Satellite
Show on map
  • Day 26

    Udaipur, zweiter Teil (19.03. - 20.03.)

    March 20, 2016 in India ⋅ ☀️ 28 °C

    Gestern war der zweite volle Tag in Udaipur und wir haben uns wieder dem Sightseeing verweigert! Stattdessen ging es schon um halb neun mit der Rikscha in ein nahe gelegenes Dorf. Dort befindet sich die Einrichtung Animal Aid Unlimited, die von den Amerikanern Erika und Jim und deren Tochter Claire 2002 gegründet wurde. 50 Angestellte, darunter zwei Tierärzte und beliebig viele Freiwillige wie wir kümmern sich dort um die Probleme aller Tiere, die aus Udaipur gemeldet werden. Es gibt sogar einen Rettungsdienst, der von einer verletzten Taube bis zur Kuh Tiere aller Größen abholt. Derzeit befinden sich dort unter anderem rund 150 Hunde, 40 Rinder und waise Kälber, 10 Esel, Ziegen, Schweine, Katzen und vieles mehr.
    Der Zweck der Einrichtung ist nicht die Verwahrung der Tiere wie in einem Tierheim. Viel mehr geht es darum, verletzte Tiere zu heilen und so schnell wie möglich wieder freizulassen. Die Hunde dort sind zum Beispiel fast ausnahmslos Straßenhunde, ihr Revier ist die Stadt und dahin wollen sie auch wieder zurück. In der Einrichtung landen sie, weil sie beispielsweise Wunden von Kämpfen haben oder sie angefahren wurden. Besonders beeindruckend ist die Therapie der nach einem Unfall behinderten Hunde im sogenannten "Handicapped Heaven" (sic!), wo rund 80 Hunde sind, die alle mindestens die Hinterbeine gelähmt haben. Auf den ersten Blick sieht es ziemlich traurig aus, wenn sich ein Haufen Hunde nur mit den Vorderbeinen auf dich zu schleppt und den Rest hinterher schleift. Durch die Arbeit der Angestellten und Freiwilligen, die die meiste Zeit bei den behinderten Hunden verbringen, wird ihnen jedoch geholfen. Die Hunde werden gestreichelt und ihnen wird somit die für die Genesung sehr wichtige Zuneigung gegeben und die geschädigten Hinterbeine werden massiert und bewegt, um die Muskeln zu stärken. Nachmittags wird jeder Hund für einige Minuten - immer bewacht von einem eigenen Helfer - ins Schwimmbecken gelassen. Beim Schwimmen können sie am besten trainieren und machen die größten Fortschritte bei der Heilung.
    Apropos Heilung. Fast alle Tiere werden nach ein oder zwei Wochen und nachdem sie geimpft und sterilisiert wurden, wieder aus der Einrichtung entlassen.
    Es gibt aber natürlich auch Härtefälle. Kühe zum Beispiel, die aufgrund der unfassbaren Mengen an Müll in den Städten bis zu 50 Kilo Plastik in ihren Mägen haben. Da eine Operation in den meisten Fällen zu riskant ist, bleiben sie, bis sie sterben. Einschläfern darf man sie per Gesetz nicht. Sind ja heilig. Dass sie Plastik fressen und elendig krepieren, weil die Mägen verstopft sind, ist aber okay. Das macht nichts.

    Umso wichtiger ist die Arbeit, die von Animal Aid verrichtet wird. Vor fünfzehn Jahren hat sich niemand um kranke Straßenhunde oder Esel, die unter den Lasten, die sie schleppen müssen, fast zerbrechen, gekümmert. Heutzutage gehen pro Jahr rund 1500 Anrufe ein und den Tieren kann geholfen werden.
    Beeindruckend fanden wir auch die Geschichte von Richard aus Seattle. Er ist 65 und hat über Facebook von Animal Aid erfahren. Weil ihn das so begeistert hat, hat er zum Beginn seiner Rente fast alles verkauft, hat seine Sachen gepackt und wohnt jetzt in einer kleinen Hütte nahe der Einrichtung. Das ist doch mal eine tolle Art, seinen Lebensabend zu verbringen :)

    Wir waren nach sieben Stunden sehr froh, dass uns der Reiseführer auf Animal Aid aufmerksam gemacht hat und würden uns wünschen, wir hätten noch mehr Zeit an diesem wundervollen Ort verbringen können.

    Abends haben wir spontan beschlossen, einen Yoga-Kurs zu besuchen. Ich hatte noch nie Yoga gemacht, wollte es aber immer mal ausprobieren. Es hat uns so gut gefallen, dass wir heute morgen vorm Frühstück direkt nochmal hin sind :)

    Bild 1: Lisa und Suraj beim Füttern des Kalbs, dessen Mutter bei der Geburt vor einer Woche gestorben ist
    Bild 2: Man glaubt nicht, wie viel Kraft die jungen Kälber schon haben! Und wie weh es tut, wenn sie einem auf den Fuß trampeln... Jedes Kalb bekommt eine genau abgezählte Anzahl an Flaschen
    Bild 3: ESEL!
    Bild 4: Gelände mit Kühen, Eseln und Ziegen
    Bild 5: Suraj im Therapiebecken
    Bild 6: Fürs Schwimmen reichen auch die Vorderbeine :)
    Read more