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  • Day 173

    Inselhopping: Ikaria

    February 16 in Greece ⋅ 🌬 9 °C

    Die Nacht ist kurz. Um 2 Uhr steigen wir in Ikaria von der Fähre. Der Wind ist so stark, dass wir mitsamt der Räder fast umgehauen werden. Jetzt heißt es mitten in der Nacht in die Pedale treten, um zur Unterkunft zu kommen. Googlemaps sagt, die 2 km bis zu unserem Schlafplatz seien weitestgehend flach. Kaum radeln wir jedoch aus dem Ort geht es mega steil nach oben. Tagsüber schon frustrierend, ist es nachts echt die Hölle. Egal - müssen wir durch. Umso schöner ist es um 3 Uhr ins Bett zu fallen.

    Ikaria, eine Insel in der nördlichen Ägäis, besteht vorallem aus einem - aus Bergen und heißen Radon Quellen, die sich ins Meer ergießen. 

    Die Insel zählt außerdem zu einer der fünf "blue zones" auf der Welt, was bedeutet , dass hier überdurchschnittlich viele Menschen über 90 und 100 Jahre alt sind. Erklärt wird dies mit der mediterranen Ernährung, Bewegung bis ins hohe Alter, einem sozialen Leben und wie man auf japanisch sagt dem "Ikigai" (einfach übersetzt, "das wofür es sich zu leben lohnt" = Leidenschaft).

    Auch wenn ich nicht wirklich 100 werden möchte, spazieren wir am nächsten Morgen zur ersten Radon Quelle. 

    Luzi stürzt sich umgehend ins Meer und schwimmt zur dampfenden Stelle...ich warte erstmal bis sie bestätigt, dass es auch wirklich, wirklich warm ist.

    Während der ersten Tage in Ikaria lernen wir die Griechinnen Makrina, Kiki und Sophia kennen. Sophia lebt in der Schweiz und ist seit 3 Monaten auf Ikaria, die anderen beiden sind Freundinnen, die hier ein Wochenende verbringen. Sie sprechen perfektes Deutsch und während wir uns unterhalten, erzählen sie, dass sie in Deutschland groß geworden sind, mittlerweile aber seit vielen Jahren wieder in Griechenland leben. Nicht nur das Wetter sage ihnen hier mehr zu. 
    Ganz spontan laden sie uns ein mit zum Spaghettifest in einem der umliegenden Dörfer zu kommen. 

    Obwohl wir heute eigentlich schon weiter zur anderen Inselseite wollten und unsere Räder quasi schon bepackt auf uns warten, fällt uns die Entscheidung leicht: wir bleiben noch eine Nacht länger hier. Denn ein griechisches Spaghettifest darf man sich doch echt nicht entgehen lassen. 

    Auf dem Fest werden wir nicht nur mit Essen (natürlich Spaghetti) und griechischem Rotwein belohnt, sondern auch mit Musik, Tanz und dem Aufschneiden eines Neujahrkuchens, in dem eine Münze versteckt ist und dem Finder ewiges Glück verspricht. 

    Während ich mir noch überlege im Fall der Fälle die Münze einfach unterzuschlucken, um nicht nach vorne zu müssen, schwingt Luzi schon mit den Anderen ihr Tanzbein. 

    Zurück vom Fest beschließen wir gemeinsam noch die etwas in die Jahre gekommene Therme mit ihren Indoorbadewannen zu nutzen und am nächsten Morgen gemeinsam zu frühstücken, bevor wir uns von den Dreien verabschieden und schließlich aufs Rad schwingen. Die erste Ikaria-Etappe schreibt Rekorde: nach ganzen 5,6 Kilometern gefällt es uns an den nächsten heißen Meeresquellen so gut, dass wir einfach die Nacht hier bleiben.

    Dann kommt der unausweichliche, harte Ritt über Ikaria's Berge, um nach Evdilos zu gelangen. 

    In Evdilos angekommen wissen wir beide, dass wir diese Seite mit dem Fahrrad definitiv nicht mehr verlassen werden. Kurzerhand kümmern wir uns um ein Mietauto für die nächsten drei Tage. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen in diesem Jahr kein Auto zu mieten, aber nach so vielen bergreichen Inseln habe ich einfach keine Lust mehr in die Pedale zu treten, um gefühlt im Kreis auf einer Insel zu fahren. 

    Mit dem Auto sehen wir Teile der vielfältigen Insel, die wir mit dem Rad niemals erkundet hätten. Wir genießen diese drei einfachen Tage voll und ganz - einfach noch schnell ein Bierchen kaufen gehen, einfach noch schnell zu einem Strand runter fahren, einfach noch schnell bis zum Leuchtturm der Insel fahren und einfach schnell ein schönes Plätzchen zum Zelten suchen. Toll, es mal einfach einfach zu haben!!!

    Nach 8 Tagen Ikaria kann ich sagen, dass mir diese Insel ganz besonders gefällt. Dies liegt wahrscheinlich in erster Linie an den netten, herzlichen Menschen, die wir hier getroffen haben, zugleich an der Vielfalt der Insel auf relativ kleinem Raum. 
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