über ihre allgegenwärtige Präsenz – sie folgen uns wie ein unermüdlicher Tanzpartner, manchmal chaotisch, manchmal überraschend elegant, aber immer voller Energie.
Schließlich stehen wir auf dem Millennium Square, umgeben von moderner Architektur, großen Bildschirmen und quirligem Leben. Die Vergangenheit schimmert in den alten Steinen, während die Zukunft sich in den spiegelnden Glasfassaden bricht. Menschen aus aller Welt beleben den Platz, ihre Stimmen vermischen sich zu einem internationalen Soundtrack, der Bristol so einzigartig macht. Und mitten in diesem aufregenden Durcheinander spüren wir es: diesen Funken, der überspringt, dieses Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Nicht nur Besucher, sondern ein Pinselstrich im lebendigen Gemälde dieser Stadt.
Am Millennium Square bekommen wir ein kostenloses Kaffeegetränk – und ich muss sagen, der Kaffee schmeckt immer gleich viel besser, wenn er nichts kostet! Wir setzen uns in die Sonne, als wären wir die VIPs des Jahrhunderts, und lassen die Szene an uns vorbeiziehen.
Vor uns spritzen die Kinder durch die Wasserbecken, als gäbe es kein Morgen – ihr Lachen klingt wie ein fröhliches Plätschern. Wir hingegen stehen etwas abseits, als wären wir die stolzen Wächter der „Team Kuscheldecke“-Fraktion. Die Wassertemperatur? Für uns zu kühl, wir lassen das Abenteuer den Mutigen! Doch dann stoßen wir plötzlich auf wahre Legenden – Gary Grant und William Penn! Naja, zumindest ihre Statuen. Der berühmte Schauspieler, der an diesem Ort in Bronze gegossen wurde, schaut uns mit einem schelmischen Lächeln an, als wollte er sagen: „Kommt schon, Leute, ein bisschen mehr Charme, und ihr würdet das Wasser lieben!
Die Szene ist wie ein Instagram-Post, den man nicht mal bearbeiten muss: Sonne, Lachen, und der Kaffee in der Hand – fast zu perfekt, um wahr zu sein. Ein Moment, der uns daran erinnert, dass es die kleinen Dinge sind, die das Leben schön machen – wie der Gratis-Kaffee, den wir uns gerade gönnen, die Sonne, die uns brutzelt, und das bunte Treiben um uns herum. Und wer weiß, vielleicht ist unser Kaffee ja sogar von Oatly? In Bristol gibt’s gerade so viele kostenlose Kaffees, wir könnten fast die Kaffeesafari des Jahrhunderts starten!
Nach einer gefühlten Ewigkeit marschieren wir Richtung Fluss und weiter zum Lloyds Amphitheater. Aber statt einer ruhigen Landschaft erwartet uns der unaufhörliche Tanz der Baustellen. Ehrlich gesagt, ich fange langsam an zu glauben, dass die ganze Stadt einfach in einer riesigen Renovierungswelle steckt – als hätte jemand beschlossen, Bristol in einen gigantischen Bausatz zu verwandeln. Überall wird gewerkelt: Hier wird ein Wohnhaus hochgezogen, dort eine Brücke renoviert, und da drüben? Da bekommt der nächste Kran seine zehnte Aufzugfahrt für den Tag. Es ist, als würde die Stadt sich selbst in einen modernen Turm aus Ziegeln und Stahl verwandeln, und wir sind die neugierigen Bauleiter, die versuchen, irgendwo noch ein Stück freie Sicht zu ergattern!
Am Amphitheater angekommen, bleiben wir staunend stehen. Hatten wir uns doch ein Relikt aus vergangenem Jahrhundert erträumt, erblicken wir stattdessen ein neuzeitliches... modernes Etwas. Es sieht eher aus wie eine architektonische Mutante aus Stahl und Glas, die irgendwie das Erbe der alten Welt mit einem Schuss futuristischer Ambition vermischt. Ganz ehrlich, ich hätte mit einer antiken Kulisse gerechnet, aber stattdessen fühlen wir uns, als wären wir in einer Architektur-Ausstellung aus dem Jahr 2050 gelandet.
Das Lloyds Amphitheatre ist ein lebendiger Hotspot direkt am Harbourside – ein gigantischer Magnet für bis zu 10.000 Menschen, der ständig vor Energie sprüht. Hier geht’s richtig rund: Konzerte, Festivals, und kulturelle Highlights wie Grillstock, VegFest und die Bristol Summer Series bieten das ganze Jahr über Unterhaltung. Trotzdem bleibt ein kleines Gefühl der Enttäuschung – irgendwie fehlt die Nostalgie, der Hauch von Geschichte, den wir uns erhofft hatten.
Unter dem Namen Canons Marsh Amphitheatre ist der Ort besonders für große Veranstaltungen wie das Bristol Sounds Festival bekannt. Egal, ob du ein Musikfan oder Kulturbegeisterter bist, hier ist immer etwas los – mitten im pulsierenden Leben des Hafens.
Bristol scheint im Wandel zu sein – das Moderne drängt sich in den Vordergrund, während das Alte langsam in den Schatten tritt. Gläserne Neubauten ragen dort in den Himmel, wo einst Backsteinromantik das Stadtbild prägte. Stylische Bars und hippe Restaurants sprießen wie Pilze aus dem Boden und lassen traditionelle Pubs und altehrwürdige Läden verblassen. Es ist, als würde die Stadt einen ständigen Erneuerungsprozess durchlaufen – ein Mix aus Fortschritt und Wehmut, Innovation und Nostalgie. Viele Städte befinden sich im Wandel, doch in Bristol sticht es uns besonders ins Auge. Veränderung ist nichts Ungewöhnliches, aber hier geschieht sie mit beeindruckender Geschwindigkeit.Leggi altro