• Das geht auf keine Kuhhaut

    May 23 in South Africa ⋅ 🌙 10 °C

    Aus dem Versprechen an Julia vom Mittwoch wurde doch nix.
    Zwar sind wir Mittwoch Abend noch mit allen fertig worden, bis auf den neuen Auspuff der immer noch nicht geliefert wurde. Aber es ist zu spät um auf den Bremsenprüfstand zu fahren. Es gibt in Südafrika eine Art TÜV mit einer Waage und einem Bremsenprüfstand, auch für normale PKW! Ich mache mit Billy noch eine Probefahrt innerhalb des riesigen eingezäunten Areals und merke dabei schon, dass Bremsen schon wieder fest sind. Billy entspannt diese auf der Vorderachse etwas, aber bei den nur 12 km Fahrt nach Irene zu unserem Gefängnis zu Julia laufen die vorderen Trommeln immer noch heiß! Ich entspanne die Bremsbacken noch gleich am Abend um morgen bei der Rückfahrt wenigstens keine Probleme mehr zu haben. Die meisten Sachen werden noch an diesen Abend wieder in die JuSe gepackt, der Rest früh am nächsten Morgen. Wir verabschieden uns noch herzlich von Lotta unserer Gastgeberin, die uns die letzten 5 Tage gratis übernachten lässt. Zum Dank dafür hat Julia ihr einen Gutschein für einen day Spa vom nahen Marriot Resort gekauft.
    Beim Wegfahren ist noch alles ok, doch beim ersten Bremsen merke ich schon, dass die Bremsen schon wieder fest gehen! Bei längerer Weiterfahrt wird es zwar etwas besser aber immer noch nicht optimal. Zurück in der Werkstatt mache ich mich mit Billy dem schwarzen Vorarbeiter und Lois dem weißen Mechaniker, der mir immer allerhand Teile und gute Ratschläge zusteckt auf die Fehler suche. Vom Bremspedal geht es über einen Hebel zum Bremsventil, von da aus gehen zwei Leitungen weiter zu wiederum zwei großen Blöcken. Einer für die Vorderachse, einer für die Hinterachse. Bis hierhin alles Druckluft und rein mechanisch. Die beiden Blöcke verteilen dann den Luftdruck jeweils Achsweise Links und rechts zu den Boostern. Alles noch Luftdruck und ohne Steuerung, so jedenfalls nahmen wir an. Von den beiden 4 poligen Steckern unten an den Verteilblöcken haben wir bis dato keine Notiz genommen. In den 4 Boostern wird mittels Luftdruck ein Stößel betätigt, der dann auf die 4 Hauptbremszylinder wirkt. Von hier geht's dann Hydraulisch mittels Bremsflüssigkeit zu den 4 Rädern weiter. Jedes Rad ein separater Kreis! Wally wird kurz zur Fehlersuche hinzu gezogen. Er meint es gäbe drei Möglichkeiten. das Bremsventil, die Hauptbremszylinder oder die Bremszylinder.
    Bremszylinder sind alle i.O, haben wir doch gestern erst den hinten rechts noch ausgetauscht. Wäre das Bremsventil nicht iO, dann müssten nicht nur die vorderen Bremsen fest sein sondern auch die hinteren, so meine Schlussfolgerung. Später erst lerne ich, dass die Bremsen 60-70% auf die Vorderachse der Rest auf die Hinterachse geht. Also erst mal beide vorderen Hauptbremsventile ausbauen und überprüfen. Alles ok und leichtgängig!? Alles wieder Zusammenbauen und dann doch das erste Bremsventil überprüfen. Billy meint es sei auch hier alle ok, übersieht aber dass ständig auch bei nicht gedrückten Bremspedal etwas Luft über das Ventil entweicht. Erst nach mehrmaligen Probieren und Nachdenken, was die letzte 14 Tage geändert worden ist komme ich auf den Fehler: Neue Federpakete, machen ihn etwas höher, aber es gibt offensichtlich kein Lastverteilungsgestänge wie sonst üblich, dass man nachstellen muss. Die elektrischen Arbeiten an der Flammstartanlage und an der Anzeige für den Sperre der Hinterachse könne ebenso wenig was damit zu tun haben, wie der neue Lenkkopfträger vorne links. Aber das Führerhaus wurde auch wieder gerade gerichtet! Bingo, der Weg für das Bremspedal hat sich dadurch verändert und mit der geraden Kabine drückt das Gestänge nur ein klein bisschen auf das Bremsventil, was ausreicht etwas Luftdruck frei zu geben, wie bei einer ganz sanften Bremsung. Somit wird aber auch der Weg zur Entlastung des Systems, bei geöffneter Bremse nie freigeben und es steht ständig etwas Luftdruck an und die Bremsbacken können nicht zurück! Und wegen der 70 / 30 Verteilung merkt man das nicht auf der Hinterachse. Woher die 70/30 kommen mache ich mir hier noch keine Gedanken, vielleicht ist das Bremsventil hydraulisch so abgeglichen? OK Problem gefunden und Billy rückt plötzlich damit raus, dass die Tage vorher auch die Bremsleuchte immer aufgeleuchtet hat und deshalb am Montag auch die Batterie völlig entladen war, so dass sie fremdstarten mussten. So gibt alles einen Sinn. Wir Verkürzen den Weg des Bremsgestänges und alle funktioniert wieder. Der Auspuff kommt auch noch an und wird auch noch mit etwas Anpassung Arbeiten eingebaut. Für den Bremsenprüfstand ist es aber wieder zu spät, also übernachten wir kurzerhand auf dem Gelände um am nächsten Tag sofort zum Test zu fahren. Wir stehen um 7.00 Uhr auf nachdem Julia und ich uns abwechselnd mit Hustenwägen des seit Tagen bei mir anhaltenden Schnupfen geweckt haben. Aber seit 16 Nächte das erste Mal wieder im eigenen Bett macht das ganze viel erträglicher. Nach einem Fotoshooting in der Morgensonne von den ganzen Schätzen auf dem riesigen Platz, der nächste Schreck: Unsere JuSe springt nicht mehr an, kein Strom mehr - alles Tod. Est ist schnell Fremdgestartet und ich beschließe erst mal mit Billy zum Bremsentest zu fahren, bevor wir uns über das Elektroproblem her zu machen. Dort lassen wir uns auch gleich mal wiegen. 3400 kg auf der Vorderachse bei 3500 kg zulässig sind ok. Hinten aber 5000 kg bei zulässigen 4500 erscheinen dem Prüfmenschen zu hoch. Mir nicht, wohl wissend, dass zu Vollbeladung noch 100 l Wasser und ca. 220l Diesel nebst zwei Passagieren (Gewichtsangaben hat Julia hierzu gelöscht) fehlen. Summa Sumarum 8,8Tonnnen sind exakt 10% Übergewicht, dass ist selbst in Deutschland noch zulässig- glaube ich!
    Bei ersten Bremsentest ist zwischen Vorne links und rechts ein zu großer Unterschied, Hinten wenig Bremsleistung Handbremse OK. Billy und ich stellen das im Handbuch als Lüfterspiel beschriebenen Abstand zwischen Bremstrommel und Bremsbacken nach. Geht nur mit Gefühl, weil die Inspektionsöffnugen geben dazu nicht wirklich Einblick. Beim zweiten Test passt es Vorne einigermaßen, aber hinten rechts ist fast keine Bremswirkung mehr. Ich ordne an zurück zu Werkstatt. Entlüften am Hauptbremszylinder scheitert schon mal, es kommt keine Bremsflüssigkeit. Hauptbremszylinder defekt? Ausgerechnet der für das hintere rechte Rad liegt natürlich ganz hinten und ist ganz schwer erreichbar. Währen Billy und Louis mit Hilfe eine jungen geschickten weißen Mechaniker den Hauptbremszylinder tauschen und den letzten der beiden letztes Jahr in SA gekauften neuen Zylinder dafür einbauen, mache ich mich mit einem Elektriker über unser Elektroproblem her. Zunächst schalten wir alle möglichen Verbraucher aus. Er klemmt dann das Hauptmassekabel von der Batterie ab und hält es wieder dran. Ein Kleiner Funke beweist, dass immer noch Strom fliest. Ich schließe noch den Schalter zur Winde, überprüfe die Notverbindung zu den Bordbatterien, es ändert sich aber nichts. Der Elektriker meint nur noch es sei das beste Abends einfach den Hauptmasse Schalter der Batterien zu trennen um sicher zu gehen. da der Abbau der Batterieabdeckung ohnehin immer ein fürchterliches gefimmle ist, schneide ich eine Öffnung hinein, so groß dass ich von außen den Trennschalter drehen kann. Kantenschutzband ist im großen Schrotthaufen in der Sammelhalle auch schnell gefunden - fertig!
    Zwischenzeitlich sind die drei anderen auch fertig mit dem neuen Hauptbremsventil, aber ohne Erfolg. Es kommt wieder kein Bremsflüssigkeit aus der Entlüftung beim Hauptbremsventil. Auch Fremddrucklufteinspeisung hilft nichts. Voller Verzweiflung meint Billy ich solle selber fühlen, dass nur ganz wenig Luftdruck aus dem Verteilerventil zu den beiden hinter Boostern kommt. Ich verbrenne mir dabei fast die Fingern! Warum ist dieses heiß und das Verteilerventil für die Vorderachse kalt. Am Luftdruck kann das nicht liegen. Es schießt mir wie Blitz durch das mit dem andauernden Schnupfen leicht vernebelte Hirn: Strom!!!!! Batterie tod!! Kurzschluß!!! That`s it!!
    Der Elektriker nimmt den 4 poligen Schraubstecker der jeweils unten an den beiden Luftverteilerventilen zu den Boostern für Vorder- und Hinterachse angesteckt ist auseinander. Bereits beim ersten Anfassen funkt es daraus und tatsächlich sind zwei Kabel darin abgerissen. Nicht wissend, was die Elektro Anschlüsse eigentlich wirklich bewirken, sind die Jungs schwer beindruckt von der Logik und machen sich trotz schon längst Feierabend daran alles schnellstens zu reparieren und wieder zusammen zu bauen. Stolz auf meine Kombinationsgabe, ärgere ich mich auch gar nicht darüber, den Batteriekasten umsonst ausgeschnitten zu haben. Jetzt nicht wie weg. Keine Zeit mehr für Bremsenprüfstand. Ich mach das wieder wie immer, fahren Hand auf Trommel und schauen ob sie heiß werden und ggf. nachstellen. Wally ist zwar nicht glücklich darüber, stimmt aber angesichts der Zeit zu. Es ist schon 16.00 und es sind eigentlich schon alle seit 2 1/2 Stunden im Feierabend. Als Auflage ordnet er aber an, dass Billy im Pick up bis Benoni unserem Ziel für heute mitfahren muss, für den Fall dass etwas passiert. Nach 25 km bleib ich stehen, überprüfe die Temperatur der Bremstrommeln und schicke Billy nach Hause.
    Erst als ich die Zeilen schreibe kapier ich alle Zusammenhänge. Unser aufwendiges 4 Kreis Bremssystem hat ein ABS. Darum die beiden großen Verteilventile für Vorder- und Hinterachse, die über das ABS Radweise angesteuert werden. Und darum auch kein Lastverteilungsgestänge. Und bei dem ständigen Aus- und Einbau der Hauptbremsventile sind sie Jungs den Steckern etwas zu sehr auf die Pelle gerückt. Der Kurzschluss hat einerseits die Batterie entleert und andererseits dafür gesorgt, dass der Kreis für das Rad hinten rechts nicht freigegeben wurde!
    !!!!AGAIN WHAT LEARNED!!!
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