• Bath - Prinzen & Musikern

    21–28 мар., Англия ⋅ ☁️ 14 °C

    Heute nehmen wir das Leben im Schongang und entscheiden uns für einen gemütlichen Abstecher nach Bath – eine Stadt, die aussieht, als hätte sie ein Architekt mit einem Hang zu Bilderbuch-Romantik entworfen. Am Bahnhof lösen wir ein Ticket, springen in den Zug und kaum haben wir uns hingesetzt, spuckt er uns auch schon in Bath wieder aus. Zehn Minuten Fahrt – schneller als ein Toast, der aus dem Toaster springt.

    Kaum setzen wir unsere ersten Schritte, werden wir von der Kulisse überwältigt. Die georgianischen Häuser reihen sich wie elegante Tänzerinnen aneinander, charmante Cafés und stylische Boutiquen locken uns auf Abwege. Widerstand? Zwecklos! Unser Stadtrundgang beginnt also – wenig überraschend – in den Shoppingläden. Wir probieren Hüte, bewundern schräge Schaufensterdekorationen und lassen uns zu jeder Art von Unsinn hinreißen. Kurz gesagt: Wir haben Spaß.

    Plötzlich stehen wir wie vom Schicksal gelenkt vor der Bath Abbey. Die gewaltige gotische Kirche schaut uns streng an, als wollte sie sagen: „Staunen ist hier Pflicht!“ Und das tun wir auch. Direkt davor spielt ein Violinist ein ergreifendes Solo – sein Bogen tanzt über die Saiten, die Töne schweben durch die Luft, und für einen Moment ist die Welt einfach nur Musik. Wir setzen uns auf eine Bank, atmen tief durch und genießen den Moment.

    Doch dann meldet sich ein anderes, ebenso mächtiges Organ: der Magen. Ohne Plan, aber mit Appetit marschieren wir los und landen prompt vor Baths berühmtestem Wahrzeichen – den Römischen Bädern. Heiße Quellen, antike Ruinen und Geschichte, die aus den Mauern dampft. Beeindruckend!

    Da uns die Atmosphäre ohnehin schon in eine andere Zeit versetzt hat, lassen wir uns in einem Restaurant gegenüber nieder. Während wir genüsslich unser Essen verputzen, sorgt diesmal ein Straßenmusiker mit E-Gitarre für die Hintergrundmusik. Klassik war eben gerade – jetzt ist Rock dran. Wir lehnen uns zurück, schieben den letzten Bissen in den Mund und grinsen zufrieden. Das Leben ist herrlich.

    Nach einem üppigen Mahl lassen wir uns treiben wie Blätter im Wind – ziellos, aber seltsam zufrieden. Unsere Füße tragen uns zur Victoria Art Gallery, wo wir einen kurzen Stopp einlegen. Drinnen stolpern wir über eine Sammlung von Kunstwerken, die irgendwo zwischen „genial“ und „was zur Hölle?“ schwanken. Ein paar Bilder entlocken uns ein unkontrolliertes Kichern, andere lassen uns rätseln, ob der Künstler vielleicht einfach nur sein Pinselwasser verschüttet hat.

    Doch genug der Kunst – weiter geht’s zum Guildhall Market! Schon beim ersten Schritt hinein fühlt es sich weniger nach einem Markt und mehr nach einem lebendigen Basar aus 1001 Nacht an. Überall türmt sich ein schillerndes Sammelsurium aus Krimskrams, von dem man nicht wusste, dass man ihn braucht, aber plötzlich unbedingt haben will. Dieser Markt ist der älteste überdachte in Bath – seit über 800 Jahren gibt es ihn schon. Und ganz ehrlich? Manche Läden hier drinnen könnten tatsächlich noch aus der Gründungszeit stammen. Claudia grinst und murmelt: „Hoffentlich verkaufen die nicht immer noch denselben Kram wie damals.“

    Mit vollen Köpfen schlendern wir weiter zur Pulteney Bridge – ein echter Hingucker und so charmant altmodisch, dass sie locker als britische Cousine der Ponte Vecchio durchgehen könnte. 1774 erbaut, mit kleinen Läden auf beiden Seiten, erinnert sie uns an die berühmten Brücken in Florenz oder Venedig. Klassizistische Architektur, elegante Giebel, schicke Pilaster – fast zu edel, um nur eine schnöde Brücke zu sein. Die winzigen Cafés, die sich hier aneinanderreihen, lassen uns verzückt die Hände ringen. Ein Kaffee mit Blick auf den Fluss?

    Da unser Koffeinbedarf bereits gedeckt ist, lassen wir die charmanten Cafés links liegen und marschieren weiter in den City Parade Garden. Ein „Garten“ ist das allerdings nur dem Namen nach – in Wahrheit erwartet uns ein typisch englischer Park, akkurat gepflegt, mit einladenden Wegen und einer Atmosphäre, die selbst die hektischste Großstadtseele zur Ruhe zwingt.

    Doch von Ruhe keine Spur, denn unser Spaziergang gerät zur wahren Promi-Parade der Vergangenheit. Zuerst begegnen wir dem Angel of Peace, einer Statue, die Claudia völlig aus der Fassung bringt – nicht etwa wegen ihres Friedenssymbols, sondern weil dieser Engel weiblich ist. Offenbar war die himmlische Gleichberechtigung damals schon weiter als so mancher Vorstand heute.

    Weiter geht’s zu Wolfgang Amadeus Mozart, der einen leicht deprimierten Eindruck macht – kein Wunder, ihm fehlt der Bogen, und ohne den kann man schlecht Violine spielen. Vielleicht hat ihn ein besonders ehrgeiziger Souvenirjäger als Andenken mitgenommen?

    Dann stehen wir plötzlich vor Prinz Bladud und seinem Schwein. Äh … ja. Prinz? Klar. Schwein? Warum nicht. Wer auch immer dieser Bladud war – ob er das Schwein als Haustier hielt oder es vielleicht sein Berater war, bleibt uns ein Rätsel. Aber ein Prinz bleibt ein Prinz, ob mit oder ohne royale Sau an seiner Seite.

    Nach so vielen historischen Begegnungen brauchen wir dringend eine Pause. Wir lassen uns auf einer Bank nieder, atmen tief durch und genießen für einen Moment einfach nur die Szenerie – ohne Engel, ohne Prinzen, ohne Musiker. Nur wir, die Natur und die Erkenntnis: Geschichte kann verdammt unterhaltsam sein.

    Nun, das Rätsel um Prinz Bladud ist gelöst – und was für eine Geschichte das ist! Der neunte König der Briten, und bekannt für zwei bemerkenswert unterschiedliche Errungenschaften:
    1. Er und seine Schweine entdeckten die heilenden Thermalquellen von Bath. Offenbar litt der gute Bladud an einer fiesen Hautkrankheit und wurde – ganz klassisch – in die Wildnis verbannt. Dort stellte er fest, dass seine Schweine, die sich begeistert in den warmen Schlammpfützen suhlten, plötzlich die reinste Babypopoglätte entwickelten. Das brachte ihn auf die Idee, es selbst zu versuchen – und siehe da, auch er wurde geheilt.
    2. Er baute sich Flügel und versuchte zu fliegen. Warum? Wer weiß. Vielleicht wollte er einfach noch eine Spur berühmter werden. Leider endete sein Höhenflug abrupt, als er spektakulär abstürzte und sich das Genick brach. Ein wahrhaft königlicher Abgang!

    Fazit: Ein König, der durch Schweineheilung und selbstgebastelte Flugversuche in die Geschichte einging – das ist mal eine Royal Story mit Höhen und Tiefen.

    Auf unserem Weg zum Bahnhof stolpern wir noch über einen echten Methusalem der Botanik – den Giant Plane Tree. Seit 1793 steht er hier, hat Könige, Revolutionen und wahrscheinlich unzählige Tauben überlebt. Seine Äste strecken sich majestätisch gen Himmel, als würde er sagen: „Ihr kommt und geht – ich bleibe.“

    Man kann sich kaum vorstellen, was dieser Baum im Laufe der Jahrhunderte alles gesehen hat. Vielleicht hat er heimlich Liebende unter seinem Blätterdach versteckt, müde Reisende beschattet oder gelangweilt dabei zugesehen, wie wieder ein Tourist ein Foto mit ihm macht. Hätte er eine Stimme, würde er uns vielleicht mit Geschichten über alte Zeiten unterhalten – oder einfach nur müde seufzen und weiter wachsen.

    Egal, ob man Bäume mag oder nicht – dieser hier verdient Respekt. Wir nicken ihm anerkennend und ehrfürchtig zu und setzen unseren Weg fort.

    Fazit: Bath ist wie ein verstecktes Juwel, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Es ist ein Ort, der nicht nur mit seiner Schönheit verzaubert, sondern auch die Seele in einen Zustand der Ruhe versetzt. Wir hatten jede Menge Spaß und sind begeistert von all den Schätzen, die diese Stadt zu bieten hat!
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