2022 - Frankreich

May 2022 - May 2024
Der 4. Teil unserer Winterreise auf die iberische Halbinsel... Read more
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    Anreise nach Bordeaux

    May 23, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 20 °C

    Unsere Anfahrt nach Bordeaux, dem aktuellen Standort von MioPalmo, unserem Wohnmobil, würde Seiten füllen. Daher habe ich mich für Stichpunkte entschieden:
    • ICE hat in Kaiserslautern eine halbe Stunde Verspätung, nein nicht wegen des Aufstiegs der Lauterer in die zweite Bundesliega, sondern wegen Bauarbeiten.
    • Eine weitere halbe Stunde gesellte sich hinzu, da der komplette Schienenverkehr im Gare de l‘Est wegen eines „schweren Unfalls mit Personenbeteiligung“ ins Chaos gestürzt wurde.
    • Kurze Recherche: Konsequenz aus der einstündigen Verspätung – keine. Wir können angeblich aufgrund er Kooperation der Bahngesellschaften im Montparnasse direkt ohne neues Ticket einfach in den nächsten Zug Richtung Bordeaux steigen.
    • Gesagt, getan: Ausstieg im Gare de l’Est. Kurz vor den Drehkreuzen zur Metro erschallt ein ohrenbetäubender Alarm mit Blinklichtern überall: Evakuierung des Bahnhofs! Bitte verlassen Sie alle zügig das Bahnhofsgebäude zu den Ausgängen hin.
    • Mein Metro-Ticket war schon im Leser und meine 30kg schon unter dem Drehkreuz durchgeschoben (man lernt nie aus, wenn ich mit der Tasche gemeinsam durchs Drehkreuz will, stecken wir beide fest), da wurde der Durchgang gesperrt. Wir sollten ja das Gebäude durch die Ausgänge und nicht durch die Metro verlassen.
    • Also Hechtsprung über das Drehkreuz während Stefan im Kinderwagendurchlass feststeckte. Festes Schieben hat geholfen.
    • Ich gebe zu, wir waren etwas schneller als sonst bei der M4 Richtung Montparnasse, da bis heute nicht wirklich klar ist, was der Grund für die Evakuierung gewesen ist. Eine deutschsprachige Dame hatte nicht so viel Glück, und wurde beim Besteigen der Metro kurzerhand samt Gepäck in der Tür eingeklemmt. Mit vereinten Kräften haben wir auch sie glücklicherweise in den richtigen Zug (was sich erst nach bangen Minuten herausgestellt hat) ziehen können.
    • Was soll jetzt noch passieren? Klar, die Maschine, die dafür verantwortlich ist, dass nur Passagiere, die auf den entsprechenden Zug gebucht sind, das Gleis betreten können, lies irgendwie nicht mit sich diskutieren, dass wir aufgrund einer Verspätung und so weiter und so weiter… Also musste ein Überbleibsel der menschlichen Spezies des Bahnhofpersonals ran, und zwar ziemlich ZÜGIG 😊. War sehr hilfreich und wir durften in den Zug!
    • Wusstet ihr eigentlich, dass es weder in französischen noch in spanischen Zügen Reservierungsinformationen an den Sitzplätzen gibt? Eine Errungenschaft der deutschen ICEs offensichtlich. Wofür das interessant sein kann? Wir setzten uns, nachdem wir unser nicht unerhebliches Gepäck verstaut hatten (sokoban für Fortgeschrittene) auf die nächsten freien Plätze. Jemand kam mit hoch erhobenem Reservierungsschein und wir entschuldigten uns, um nach einem weiteren freien Slot zu suchen.
    • Nach einer Weile erschienen diese freien Plätze besorgniserregend selten zu werden. So trennten wir uns, weil nur einer unserer Sitzplätze beansprucht wurde und ich fand glücklicherweise einen Einsitzer mit VIEL Platz. Warum das wiederum wichtig war? Ein paar Minuten saß Stefan mit mir gemeinsam auf diesem Platz, da es wohl der letzt mögliche in diesem Waggon war.
    • Der Kontrolleur war sehr zuvorkommend und schleifte Stefan in einen anderen Waggon um dann völlig überfordert zu sein, warum er mich und mein Geburtsdatum für diesen Zug nicht finden konnte und mein Mann nicht bei mir sei 😉. Aber zu guter Letzt war ihm glaube ich egal, ob ich überhaupt ein Ticket hatte.
    • Dann spielte es letztendlich auch keine Rolle mehr, dass es nicht EIN Taxi am Hauptbahnhof Bordeaux gegeben hat. Kurz bevor wir fast erfolgreich ein Uber-Fahrzeug geordert hatten, kam eines, das sich uns erbarmte.

    Ab jetzt ging es steil bergauf: herzliches Willkommen von Isabel im strömenden Regen mit einer Einladung zum Abendessen bei ihnen zu Hause. Abholung durch Bertrand um 20:30 Uhr mit Rundfahrt durch seine Weinberge. Erklärung, warum die Reben so unterschiedlich weit in ihrer Entwicklung sind, je nach soil also Bodenbeschaffenheit. Kurzes Update, dass sie die Prestige trächtigen Wingert in Sant Emilion abstoßen würden und dafür fünfmal soviel Hektar in der Nähe kaufen könnten. Die ältere Tochter möchte den Betrieb weiterführen und hat im Süden von Frankreich gelernt. Die Fasslagerung findet im Keller des Elternhauses statt. Sie haben einen fest Angestellten für das ganze Jahr. Aber mehr zu bekommen ist sehr schwer! Spannend: Bertrand wünscht sich Hilfskräfte aus Markokko, „die kennen sich bei Wein aus“.
    • Isabell und Bertrand haben unseren Abend wunderschön vorbereitet: Willkommen mit einem Rosé-Sekt, Salzgebäck und Oliven, dann ein Spargelsalat mit Rote Beete, Salatblättern und Schafskäse -natürlich mit Baguette, dann zwei große Stücke Rindfleisch Entrecôte gegrillt im Garten-Kamin-Häuschen. Durch die Überdachung waren wir schlussendlich durch den Rauch konserviert. Das Feuer wurde übrigens traditionell mit Rebenholz entfacht und bereits eine Stunde vorher angezündet, damit es jetzt die volle Glut hat. Wer hätte es gedacht: dann Käse und dann einen Zimt-Nachtisch - alles begleitet mit Rotwein und am Schluss einen Cognac. Unterhaltungsthemen: Winzer und ihre Nachfolgebetriebe, Kinder, Wirtschaftssysteme, Frankreich Wahl. Am Ende brachte uns das Auto von Bertrand noch heil wieder zurück zum Wohnmobil.
    • Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende!!! (übrigens, das Wohnmobil ist unbeschädigt über unseren Aufenthalt in der Heimat hinweg gekommen)
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  • Day 2

    Bordeaux nach Carcassonne

    May 24, 2022 in France ⋅ ☀️ 25 °C

    Spätes erwachen! Ich schwöre, ich werde nie wieder etwas essen!
    Wasser und Wein getankt.
    Herzlicher Abschied von Isabell.
    Bertrand hat einen Physiotherapie Termin, den er allerdings aufgrund eines Platten noch nicht wahrnehmen konnte.
    Angebot an Isabell: wenn sie jemals in Deutschland sein werden, möchten sie doch bitte jederzeit anrufen, wenn sie irgendwelche Hilfe gebrauchen können. Da ich am Abend zuvor gefragt hatte, ob sie auch Rosé-Weine haben, habe ich selbstverständlich noch eine Flasche Rosé geschenkt bekommen. Ein sehr sehr herzlicher Abschied!

    Nun geht es auf nach Carcassonne.
    Per Mautautobahn in den Osten. Aber zuvor noch eine Scheibenschnellwascheinheit. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie undurchsichtig eine Panoramascheibe über 5 Wochen in Bordeaux sein kann. Endlich wieder Berge in Sicht. Ankunft im Languedoc.
    Stefan hat einen wunderschönen Stellplatz mit direkter Aussicht auf die Oberstadt von Carcassonne gefunden. Allerdings stellte dich heraus, dass in den letzten Monaten hier viele Wohnmobile aufgebrochen wurden. Also doch die Flucht nach vorne auf den Stadtstellplatz von Carcassonne, durch enge Gassen und echt coole Feldstraßen. Von unserem neuen Stellplatz ist für den nächsten Tag wenigstens ein Stadtausflug ohne Sorgen möglich. Ein leckerer Claudia-Salat und wir sind wieder gefühlsmäßig on Tour.
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  • Day 3

    Carcassonne

    May 25, 2022 in France ⋅ ⛅ 17 °C

    Die Besiedlung von Carcassonne begann im 6. Jahrhundert vor Christus. Sie wurde im 4. Jahrhundert befestigt und war ein strategischer Ort im Mittelalter. Sie erhielt im 13. Jahrhundert ihre charakteristische Form, als der König beschloss, die typischen Doppelmauern der Wehranlagen zu errichten und die Burg zu erweitern.
    Während die Bedrohung der Macht des französischen Throns durch die Ketzerei der Katharer 1230 beseitigt worden war, bestand eine weitere Bedrohung durch die Könige von Aragon, die das Roussillon als ihr Eigentum beanspruchten. Gegen diese Bedrohung wurde die Außenmauer errichtet.
    Die Stadt wurde im 19. Jahrhundert restauriert und 1911 fertiggestellt. Sie erhielt somit ihren ursprünglichen Glanz zurück und wurde schließlich 1997 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. So in Kurzform die Geschichte.

    Auf jeden Fall ist sie ein unfassbares Lehrstück für Militärarchitektur und supergut erhalten. Man käme sich wirklich wie in einer Zeitmaschine vor: dominante Türme, doppelte wehrhafte Mauern, Zinnen, Burgtore. schlicht und die Zeiten überdauernd - wenn da nicht die vielen Souveniranbieter wären und uns auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hätten. Die Porte de Narbonne ist nach dem Eiffelturm vielleicht das am meisten fotografierte Monument in Frankreich.
    Schön auch zu sehen, dass das Innere der Burg in der Gegenwart für die eigenen Bevölkerung intensive Nutzung erfährt. Spannend für uns war auch ein Kunstprojekt: in konzentrischen Kreisen wurden die Burgmauern gereinigt. Eine Aufwertung, die in ihrer Einfachheit bestechend ist.
    Sowohl die Aufzeichnungen unserer Fußwege als auch unsere Fahrradtour zeigen, wieviel dieser Ort zu bieten hat. Fakten wie immer im Internet!
    Anschließend bot sich eine obligatorische Fahrradtour entlang des Canal du Midi an, einem herausragenden Stück Ingenieurskunst: die 1694 fertiggestellte Hauptstrecke des Canal du Midi erstreckt sich über 240 Kilometer. Der Name lautet auch - der Kanal zweier Meere - da sein Netzwerk aus Wasserwegen den Atlantik mit dem Mittelmeer verbindet und einst als Haupthandelsroute diente. Der Architekt, Pierre-Paul Riquet, erschuf (finanziert durch Ludwig XIV) ein Kunstwerk mit Aquädukten, Brücken über Straßen UND Flüsse, 91 Schleusen(treppen) und einem Kanaltunnel, der über eine Strecke von 160 Metern durch den Hügel von Ensérune hindurchführt und weltweit der erste seiner Art war. Verrückt, wenn man mit einem Boot gefühlt direkt vor eine Brücke fährt, bevor man abgelassen wird!? Mehr als 42.000 Platanen säumen die oft schattigen Ufer!

    Leider sind Tausende der jahrhundertealten Platanen am Canal du Midi vom Platanenkrebs befallen und sterben zunehmend ab. Dabei handelt es sich um eine zerstörerische Krankheit, die alle Platanenarten befallen kann und durch einen Pilz verursacht wird. Durch die mangelnde Diversität an Baumarten konnte man nicht vermeiden, dass sich eine Krankheit auf alle Bäume ausdehnt. Umfangreiche Studien des französischen Landwirtschaftsinstituts haben ergeben, dass der Pilz weder mit biologischen noch mit chemischen Methoden bekämpft werden kann. Deshalb gibt es bis heute nur ein einziges Mittel: befallene Bäume abzuholzen und zu verbrennen.

    Bei allem Nutzen für den historischen Handel, heutigem Freizeitwert und UNESCO Welterbe bleibt ein schaler Geschmack bei so viel menschlichem Eingriff in die Natur - allerdings relativiert gegenüber Flughäfen, Autobahnen, Bodenversiegelung durch Städte…
    Für den ersten Tag in verschiedensten Dimensionen schon ziemlich anstrengend. Krönender Abschluss: Dampfgemüse mit Zaziki, kurzer Drohnenflug und Spülaktion muss ich nicht extra erwähnen 😉
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  • Day 4

    Canal-du-Midi und Narbonne

    May 26, 2022 in France ⋅ ☀️ 25 °C

    Der nächste Tag führt uns begleitet vom Canal du Midi nach Narbonne.
    Als Hauptstadt der ersten römischen Kolonie, reichen Narbonnes Wurzeln bis in die frühe Römerzeit zurück. Als erste islamische Stadt im Mittelalter fast völlig zerstört, war Narbonne immer im Spannungsfeld der Religionen.
    Im Hochmittelalter hatte die größte christliche Glaubensbewegung des Südens auch in Narbonne Fuß gefasst: die Katharer. Darüber in Beziers mehr.
    Nachdem die Katharer in den Albigenserkriegen (1209–1229) verfolgt und ausgerottet worden waren, wurde das Languedoc eingegliedert ins französische Königreich, und die katholische Kirche manifestierte ihren Sieg über die Ketzer mit einer grandiosen Architektur: einer Trutzburg des Glaubens - bestehend aus der unvollendeten Cathédrale Saint-Just-et-Saint-Pasteur (1272 – 1332), dem Kloster und dem erzbischöflichen Palast.
    Ein paar Worte zur einzigartigen und etwas kuriosen Kathedrale von Narbonne. Sie wurde tatsächlich 1272 begonnen, aber aus Geldmangel nie fertiggebaut. Es handelt sich somit um eine Bauruine, allerdings um eine der besonderen Art. Der Altarraum wurde fertiggestellt und wird heute als Kirchenraum genutzt. Aber die Dimensionen der Ruine sind gewaltig. Mit einer Chorscheitelhöhe von 41 Metern ist sie eine der höchsten Kathedralen Frankreichs. Kurios ist, dass heute ein Teil der Kathedrale, wenn auch nicht ganz offiziell, als Parkplatz dient. Habt ihr euer Auto, Motorrad oder Fahrrad schon einmal in einer Kathedrale geparkt? Wir schon 😉
    Nach Narbonne hat Stefan eine tolle Radtour geplant. Leider war der Höhepunkt – unser Dekobier auf der Abtei … - bereits bei unserer Ankunft geschlossen. 45 km und 450 Höhenmeter forderten ihren Tribut. Die letzten Höhenmeter zu unserem MioPalmo kosteten meine letzten Ressourcen.
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  • Day 5

    Frankreich geht der Dijon-Senf aus ...

    May 27, 2022 in France ⋅ ☀️ 26 °C

    Nach Narbonne war unser nächstes Ziel Narbonne Plage und sein Hinterland das „Kalksteinmassiv Montagne de la Calpe“ für eine größere Fahrradtour. Zunächst aber Waschaktion für MioPalmo und eine vergebliche Suche nach Senf für unseren abendlich geplanten Champignon Rucola Salat an der Reihe.

    Senfsaat kostet auf dem Weltmarkt aktuell das Sechsfache des normalen Vorjahrespreises. Daher auch bei uns die Regale auf weiter Flur leer.
    Auf los geht’s los: geplante 40km haben wir dann flexibel und sehr kurzfristig abgekürzt! Nur Bilder können das wirklich veranschaulichen: Ein Abenteuer a la Schneiders!
    In Narbonne Plage dann das obligatorische Dekobier bei nostalgischen Gefühlen a la Playa de Aro an der Costa Brava: Reiner Touri-Ort! Dafür ein Tagesausklang bei wunderschönem Sonnenuntergang und Panoramablick bei Nacht – bei sehr schweren Knochen 😊.
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