• Ein Dorf in den Zuckerrohrfeldern

    May 6 in Dominican Republic ⋅ ☁️ 29 °C

    Zuckerrohr, Ochsenkarren und eine Schule in Batey 412

    Der Besuch war geplant. Und trotzdem hat er mich mitten ins Herz getroffen.

    Es geht raus aus dem Touristentrubel, rein ins echte Leben. Um uns herum nichts als Zuckerrohrfelder – soweit das Auge reicht. Hoch, dicht, fast endlos. Dann sehen wir die Männer. Mit Macheten. Sie ernten per Hand. Kein Traktor, keine Maschine. Nur pure Kraft, Geduld und glühende Sonne.

    Das geerntete Zuckerrohr wird auf Ochsenkarren geladen. Zwei mächtige Tiere ziehen die schweren Wagen langsam durch den Staub. Später übernimmt eine kleine Bahn den Transport – sie fährt nur Zuckerrohr, keine Menschen. Ihre Schienen schneiden schnurgerade durch die Felder, als würde der Weg nie enden.

    Und dann erreichen wir Batey 412. So heißen die kleinen Dörfer hier – Bateys. Nummern statt Namen. Orte, die auf keiner Postkarte stehen. Aber in Erinnerung bleiben.

    Mitten im Zuckerrohr: eine Schule. Fünf einfache Holzbaracken, bunt gestrichen, daneben ein Basketballkorb. Kein Schulhof, kein Spielplatz – aber ein Ort voller Energie.

    Die Kinder tragen Uniformen. Sie kommen fröhlich aus den Klassenzimmern, zeigen uns stolz ihre Bücher, ihre Tafeln, ihre Welt. Es sind staatliche Schulen, auch wenn sie wirken wie provisorische Inseln inmitten des Feldes. Hier wird gelernt. Mitten im Staub. Mitten im Alltag.

    Ich habe an diesem Tag viele Bilder gesehen – aber nur wenige gemacht. Weil ich erstmal nur schauen wollte. Zuhören. Fühlen.

    Batey 412 hat keine Touristenattraktionen. Aber dafür Menschen, die dich berühren. Kinder mit großen Augen. Lehrerinnen mit Engagement. Und eine stille Kraft, die zwischen Zuckerrohr und Schulbank spürbar wird.

    Wenn du das nächste Mal denkst, du brauchst einen Perspektivwechsel – fahr raus. Dahin, wo Orte keine Namen haben. Aber Geschichten. Wie Batey 412.
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