• Ein langer Tag

    18. heinäkuuta 2016, Norja ⋅ ⛅ 9 °C

    Seit mein Rückflug fixiert ist und ich zu einem bestimmten Zeitpunkt in Tromsö sein muss, habe ich Stress beim Fahren. Ich fahre wie eine wilde, mindestens 100 km pro Tag müssen es sein, bei jedem Wetter und jeder Wegbeschaffenheit. Es gelingt mir auch, aber gemütlich ist das nicht mehr. Ich schränke die Pausen ein, gestalte den Tag effizienter und verzichte auf diverse kleine Annehmlichkeiten wie z. B. eine 2. Kaffee - und Kuchenpause. Für Unterhaltungen mit entgegenkommenden RadfahrerInnen oder sonstige Reisende nehme ich mir allerdings immer Zeit.

    Vor 8.00 sitze ich heute schon am Sattel, ein langer Tag wird das. Beim Überspielen der Fotos staune ich, dass die Besichtigung der tollen Steinkirche aus dem Jahr 1200 erst heute war. Gefühlsmäßig liegt es Tage zurück.

    Ja, am Morgen war es noch trocken und ich freue mich, dass meine gestrige Wäsche bald trocken sein wird. Aber weit gefehlt, es beginnt bald zu regnen und das Wechselspiel von gestern mit Regenkleidung und Wäsche trocknen wiederholt sich. Jetzt hängt die Wäsche im Zelt und wird bis in der Früh vermutlich auch nicht trocken sein.

    Im Laufe des Tages mache ich wieder eine Essenspause auf der Fähre, überquere Fjorde über tolle Brücken und habe erstmals einen langen Tunnel von 3 km zu durchfahren. Über Tunnels hatte ich gestern Abend ein lustiges Gespräch mit einer Norwegerin. Sie konnte es nicht fassen, dass ich alleine und mit dem Rad hier in Norwegen herumfahre. Als das Gespräch schon beendet war kam sie nochmals zu mir und fragte mich, was ich bei den Tunnels mache. "Licht einschalten und durchfahren", sagte ich. Sie machte große Augen, staunte und war einen Moment sprachlos. Dann erzählte sie , dass sie einmal mitten in einem Tunnel einen panischen Radfahrer ins Auto geladen hatten und ihn aus dem Tunnel brachten.

    Was erlebte ich noch heute? Regen, jede Menge Regen mit vereinzelten Schneeflocken! Zum Glück gibt es wieder Bushäuschen und ich nütze sie reichlich zum Kochen, Essen, Umziehen, Taschen Ein-und Auspacken, Aufwärmen, .... Die Besiedlung ist hier im Norden deutlich weniger, vereinzelte Häuser gibt es immer wieder, aber Dörfer sind eine Besonderheit und durch eine Stadt komme ich nur alle paar Tage. Auch Tankstellen zum Aufwärmen und Trocknen sind spärlich, heute finde ich keine Einzige im richtigen Moment.

    Beinahe hätte ich heute vergessen, mir frisches Zeitungspapier für meine nassen Radschuhe zu besorgen. Über Nacht sollen die Schuhe mit Papier ausgestopft schließlich wieder trocknen und meine letzten Papiervorräte habe ich gestern verbraucht. Dank der Mülltrennung finde ich das Gesuchte einfach.

    Und weil der 100er noch nicht voll ist, mache ich am Abend noch einen Bergpass, trocken hinauf und im Nieselregen hinunter. Leider ist die Sicht wieder so schlecht, dass ich keine Gipfel und Gletscher sehen kann. Die dunklen Felswände mit unzähligen Wässerfällen sehe ich jedoch. Und auch der Blick hinunter zum Fjord ist trotz Bevölkung wunderschön. Aber die Nacht will ich diesmal nicht am Berg verbringen, zu oft war mir in letzter Zeit kalt. Auch heute fahre ich trotz 2 Paar Überschuhen - warme Neopren und darüber Regenüberschuhe - stundenlang mit nassen, kalten Füßen.

    Abendessen gibt es wieder im Bushäuschen und anschließend findet sich schnell ein geeigneter Schlafplatz. Um 21.30 steige ich vom Rad und beende die Fahrt. Ein feuchter und trotzdem schöner Tag ist zu Ende.
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