• Its getting easier after this... 😅

    December 10, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 32 °C

    Früh um 5:30 klingelt der Wecker ⏰
    Wir müssen uns beeilen, denn spätestens um 6:00 müssen wir aufbrechen für den wohl härtesten Tag dieser Tour. Es sind zwar „nur“ 15km, die wir zu meistern haben - die sollen aber extrem anspruchsvoll sein.
    Als wir aufwachen, machen sich die Ersten unserer Wandergruppe schon auf. Wir packen unsere Schlafsäcke und das nasse matschige Zelt ein. Das Zelt hat sein kräftiges rot in ein schwarzes Matschrot eingetauscht und Felix bekommt nochmal etwas extra Gewicht für den Tag dadurch.

    Wir werfen unsere Frühstücksburritos ein und einen schnellen Kaffee und das erste mal kommen heute unsere Ponchos zum Einsatz. Es regnet immer noch, wir sind aber guter Dinge, denn es soll gegen 10:00 aufhören.

    Der Anstieg ist anstrengend 😰 es geht direkt steil bergauf und der Regen hat die Wanderwege in Schlammbäder verwandelt. Statt gute Strecke machen zu können, balancieren wir von Wurzel zu Wurzel im nicht knöcheltief im Morast zu versinken. Letztendlich kommen wir auf der ersten Anhöhe an und aus dem Matschwald heraus. Hier treffen wir wieder einmal Elise und Matthieu, sie haben uns nach 1 Stunde Aufstieg eingeholt 🥾

    Ab jetzt beginnen die Schneefelder, was einerseits wirklich cool ist, aber andererseits die Wanderung noch anstrengender macht. Es regnet und schneit und es ist extrem windig. Wir glitschen die ausgetretenen Schneefeldpfade entlang. Am nächsten Anstieg angekommen legen wir erstmal eine Pause ein. Wir sind ziemlich platt, aber es hilft nichts. Felix' Poncho weht wie ein Batman-Umhang im Wind, wir sind nass aber irgendwie auch glücklich, mitten in der Wildnis zu sein und über Schneefelder zu laufen. Das sehen nicht viele Menschen hier 😌

    Am Anstieg über den Pass beginnen sich kleine Grüppchen zu bilden. Es geht sehr steil auf Schneefeldern bergauf. Ständig bricht man ein oder die Schneestufe des Vordermanns bricht unter dem eigenen Gewicht zusammen und man rutscht zwei Schritte abwärts. Wir sind froh über unsere Wanderstöcke! Einige aus der Trekkingfamilie haben keine dabei und fluchen sehr.
    Oben angekommen haben wir einen wunderbaren Ausblick. Wir stehen in einem riesigen Steinfeld auf dem Bergpass. Hinter uns das Tal mit den Schneefeldern und auf den Pfaden kommen die langsameren Mitglieder der Trekfamilie in einer kleine Kette den Berg hoch. Vor uns erstreckt sich der riesige Grey-Gletscher. Es sieht aus wie ein Gebirge aus blauem Eis!

    Wir machen uns an den Abstieg. Glücklicherweise hört es wie vorausgesagt auf zu regnen! 🌧️
    Der Abstieg gestaltet sich als wunderschön, aber auch als viel härter als der Aufstieg. Der Regen hat hier die Wege extrem aufgeweicht und es geht SEHR steil bergab. Teilweise sind die Wege nicht gut zu erkennen und so schliddern wir den Berg hinab, wir kommen sehr langsam voran. Auf einigen Teilen müssen wir auf dem Hintern Schneekanäle hinunter rutschen, denn man kann auf keinen Fall hier laufen, so rutschig ist es. Ist fast wie eine kleine Rodeltour für wenige Sekunden 🏂

    Leider bleibt es für die nächsten Stunden ziemlich beschwerlich. Durch Matsch und steile Abhänge geht es den Berg hinab, wir können gar nicht glauben, dass der Aufstieg so viel schneller ging, als der Abstieg jetzt dauert! Uns kommt ein Ranger entgegen. Er rennt quasi den Berg hoch 😄, er hat weder einen Rucksack noch sonst etwas dabei und wir wundern uns. Wohin zum Teufel will er? Später finden wir raus: Das Camp Perros und die kleine Rangerstation zwischen Perros und Grey schicken um 12 jeweils einen Ranger los, um nach den Wanderern zu schauen, wie deren Befinden ist und wie weit sie schon sind. Denn: Wer ist nicht bis 14:00 über den Pass geschafft hat, wird zurück nach Perros geschickt, da man es sonst auf keinen Fall vor Einbruch der Dunkelheit nach Grey schaffen wird.

    Da wir um 10:00 am Pass waren, kommen wir um 12:30 bei der Zwischenstation an. Wir treffen viele der Trekfamilie hier und entschließen uns, eine 30-Minuten-Pause einzulegen, einen Kaffee zu machen und eine Kleinigkeit zu kochen. Bis hierhin sind wir immerhin schon 6-7 Stunden durchgelaufen, ohne größere Pause.

    Die Rangerin an der Zwischenstation erklärt uns, dass wir hier einmal "einchecken" müssen, aus Sicherheitsgründen. So wissen sie, wer aus Perros los ist und hier durchgekommen ist oder nach wem gesucht werden muss. Sie erklärt uns, dass es ab jetzt einfacher wird und entspannt. Wir freuen uns, der harte Part ist geschafft. Jetzt nur noch 4 Stunden leichtes Wandern, endlich!
    Wir werden uns irren.... 😂💀

    Wir brechen wieder auf. Es geht weiter abwärts, endlos. Wir fragen uns wie das eigentlich sein kann, wir sind gefühlt schon lange vom Berg runter! Die Aussicht ist allerdings absolut beeindruckend. Wir laufen neben dem gigantischen Gletscher her, der in einem riesigen türkisblauen See mit einigen kleinen Eisbergen darauf endet. Überall blühen rote, blaue und violette Blumen und das Wetter ist inzwischen strahlender Sonnenschein.

    Plötzlich geht es wieder steil bergauf. Wie ächzen. Unsere Muskeln für den Aufstieg sind müde und jeder Schritt fällt schwer. Es ist unglaublich, wie anstrengend der "leichte Teil" ist! Wir kommen an riesige schwankende Hängebrücken, die über reißende Bergbäche führen. Hier darf man keine Höhenangst haben, denn es schaukelt schon sehr stark!

    Wir überspringen einen Umweg zu einem Aussichtspunkt, wir sind platt und den Gletscher haben wir schon lange genug aus allen Perspektiven gesehen. Wir wollen jetzt endlich im Camp ankommen.

    Nach 4-5 Stunden kommen wir eeendlich im Camp an. Es ist deutlich kommerzieller hier, ab hier fängt nämlich der W-Trek an, der deutlich beliebter und populärer ist, da er kürzer und leichter ist. Hier steht ein riesiges "Zeltdorf" mit Miet-Zelten und wir haben Schwierigkeiten, einen guten Platz für unser Zelt zu finden. Wir wollen ganz dringend duschen, setzen uns aber noch mit einer wohlverdienten Cola und einem zu teuren, schlechten Kaffee mit zu unserer Trek-Familie und unterhalten uns über den Weg. Wir erfahren dass eine aus der Gruppe (die Kanadierin mit dem 21kg-Rucksack) solche Probleme hatte, dass ein anderer ihr so sehr helfen musste, dass er ihren Rucksack manchmal genommen, über den schwierigen Abstieg getragen, und dann wieder hoch ist und seinen eigenen Rucksack geholt hat. Beide haben am Ende 13-14 Stunden für den Weg gebraucht! Er war ziemlich angefressen, da es natürlich nicht ungefährlich war und es sein Wandererlebnis ziemlich gedrückt hat.

    Wir gehen duschen und sind happy. Die Dusche ist warm und unsere Muskeln sind müde. Wir fallen später schnell in den Schlaf und geben unseren geschundenen Körpern die verdiente Ruhe.
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