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  • Day 154

    Frieren unterm Wellblechdach

    January 17, 2020 in Nepal ⋅ 🌧 13 °C

    Die Eltern unseres Guides Bishwas leben in einem kleinen Dorf im Tal, in dem vor allem Ziegel hergestellt werden. Wanderarbeiter, die mitsamt ihrer Familien in winzigen Hütten aus eben diesen Ziegeln leben, stellen die Backsteine mittels einer Form in die sie den Lehm, aus dem der Boden hier besteht einfüllen. Dann werden die Ziegel in einem riesigen Ofen mit Holzkohle auf für uns sehr altmodische Weise gebacken.
    Im Vergleich zu diesen bitterarmen Wanderarbeiterfamilien lebt unsere Gastfamilie geradezu nobel. So haben sie ein größeres, fest gebautes Haus das Bishwas Eltern und sein Bruder samt Frau und zwei Kindern bewohnen. Auch Bishwas Frau und seine 4-jährige Tochter sind zur Zeit zu Besuch.
    Allerdings bringen uns verwöhnte Wohlstandsmenschen schon drei Tage in diesen Lebensumständen an den Rande der Verzweiflung. Das liegt auch daran, dass es zwei Tage fast durchregnet und wir uns entweder um den außen gebauten Herd drängen oder im Bett liegend versuchen etwas warm zu werden. Das über der Feuerstelle angebrachte löchrige Wellblechdach schützt uns nur unzureichend vor dem kalten Regen.
    Das oft mit etwas Sand versetzte Standard Essen nehmen wir in einem angrenzenden düsteren Raum ein.
    Die übelriechende Toilette befindet sich außerhalb des Hauses, erlaubt nur eine gebückte Haltung und wird zusammen mit den Nachbarn genutzt.
    Was hinzukommt ist, dass die Bewohner des Hauses keineswegs versuchen, mit ihren geringen Mitteln etwas Gemütlichkeit zu erzeugen. So beleuchten nackte Energiesparlampen die kahlen Wände und auf jegliche Dekoration wird verzichtet.
    Aber insbesondere die 4-jährige Tochter von Bishwas strahlt mit ihrem sonnigen, offenen Gemüt viel Wärme aus und unsere Kinder spielen gerne mit ihr.

    Die Zeit in diesen ärmlichen Verhältnissen ist für uns sehr lehrreich und wir wissen künftig all den für uns selbstverständlichen Luxus wie Heizung, warme Dusche und halbwegs saubere sanitäre Einrichtungen viel mehr zu schätzen. Wir haben aber auch gelernt, dass Menschen mindestens genauso glücklich sind, obwohl sie auf all das verzichten.
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