• Ein Tag zum vergessen in Mauretanien

    February 8, 2024 in Mauritania ⋅ ☀️ 21 °C

    Eigentliche sollte es unser letzter Tag in Mauretanien werden und eigentlich war es ja ein romantischer Stellplatz direkt am Atlantik und eigentlich, ist wenn ein Satz mit eigentlich beginnt es schon sch.. und so war es dann auch. Dass wir uns gestern bei unseren romantischen Strand Stellplatz beim rangieren noch festgefahren haben, wollte ich verschweigen. Ich habe bereits vorsichtshalber die kurzen Plastisandbleche unter den hinteren Rädern positioniert, in der Hoffnung das würde reichen, was es letztendlich auch tat. Doch bei der Ausfahrt am Dorf vorbei, wollte ich die tiefen Spurrinnen von der Hereinfahrt umgehen - und das war riesiger Fehler: Beim Enduro fahren heisst es zwar" never the same way back", doch im Sand und unwegsamen Gelände mit einem 7,5 t LKW ist genau das Gegenteil das Richtige. Unter der vermeintlichen festen braunen Sandschicht war tiefer schwerer Lehm Boden der im Nu das Profil zu schmieren liess und kein weiterkommen möglich machte. Gott sei Dank waren sogleich die ganzen Männer von dem Fischerdorf zu Hilfe. Wie sich später herausstellte waren es Senegalesen, die hier vier Monate fischen und dann wieder nach Hause machen.
    Die Burschen waren jedenfalls sehr hilfsbereit, jedoch wenn 20 Männer gleichzeitig gute Ideen haben, kommt nichts gescheites raus. Egal, nach 5 maligen umsetzen der Plastiksandbleche und wieder aus dem schweren Lehm ziehen, beschließe ich doch auch die längeren Alusandbleche zum Einstz zu bringen. Mit vereinten Kräften haben wir es irgendwann doch geschafft uns aus dem Morast zu befreien. Jetzt heißt es noch die Sandbleche von diesem schweren klebrigen Batz wieder sauber zu bekommen. Ich erklärte den Männern, ich wollte diese im Meer waschen und da sie mittlerweile so schwer geworden sind, dass sie ein Mann alleine gar nicht mehr tragen konnte, wurde kurzerhand ein Eselgespan geholt.
    Auf dem Weg durchs Dorf, habe ich von den Fischen zwar nichts gesehen, aber von den riesigen, fast Kindskopf grossen Muscheln, deren Fleich in einem 100l Plastikfass, abgedeckt mit einem dreckigem Leinensack in der Hitze gelagert wurde. Ob vielleicht mit Salz einer schnellen Verwesung Einhalt geboten wird, wollte ich dann gar nicht mehr wissen da mein Appetit auf das riesige weiße Muschelfleisch bei dem Anblick verflogen war.
    Mit vereinten Kräften wuschen wir 1 h die Bleche im Meer, was einer reinen Sysifusarbeit gleich kam, der der zähe Lehm klebte an den Platikteilen wie Kaugumni. Am Schluss mussten wir die Hilfe natürlich mit Geschenken und auch Geld begleichen. Dafür hat uns aber der Chef dann persönlich aus dem Morast geleitet
    Das ganze hat uns:
    -10 Zahnbürsten
    -10 Packungen Kaugummi
    - 8 Stck kleine Reiseseifen
    -1 alte Jeans
    - 4 von meinen alten Hemden (die ich genau für solche Zwecke mitgebracht habe)
    -1.500 MAO
    - Und 4 h Zeit gekostet.
    Weiter Richtung Grenze Senegal lag der Parc national du Awling auf der Route. Die Piste durch den Park war ihres Namens nicht würdig. Ein tief zerfurchtes Lehmbett, das aber zwischen zeitlich fest wie Beton ist, mit entsprechenden grossen Schlaglöchern und Querrinnen in denen ein normaler Autoreifen stecken bleibt, umsäumt von links meterhohem Schilf und rechts Brackwasser. Beim Eingang zum Park steht zwar ein grosses Schild in allen Sprachen, dass die 200 MAO für die Durchfahrt hier zu berappen wären, die bei den Wächter lagen jedoch auf der faulen Haut und haben mich mit einem Lächeln weiter gewunken. Bei dem Zustand der Piste wäre es auch keinen müden Cent wert gewesen. Zwei kleine Ansiedlungen, die nur aus wenigen Zelten und Gestellen zum Trocknen der Fische bestanden haben, waren das Highlight der insgesamt 43 Kilometer Holperstrecke. Bei der ersten Fischeransiedlung treffen wir auf einer Gruppe von alten Spaniern auf ihren dicken Enduros. Sie waren für das kalte Wasser, dass wir Ihnen gegeben haben höchst dankbar, machten aber ansonsten einen sehr abgekämpften Eindruck. Wir sollten sie dann später beim Grenzübergang wieder treffen. Eigentlich schon beim Ausgang des Parkes, wo wir wenig von den Vögeln wohl aber von mehreren Rotten von Warzenschweinen zu Gesicht bekommen haben, war doch dennoch der obligatorische Parkeintritt fällig, sogar gegen Quittung. Ein Mauretanier mit seinem Moped fragt nach Benzin, was ich ihm natürlich unter uns bikern nicht abschlagen kann. Also rangiere ich kurzerhand dicht an ein altes Verkehrsschild, um hinten an den Reservekanister zu kommen. Wahrscheinlich hat er aber von den anderen Motorradfahren schon so viel bekommen, dass der eine Liter, den er von mir haben wollte, gar nicht mehr in seinen Tank gepasst hat.
    Die Grenze selbst ist schon sehenswert! Keine Grenze wie man sich sonst vorstellt, sondern eine Zweispurige Überfahrt über einen Damm. Vorne und hinten nur übelste Piste, darum ist hier auch nichts los. Die Grenzformalitäten auf der maurethanischen Seite hatte ich relativ schnell erledigt: Fahrzeuge aus dem Pass austragen, vorher ist natürlich noch die obligatorische Gebühr für das Auto fällig (10 € zahlbar in allen Währungen gegen Quittung). Ich bin ganz stolz, alles so schnell erledigen zu können, zumal im Reiseführer Zeitangaben von 30 Minuten bis zu zwei Tagen zu lesen waren. Weiter ging es dann über den Damm auf die senegalesische Seite. Dort konnten sie aber mit dem neuseeländischen Pass von Julia erst gar nichts anfangen und dann erklärte mir ein sehr selbstbewusster bis fast schon arroganter senigalesisischer Polizeibeamte in guten Englisch, dass für Neuseeländer ein Visum notwendig wäre. Unsere Einwände, es wäre im Internet aber anders gestanden, entgegnete er nur im Internet ständig viele Unwahrheiten. Zumindest brachte er uns wieder zurück zu seinem Kollegen auf der mauretanischen Seite, um ihn zu erklären warum wir schon wieder da sind.
    Das ganze Prozedere beginnt von vorne. Wir brauchen ein neues Visum für Mauretanien, ohne das wir nicht in die 240 Kilometer entfernt die Hauptstadt Nouakchott kommen, um uns dort ein Visum zu holen. Wir sind sichtlich angefressen, versuchen aber dennoch ruhig zu bleiben, da die Beamten ja auch nur ihre Pflicht tun und kurz vor Feierabend allesamt noch relativ freundlich sind. Wir fahren die 43 Kilometer Beton - Schlamm - Dreck Piste im Finstern zurück, obwohl uns der freundliche Zoll Beamte empfiehlt , die gleich 10 Kilometer nach der Grenze kommende Auberge zum Übernachten zu nutzen - es sei gefährlich Nachts zu fahren. Julia drängt zu Eile, die senegalesische Botschaft hat morgen dank Freitag nur bis 12 .00 offen. Endlich an er Hauptstrasse ohne Federbruch oder beim häufigen Verlassen der Hauptpiste, um die etwas schmälere aber offensichtlich bessere Nebenpiste zu nehmen, um zu stürzen angekommen, suchen wir uns einen Platz zum schlafen und beschliessen den Tag einfach zu vergessen Vorher drucken wir aber noch auf unserem Reisedrucker neue fiches aus, da die insgesamt 70 Stück, die ich noch in Marokko kopieren lassen habe nun zu Ende sind und wir morgen bei den Polizeikontrollen nicht noch unnötig Zeit verlieren wollen.
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