1985.05 Portugal

May - June 1985
Motorrad Reise über 8.000 Km von Augsburg - durch Frankreich - Spanien - nach Portugal - drei Wochen in Portugal - dann über Spanien - Andorra - Frankreich und Italien zurück nach Augsburg Read more
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  • Day 10

    Viseu (Mittelportugal)

    May 20, 1985 in Portugal ⋅ ⛅ 16 °C

    Nach drei herrlichen Tagen im Nationalpark fahren wir weiter Richtung Westen, heraus aus den Bergen im Norden des Landes. In der Nähe der Stadt Braga liegt die berühmte Wallfahrtskirche "Bom Jesus" auf einem Berg. Ein wirklich imposantes Bauwerk. Aber nicht so mit Prunk und Kitsch überladen wie bei uns manchmal die Kirchen. Die Kirche spiegelt eher die Mentalität der einfachen Leute aus den Bergen wieder. Beeindruckend sind die vielen Stufen, die den Berg zur Kirche hinauf führen. Die Pilger rutschen diese Stufen auch heute noch auf den Knien herauf und haben dabei immer das gewaltige Bild des Domes vor den Augen.

    Nach einer kurzen Brotzeit fahren wir weiter. Wir kommen durch das Gebiet des Rio Duoro wo die Trauben für den berühmten Portwein angebaut werden. Früher wurden sie mit großen Flößen auf dem Fluss hinunter bis nach Porto zur Verarbeitung verschifft, heute übernehmen stinkende Lastwagen diese Aufgabe. Es ist eine typische Weinbaugegend, hügelig, und an jedem freien Platz sind Weinreben.

    Am Nachmittag erreichen wir Viseu. Der Zeltplatz liegt mitten im ehemaligen Bischofspark der Stadt. Es wirkt alles so friedlich und ruhig. Nur die Vögel haben uns schon morgens um Vier aus dem Schlaf gerissen.
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  • Day 11

    Torre - Serra da Estrela

    May 21, 1985 in Portugal ⋅ ⛅ 10 °C

    Am nächsten Vormittag fahren wir auf den höchsten Berg (1991 m) Portugals, den "Malhao" oder "Torre" in der Sierra Estrella. Die Landschaft hier ist wie aus einem Reiseprospekt für altgediente Guzzifahrer. Die Baumgrenze beginnt schon bei ca. 1000 m. Danach wächst fast nur noch Heidekraut, und manchmal glaubt man sich bereits im Hochgebirge unserer Alpen zu befinden.

    In einem kleinen Gebirgsdorf machen wir Mittag. Große blaue Trauben, wunderbare Tomaten, etwas Käse und ein frisches Weißbrot schmecken zu einer halben Flasche Vino Verte.

    An der Dorfkirche und am dazugehörigen Pfarrhaus sehen wir zum erstenmal die berühmten portugiesischen Azujalo Kacheln. Diese gebrannten Fließen sind mit ihrer blauen Farbe in perfektem Einklang zu den weißen Wänden der umgebenden Häuser. Das Pfarrhaus ist im gleichen Baustil gebaut wie die Kirche und besitzt auch die gleichen blauen Kacheln als Putz.

    Der Gipfel des Torre dient wie so oft der Wissenschaft. Ein kleines Teleskop steht da und natürlich Radiostationen und weitere technische Geräte. Nach der Bergspitze, die man direkt mit dem Fahrzeug erreichen kann, kommt nach einer Kurve plötzlich ein größerer Parkplatz. Ringsum liegen wie Findlinge gewaltige schwarze Felsbrocken. Diese Steine erinnern mehr an eine Mondlandschaft, als an eine Gegend im sonst so freundlichen Portugal. In einen dieser Felsen haben Pilger eine übermannsgroße Mutter Gottes Statue hineingemeißelt. Nach dem Aufstieg über die hohen Steintreppen erkennt man erst die gewaltigen Ausmaße der Figur.
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  • Day 11

    Altstadt von Viseu

    May 21, 1985 in Portugal

    Am Nachmittag bummeln wir durch die Altstadt und die Läden von Viseu. Am meisten beeindrucken uns wunderschöne Küchenherde mit viel Kupfer, Messing und Email, die hier noch ganz normal verkauft und natürlich auch benutzt werden. Ich glaube bei uns würde man solche Herde nur noch im Museum oder in ganz alten Bauernhöfen finden.Read more

  • Day 12

    Aveiro

    May 22, 1985 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Aveiro. Diese alte Fischerstadt wird in nahezu jedem Reiseprospekt über Portugal als besonders malerisch und beeindruckend geschildert. Uns hat sie aber wegen des Trubels nicht so besonders gefallen. Nachdem auch kein Campingplatz in der Nähe geöffnet war, sind wir gleich weitergefahren.

    Mittags essen wir in einem kleinen Restaurant am Meer zum ersten Mal Balcalhau, das Nationalgericht Portugals. Dies ist ein Stockfisch, den man in den verschiedensten Variationen zubereiten kann. Der Geschmack ist ausgezeichnet und auch die (undefinierbare) gelbe Soße dazu schmeckt nicht schlecht.
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  • Day 13

    Coimbra - Universitätsstadt

    May 23, 1985 in Portugal ⋅ ⛅ 17 °C

    Die weitere Fahrt bringt uns nach Coimbra, "die" Universitätsstadt Portugals. Dort herrscht überall reges Treiben, denn es findet gerade ein großes Fest zur Feier der Studienabgänger statt. Der städtische Zeltplatz liegt am Rande der Stadt neben dem Fußballstadion. Von da aus kann man für rund 80 Pfennige mit alten O-Bussen durch die ganze Stadt gondeln. Das ist uns recht, denn so können wir auch mal abends zum Essen (und Trinken) in die Stadt fahren, und müssen uns nicht um die Guzzi und den Führerschein sorgen.

    Am Abend gehen wir (anhand eines Tipps in unserem Reiseführer) in das Fado-Lokal "Dilingenca" in der Innenstadt. Nach dem Abendessen lernen wir dort ein paar nette Portugiesen kennen - einen älteren Taxifahrer und drei junge Arbeiter. Die Verständigung auf Englisch macht nur Anfangs Schwierigkeiten. Einer der jungen Portugiesen bringt eine Gitarre, und wir erleben einen Abend, den wir so schnell nicht vergessen werden.

    Fernando, der Taxifahrer, will auch nach eindringlicher Ermahnung des Wirts, wir sollten jetzt gehen, noch nicht nach Hause. Er lädt uns ein, mit ihm noch in eine Disco zu gehen. Die anderen Gäste des Lokals gehen auch noch mit, und so kommt es, dass wir erst gegen vier Uhr am Morgen wieder zurück an den Zeltplatz gelangen.

    An diesem Morgen (Mittag) muss besonders Monika den letzten Abend erst einmal bereuen. Sie kann erst am Nachmittag wieder aufstehen. Später fahren wir wieder mit dem Bus in die Stadt. Die Läden in der Altstadt sind wieder fast wie in orientalischen Basars. Kleidung ist oft um die Hälfte billiger als bei uns. Und man kann wirklich alles kaufen. Ich bin recht froh darüber, mit dem Motorrad hier zu sein, denn sonst hätte Monika bestimmt schon unser gesamtes Geld ausgegeben. Aber dank des begrenzten Platzangebotes bleiben uns noch ein paar Escudos erhalten.

    Am Abend gehen wir wieder in das Fado-Lokal vom gestrigen Tag. Dort sind wir mit Manuel zum Essen verabredet. Er erzählt uns, dass ein Facharbeiter in Portugal etwa umgerechnet 400 Mark im Monat verdient. Wir verstehen nun langsam, warum uns das Leben hier so billig erscheint. Die meisten jungen Portugiesen arbeiten deshalb im Ausland, um überhaupt etwas Geld zu verdienen, und um sich vielleicht später im eigenen Land ein kleines Geschäft aufbauen zu können.
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  • Day 15

    San Pedro - Batalha

    May 25, 1985 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    Das Wetter hat sich leider immer noch nicht gebessert. Am frühen Morgen sieht es zwar ganz gut aus, aber gegen Mittag beginnt es wieder zu regnen. Nach dem Packen fahren wir auf Anraten von Fernando (dem Taxifahrer) nach San Pedro de Moel. Dies ist ein gemütliches Fischerdorf (zumindest um diese Jahreszeit) in der Nähe des wohl von Touristen bekanntesten Dorfes in Portugal, Nazaré.

    Über Pfingsten bleiben wir in San Pedro. In der Nähe sind die weltbekannten Kirchen von Batalha und Fatima.

    Besonders der nicht vollständig zu Ende gebaute Dom von Batalha ist eine Reise wert. Allein das gigantische Eingangsportal ist mehrere Meter hoch und ebenso breit. Das Seitenschiff der Kirche besitzt keine Decke, deshalb hat die Kirche auch den Namen "die Unvollendete" erhalten. Unter einer gewaltigen Kuppel an anderer Stelle liegt der einstige König von Portugal begraben, der den Bau dieser Kirche veranlasste. Nach dessen Tod verwendete sein Nachfolger das vorhandene Geld lieber für den Bau eines Prunkschlosses in der Nähe von Lissabon. So blieb für die Fertigstellung der Kirche bis heute nie mehr Geld übrig.
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  • Day 16

    Fatima

    May 26, 1985 in Portugal

    Die Kirche von Fatima wurde gebaut, nachdem an dieser Stelle Maria die Mutter Gottes, drei Hirtenkindern erschienen sein soll. Das älteste dieser Kinder, ein Mädchen, hieß Fatima. Die Erscheinung soll sich dreimal wiederholt haben, wobei beim letzten Mal über eine halbe Million Menschen dabei waren. Im Innern ist die Kirche sehr ansprechend. Es wurde auch hier viel mit Malerei und filigranen Steinarbeiten gearbeitet. Ganz im Gegensatz dazu stehen die unzähligen Andenkensläden in der Umgebung der Kirche.

    Als wir zum Motorrad zurückkommen, steht gerade ein Polizist daneben und schreibt etwas auf einen Notizblock. Wir bekommen schon einen Schreck und glauben, dass er uns wegen Parken auf dem Bürgersteig einen Strafzettel verpassen will. Aber als wir ihn danach fragen, will er von uns nur wissen, wie schnell, wie viel PS, wie schwer unser Motorrad ist, und woher wir kommen. Dann sollen wir noch mit Vollgas davonfahren, und wir tun ihm den Gefallen...
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  • Day 17

    Nazaré

    May 27, 1985 in Portugal

    Am nächsten Tag fahren wir nach Nazaré, dem wohl bekanntesten Fischerdorf Portugals. Die meist bunt bemalten Boote und die roten Fischernetze bilden einen Farbkontrast zum doch oft tristen Wasser des Atlantiks. Jedes Boot hat am Bug rechts und links zwei große Augen aufgemalt. Sie sollen dem Fischer bei der Aufspürung von Fischschwärmen helfen. Überall am Strand sehen wir große Netzgestelle, wo die kleinen Sardinhas getrocknet werden.

    Leider wird Nazaré immer mehr von Touristen überlaufen. Wir sind froh gewesen, noch früh im Jahr dort gewesen zu sein. Aber schon jetzt kommen pausenlos Busse voll Touristen, bleiben eine Stunde, und fahren dann wieder.
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  • Day 18

    Sesimbra (1)

    May 28, 1985 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    In der Nacht regnet es mehrfach, am Morgen sieht's auch nicht gerade freundlich aus, und so packen wir halt wieder mal zusammen und fahren weiter. Und tatsächlich, nachdem wir schon beinahe unsere Hoffnung aufgegeben haben, wird das Wetter südlich von Lissabon endlich besser.

    Jetzt sind wir in Sesimbra, etwa 30 km von Lissabon entfernt. Der Campingplatz liegt auf einer Anhöhe mit Meeresblick. Die Aussicht erstreckt sich auf das Dorf, den kleinen Fischereihafen und den endlosen Atlantik. Am Abend sind wir schon wieder beim Essen. Das wäre das ideale Land für meinen Schwiegervater. Zu jeder Mahlzeit gibt es irgend eine Form von Kartoffeln. Pommes (sehr gut), Kartoffelpüree, Salzkartoffeln, Bratkartoffeln usw. Wirklich gut. Nur mit den Fischen, speziell den Gräten darin, haben wir immer noch Probleme.

    Ich glaube, hier bleiben wir ein bisschen länger. Seit zwei Tagen Sonne, Meer und faulenzen - herrlich. Schön langsam haben wir ein bisschen Farbe bekommen. Wir sind jetzt mit zwei jungen Sonthofer'n (Rudi und Anita) befreundet, die mit ihrem 20 Jahre alten Hanomag Campingbus neben uns am Zeltplatz sind.

    Und dann darf man noch unseren Zelt-Adoptiv-Hund Sancho nicht vergessen. Er bewacht uns und unser Zelt Tag und Nacht, und dafür bekommt er immer unsere Reste vom Kochen. Im Dorf haben wir ihm ein rotes Halsband gekauft. Ich weiß aber nicht ob ihm das besonders gefällt. Jedoch schaut er ganz stolz und läuft mit uns zum Einkaufen an der Leine.
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  • Day 19

    Lissabon

    May 29, 1985 in Portugal ⋅ ⛅ 15 °C

    Mit Rudi und Anita fahren wir in ihrem Campingbus nach Lissabon, eine recht hektische Großstadt inmitten des ansonsten oft verträumten Portugals. Aber diese Stadt, die wie Rom auf sieben Hügeln erbaut ist, hat auch ihren besonderen Reiz.

    Schon die Zufahrt über die "Brücke des 25. April", die sich in Golden Gate Manier über den Tejo spannt, ist sehr beeindruckend. Mit ihrer Länge von über einem Kilometer und einer Höhe über dem Meer von mehr als hundert Metern, fühlt man sich wie eine Maus auf einem Hochseil.

    In Lissabon werden wir dann sofort nach dem Verlassen des Busses von Haschisch- und Drogenhändlern angemacht. Eine recht üble Sache, man darf möglichst nicht auf deren Geschwätz reagieren, dann lassen sie einen wieder in Ruhe. Aber es gibt natürlich viele schöne Dinge in der Stadt. So sehen wir schwarze Schwäne mitten in der Innenstadt, in schön angelegten Parkanlagen in den dort fließenden Bächen.

    Auch die alten Straßencafes an den großen Plätzen sind für einen verregneten Nachmittag wie geschaffen. Was da an Leuten vorbeizieht, das muss man einmal gesehen haben. In einer Weinhandlung entdecken wir später uralte Portweine. Die älteste Flasche stammt aus dem Jahr 1900. Ihr Preis von 200000 Escudos (umgerechnet etwa 400 Mark) ist dann aber doch etwas zu viel für unseren bereits dünn gewordenen Geldbeutel.

    Es reicht aber noch für eine Fahrt mit einem der berühmten Elevators, einem Schrägaufzug, der an Seilen einen Trambahnwagen auf die Hügel der Altstadt zieht. An Werktagen zur Stoßzeit sind diese Wagen derart überfüllt, dass sie kaum die Berge hinaufkommen. Für uns ist es aber sehr lustig einmal in diesen alten Holzwagen mitfahren zu können.
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