• The day after

    February 29, 2024 in Sierra Leone ⋅ ⛅ 28 °C

    Nach kurzer Nacht stehen wir um 7 Uhr auf. Die Suche noch einer Toilette unter all den vielen alten LKWs war gar nicht so eng einfach. Ungefähr im Zentrum des ca. 2 Fußballfelder großen Areals ist eine grössere Hütte, offensichtlich eine Art Kantine für die Arbeiter. Dahin führt uns ein Junge und gibt uns auch einen Schlüssel für eine Blechhütte, mit einem einfachen Loch und zwei Auftritten - ein afrikanisches Dixi eben, nur ohne Chemie. Da die Afrikaner nicht vor 9 Uhr anfangen zu arbeiten, habe ich genügend Zeit zu beobachten wie ein afrikanischer Arbeitstag beginnt. Ein paar der jungen Burschen schlafen offensichtlich in den LKWs, die anderen kommen so nach und nach zu Fuss oder mit Moped und kaufen ihr Frühstück an der Strohhütte oder der Kantine. Dann wird noch Wasser aus den kleinen Plastikbeuteln getrunken, der eine oder andere raucht noch eine Zigarette, die hier immer einzeln aus 6er Packungen gekauft werden. Und dann geht's langsam zu Arbeit. Der Chef Oggi kommt erst gegen 10 Uhr, aber dann geht's gleich los. Sechs Mann Schrauben gleichzeitig an der JuSe rum. Die Scheinwerfer baue ich lieber selbst aus, die brauchen wir noch. Dann überlasse ich das Feld den afrikanischen Improvisationskünstlern, die komplett ohne Schlagschrauber oder elektrisches Werkzeug arbeiten. Kurz nach Mittag ist Oggi dann soweit mir einen Preis zu nennen. Ein älterer Herr telefoniert zunächst wegen der Scheibe und schreibt dann alles was Oggi ihm diktiert auf meinen karierten Block:
    -Scheibe 5 Millionen
    - Frame parts 3,5 Millionen
    - body work 1,7 Millionen
    Summa sumarum 10,2 Millionen

    ich rechne kurz und bin dann freudig überrascht
    Keine 500 € mit neuer Scheibe!
    Wir einigen uns auf 10 Millionen gerade aus was dann 412 € entspricht.
    Er meint er braucht 4 Tage, also Sonntag sei er fertig. Das glaube ich zwar noch nicht so ganz aber zumindest hört und schaut das ganze schon wieder viel besser aus. Zu meiner Beruhigung zeigt er mir noch einen fertigen LKW , der einen ähnlichen Frontschaden hatte.
    Julia und ich fahren mit der Husky in die Stadt um uns dort ein Hotelzimmer zu nehmen. Die erste Adresse hat eine deutsche Vorwahlnummer unter der sich ein siera leonisches Nordlicht mit " Moin, Moin" meldet. Nach kurzer Verhandlung mit ihm bezüglich Internet, welches er verspricht bis spätestens morgen zu organisieren, beziehen wir das Zimmer. Jetzt heißt es nur noch 10 Millionen aufzutreiben. Bisher haben wir ja nur Geld getauscht, aber wir wollen unser Bargeld noch nicht alles verbrauchen. Also versucht Julia ihr Glück an der Zentrale UBS Bank, die natürlich wieder mitten in downtown ist. Ich kenne die Strecke durch die belebte Marktstrasse ja nur schon zu gut: Einmal mit dem LKW und zweimal mit der Husky ohne Kupplung. Zu zweit auf der Enduro ist es auch nicht besser und nachdem das Scheiß Ding im ständigen stop and go schon wieder beginnt zu kochen, stellen wir sie kurzerhand am grossen Kreisverkehr bei einem Monoment ab und gehen zu Fuss durch das Gedränge. Noch circa einem Kilometer heisst es rechts abbiegen in eine Seitenstrasse und plötzlich ruft von hinten einer: "Misses Julia", es ist Mussa den ich auch vor vier Tagen ungefähr hier der getroffen habe. Es ist schon verrückt, in einer zwei Millionen Metropole,einen Mann zweimal zu treffen! Er führt uns mit seinem Moped zur Bank - vergeblich die Visa-Karte funktioniert nicht. Auch in der Bank bekommen wir keine vernünftige Auskunft, ausser dass wir zu noch zur anderen Bank gehen sollen, wo aber der Automat gar nicht funktioniert. Schräg gegenüber ist noch eine Bank mit VISA Zeichen. Diesmal probiere ich mein Glück. Ich erkläre der erstbesten jungen Dame mein Problem und sie schickt mich fort zu Maikel, dem jungen Chef der Bank wie es sich später herausstellt. Er hat auch sofort ein Ohr für mich und ich erkläre ihm nur kurz unser Problem und er fragt nur "okay, how much do you want?" Ich hole Julia, da es ja ihre Karte ist über den Hintereingang, da die Bank offiziell schon geschlossen hat. Nach kurzer Verwirrung bezüglich 150.000 und 15 Millionen halten wir zwei dicke Packen frisch gebündelter neuer Geldschrine in der Hand. Als Julia fragte ob sie das alles nachzählen sollte, war Maikel fast beleidigt und deutet nur auf die Bankbanderolen mit Stempel um die einzelnen 100.000 Bündel. Okay, die fünf Prozent Gebühr sind zwar Wucher, aber was soll's. Beim rausgehen wieder über die Hintertreppe, gehen wir von Bergen von Geldscheinen vorbei, die in Kisten gepackt werden - ein Wahnsinn. Zurück durch den Markt gönnen wir uns erstmal ein kaltes Bier. Wie immer, bei einem libanesischen Geschäftsmann, die man hier überall antrifft. Auf dem Weg findet Julia ein Kleid das uns nach mehreren Anproben beiden gefällt. Der Polizist, der immer noch bei meinem Motorrad steht bekommt 5 Lee (=5.000) Trinkgeld und hält uns dafür auch gleich freudig die Absperrung auf und bahnt uns ein Weg über die Kreuzung. Auf der Heimfahrt suchen wir nach einem Restaurant. Bei der ersten Adresse aus dem Internet handelte es sich um eine Art Nacht Club, wo wir wenigstens ein kaltes Bier bekommen. Das zweite Restaurant aus dem Internet ist ein moderner Laden, mit einem freundlichen hilfsbereiten Jungen draußen, der uns freudig empfängt " your bike is save"
    Ich sperre es trotzdem ab. Drinnen sitzen 3 junge Bedienungen gelangweilt rum und zeigen sich auch nicht erfreut über die Arbeit die jetzt auf sie zukommt. Wir bestellen zwei traditionelle Gerichte und 2 Bier und beschliessen damit den Abend.
    Es geht bergauf 👍🙂
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