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- Day 58
- Jun 25, 2016
- ☀️ 17 °C
- Altitude: Sea level
NorwayKvanndal60°28’17” N 6°36’33” E
Atemberaubend schön!

Ein langer Tag ist zu Ende. War das Aufwachen am Berg tatsächlich heute? ...... Viel ist geschehen, viel Schönes habe ich gesehen und erlebt. Also, wo soll ich beginnen?...... Am Besten beim Erwachen.
Die Nacht ist überraschend warm bzw ich bin tatsächlich gut für die Kälte gerüstet. Eigentlich war es von Vorteil, dass es zu Beginn meiner Reise in Deutschland so nass und kalt war. So konnte ich rechtzeitig für kalte Nächte (ich kaufte eine leichte, dünne aber warme Outdoordecke und Wollsocken) und Regen (der Regenponcho und die Überschuhe begeistern mich an jedem Regentag) nachrüsten. Am Morgen ist es trocken, aber kalt. Ich packe meine Sachen und fahre ohne Frühstück ins Ungewisse los. Gezeichnet vom Fahren im Wind, meine Augen sind extrem angeschwommen, habe ich Mühe beim Schauen. Schon nach wenigen Kilometern, ich bin noch nicht warmgefahren erreiche ich überraschenderweise die Passhöhe und es geht bergab. Aber wie! Eine 30 km lange Abfahrt erwartet mich. Zuerst in der morgendlichen Kälte rolle ich durch Schneefelder und steinig kahle Berglandschaft. Auch bei einigen Skigebiete mit lieblichen Hotelsanlagen und Apres Ski Lokalen fahre ich wieder vorbei. Jetzt ist doch zu wenig Schnee zum Schifahren, alles ist geschlossen und wirkt tot. Allerdings sind alle Pisten mit Fluglichtanlage ausgestattet. Muss ja so sein, im Winter ist es hier immer dunkel....... Plötzlich wird es grün um mich. Wälder, Wiesen, Bäche und gewaltige Wasserfälle, die mehrere 100 Meter die Felswände hinterspringen umgeben mich. Diese lieblich grüne Landschaft ist eine Wohltat nach dieser rauhen Leere auf der Höhe.
Und dann kommt auch wieder das Schild mit dem Fahrverbot für Radfahrer. Es ist tatsächlich verboten, mit dem Rad weiter hinunter zu fahren. Die Straße mit zahlreichen Tunnels ist für Autos frei und die Umfahrungen der Tunnels wegen eines Erdrutsches gesperrt. Ich weiß, ich drehe nicht um, irgendwie komme ich hinunter. Ich frage einige Autofahrer ob sie mich mit dem Rad durch die zahlreiche Tunnels mitnehmen, ohne Erfolg. Durch die kilometerlangen Tunnels verbotenerweise zu fahren erscheint mir zu gefährlich. So probiere ich es am gesperrten Radweg. Die ersten Tunnelumfahrung funktioniert problemlos. Der Radweg ist landschaftlich eine Wucht. Ein enges Tag, von unvorstellbar hohen Felswänden begrenzt, ein rauschender Wildbach, steile Felswände mit Wasserfällen und ich am Radweg irgendwo dazwischen. Durch diese traumhafte Natur zu fahren ist ein unglaublich schönes Erlebnis. Und dann ist der Radweg nochmals gesperrt, diesmal mit einem Bauzaun. Kurzerhand hebe ich den Zaun zur Seite, schiebe das Rad durch und rolle zweifelnd nach unten. Zumindest auf die Straße will ich wieder kommen. Viele Steine, Äste und einige Felsbrocken liegen am Radweg. Vorsichtig bewege ich mich durch die Hindernisse und komme tatsächlich zur Straße. Aber der nächste Straßentunnel läßt nicht lange auf sich warten und wieder ist Radfahrverbot. Abermals biege ich in den gesperrten Radweg ein und komme so gut bis hinunter. Landschaftlich ein Hammer, abenteuermäßig reichlich Adrenalin und radfahrerisch ein Hit!
Unten ist es deutlich wärmer, die Kaffeepause mache ich noch in der Sonne und dann kommt der angekündigte starke Regen. Es regnet den ganzen Nachmittag, mal stärker, mal schwächer, aber es regnet. Ich bin so erfüllt von meinen Bergerlebnissen, vom tollen Vormittag und freue mich, dass mich dieser Regen nicht am Berg erreicht hat. Aber auch unten im Tal bin ich nach wie vor von eindruchsvoller Natur umgeben. Ich pedalierte den Eidfjord entlang, der ebenfalls von gewaltigen Felswänden mit eindrucksvollen Wasserfällen umgeben ist. Falls du Sehnsucht nach der paradiesischen Natur Neusseelands hast, hier in Norwegen siehst du Ähnliches. Gewaltige Naturschönheiten mit wenig Besiedlung, nicht weniger eindrucksvoll als das weit entfernte Neuseeland!
Ich fahre wellig im Regen dahin und überquere eine weitere Hügelkette die nach den Herausforderungen der letzten beiden Tagen einfach zu bewältigen ist. Das Rad rollt heute gut mit mir. Für den Abend will ich heute allerdings dringend eine Dusche. Ein für Radfahrer gesperrter 7,3 km langer Tunnel zwingt mich zu einer Extraschleife von 30 km. So kann ich den geplanten Campingplatz nicht ereichen, die Tagesetappe war in meiner Planung ohnedies schon länger als 100 km. Eine Alternative muss her. Bei diesem Regenwetter und nach diesen Bergstrapatzen überlege ich mir, ein Zimmer zu suchen. In einem Touristenzentrum werde ich fündig, eine Kabine auf einem Campingplatz scheint mir preisgünstig und vorallem trocken.
Das Finden des Campingplatzes zieht sich nochmals in die Länge. Wieder muss ich einen Berg umrunden, etliche Höhenmeter hinauf- und hinunterfahren. Schlussendlich erreiche ich nach 115 km den Platz und beziehe meine kleine, einfache, trockene und warme Hütte. Wieder einmal habe ich eine gute Entscheidung getroffen. Während ich gemütlich im Trockenen meine Alltagsgeschichten erledige, tobt draußen der Regen und Sturm noch viele Stunden.Read more