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- Hari 16
- Sabtu, 29 Maret 2025 07.56
- ☁️ 8 °C
- Ketinggian: 463 mi
SwissMutterzieh46°52’35” N 7°2’33” E
Eine Odysee mit Gladiatoreneffekt

Werte Reisegemeinde,
unser Hotel in St. Pancras hatte genau eine Mission: Uns vor einem zusätzlichen Anfahrtsweg zum Eurostar-Check-in zu bewahren. Es sollte so nah wie möglich am Bahnhof liegen. Aus diesem Grund fiel unsere Wahl bei Booking.com auf das Kings Cross Express Inn – ein charmantes kleines Hotel, das sich in unserem Fall als eine Art Überraschungsei herausstellte: klein, aber mit unerwartetem Innenleben.
Wie bereits in meinem Blog angekündigt, war unser Zimmer von der Sorte „minimalistisch mit Dachluke“, wobei Letztere eher als Dekoration denn als tatsächliches Fenster diente – zu hoch, um hindurchzusehen, zu fest verschlossen, um sie zu öffnen. Die Größe des Zimmers? Egal. Hauptsache ruhig und sauber. Immerhin war es nach innen gerichtet, sodass wir den Straßenlärm nur mutmaßen konnten – schließlich fehlte uns der Blick nach draußen.
Da London bekanntlich selten mit tropischen Nächten aufwartet, stellten wir die Heizung auf 21 Grad. Die Lüftung dachte sich jedoch: „Challenge accepted!“ und blies weiter fröhlich vor sich hin. Das Thermometer zeigte später stolze 23 Grad an – gemessen vermutlich irgendwo zwischen Heizkessel und Sonnenkern, aber sicher nicht in unserem Zimmer.
Ein zweites Duvet? Eine kühne Anfrage! Die Antwort: „Dieses Zimmer beinhaltet, was es beinhaltet.“ Eine schöne Art zu sagen: „Viel Glück.“ Man wollte „sehen, was sich machen lässt“ – wir warten bis heute auf dieses Wunder.
Und dann die Akustik! Sobald die Nacht sich über London legte, erwachte unser Zimmer zum Leben: Es rauschte von irgendwoher, die Lüftung säuselte unermüdlich, ein Quietschen hier, ein Knarzen dort – als hätte das Hotel eine Geisterversammlung einberufen.
Die Dachluke? Ein weiteres Meisterwerk. Ohne Verdunkelungsmöglichkeit diente sie als inoffizielle Festbeleuchtung. Das Resultat: eine kostenlose Mondschein-Illumination in der Nacht und eine 5-Uhr-Morgenstrahlung, die uns zuverlässig weckte – frischer als wir es zu dieser Zeit jemals sein wollten.
Fazit: Wer schon immer das Erlebnis einer hell erleuchteten Klangkulisse im Schlafmodus testen wollte – hier gibt’s die Gelegenheit!
Eigentlich hätten wir bis sechs Uhr schlafen können – doch unser Hotelzimmer hatte offensichtlich ein Eigenleben und ganz andere Pläne. Nebenan kämpften unsere Nachbarn offenbar mit denselben Herausforderungen, und als wäre das nicht genug, schaltete sich plötzlich ein Feueralarm in einen Zimmer ein, der die gesamte Etage in Rekordzeit aus den Betten katapultierte. (Die Wände sind aus Papier)
Ächzend rolle ich mich aus dem Bett und schleppe mich ins winzige Bad – entworfen für Menschen mit Modelmaßen und ohne Platzangst. Noch halb im Tiefschlaf stelle ich mich unter die Dusche. Immerhin: Sie funktioniert. Zumindest bis zu dem Moment, in dem ich sie abstellen will – und stattdessen von oben mit einer eiskalten Wasserfontäne überrascht werde. Ich japste, mache einen panischen Satz zurück und drehe hektisch am Knopf. Falsch. Die Brause übernimmt die Kontrolle und setzt mich erneut unter Wasser.
Ein neuer Versuch. Wieder kaltes Wasser von oben. Dasselbe Spiel. Wer hier gewinnt? Ganz klar: Die Dusche. Endlich gelingt es mir, das vermaledeite Ding abzustellen. Tropfnass wie ein begossener Pudel stehe ich da – mit triefenden Haaren, die ich eigentlich gar nicht waschen wollte. Dumm nur, dass in diesem Hotel ein Föhn offenbar als Luxusgut gilt.
Ich überlasse das Bad Claudia – in der naiven Hoffnung, dass sie das besser hinbekommt. Wunschdenken. Hat sie nicht.
Nach der Schlacht mit der Dusche – nass, aber immerhin siegreich – treten wir den kurzen Marsch zum Bahnhof an. Einer der wenigen Vorzüge unseres Hotels: Es liegt so nah an St. Pancras, dass selbst ein Morgenmuffel den Weg findet.
Da der Eurostar-Check-in eher einem Flughafen gleicht, wurde uns geraten, mindestens anderthalb Stunden vorher da zu sein. Also stehen wir um 7:30 Uhr startklar in der Warteschlange – müde, aber motiviert.
Erste Hürde: die Gepäckkontrolle. Koffer, Jacke, Rucksack, Bauchtasche, Handy – alles aufs Band. Ich überlege kurz, ob ich mich selbst noch drauflege, entscheide mich dann aber doch für den Gang durch den Detektor.
Claudia? Ach, das übliche Ritual. Kaum betritt sie die Sicherheitskontrolle, scheinen die Scanner aufzuleuchten wie ein Weihnachtsbaum. Routiniert wird sie zur Seite gewunken – vermutlich haben die Sicherheitskräfte intern schon eine Bingo-Karte mit ihrem Namen drauf. Manche Leute strahlen eben natürliche Autorität aus, Claudia hingegen eher die unfreiwillige Aura einer international gesuchten Schmugglerin.
Ich warte – was bleibt mir auch anderes übrig? Kopfschüttelnd grinse ich vor mich hin, während Claudia ihr alljährliches VIP-Programm beim Sicherheitscheck genießt. Schließlich taucht sie um die Ecke auf, bereit für die nächste Runde: die englische Passkontrolle. Hier geht’s flott – ein kurzer Blick, ein Nicken, durchgewunken.
Doch dann kommt die französische Passkontrolle, und die hat ihren ganz eigenen Charme. Das Prozedere: Pass auf den Scanner legen, warten, Tür öffnet sich – theoretisch. Ich schiebe meinen Koffer brav bis zur Markierung, halte an, grinse in die Kamera, mein Koffer nicht – und werde gescannt. Frankreich schaut mich streng an und sagt: Non.
Also gut, zweiter Versuch ohne grinsen. Und siehe da – die Tore öffnen sich gnädig, als hätte ich eben eine geheime Prüfung bestanden. Ich bin durch!
Nun ist Claudia dran. Frankreich bleibt konsequent. Schon der Passscanner verweigert ihr die Gunst des Einlasses und blinkt rot wie eine Ampel in der Rushhour. Statt durch die Schleuse zu spazieren, wird sie freundlich, aber bestimmt an einen Schalter verwiesen. Ich hingegen tue, was ich mittlerweile am besten kann: mich setzen, grinsen – und warten.
Nach 15 Minuten taucht Claudia endlich auf. Ich grinse sie an und frage: „Na, Spezialbehandlung genossen?“ Sie lacht und winkt ab: „Ach, ich glaub, der Scanner hat einfach einen schlechten Tag.“ Nun gut, Hauptsache, wir sind durch.
Jetzt heißt es: warten. Müde lassen wir uns auf die Stühle sinken und beobachten das Geschehen um uns herum. Die Halle füllt sich langsam mit Passagieren – ein bunter Mix aus Reisenden nach Belgien, Frankreich und der Schweiz. Hier ein gähnender Geschäftsreisender mit Laptop, dort eine Familie, die sich bereits um die Sitzordnung im Zug streitet.
Endlich, Punkt 9 Uhr, öffnet sich das Tor, unser Gate wird angezeigt, und die Menge setzt sich in Bewegung. Wir laufen zur Rolltreppe, die uns nach oben auf das Bahnperron bringt. Das Ritual erinnert stark an einen Flughafen – nur mit dem kleinen Unterschied, dass hier nicht ein paar Hundert, sondern gleich Tausende von Menschen auf ihre Fahrt hoffen.
Ich blicke skeptisch auf die riesige Menschenmenge. Passen da überhaupt alle rein? Doch keine Sorge – der Eurostar fährt mit stolzen 18 Wagen. Also genug Platz für alle, die sich in dieses geordnete Chaos gestürzt haben.
Wir finden unseren Wagen 18, Plätze 43 und 44, werfen unser Gepäck in die Ablage und machen es uns gemütlich. Mission „Eurostar Boarding“ erfolgreich abgeschlossen.
Pünktlich setzt sich der blaue Blitz in Bewegung. Wir fahren Rückwärts. Aber egal – Hauptsache, er fährt. Dann tauchen wir in den Tunnel ein, rauschen unter dem Ärmelkanal hindurch und tauchen 20 Minuten später in Frankreich wieder auf. Spektakulär? Eher nicht. Keine Fanfaren, keine Unterwasserpanoramen, nicht mal ein Hai, der winkt.
Claudia verpasst das Highlight komplett – sie schlummert friedlich vor sich hin. Ich halte noch kurz tapfer die Augen offen, stelle aber fest, dass es außer Dunkelheit wenig zu bestaunen gibt. Also folge ich ihrem Beispiel und verabschiede mich ins Reich der Träume.
Drei Stunden später rollen wir endlich in Paris Gare du Nord ein. Jetzt heißt es: Koffer schnappen, Rucksack schultern, Bauchtasche festzurren und raus aus dem Zug. Unser nächster Zug, der TGV, fährt vom Gare de Lyon – und wir haben genau 1 Stunde und 20 Minuten Zeit, um dorthin zu kommen.
Paris. Ich hasse Paris.
Wir entscheiden uns für den RER. Klingt einfach? Pustekuchen. In London läuft man einfach durch die Schranken, zahlt mit dem Handy ganz easy, in Paris gleicht das Ticketkaufen einem Rätselspiel mit verstecktem Endgegner. Also reihen wir uns brav in die Schlange vor dem Ticketshop ein und warten. Und warten. Und warten. Endlich sind wir dran. Ich frage gezielt nach der schnellsten Verbindung – die Antwort: RER B bis Châtelet – Les Halles, dort umsteigen auf RER A bis Gare de Lyon. Klingt machbar. Also los!
Was uns dann erwartet, ist weniger ein Bahnhof als mehr eine Arena. Menschenmassen drängen sich wie bei einem Gladiatorenkampf, und wir kämpfen uns mitten hindurch – Survival of the Fittest, live aus dem Pariser Untergrund. Es wird geschrien, geschimpft, gedrängelt und durchgeboxt. Wir haben keine andere Wahl, als mitzumachen, und starten unseren eigenen Kampfmodus. Wer bremst, verliert.
Am Perron B angekommen, erwartet uns bereits eine menschliche Wand – alle mit demselben Ziel: Rein in diesen Zug, koste es, was es wolle. Wir verziehen das Gesicht und spannen uns an wie Pfeilbögen, bereit zum Sprung ins Getümmel.
Dann rollt die Metro ein. Ganze vier Wagen. Vier?! Paris, ernsthaft? Es folgt ein epischer Kampf um jeden Quadratzentimeter. Wir erkämpfen uns einen Stehplatz auf der Plattform und kleben nun wie Fliegen an der gegenüberliegenden Tür. Von hier aus haben wir beste Sicht auf das Spektakel: Immer mehr Menschen quetschen sich hinein, als gäbe es eine geheime Wette, wie viele Personen in eine einzige Metro passen.
Der Lärm ist ohrenbetäubend – Geschrei, Genörgel, Diskussionen in mindestens fünf Sprachen. Doch die Metro fährt nicht ab. Die Türen bleiben offen, der Sekundenzeiger auf der Bahnhofsuhr tickt unerbittlich weiter. 13:30 Uhr. Unser TGV fährt um 14:20. Die Anspannung steigt.
Noch immer wird gedrängelt, geschoben, geflucht. Reisende, die wie wir ihren Anschlusszug oder den Flug erwischen müssen, werden zunehmend nervöser. Dann, nach endlosen 15 Minuten, geschieht das Wunder: Die Türen schließen sich. Die Metro setzt sich in Bewegung. Das Gefühl? Eine Sardine in der Büchse – nur dass die Büchse wackelt, laut ist und nach Parfüm, Schweiß und Verzweiflung riecht.
In Châtelet verwandeln wir uns erneut in Gladiatoren. Zusammen mit hundert anderen wollen wir als Erste aus der Metro. Hier gibt es keine Gnade – Ellbogen, Knie und Füße kommen in den direkten Einsatz. Ein wahres Survival-Training. Habe ich eigentlich schon erwähnt, wie sehr ich Paris hasse?
Gott sei Dank liegt unser Anschlusszug direkt gegenüber. Doch das Schicksal hat Humor: Die gesamte Meute, die eben noch mit uns ausgestiegen ist, stürzt sich nun wieder in denselben Zug. Ein Déjà-vu der besonders schweißtreibenden Art.
Mit letzter Kraft erkämpfen wir uns unseren Platz – ein weiteres Kapitel in unserer Odyssee durch den Pariser Nahverkehr. Um 13:55 Uhr erreichen wir Gare de Lyon. Fix und fertig. Aber immerhin am Leben.
Wir müssen zur Halle 2 und setzen unsere Reise im Eiltempo fort. Endlich angekommen, stehen wir vor der großen Abfahrtstafel und erkennen, dass wir – mal wieder – zu früh dran sind. Das Gate bleibt ein ungelöstes Rätsel. Also heißt es warten.
Bald sind wir umgeben von hunderten von Reisenden, die genauso gespannt auf die Abfahrtstafel starren, als würde dort gleich die Gewinnnummer der Lotterie gezogen werden. Man könnte meinen, jeder wartet auf sein persönliches Lotto-Bingo.
Endlich spuckt die Abfahrtstafel das ersehnte Gate aus, und alle Reisenden stürzen sich wie ein einziger Schwarm auf Gate 15. Die Tickets werden gescannt, und wir dürfen rein. Ein Glückspilz versucht, sich mit Schwarzfahren durchzuschummeln – doch wird sofort wie ein ungebetener Gast wieder rausgeworfen.
Wir machen uns auf den Weg zu Wagen 15, Plätze 94 und 95. Oben? Da fällt uns endlich der Groschen: Der Zug ist zweistöckig! Wow, hätten wir das gewusst! TGV in der Luxusversion, sozusagen. Also wieder die Koffer die enge Treppe hinauf und einen Platz im Obergeschoss erkämpfen.
Platz gefunden, Koffer abgestellt, und wir genießen endlich eine kleine Pause von den Schlachten des Tages. Doch nicht lange – kurz vor Abfahrt schwingt eine Frau mit zwei Kindern vorbei, ein Baby und ein Zweijähriger, und setzt sich genau gegenüber. Oh, das nenne ich mal Glück!
Kaum sitzen sie, beginnt der Junge auch schon zu quengeln. Ich werfe einen Blick auf Claudia, und wir seufzen beide gleichzeitig – das wird wohl ein langer Trip. Doch zu unserer Überraschung kümmern sich die Eltern erstaunlich gut um ihre Sprösslinge, was uns eine überraschend friedliche Fahrt beschert. Wer hätte das gedacht?
Um 17:30 Uhr erreichen wir Basel und steigen um in den superchicen ICE, der von Berlin nach Interlaken düst. Ein kurzer Halt in Bern, wo wir dann in die weniger glamouröse Karosserie „Nina“ umsteigen – ein Sprung ins Alltagsleben, aber immerhin geht’s nach Hause. Um 20:00 Uhr bin ich dann endlich da. Mission erfüllt.
Fazit: Ein Abenteuer für die Bücher – ein bunter Mix aus Gladiatorenkämpfen im Pariser Untergrund, unerwarteten Babysittern und dem Gefühl, 500 Kilometer durch Europa zu rennen. Aber hey, wer braucht schon eine ruhige Reise, wenn man stattdessen eine unvergessliche Zeit hat? Und ja, wir haben es nun mal ausprobiert, aber das nächste Mal? Da nehme ich doch lieber das Flugzeug!Baca selengkapnya