Satellite
Show on map
  • Besuch von Freunden

    August 5, 2005 in France ⋅ ☁️ 21 °C

    Am Morgen schalte ich mein Handy ein und uns fährt der Schreck in die Glieder: Eine SMS von lieben Freunden verkündet, dass sie uns ausgerechnet heute besuchen wollen. Ausgerechnet heute, wo wir im falschen Canal stecken und erst mal wieder den Weg finden müssen (Was da alles auf uns wartet, wissen wir zum Glück noch nicht!). Wir rufen zurück und vereinbaren, dass sie sich melden, wenn sie in Metz sind, damit wir ihnen den weiteren Weg beschreiben können. Jetzt ist Eile angesagt. Wir müssen zurück zur richtigen Abzweigung, aber wir haben keine Karte, wissen nicht, wann dort das nächste Dorf oder eine Anlegemöglichkeit kommt und wie alles heißt.
    Wir biegen ab in den Seitenkanal von Nancy und nun folgt Schleuse auf Schleuse in kürzestem Abstand – ca. 15 bergauf und fünf bergab, keine Zeit, kein Platz für Pausen, es bleibt nicht mal Zeit, in einen Apfel zu beißen. Unser Schleusenmanöver ist mittlerweile gut eingespielt: Der Kapitän steuert das Boot hinein, ich ergreife sogleich die steile Leiter, egal ob sie wackelt, klettere hinauf, lege die Vor- und die Mittelleine oben um Poller, hebe die blaue Stange, um den Schleusungsvorgang zu starten und klettere wieder hinunter, um meinen Platz an der Vorleine einzunehmen. Zwanzigmal so an diesem Tag.
    Es sind sehr enge, kurze Schleusen mit viel Sprudelwasser, und es kommt vor lauter Stress tatsächlich einmal zu beidseitigen Schnauzereien. Motzitrose bzw. Schnauzitän bleibt danach noch lange als Spitzname jeweils erhalten.
    Neue SMS: H&G sind bei Nancy, wie sollen sie weiter fahren? Wir haben keine Zeit zu antworten, die nächste Schleuse ist schon offen. Das Handy klingelt wieder und die Bekannten bekommen die kurze Anweisung, sie sollen in Richtung Vittel fahren und dann nach Messein (das hätte für uns »zurück« bedeutet, aber das war uns zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst).
    An einer der vielen Schleusen frage ich einen Spaziergänger, wie denn der nächste Ort heißt und bekomme sogar Auskunft – da ruft es von der Schleuse herunter: »Hallo, hallo«, und oben stehen H&G.
    Zufällig waren sie an dem Anleger im nächsten Ort gelandet und hatten dort von einem belgischen Bootsbesitzer Auskunft bekommen. Nun noch drei Schleusen abwärts (es dauert immerhin eine Stunde) und drei Kilometer weiter – da ist der Anleger von Richardménil (Lady Marise ist auch schon da!) und H&G kommen an Bord und packen ihre Mitbringsel aus. Nun steigt eine Bordparty, die sich sehen lassen kann mit leckerem Essen und viel Erzählen. Als es zu regnen beginnt, geht es in unserer gemütlichen Kajüte weiter. Viel später – die beiden Gäste sind schon wieder auf dem Heimweg – wandern wir noch ins Dorf und genießen weiter Wein, Café und Eis.
    Read more