• Hallo

    23 novembre 2024, Tanzania ⋅ ☁️ 30 °C

    Beim Mittagessenstopp an der erstbesten Bar setze ich mich an einen der vielen leeren Plastiktische. Irgendein viel zu lauter Schrott läuft auf dem Flachbildfernseher.

    Ein junges Mädel quert den Pavillon, holt sich ebenfalls nen Teller mit Zeugs und setzt sich einfach an meinen Tisch. Ziemlich nah ran, auf Gabelabstand. Die ganze Zeit grinst sie mich von der Seite her an und beobachtet mich Chapati-mampfend, sagt anfangs aber kein Wort. Ihre runden Lippen glitzern vom Pfannenfett. Ich bin höchst irritiert, denn normalerweise ist die Jugend hier eher touristenscheu. Wurde sie von jemandem auf mich angesetzt? Sie sieht auch irgendwie etwas anders aus, als all die anderen hier. Ihre leicht getönten Brillengläser erschweren den Blick hinter die Kulissen. Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen.

    Es stellt sich heraus, dass sie eine Pharmaziestudentin ist. Ich schnabuliere offensichtlich gerade in der College-Kantine. Sie stellt mir viele Fragen und erzählt, dass sie eine Massai aus Arusha sei. Wenn sie groß ist, möchte sie eine kleine Apotheke in einer Dorfgemeinschaft besitzen. Dann steht sie auf, bedankt sich, mich getroffen zu haben, und verschwindet hinter mir um die Ecke, aus der sie zuvor erschienen ist.

    Den ganzen Tag wird mich diese Begegnung noch beschäftigen. Es ist mein sechstes Mal in Tansania seit 2020 aber das erste Mal, dass mir ein echter Lokalmensch ein tiefergehenderes Gespräch als nur über "Hallo" entgegenbringt. Und das auch noch, ohne mich nach meiner Whatsapp-Nummer zu fragen.
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