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  • Day 54

    Quilotoa - Trekking

    November 26, 2018 in Ecuador ⋅ 🌧 15 °C

    Sigchos - Isinlivi - Chugchilan - Quilotoa

    Laguna Quilotoa, eine Kraterlagune wie sie im Buche steht, eine der meist besuchten Attraktionen Ecuadors. Der Weg dorthin ist ein beinahe ebenso bekannter (wenn auch weit weniger besuchter) Trekkingpfad, durch wunderschöne grüne Landschaften mit unnatürlich wirkenden Terrassen und Plateaus vor steil abfallenden Klippen, alles in den frühen Morgen- und späten Nachmittagsstunden in mystischen Nebel gehüllt. Im besten Fall natürlich, im schlechtesten regnets den ganzen Tag und Sicht gibts für 2-5 Meter.

    Die populärste, mittlerweile gut ausgeschilderte Route führt von einem kleinen Dorf namens Sigchos nach Isinlivi. Sigchos erreicht man von Latacunga aus per Bus (wo wir unsere letzte Nacht verbracht haben und auch die meisten unserer Sachen zurückgelassen haben - wir wandern mit deutlich leichterem Gepäck). In Isinlivi gibt es zwei Hostels, darunter das weitum bekannte, sehr neue und moderne Lulu Llama (das uns auch bereits im Vorhinein von einigen Leuten empfohlen wurde). Die Gehstrecke (wenn man sich nicht verläuft) ist gemütliche 3-4 Stunden. So bleiben am Nachmittag noch einige Stunden, um die zahlreichen Spiele im Hostel auszuprobieren (Rommee Cup kann zu zweit schon einige Zeit in Anspruch nehmen), den Spa Bereich zu genießen oder in einer gratis Yogastunde die Muskeln zu dehnen. Mittels letzterer kam Franz erstmals in den Yoga-Genuss - nach anfänglichem Kampf gegen Lachanfälle bei detailliertesten Ateminstruktionen hat er es gegen Ende hin dann doch recht genossen :). Das Essen ist, ähnlich wie bei uns auf Berghütten, mit includiertem Abendessen und Frühstück, und gegessen wird gemeinsam an großen Tischen. Alles in allem eigentlich ziemlich ähnlich wie bei uns, nur der Komfort in Kombination mit dem unschlagbaren Preis ist bei uns nur selten auf Hütten anzutreffen. (Fairerweise muss man dazusagen: alle diese Orte sind auch per Auto oder Bus erreichbar, es gibt eine Straße. Und somit auch Notfalllösungen, falls man einmal nicht mehr weitergehen möchte). Trotzdem: Eine der besten Unterbringungen, die wir bisher hatten!
    Weiter gehts am nächsten Tag nach Chugchilan, dort gönnen wir uns (als nun „Luxusbackpacker“) die teurere Lodge The Black Sheep Inn - eine Ökolodge die zwar gute Prinzipien verfolgt, unserer Meinung nach ihre besten Tage allerdings auch schon gesehen hat. Wir treten kürzer und nehmen zwei Plätze im „Dorm“ - der ein dreistöckiges Häuschen ist. Wir sind die einzigen da (alle anderen sind deutlich ältere Herrschaften als wir, die ihre „Dorm-Zeiten“ schon lange hinter sich gelassen haben und in Privatzimmern schlafen) - also haben wir ein ganzes Haus für uns. Toll an dieser Unterkunft ist: sie ist mit Vollpension, Sandwich zur Ankunft, Lunchpaket am nächsten Tag, und, das allerbeste: unlimitiert Bananenbrot, Brownies und hausgemachte Cookies, stets zur freien Verfügung, zusammen mit Kaffee, heißer Schokolade oder Tee! Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, dass wir diese Occasion ausgiebigst nützen! (Bezahlt ist ja schließlich). Das Essen (nur vegetarisch hier, sehr von Vorteil für Franz) ist superlecker, endlich mal nicht frittiert und mitunter etwas vom besten, was wir in den letzten Wochen gegessen haben!
    Da wir die normalerweise 4-6h Wanderung in knackigen 3 1/2 Stunden beendet haben (Trotz Pause und Ausblicke genießen. Dazwischen wollten wir uns trainingshalber aber mal wieder ein bisschen „richtig“ belasten, das Reisen macht träge und nimmt die ganze Kondition, die wir nicht nur für Cotopaxi, sondern mehr für die Skitour-Saison nachher brauchen!) bleibt am Nachmittag reichlich Zeit für den „Skywalk“, eine nette Rundwanderung um Chugchilan durch Schluchten, über Grate und Hochebenen - und vorbei an viel zu vielen äußerst bösartigen Hunden! Beim Hostel rät man uns, einen „Dogstick“ mitzunehmen. Kein Problem, wir haben ja unsere Wanderstöcke, denken wir - und treffen schon kurz danach auf das erste zähnefletschende Biest. Im ambitionierten Versuch, „sein Gebiet“ zu verteidigen springt er sogar über die Grundstücksgrenze hinaus auf den Wanderweg und lässt mir das Herz in die Hose rutschen. Das erste Mal auf meinen Reisen bereue ich es, keine Tollwutimpfung vorgenommen zu haben, und bitte innerlich inständig, dass er mich nicht beißt. Irgendwie kommen wir dann doch an dem Köter vorbei, doch mein Herz rast auch eine Viertelstunde später noch im Galopp. Wir wandern besser gerüstet weiter, den Stock in der einen, einen Stein in der anderen Hand, und bis auf zwei weitere, etwas weniger schlimme (aber dennoch unangenehme) Hundebegegnungen ist die kleine Wanderung wunderschön: vorbei an Schafherden, steil rauf mitten durch einen halbmeterbreiten Spalt im Fels, entlang eines schmalen Grates mit links und rechts hunderte Meter steil (fast senkrecht) abfallenden Wänden. Die Aussicht ist ein Traum - nur leider haben wir die Kamera daheim liegen gelassen...
    Der Abend ist unterhaltsam in kleiner Runde, wir sind nur 9 Leute insgesamt, und haben an einem Tisch Platz. So erfahren wir zum Beispiel von Deevah, einer Frau aus Puerto Rico, über die äußerst misslichen Zustände in Puerto Rico nach dem Hurrikan Maria (die wir in Europa nur am Rande mitgekriegt haben) und die Gefahren, Korruptionspolitik und Organhandel hier in Ecuador. Letzteres will ich zur Vermeidung allgemeiner Unruhe nicht weiter ausführen, denn ich denke, es betrifft uns auf den Pfaden, auf denen wir uns bewegen, sehr wenig. Dennoch ist es schockierend wie interessant zugleich, was unter Ecuadors Oberfläche zu finden ist (was wir mit unseren nur rudimentären Spanischkenntnissen natürlich gar nicht mitkriegen, es sei denn, jemand erzählt es uns in Englisch).
    Tag 3: Von Chugchilan (3200m) bis nach Quilotoa, der kleinen Stadt am Kraterrand - ein paar schweißtreibende Stunden über steile Abhänge und grüne Wiesen, verlängert indem wir noch die ganze Runde um den Krater dranhängen (mit dem höchsten Punkt auf knapp 4000m). Wunderschöne Ausblicke wechseln sich ab mit steilen Anstiegen, in denen die Luft manchmal ganz schön knapp wird. Das Wetter allerdings meint es gut mit uns, und sobald wir den Kraterrand erreichen blitzt auch immer wieder mal die Sonne durch (was das ganze noch schweißtreibender macht). Bevor wir die Runde bestreiten wird also nochmal ausgiebig pausiert, und in der Sonne mit Ukulele das ein oder andere Liedchen angestimmt. Ist auch eine weise Entscheidung, denn der Weg zieht sich dann...Am Ende geht uns dann fast ein bisschen Kraft und Muße aus, und als wir Quilotoa erreichen, sind wir mehr als erleichtert. Was uns dort erwartet, lässt jedoch den Mund offen stehen: das ganze Dorf ist eine einzige Baustelle, ein großer Hotel-Rohbau reiht sich an den nächsten. Die „Restaurant“ und „Abierto“ Aufschrift steht schon, bevor das Obergeschoss überhaupt Fenster und Türen hat, um schon das bestmögliche rauszuholen. Idyllisch? Nein. Gemütlich? Schon gar nicht! Überall Gehämmer und Baulärm, die Freundlichkeit hat man hier auch nicht unbedingt „mit dem Löffel gegessen“... Profitabler Tourismus scheint das Schlagwort zu sein. Quilotoa ist einer der meistbesuchten Orte Ecuadors, und es scheint, eine ganz außerordentliche Horde ist hier nun auf diesen Zug aufgesprungen.
    Ob der Geräuschkulisse ist das Nachmittagsschläfchen mehr ein seichter Schlummer, und wir beschließen am Ende, das Haus zu verlassen und in der „Stadt“ noch einen Juice trinken zu gehn. Was wir finden ist ein neues, kleines Restaurant mit freundlichem Besitzer, echtem Espresso und Canelazo - einem typischen, alkoholhaltigen Heißgetränk (das uns unweigerlich an Weihnachtspunsch erinnert). Zudem das beste WLAN seit langem (Die letzten Tage war Schneckentempo noch das beste, was uns beschert war. Meistens ging gar nichts).
    Ein kleines Detail unseres Hotels ist allerdings noch erwähnenswert: ein jedes Zimmer hat einen Ofen, und nach dem Abendessen geht ein Mitarbeiter reihum und fragt, ob man Feuer möchte. Mit einem Becher Spiritus und einem Arm voll Holz heizt er im Nullkommanix ein, und das Zimmer verwandelt sich binnen Minuten zur Sauna :) Diese Nacht ist zumindest auf keinen Fall kalt!

    Der nächste Tag beginnt träge und ist ein Relax-Tag, bestimmt vom Transport von Quilotoa nach Latacunga um unsere Sachen wieder einzusammeln und danach weiter nach El Chaupi - dem Ausgangsort für unsere nächste Unternehmung, den Illiniza Norte. Alles im Sinne der Akklimatisierung!
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