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  • Day 12

    Vila Nova de Cerveira - Tui

    June 10, 2022 in Portugal ⋅ ☀️ 26 °C

    Villa Nova de Cerveira ist eine sehr gepflegte, gehobene Stadt, mit Kultur und Stil. Das haben wir auch bereits in der Einrichtung der Jugendherberge bemerkt, wo wir übernachteten, welche notabene früher ein Primarschulhaus war. Die Dame an der Rezeption erzählte uns, dass sie als kleines Mädchen in dieser Schule war und sich gerne daran erinnere, weil sie einen so tollen Lehrer gehabt habe. Es gibt also ausser den Jubin's etc. auch sonst noch gute Lehrer🥰!
    Täglich nahmen wir uns vor, früher loszuziehen, aber irgendetwas hinderte uns stets daran. Eine mögliche Erklärung dafür zeigte sich uns im Laufe des Tages. An diesem Morgen also war es meine Blase am Fuss, welche sich in den vergangenen Tagen zu einer beachtlichen Grösse von ca. 3 cm entwickelt hatte, sodass ich beschloss, diese fachmännisch oder auch fachfrauisch beurteilen zu lassen. So erklärte mir der Mann an der Rezeption, dazu müsse ich in das Spital. Netterweise hat er dort noch angerufen und die Öffnungszeiten abgecheckt. Nachdem Claude und ich abgemacht hatten, dass er sich zusammen mit Kathy für den Picknick kümmern wolle und sie sich alsdann bereits auf den Weg machen würden. Mit dem Austausch der Whatsapp-Standorte war das ja kein Problem!
    So machte ich mich auf den Weg in das Spital, das aber zu meinem Erstaunen geschlossen war!!! Es lag ziemlich weit auf der Anhöhe! Shit😥😥😥Hätte ich doch auf Claude gehört. Am Abend zuvor sah er nämlich zufällig ein Centro de Salud, wo ich dann schliesslich auch hingegangen bin. Natürlich war ich dort nicht die Einzige, aber ich habe dann ein bisschen geschummelt und gesagt, wir müssten noch fast 20km weit laufen. Immerhin kamen wir auf 18km. Also der langen Rede kurzer Sinn: Meine Blase wurde fachfrauisch behandelt und ich konnte wieder schmerzfrei, sagen wir schmerzarm, weiterlaufen. Nach ca. zwei Stunden holte ich die beiden ein. An einem ruhigen, schönen, schattigen Plätzchen picknickten wir schliesslich.
    Der Weg gestern wie auch heute führte durchwegs am Ufer des Rio Minho entlang. Ein durchaus schöner Weg, mit unverbauten Ufern, und immer wieder schönen Picknickplätzen. Ein Erholungsgebiet für die umliegenden Ortschaften. Der Eindruck, dass wir ebenso gut am Ufer des Rheins oder sonst wo laufen könnten, brachte uns ins Sinnieren, was denn wohl der Unterschied zwischen dem Camino Frances und diesem Camino sei. Haben wir den Camino bereits etwas idealisiert? Oder was macht es aus, dass wir uns hier eher als Wanderer, oder gar Touristen statt als Pilger fühlen? Einerseits hat es bedeutend mehr Menschen, mehr Velofahrer und auch mehr Hiesige, welche unterwegs sind, auf dem gleichen Weg, Die Verbundenheit zur Natur stellt sich nicht einfach so ein, die Ablenkung ist grösser; das alles lässt eine andere Energie entstehen. Klar doch, atmosphärisch liegt es an der Küste - die Küstenwanderungen möchte ich niemals missen- anders als in den oft sehr einsamen Gebieten auf dem Camino Frances. Es scheint mir - und das ist vielleicht der wesentlichste Unterschied - dass man auf dem Frances so unbeschreiblich eingebunden ist mit der Natur, so als ob man/Frau mit unsichtbarer Hand geführt wird. Eingebunden in den Camino, den schon so viele Pilger seit Jahrhunderten gegangen sind. Diese Energie ist einzigartig.
    Hier hingegen müssen wir öfters nach dem Plan schauen, auch weil es unterschiedliche Wege gibt und man sich schneller verlaufen könnte. Zudem sind die Wege oft recht dürftig gekennzeichnet.
    Nach dem sehr schönen historischen Stadtteil von Valença überquerten wir feierlich die Brücke (auch sie inspiriert von Eiffel) und somit die Grenze zwischen Portugal und Spanien. Damit gelangten wir auch in eine andere Zeitzone. Schon komisch: Von einer Minute zur anderen ist es eine Stunde später!!!! So haben wir uns auch zeitlich etwas verrechnet, sodass wir dem Alberguevater Bescheid geben mussten. Dieser war so nett und holte uns mit dem Auto an der Grenze ab. Müde und ziemlich arg verschwitzt kamen wir im Hotel an. Nach einer erlösenden Dusche kamen wir schlussendlich erst um ca. 23 Uhr in der Altstadt von Tui zum Abendessen inkl. einem feinen Glas Wein. Ja nu, was bedeutet schon die Uhrzeit, glücklich, zufrieden und gesättigt sind wir schliesslich müde ins Bett gesunken.
    Ein weiterer Tag auf unser Pilgerreise, wo wir auch zum ersten Mal für die nächsten drei/vier Tag die Etappen und Unterkünfte buchten. Je näher wir Santiago kommen, desto enger könnte es werden mit den Unterkünften. Wir sind nun noch etwa 120km von Santiago entfernt.
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