• Malaga

    August 19, 2007 in Spain ⋅ 🌙 25 °C

    Heute blieb das Meer den ganzen Tag über spiegelglatt, kein Tier wellt, kein Geschwabbel stört und wir fahren unter Motor.
    Von den Fischen: Im Hafen stehen sie in Scharen unter dem Schiff, kleine, noch kleinere, große. Sie wedeln sanft mit den Flossen, und wenn Frühstückskrümel zwischen den Planken unseres Achterdecks hindurchrieseln, sind sie gleich zur Stelle.
    Auch über die Flugkünste der Möwen gibt es zu berichten, wie sie flach übers Wasser streichen, mit den Flügeln fast eintauchen, aber genau bemessen, und dann auf der Oberfläche landen. Wie sie stundenlang auf den Wellen schaukeln und in Scharen bei den Fischern lauern, ob es nichts geschenkt gibt. Und wie sie noch im stärksten Wind gelassen gegenan schweben und mit energischem Kopfdrehen nach Beute äugen.
    Wir tuckern an der Costa del Sol entlang: Ab Punta de la Mola ein einziger Badestrand, bunte Sonnenschirme dicht an dicht, Menschen, Menschen. Und darüberhin fliegen die kleinen Flugzeuge mit den Werbe-Transparenten, zu zweit, zu dritt kurven sie immer wieder im Tiefflug an den Stränden vorbei.
    Die beeindruckend hohen Berge der Sierra Alhama ziehen sich bis zur Küste hin; der Monte Maroma ist mit über 2000 m die höchste Erhebung. Und wir sehen Städte, die sich erfreulich bunt an den Hängen hinauf ziehen, fast ohne Hochhäuser, so dass man von See aus die Kirche erkennen kann.
    Während ich den motorenden Katamaran steuere – eigentlich muss es heißen, Wache sitze, denn er läuft mit dem Autopiloten – gerate ich ins Denken. Plötzlich schrecke ich auf: ein Schwabbel, eine dreieckige Rückenflosse, noch eine, glänzende Leiber, vier Delphine umkreisen spielerisch das Boot, tauchen darunter hindurch, springen minutenlang vor den Bügen. Jóia ist ganz aufgeregt, bellt die unbekannten Tiere an. Und der eine Delphin scheint zu antworten, beim Auftauchen gibt er Grunzlaute von sich, die ähnlich einem Bellen klingen. Und schon ziehen sie weiter.
    Nach vielen Stunden Fahrt erreichen wir gegen halbsieben müde den angestrebten Hafen El Candado und biegen in die enge Einfahrt ein. Käpt’n Fidel funkt den Marinero an und sogleich bellt es in barschem Ton aus dem Lautsprecher zurück, sinngemäß: Um Gotteswillen, bloß nicht, zurück zurück, todo completo, alles voll.
    Also weiter. Vor uns in einer Dunstglocke liegt Malaga, und je näher wir herankommen, desto undurchdringlicher scheint der Dunst, den die Schnellboote und Wassermotorräder noch mit ihrem Gestank anreichern. Die Luft scheint zu dick zum Atmen, vor unseren Bügen tauchen Scharen von Fischen auf, die die Köpfe aus dem Wasser recken, als schnappten sie nach Luft. Dort hinten erscheinen schemenhaft die Hafenkräne von Malaga, dort müssen wir hin.
    Eine weitere Stunde und wir fahren in den Industriehafen ein, links wird gerade ein riesiges Containerschiff beladen. Wir fahren hindurch bis zur Marina, die für eine solch große Stadt erschreckend klein ist, und als wir einfahren wollen, taucht schon ein Marinero auf und macht energisch abwehrende Handbewegungen: alles voll, weg hier!
    Es ist mittlerweile fast acht Uhr, wir sind hundemüde nach dem langen heißen Tag, aber das interessiert hier niemanden. Der Marinero weist uns in eine Richtung weiter hinten im Hafen, wo anlegen offenbar möglich ist. Dort finden wir Yachten an einer Kaimauer und freie Plätze und machen fest.
    Endlich darf der Hund von Bord und dringende Geschäfte erledigen, aber o Schreck: Dieser Platz ist durch eine code-gesicherte Tür abgesperrt, man kann zwar hinaus, aber nicht wieder herein. Also steht der Käpt’n Wache, während Jóia »muss«. Als wir zum Boot zurückkommen, fahren bereits zwei Polizeiautos vor.
    »Ist das Ihr Boot?« – »Ja.« – »Hier darf man nicht anlegen, das ist ein Industriehafen, hier kann man nicht … Wenn Sie unbedingt hier übernachten wollen: Dort drüben ist eine Mauer, da können Sie festmachen.« – »Okay.« Und wir machen uns bereit, loszuwerfen. Aber Halt:
    »Wie lang ist das Boot, wie breit ist das Boot, da gibt es Tarife, Moment mal. Und bis morgen früh, also bis 12 Uhr nachts ist es ein Tag, und von 12 Uhr nachts bis am Morgen ist es ein zweiter Tag; Sie müssen also für zwei Tage bezahlen.«
    Dann ruft der »nette« Polizist bei seinem Vorgesetzten an und erfragt in einem stundenlangen Palaver, wie hoch denn nun der Preis sei, für das Liegen an einer Mauer ohne jeglichen Service für zwei Tage, weil aus eins mach zwei. Wir stehen dabei, sind müde, haben Hunger. Endlich teilt er uns den Preis mit: 58 Euro! Für nichts außer einer Erlaubnis!
    Käpt’n Fidel sagt nur knapp: »Nein, wir fahren wieder.« Wir machen quasi auf dem Sandalenabsatz kehrt, werfen die Leinen los und lassen die verdutzten Polizisten stehen. Nichts wie raus aus diesem stinkenden Hafen! Malaga, du schöne Stadt, du kannst uns mal, wir fahren raus, um die Ecke, dort finden wir eine kleine Badebucht, der Anker rauscht aus und fertig. Ankersuppe und gute Nacht.
    Nachtrag zu Jóia: Wenn wir in einen Hafen einlaufen, ist die Freude immer riesengroß: Aha, jetzt gleich geht es an Land, hurra! Laufen, die Beine vertreten, schnüffeln etc. Wenn wir ankern und beginnen, das Schlauchboot zum Einsatz fertigzumachen, freut sie sich auch: Gleich ist Strand dran, rumtoben, Wasser … All das gab es aber an diesem Abend nicht. Es war schon dunkel, zu spät, wir waren zu müde. Und unser lieber braver Hund beruhigt sich wieder, legt sich uns zu Füßen, seufzt einmal und ist doch zufrieden.
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