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- Day 80
- Jul 17, 2016, 10:00pm
- ⛅ 11 °C
- Altitude: Sea level
NorwayKråkvikvatnet65°50’43” N 12°23’41” E
3 x Fähre

Bin ich zu langsam oder zu schnell? Habe ich den Regen eingeholt oder er mich? Keine Ahnung, auf jeden Fall regnet es wieder. Die ganze Nacht höre ich den Regen auf mein Zelt prasseln und auch am Morgen regnet es. Zum Glück bin ich auf einen Campingplatz mit Unterstellmöglichkeit. So kann ich in Ruhe meine Sachen im Trockenen packen. Nur meine gewaschene Kleidung von gestern ist nicht trocken, ich stecke sie nass in meine Taschen.
Zum Losfahren ziehe ich mir so ziemlich alle warmen Kleidungsstücke an, ich möchte nicht frieren. Mit Wintertrikot, Flies- und Windjacke und Regenponcho fahre ich im Regen ohne Frühstück los. Das Frühstück plane ich für die 1. Fähre des Tages, in 90 min müßte ich dort sein. Gleich der erste Anstieg treibt mir den Schweiß aus den Poren, ich habe es mit der warmen Kleidung zu gut gemeint. Ich warte auf das 1. Bushäuschen um mich im Trockenen einiger Kleidungsstücke zu entledigen, aber nein, keine Busstation liegt auf dem Weg. Als der Regen schwächer wird bleibe ich doch stehen und ziehe einige Kleidungsstücke aus. Nach einer ebenso langen Abfahrt im Regen erreiche ich den Fährhafen in dem gerade meine Fähre ankommt.
Einsteigen, € 3,50 bezahlen und rauf auf die Fähre. Viel Zeit habe ich nicht, nur 20 min dauert die Fahrt und doch habe ich einiges zu erledigen. Für mein Fahrrad suche ich einen überdachten Abstellplatz, packe die nasse Wäsche aus und platziere sie auf dem Rad zum Trocknen. Und dann gehts rein in die warme Stube. Richtig warm ist es im Salon, seit Tagen bin ich wieder einmal in einem Raum. Ich suche mir einen Sitzplatz bei einer Steckdose zum Aufladen des Tablets, meine Regenkleidung platziere ich hier im Raum zum Trocknen. Und jetzt brauche ich dringend etwas zu essen. Butterbrot mit Käse und hartgekochtem Ei habe ich bei mir, mit diesem Hunger schmeckt es mir doppelt so gut wie zu Hause. Kaum bin ich mit dem Essen fertig muss ich wieder meine Sachen packen und aussteigen. Nochmals schaue ich und nein, ich habe nichts vergessen und hinunter zum Rad und runter von der Fähre.
Beim Aussteigen staune ich, auf dieser Insel scheint die Sonne! Freudig packe ich die Regensachen weg und richte die nassen Kleidungsstücke wieder zum Trocknen auf den Gepäcksträger. Ich fahre los, und wieder ein Staunen, der Wind kommt von hinten! Das gibt es doch nicht! Fahre ich etwa in die falsche Richtung? Das kann nicht sein, es gibt keine andere Straße. Verunsichert fahre ich mit Rückenwind weiter. Zusätzlich zum Rückenwind ist diese Küstenstrecke flach, zum 1. Mal in Norwegen eine flache Strecke. Die Felswände sind einige Hundert Meter ins Landesinnere gerückt und so ist genug Platz für eine flache Küstenstraße. Norwegisch flach ist die Straße, im Vergleich zum Donauradweg noch immer hügelig. Auf 100 km kommen hier auf dieser flachen Straße nur 500 Höhenmeter. Mit knapp 20 km/h - ich bekomme beinahe einen Geschwindigkeitsrausch - fahre ich dahin.
Die Sonne verschwindet leider schnell wieder und der Regen kommt zurück. So packe ich die Regenkleidung wieder aus, die nassen Kleidungsstücke wieder ein. Dieses Wechselspiel wiederholt sich einige Male bis es sich so richtig einregnet. Dunkle Wolken versperren mir die Sicht auf die felsigen Gipfel der "7 Schwestern" an meiner rechten Seite. Schade, das wäre bei Schönwetter sicher eine sehr eindrucksvolle Landschaft. Beim Wechsel der Kleidung in einem Bushäuschen treffe ich eine schweizer Radreisende. Wir trinken gemeinsam Kaffee, tauschen uns aus, lachen gemeinsam und fahren nach einiger Zeit im Regen in entgegengesetzte Richtung weiter.
Stunden später komme ich zur nächsten Fähre. Wieder habe ich Glück, sie fährt in 10 min ab. Ich habe noch Zeit um mir eine Pizza zu besorgen die ich auf der Fähre esse kann. Die Fahrt dauert diesmal nur 10 min und nach der Pizza steige ich schon wieder aus.
Diesmal erwartet mich starker Regen und sehr schlechte Sicht. 20 flache km habe ich bis zur nächsten Fähre, der Wind hat gedreht und kommt wieder von vorne. Ich pedaliere in gleichmäßigen Tempo dahin und realisiere die kargen Felsen und die stürmische See neben mir nur am Rande. Ich hoffe, solche Küstenabschnitte bei Schönwetter nochmals durchfahren zu können.
Auch die 3. Fähre des Tages ist bei meiner Ankunft schon in Sichtweite. Ich darf mit dem Rad als Erste einsteigen und sichere mir wieder einen Sitzplatz bei einer Steckdose. Wieder nehme ich eine Jause zu mir, mittlerweile ist es 19.30. Ich möchte heute viele Kilometer machen, am Abend noch ein Stück fahren und deshalb nütze ich alle notwendigen Nichtradfahrzeiten zum Essen. So spare ich Zeit und kann wieder radfreie Zeit für die Lofoten bei Sonnenschein - so ist meine Hoffnung - herausfahren. Da ich mit dieser Fähre 50 min unterwegs bin lohnt es sich, meine nassen Radschuhe und -handschuhe mit Papier auszustopfen. Die Handschuhe werden trocken, die Schuhe nicht wirklich. Auch die nasse Kleidung lege ich unauffällig rund um mich zum Trocknen auf, aber die Socken und Hosen werden heute sicher nicht mehr trocken. Für mich zu schnell ist auch diese Fahrzeit vorbei.
Beim Aussteigen ist es stark bewölkt, aber niederschlagsfrei. Ich bin unschlüssig, ob ich noch weiterfahren oder mich gleich nach einem Schlafplatz umschauen soll. Nach wenigen Kilometern Fahrt sehe ich einen tollen Nachtplatz und bleibe stehen. Zum wiederholten Mal hänge ich die Wäsche auf, koche mir eine Suppe, stelle das Zelt auf und schlüpfe hinein. Schon nach wenigen Minuten prasselt wieder der Regen auf mein Zelt, aber ich habe für heute alles erledigt. Ich werde vermutlich gut schlafen an diesem ruhigen Ort, beim Friedhof der Kriegsopfer des 2. Weltkrieges.Read more