• .... Eigentlich ...

    28 Februari 2024, Sierra Leone ⋅ ⛅ 32 °C

    Wir kennen es ja schon, wenn ein Satz mit eigentlich anfängt ...
    Und diesmal kam es richtig Scheiße - der Horror den sich jeder Fernreisende nur in Albträumen ausmalen kann. Ein Unfall! Es stand wieder mal so ein Schrott LKW ohne Warnblinker auf der linken Spur. Rechts war ausnahmsweise mal ein relativ schneller Minibus, so dass ausweichen nicht gleich ging. Also bremsen - aber die Bremswirkung war nur marginal. Pumpen half auch nicht und an den Federspeicher konnte ich in der Hektik nicht mehr denken!
    Ich hoffte noch es könnte unsere massive Stoßstange einiges abfangen, als auch schon die Windschutzscheibe berstet. Der Sattelschlepper hat guienianische Zulassung und ist wie alle hier schon arg ramponiert. Die Polizei will keiner holen und plötzlich taucht der Besitzer des LKWs auf. Ende 50 in traditioneller Kleidung, der mir viel zu viel grinst. Nach kurzer heftiger Diskussion, schlägt er mir vor alles zu vergessen, aber wir brauchen auf alle Fälle einen Polizei und einen Polizeibericht. Gleich schräg gegenüber stehen jede Menge alte LKWs zum ausschlachten oder herrichten. Ich laufe kurz über die zweispurige Schnellstrasse und hole mir den Chef, der inspiziert kurz den Magirus und meint " no Problem!" Wenigstens ein Lichtblick. Ich vereinbare mit ihm, wenn das mit der Polizei geklärt ist, schleppt er uns ab. Zwischenzeitlich ist ein Polizist mit dem Mopedtaxi eingetroffen. Das Moped muss natürlich ich bezahlen. Es reden sechs Leute gleichzeitig auf dem jungen, sichtlich überforderten Polizisten ein und ich erkläre ihm, dass wir nur ein Polizeiprotokoll brauchen und jeder seinen Schaden selber trägt. Also fahren wir mit dem Eigentümer, dem eigentlichen Fahrer, dem Bruder des Fahrers, der wenigstens einigermassen englisch spricht und dem Polizisten mit einem Taxi zur Polizei Station. Dort sitzt ein junger Zivilist, der allerhand in sein großes karriertes Buch schreibt. Auch ihm erkläre ich hundertmal, dass ich einen Polizeibericht brauche, für den Fall, dass wenn wir nicht mehr weiter kommen wir einen Nachweis für das Carnet haben und das es für mich in Ordnung ist, wenn jeder für seinen Schaden selber aufkommt.
    Das Handzeichen dafür ist ja auch international.
    Zwischenzeitlich hat auch Mussa mein Freund von gestern mich per Videoanruf erreicht. Er spricht auch nochmal mit dem jungen Mann und irgend wann mal kommt der Chef der Station, den ich noch mal alles erkläre. Er meinte dann nur, das könne er nicht entscheiden, sondern das müsse der obere Chef entscheiden, ob ich jetzt ein Dokument von der Polizei kriege oder nicht. Langsam dämmerts und ich dränge zurück um die JuSe von der Schnellstraße zu bekommen. Den vollen Föhn bekomme ich, als dieser grinsende Lkw-Besitzer auch noch von mir verlangte ich solle die Taxi Rechnung zur Polizeistation bezahlen.
    Das war zuviel: " I am a guest in your land, and You want me to have respect from the people and the land. BUT EVERYTIME you want to facke me and want only my money! I can not have respect from such people", hab ich ihn angeschrien. Daraufhin lachte der Polizist und auch der der Grinser. Er erklärt mir darauf den Unterschied zwischen "I have to pay" und " I want your money ". Das letztere sei nur ein Versuch, den Afrika ist so arm und Ruropa so reich. Langsam gehen sie mir auf den Senkel,
    Ich gebe ihm 20 Lee den Rest soll er zahlen und schick ihm zum Teufel. Der Polizeichef will mir ein Moped Taxi seine Sohnes organisieren. Das dauert mir aber zu lange, denn es wird langsam dunkel und wir wollen den LKW von der Strasse bekommen. Ich stoppe also ein anderes Mopedtaxi, der Polizeichef handelt noch einen korrekten Preis für mich aus, wobei ich mir sicher war, dass der Typ vorher 20 gesagt hat und der Polizist zu mir sagt: " give him 30".
    Zurück am Unfallort ist zwischenzeitlich der andere LKW schon weg.
    Ich hole den Chef der Garage, der sofort fünf Jungs mit einer schweren Abschleppstange losgeschickt. Diese wird nur notdürftig mit einer Kette an meinem verbogenen Zugmaul befestigt. Ein vorbeifahrender LKW wird kurzerhand gestoppt und die Abschleppstange auf die gleiche Weise an seinem gar nicht vorhandenen hinterenm Zugmaul befestigt. Natürlich ist diese beim ersten anfahren gerissen, den Kupplung kennen die Afrikaner nicht. Also gebe ich Ihnen einen alten kurzen Kurt von mi, r damit klappt's. Zumindest bis zur Abzweigung ,wo wir einen U-turn machen können um zur Werkstatt zu kommen. Der Junge am Steuer, lenkt viel zu stark ein und die Abschleppstange geht an den beiden Ketten Befestigungen quer. Gebremst hat uns wieder nur der LKW vorne. Völlig entnervt schmeisse ich ihn raus und lenke selber, was ohne Motor den der Idiot auch noch abgewürgt hat harte Arbeit ist. In der Werkstatt angekommen, die eigentlich mehr einen Schrottplatz gleich kommt, den ausser eine Hütte mit Blechdach und zwei kleinen Strohhüten, wo die Arbeiter ihr Wasser und ihr Frühstück kaufen können, war da nichts ausser ca 50 alte vornehmlich Mercedes LKW. Die Parkerei war dann so richtig afrikanisch. Gefühlte 25 Mann schieben einen LKW unter lauten " Logo Logo " Rufen über unbefestiges Terrain um in letztlich zwischen zwei weiteren alten Schrott-LKWs zu parken. Als Bremse bei der Schiebaktion dient eine alte Felge, die einfachs vors Rad geschmissen wird.
    Als alles soweit erledigt war, taucht Mussa auf., Den habe ich in der Aufregung ganz vergessen. Ich vereinbare mit ihm, dass er mir evtl. bei den Preisverhandlungen hilft.
    Für heute reichts, wir trinken noch zwei Bier und gehen in die Koje. An Schlaf ist nicht zu denken, die Aufregung steckt noch zu sehr in den Gliedern und die Jungs nebenan Schrauben noch bis weit nach Mitternacht an einem LKW.
    Der Horror hört nicht auf!
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