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- Día 13–24
- 26 de marzo de 2025, 15:57 - 6 de abril de 2025
- 11 noches
- ⛅ 17 °C
- Altitud: 20 m
InglaterraWindsor Castle51°28’49” N 0°36’13” W
Charakteren - Mutprobe & Sprachlosigkeit

Unsere Zeit am Ärmelkanal schmilzt dahin wie ein Eis in der Mittagssonne – nächster Halt: Windsor. Doch bevor wir aufbrechen, wartet noch eine letzte Schlacht: die Mission Safe öffnen. Wird es wieder so ein Drama wie beim Verschließen?
Ich knie mich vor den offenen, antiken Holzschrank und tauche ein wie Lucy in Narnia – nur dass mich hinter der Rückwand kein magisches Reich erwartet, sondern ein festgenagelter Metallsafe mit dem Charme eines sturen Maultiers. Code eingegeben, ein Piepsen… aber die Tür bleibt zu. Zweiter Versuch, wieder ein Piepsen – der Griff rührt sich nicht. Ich fluche, Claudia lacht.
„Soll ich den Rezeptionisten holen?“, fragt sie grinsend. Ich murmele etwas Unverständliches aus den Untiefen des Schranks und starte einen weiteren Angriff. Doch der Safe bleibt unbeeindruckt. „Wenn du nicht aufmachst, verwandle ich dich in Altmetall!“, drohe ich finster. Dann tippe ich die Zahlen wie ein Kind, das eine Geheimzahl zum ersten Mal vorsichtig ausprobiert – jede Ziffer mit höchster Konzentration, die Rautetaste als krönender Abschluss.
Und siehe da: Klick. Die Tür schwingt auf. Wer braucht schon einen Rezeptionisten, wenn er mich hat? Claudia lacht. Unsere Wertsachen sind geborgen – Mission erfolgreich! Nun wartet die nächste Herausforderung: das epische Kofferschließen.
Drauflegen und hoffen, dass die Schwerkraft mitspielt – ein Ächzen, ein Ruck am Reißverschluss, ein paar Zentimeter gewonnen. Dann draufsetzen und wippen, als wäre der Koffer ein widerspenstiges Rodeopferd. Noch immer klafft eine Lücke. Also draufknien, den Deckel mit vollem Körpereinsatz bezwingen und den Reißverschluss mit der Präzision eines Tresorknackers schließen. Zack! Geschafft! Wir reißen die Arme hoch, lachen und jubeln – wieder einmal bewiesen: Im Verschließen übervoller Koffer sind wir wahre Meister.
Rucksack geschultert, Bauchtasche festgezurrt – bereit zum Abmarsch. Ein letzter tiefer Atemzug, dann geht’s Richtung Fahrstuhl.
Dieses Hotel hat Charakter – oder nennen wir es lieber eine ausgeprägte Eigenwilligkeit. Safes mit einer Sturheit wie ein trotziges Maultier, Telefone mit mehr Schweigegelübde als ein Mönch, Aufzüge mit eigener Agenda und ein WLAN, das sich verhält wie eine launische Diva: mal da, mal weg, aber nie, wenn man es braucht.
Der Lift fährt. Wohin? Überraschung! Hoch, runter, aber selten dorthin, wo wir hinwollen. Eine kleine Odyssee später spuckt er uns schließlich in der Lobby aus. Geschafft – zumindest dieses Level im Survival-Game Hotel Chaos.
Mittlerweile sind wir abgehärtet, winken dem Rezeptionisten ein entspanntes Adieu zu und marschieren los – quer durch den Park Richtung Busstation.
Vorbei am Gehege des rebellischen Sittichs, dessen Ausbruchversuch wir beim letzten Mal bestaunt haben. Ob er es wohl in die Freiheit geschafft hat? Wir drücken ihm die Daumen.
Der Bus rollt heran, wir springen rein und lassen uns Richtung Bahnhof Bournemouth kutschieren. Claudia besorgt das Ticket, und kaum blinzeln wir zweimal, sitzen wir schon im Cross-Country-Zug nach Reading – bereit für das nächste Kapitel unseres Reiseabenteuers.
Natürlich ist es wieder ein dieselbetriebener Veteran auf Schienen. Er ruckelt, er schaukelt – ein echter Kämpfer. Wie ein Marathonläufer, der seinen eigenen Rucksack voller Proviant schleppt: alles dabei, was er braucht, aber dafür etwas schwerfälliger unterwegs. Und wenn es bergauf geht? Oh ja, dann schnauft und keucht er, als würde er mit letzter Kraft die Ziellinie erreichen.
Einen Tee im Zug zu trinken? Eine echte Mutprobe! Wer nicht aufpasst, veranstaltet eine unfreiwillige Teedusche. Die Zugfahrt ist weniger eine elegante Schienenkreuzfahrt als vielmehr eine rustikale Traktorfahrt auf Schienen – mit ordentlich Charakter.
Von Bournemouth nach Reading geht’s durch die charmante Landschaft Südenglands, eine Szenerie wie aus einem britischen Bilderbuch. Kaum haben wir den geschäftigen Bahnhof hinter uns gelassen, rumpelt unser Dieselross durch das grüne Herz von Dorset und Hampshire. Sanfte Hügel rollen am Fenster vorbei, dichte Wälder winken, und auf den Feldern grasen Kühe, die das Zuggeruckel vermutlich weniger beeindruckt als uns.
Unterwegs tauchen malerische Dörfer auf, vollgepackt mit Cottages und Kirchtürmen, als hätte ein Landschaftsmaler sich hier künstlerisch ausgetobt. Die modernen CrossCountry-Züge versprechen große Fenster für beste Aussicht – doch bei diesem Schaukeln gleicht der Blick eher einer Kamerafahrt in einem Abenteuerfilm.
Drinnen herrscht eine entspannte Stimmung: Bequeme Sitze laden zum Zurücklehnen ein – oder zum Festklammern, je nach Streckenabschnitt. Geschäftsreisende kämpfen mit dem WLAN, das sich mal zeigt, mal in die digitale Versenkung verschwindet.
Kurz vor Reading verabschiedet sich die ländliche Idylle, und die urbane Kulisse übernimmt das Bühnenbild. Der moderne Bahnhof Reading markiert das Ziel unserer holprigen, aber dennoch charmanten Reise. Wer hier aussteigt, hat nicht nur eine neue Stadt erreicht, sondern auch eine kleine Achterbahnfahrt durch Englands schönste Ecken hinter sich.
Umsteigen, weiter nach Slough, nochmal umsteigen – eine kleine Reise nach dem Matroschka-Prinzip.
Kaum rollen wir in Slough ein, schaue ich mich um und denke: Oh Schreck! Hoffentlich sieht Windsor freundlicher aus als das hier. Denn Slough ist … nun ja, sagen wir mal, es hat den Charme eines grauen Büroschrankes an einem Montagmorgen. Bitte, Windsor, enttäusch mich nicht!
Bei der Einfahrt nach Windsor hebt sich der Vorhang zu einer königlichen Inszenierung – ein Anblick, der selbst einen eingefleischten Bahnreisenden kurz sprachlos macht. Der Zug rollt gemächlich seinem Ziel entgegen, während draußen eine Kulisse auftaucht, die aussieht, als hätte ein Historienmaler sie mit besonders viel Liebe zum Detail geschaffen. Wir sind hin und weg.
Zwischen sattgrünen Wiesen und ehrwürdigen Backsteinhäusern blitzt Windsor Castle hervor, seine Türme recken sich in den Himmel, als wollten sie sagen: Na endlich, ihr seid da! Die Themse schlängelt sich anmutig durch die Landschaft, während Schwäne über das Wasser gleiten, als hätten sie eine exklusive Einladung zum Empfang.
Der Bahnhof? Klein, charmant – aber mit Stil. Ein echter Oldtimer mit Klasse, der es nicht nötig hat, sich aufzuspielen. Mit einem letzten, fast theatralischen Ruckeln kommt der Zug zum Stillstand, die Türen öffnen sich – und für einen kurzen Moment könnte man schwören, die Queen persönlich würde am Bahnsteig warten, um uns zu begrüßen.Leer más
ViajeroErinnerungen an 1996 werden wach (Windsor)