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  • Day 31

    Lissabon

    March 17, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    Der Blutregen ist vorbei und wie vorhergesagt ist er nicht wirklich blauem Himmel gewichen. Daher haben wir für heute die Stadtbesichtigung von Lissabon geplant.

    Man könnte sagen: Von charmantem Altstadt-Flair kann hier keine Rede sein. Viele Gebäude sind in schlechtem Zustand bis heruntergekommen. Es ist dreckig und an vielen Ecken sind Obdachlose zu sehen. (Vor- und Nachteile eine Stadt mit dem Rad zu erkunden - man sieht halt viele Aspekte einer Stadt...). Auch die "Promenade" am Meer entlang ist für die Bedeutung der Stadt für uns wenig einladend.
    Man könnte sagen: Lissabon, das ist pure Emotion, steingewordene "Saudade", dieses zutiefst portugiesische Lebensgefühl von Weltschmerz und Sehnsucht. Eine ganz besondere Stimmung, die ihren Ausdruck in Licht, Farben und Klängen findet. Die ganze Stadt ist bittersüß und ein einziger Kontrast: Bunt und lebenshungrig, nostalgisch und schwermütig, modern, vorwärts gerichtet und das Alte bewahrend, verzehrend und gleichzeitig in sich ruhend.

    Irgendwo dazwischen fühlen wir Lissabon. Ergänzt durch die Erfahrung, dass Fahrradfahren in Lissabon eine ziemliche Herausforderung darstellt. Die Stadt ist nicht auf Radfahrer eingerichtet: weder in Form von Radwegen, noch in Form von Radfahrer-freundlichen Verkehrsteilnehmern. Hohe Bordsteine, Straßenbahnschienen (wenn auch einer wirklich süßen Bahn 28), Kopfsteinpflaster welches seine besten Zeiten schon hinter sich hat, Steigungen, die ein Geradeaus nur bedingt erlauben und dann noch schnell überholende PKWs: Kommot und wir waren diesbezüglich ziemlich gefordert.

    Auf dem Cemitério dos Prazeres, einem im Westen der Stadt gelegener städtischer Friedhof, mit seinen eher aristokratischen und großbürgerlichen Vierteln, spiegeln die Grabmäler sowohl Geschmack als auch materielle Möglichkeiten der Bürger vor allem des 19. Jahrhunderts wider. Die Grabmäler bzw. hauptsächlich oberirdischen Grüfte mit frei aufgestellten Särgen („Begräbnisvillen“) sind wie Häuser einer Stadt angeordnet, entsprechend durchziehen etwa 80 Straßen und Alleen schachbrettartig den Friedhof. Man steht in einer Stadt eigens für Tote.

    Am Ende hinterlässt unser zweiter Lissabon Besuch (wir waren vor vielen Jahren schonmal für ein WE hier) einen gespaltenen Eindruck: ganz Saudade
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